12. Kapitel
Weihnachten mit ihrer Großmutter war wundervoll. Tia genoss die Ruhe und die Zeit, die sie hatte, um zu zeichnen und auch einmal malen. In Hogwarts hatte sie selten genug Zeit, um wirklich mit dem Malen zu beginnen und selbst dann, war sie sich nie sicher, ob es wirklich eine gute Idee war, im Schlafsaal der Mädchen zu Malen und vielleicht den ganzen Boden voll zu kleckern, also hatte sie es bis jetzt gelassen. Zu Hause in ihrem Zimmer, wo sowieso schon alles voller Farbe war, kümmerte es sie nicht, ob ein Fleck mehr oder weniger auf den Boden tropfte.
Zu Weihnachten bekam sie neue Kohlestifte, neue Farben mit Pinsel, aber auch warme Kleidung, da Tia in einem Brief geschrieben hatte, wie kalt es im Schloss auch werden konnte.
Dazu noch eine Menge Schokolade und nicht nur von ihrer Großmutter, sondern auch von Katie und Leanne, die sofort verstanden hatten, dass Tia mit Schokolade immer zufrieden war. Tia hatte auch verschiedene Sorten Schokolade an ihre Freundinnen geschickt und noch einige Stangen Lakritze für Katie dazugelegt, nachdem ihre Freundin so dafür schwärmte.
Zu Hause genoss Tia auch das Essen, das einfach am besten schmeckte, egal, wie viel Paella es zu Festessen auch gab und sie genoss jeden Tag eine perfekte, heiße Tasse Kakao mit Chili, wie ihre Oma es immer machte.
Viel zu schnell, wie ihr vorkam vergingen die Ferien und es kam die Zeit, zurück nach Hogwarts zu reisen.
Sobald sie mit ihrem Gepäck die Große Halle betrat, stürmte auch schon ein kleiner Wirbelwind auf sie zu.
„Tia!", rief Katie begeistert, sobald sie ihre Freundin erblickte, „Ich habe dich so vermisst!"
Tia bereitete sich zwar auf den Aufprall vor, aber dennoch drückte Katie ihr die Luft aus den Lungen.
„Ich freu mich auch, dich zu sehen", keuchte Tia, „Aber ich bekomme keine Luft."
Katie ließ keine Sekunde aus und erzählte ganz genau, was sie in den Ferien alles erlebt hatte. Sie erzählte, dass sie mit ihrem Vater Quidditch gespielt hatte und versicherte ihr, dass sie sich jetzt sicher war, dass sie dem Quidditchteam beitreten wollte und Leanne erzählte von dem neuen Kleid, das sie zu Weihnachten bekommen hatte.
Irgendwann aber wollte Tia ein wenig Ruhe genießen und setzte sich mit ihrem Skizzenblock und einer heißen Tasse Kakao in den Gemeinschaftsraum, der bis jetzt noch nicht allzu voll war.
Sie zeichnete den Gemeinschaftsraum selbst ab mit all seinen Sesseln und herumliegenden Hausaufgaben, Büchern und Pergamenten, als sich jemand in den Sessel ihr gegenübersetzte.
Zuerst beachtete sie denjenigen gar nicht, aber irgendwann wurde das Gefühl, angestarrt zu werden zu viel und sie sah von ihrer Arbeit auf.
„Hallo, George", begrüßte sie ihn kurz, bevor sie den Blick wieder senkte.
George sagte zuerst einmal gar nichts, verwundert, dass sie ihn begrüßt hatte, bevor er herausbrachte: „Hallo. Was machst du da?"
„Die Weltherrschaft an mich reißen – und das alles von einem Sessel aus", seufzte Tia, die solche offensichtlichen Fragen hasste. Wonach sah es denn aus? Stricken tat sie eindeutig nicht.
„Du zeichnest, ich verstehe", grinste George, der ihren Sarkasmus verstanden hatte, „Und du zeichnest... den Gemeinschaftsraum?"
„Meine Großmutter will, dass ich alles zeichne, damit sie es auch sehen kann", erklärte Tia, ohne aufzusehen, „Außerdem ist es ein wenig laut geworden, nachdem die anderen so viel zu erzählen haben. Ich bin noch nicht bereit, wieder mit der Schule zu beginnen."
„Du hast also deine Ferien genossen?", schlussfolgerte George, und Tia nickte nur.
Einen Moment war es wieder still. Tia zeichnete und George beobachtete sie dabei, bis Tia es nicht mehr aushielt, den Stift beiseitelegte und George direkt ansah.
„Was willst du?", fragte sie ihn und George war ein wenig mit der Frage überfordert.
„Äh...", stammelte er, „Ursprünglich war ich auf der Suche nach Fred, aber dann habe ich gesehen, dass du allein hier sitzt und ich habe mich gefragt, ob du wohl ein wenig Gesellschaft brauchst und dann habe ich mich hingesetzt und wir haben zu sprechen begonnen... ich denke, das ist der Grund..."
„Du musst dich nicht gezwungen fühlen, mit mir zu reden", schwor Tia, „Wenn du mit Fred irgendetwas ausheckst – ich genieße auch meine Ruhe."
„Ich genieße auch ab und zu meine Ruhe", verteidigte sich George, „Es fehlt eigentlich nur eine Tasse Tee..."
Tia schaute ihn einen Moment nachdenklich an, als würde sie versuchen, ihn zu durchschauen, aber schließlich zuckte sie mit den Schultern.
„Ich habe hier Kakao", bot sie ab, „Du kannst auch einen Schluck haben."
George blinzelte ein paar Mal und irgendwie wurde ihm ein wenig heiß, aber dann nickte er, unfähig, ein Wort zu sprechen und Tia hielt ihm die dampfende Tasse hin.
Er nahm einen Schluck und genoss das heiße Getränk, als er bemerkte, dass es kein normaler Kakao sein konnte.
„Ist der... scharf?", fragte George. Es war keine unangenehme Schärfe – eher ein leichter Akzent, der eigentlich ziemlich gut schmeckte.
„Oh, Entschuldigung, ich hätte dich vorwarnen sollen", meinte Tia schnell und wurde rot, „Meine Großmutter macht ihn nur immer so... es tut mir leid."
„Keine Sorge – es ist nicht so schlimm", winkte George ab, „Was habe ich auch anderes vom Chili-Mädchen erwartet?"
„Ich kann nichts dafür, dass Engländer ihre Gerichte absolut gar nicht würzen", beschwerte Tia sich, „Ich meine... Ja, ich würze wirklich alles mit Chili, aber das bedeutet noch lange nicht, dass in einen ordentlichen Reis eine Spur Schärfe gehört!"
„Du kommst also wirklich aus Spanien?", fragte George schnell, bemerkte aber erst dann, dass es vielleicht ein wenig seltsam herüber kam, wenn er auf einmal solche Fakten von Tia ausplauderte, „Ich... äh... ich habe nur Gerüchte gehört und bis jetzt eigentlich gedacht, sie wären falsch und –"
„Ja", unterbrach Tia ihn, bevor er noch weiter stammeln konnte, „Meine Familie kommt ursprünglich aus Spanien – ich bin in England geboren und aufgewachsen."
„Krass", meinte George beeindruckt, „Ich bin noch in im Ausland gewesen. Mein größerer Bruder arbeitet in Ägypten, aber wir..."
„Wenn es dich irgendwie aufmuntern – ich habe Spanien auch noch nie gesehen", gab Tia zu, „Meine Großmutter erzählt nur immer Geschichten davon."
„Hier bist du ja, George!", Fred kam die Treppen des Schlafsaals hinunter und winkte seinem Zwilling, sobald er ihn erblickte, „Ich habe die Stinkbomben gefunden! Wir können loslegen!"
„Ich komme!", rief George zurück und wandte sich dann an Tia, „Danke für den Kakao. Wir sehen uns."
Er sprang auf und ließ Tia wieder allein mit ihrer Zeichnung, aber lange blieb sie nicht einsam, denn plötzlich setzte sich jemand anderer auf den Platz, auf den gerade noch George gesessen hatte.
Tia sah auf und sah den verwirrten, aber gleichzeitig amüsierten Blick von Leanne.
„Ja?", fragte Tia, die den Blick genau kannte und wusste, dass Leanne etwas sagen wollte, „Was ist?"
„War das gerade George Weasley, der sich mit dir unterhalten hat?", fragte Leanne und zuckte mit den Augenbrauen.
„Geht es dir gut, Leanne? Deine Augenbrauen zucken so seltsam", bemerkte Tia und widmete sich wieder ihrer Zeichnung des Gemeinschaftsraumes.
„Jetzt lenk nicht vom Thema ab! Ich habe gedacht, ihr wärt Erzfeinde!", äußerte sich Leanne etwas laut, aber Tia war noch ganz entspannt.
„Nein, anscheinend nicht. Er ist eigentlich ganz ok", winkte Tia ab, „Er kann sehr ruhig sein, wenn er will."
„Aber es war George, oder?", hinterfragte Leanne noch einmal zur Sicherheit, „Ich kann die beiden kaum unterscheiden. Ich habe einfach nur vermutet, dass es George ist – es hätte auch Fred sein können."
„Soweit ich weiß, ist es George gewesen", überlegte Tia, „Sie sehen sich ähnlich, aber es gibt schon Unterschiede. Vielleicht bilde ich es mir auch nur ein, dass ich sie durchschaut habe und eigentlich verwechsle ich sie die ganze Zeit."
„Hör auf, abzulenken – du weißt, ich stehe auf Drama! Was hat er gesagt?", befragte Leanne ihre Freundin und rutschte so weit nach vorne auf dem Sessel, wie möglich war.
„Keine Ahnung – wir haben nur gesprochen. Warum ist das so wichtig?", Tia verstand nicht wirklich, was ihre Freundin auf einmal hatte – sie sprach häufig mit Leuten und bis jetzt hatte Leanne noch nie so reagiert.
„Ich verstehe", Leanne zuckte wieder mit ihren Augenbrauen, stand auf und grinste Tia wissend an, bevor sie die Treppen zum Mädchenschlafsaal hinaufrannte.
Tia saß noch einen Moment verwirrt da, bevor sie den Kopf schüttelte und sich wieder dem Zeichnen widmete. Manchmal waren die Leute schon seltsam und da wünschte sie sich, Gedanken lesen zu können, um zu wissen, was die Leute aussagen wollten. Warum mussten immer alle in Rätseln sprechen?
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