117. Kapitel

„Hey!", Tia beeilte sich, zu Harry und Hermine zu kommen, die wohl gerade vom Mittagessen aus der Großen Halle kamen.

„Hey Tia", begrüßte er sie freundlich und sogar Hermine, die bei ihm war lächelte Tia freundlich an.

Beinahe wäre Tia einfach an ihnen vorbeigegangen, aber dann erinnerte sie sich an das Abendessen, das an diesem Abend in Slughorns Büro stattfinden sollte.

„Oh, Harry!", rief sie ihm noch hinterher und er blieb tatsächlich stehen, als sie die letzten Schritte zu ihm zurückging, „Ich wollte dich noch fragen, ob Professor Slughorn dich auch zu... einem... Essen heute eingeladen hat?"

„Bist du auch eingeladen?", fragte Harry, aber er wirkte nicht überrascht, sondern eher höflich interessiert.

„Leider", seufzte Tia, „Ich hasse es, neue Leute kennenzulernen. Wäre nett, wenn noch jemand hier wäre, den ich kenne."

„Ich komme nicht – ich muss bei Snape nachsitzen", entschuldigte sich Harry, aber er sah nicht sonderlich enttäuscht darüber aus, „Aber... Hermine hier geht, oder? Und ich glaube, Ginny wird auch dort sein."

„Oh", Tia lächelte zufrieden, „Wenigstens kenne ich irgendjemanden dort. Wir sehen uns!"

Sie winkte den beiden, um einfach leise summend wegzugehen.

Harry und Hermine blieben noch einen Moment stehen – hauptsächlich, weil Harry in Gedanken versunken war und noch nicht bei der Sache.

„Was ist, wenn Tia der Halbblutprinz ist?", fragte Harry Hermine nachdenklich.

Der Halbblutprinz – Harry hatte dieses Jahr ein altes Schulbuch von ihm erhalten und es war wohl eines der besten Dinge gewesen, die dieses Jahr passiert waren. Nicht nur standen eine Menge Tipps für Zaubertränke darin, sondern auch einige andere interessante Zauber.

„Tia?", fragte Hermine nicht überzeugt, „Ich bezweifle es."

„Hör mal, Hermine, Tia ist wirklich gut in Zaubertränke, das kannst nicht einmal du abstreiten", argumentierte Harry frustriert, weil er mitbekommen hatte, dass Hermine bisher kein großer Fan von Tia gewesen war, obwohl es sich wohl ein bisschen zwischen ihnen beruhigt hatte.

„Das ist es nicht", widersprach Hermine, „Aber... Snape hat nie Bücher benutzt – woher sollte Tia es haben? Außerdem ist es ein bisschen zu alt, sie hätte es letztes Jahr erst gehabt oder es vielleicht sogar noch dieses Jahr benutzt, immerhin benutzen die Siebtklässler ebenfalls dieses Buch, weil es alle Tränke für die UTZs abdeckt."

Harry nickte leicht enttäuscht – Hermine hatte Recht.

„Und...", Hermine zögerte, „Ich glaube auch nicht, dass sie diese Zauber erfunden hat."

Selbst Harry konnte nicht widersprechen, dass Tia nicht sonderlich gut im Zaubern war – das hatte er letztes Jahr bei der DA gemerkt.

„Stimmt", gab Harry zu, „Aber vielleicht findest du heute Abend noch etwas heraus."



Tia hatte nicht einmal gewusst, was sie anziehen sollte, also hatte sie sich letztendlich ziemlich neutral angezogen.

Trotzdem nervös eilte sie zu Professor Slughorns Büro um kurz vor acht – sie wollte nicht zu früh kommen, aber gleichzeitig auch nicht zu spät.

Schüchtern klopfte sie an der Tür und trat hinein, nur um zu sehen, dass wohl schon einige andere dort waren.

„Tara!", rief Slughorn erfreut und stand von seinem Stuhl auf. Er und die Schüler, die er auserwählt hatte, saßen um einen runden Tisch herum und einige Snack standen schon auf dem Tisch, aber es sah nicht so aus, als würden sich die meisten Schüler wohl genug fühlen, um davon zu essen. „Nicht so schüchtern, kommen Sie doch herein!", bat Slughorn sie und schüttelte ihr die Hand, „Ich freue mich, dass Sie doch noch gekommen sind."

„Ich kann es mir ja einmal ansehen, oder?", bemerkte Tia unsicher und sah sich um, ob noch jemand da war, den sie kannte und tatsächlich fiel ihr Blick auf Ginny Weasley, die ihr nervös zulächelte. Sie formte stumm mit ihren Lippen das Wort Hilfe und deutete auf den leeren Platz neben sich – offenbar sollte Tia sich dorthin setzen.

„Setzen Sie sich, Tara", bat Slughorn sie, „Fühlen Sie sich wie zu Hause."

Tia bezweifelte, dass er es wörtlich meinte – zu Hause hätte sie sich vermutlich bei so vielen Gästen in ihrem Zimmer versteckt.

Aber Tia redete sich ein, dass sie nicht umsonst in Gryffindor war und schritt mutig um den Tisch herum zu Ginnys Platz und sie hatte das Gefühl, als würde jeder sie beobachten, aber sie erwiderte keiner der Blicke.

„Hey Tia", begrüßte Ginny sie gequält lächelnd, „Du auch hier?"

„Ah, ihr kennt euch also schon?", bemerkte Slughorn zufrieden, dass zwei seiner Schüler sich wohl schon kannten.

„Ja?", Tia sah hilfesuchend zu Ginny, die aber nur das Gesicht verzog, „Also... ich bin mit ihrem Bruder zusammen."

Vielleicht kam es Tia nur so vor, aber sie meinte, einen anderen männlichen Schüler am Tisch zusammensacken zu sehen, aber vermutlich hatte sie sich geirrt.

„Ah, ja, so lernt man Leute kennen", stimmte Slughorn ihnen zu und sah so aus, als würde er diese Information speichern.

Bevor er weitere Fragen über Tias Beziehung stellen konnte, klopfte es zum Glück und wohl die letzte Person – weil nur noch ein Stuhl nicht besetzt war – kam in den Raum – Hermine Granger.

Ihr Blick huschten ebenfalls zuerst zu den anderen Anwesenden, bevor sie von Slughorn, der wieder aufgestanden war, begrüßt wurde.

„Hermine Granger, welche eine Freude! Kommen Sie herein, jetzt sind wir komplett."

Hermine beeilte sich schnell auf Ginnys andere Seite zu kommen und setzte sich auf den letzten leeren Stuhl.

Slughorn setzte sich und sah sich zufrieden in der Runde um. „Nun, da wir alle versammelt sind, können wir ja mit unserem Mahl beginnen." Er schwang seinen Zauberstab in der Luft und plötzlich erschienen auf dem runden Tisch viele Speisen, die bestimmt mehr als nur ein „Imbiss" waren.

„Ich hoffe, es ist für jeden von Ihnen etwas dabei", meinte Slughorn und nahm sich als erstes vom Kartoffelsalat.

Nur zögerlich langten auch die anderen zu, wobei Cormac McLaggen, ein Junge in Tias Klasse keinerlei Scheu zu zeigen schien und seinen Teller mit allerlei Speisen belud.

Tia nahm sich ein wenig Salat und schenkte sich Kürbissaft ein.

„Irgendjemand Wein?", fragte Slughorn in die Runde, als er seinen eigenen Krug gefüllt hatte.

„Gerne, Professor", natürlich war es Cormac, der dieses Angebot sofort annahm.

„Ein gutes Mahl ist erst komplett mit einem ausgezeichneten Wein", bestimmte Slughorn, während er Cormac einschenkte, „Sie auch, Tara?"

„Oh, nein danke, ich glaube, ich bleibe lieber bei Kürbissaft", lehnte sie höflich ab.

„Nun", Slughorn sah in die Runde, „Wo fange ich an? Miss Granger? Ich habe von anderen Professoren gehört, dass Sie eine vielversprechende Laufbahn vor sich haben."

„Haben Sie das?", Hermine wurde etwas rot.

„Oh ja, Sie haben wirklich ausgezeichnete Noten und sind fleißig – so kommt man weit im Leben", versicherte Slughorn ihr.

„Das hoffe ich doch, Sir", meinte Hermine leise, noch immer rot im Gesicht.

„Und Ihre Eltern sind Muggel?", hinterfragte Slughorn weiter und Tia sah, wie ein Slytherin-Junge verächtlich die Nase rümpfte – sie fand ihn sofort unsympathisch, aber vielleicht hatte auch nur in diesem Moment seine Nase gejuckt. Tia wollte nicht zu schnell jemanden verurteilen.

„Ja, sie sind... Zahnärzte", bemerkte Hermine leise, aber noch hörbar.

„Wissen Sie, ich selbst habe schon viele begabte Muggelgeborene wie Sie unterrichtet", bemerkte Slughorn und Hermine und Tia verzogen die Gesichter, „und trotzdem finde es doch immer wieder erstaunlich, wie begabt sie sein können, obwohl sie ihr Leben lang zuvor nichts von Magie gewusst haben, oder?"

„Das finde ich nicht", bemerkte Tia, nachdem Hermine nicht so aussah, als würde sie ein Wort herausbringen und Tia war sich auch nicht wirklich sicher, woher sie den Mut nahm, das zu sagen, aber immer wenn es um Muggelgeborene und Halbblüter ging, wehrte sie sich immer gerne.

„Natürlich, natürlich", versicherte Slughorn ihr schnell, „Das zeigt doch nur, dass man magische Talente eben nicht immer von talentierten Eltern erbt, oder?"

Tia dachte an ihren eigenen Vater – Remus, der ausgezeichnet in Verteidigung gegen die dunklen Künste war, während sie selbst absolut miserabel darin war und nicht einmal die UTZ-Kurse besuchen konnte.

„Wie sieht es bei Ihnen aus, Tara", fragte Slughorn nun sie und Tia bereute schon, ihn auf sich aufmerksam gemacht zu haben, aber jetzt war es wohl zu spät dafür, „Bei Ihrem Talent für Zaubertränke müssen Sie doch einen Zaubertrankmeister in der Familie haben, oder nicht?"

„Nicht wirklich." Tias Antwort war kurz und wohl unbefriedigend für Slughorn, denn er stocherte weiter nach.

„Fuego – diesen Namen habe ich noch nie gehört."

„Er ist spanisch", erklärte Tia, „Die Familie meiner Mutter stammt aus Spanien."

„Spanien also", wiederholte Slughorn und schien auch diese Information zu speichern, „Ich habe gehört, dort gibt es ebenfalls eine ausgezeichnete Schule für junge Hexen und Zauberer – natürlich nicht so berühmt wie Hogwarts, aber –"

„Eva... also... meine Mutter ist keine Hexe", unterbrach Tia ihn, „Also... in der Familie meiner Mutter sind generell keine Hexen."

„Und Ihr Vater?"

„Remus ist hier zur Schule gegangen", bemerkte Tia so nebenbei, dass es für sie seltsam war, dass die Schüler, die sie weniger gut kannten überrascht aufsahen und plötzlich sehr interessiert wirkten, aber Tia hatte noch nie ein Geheimnis um ihren Vater gemacht.

„Doch nicht etwa Remus Lupin, oder?", hinterfragte Slughorn.

Tia runzelte die Stirn. „Doch, als ich das letzte Mal nachgefragt habe, ist das sein Name gewesen."

„Remus Lupin", wiederholte Slughorn, als könnte er es noch immer nicht glauben, „Er ist einer meiner Schüler gewesen. Damals, als ich noch in Hogwarts unterrichtet habe, vor einigen Jahren. Ein exzellenter Schüler in vielen Fächern, aber natürlich war da immer sein kleines Problem... wie geht es ihm?"

„Oh, den Umständen entsprechen wohl ganz gut", antwortete Tia ihm arglos, „Wenn man einmal von diesen lächerlichen Gesetzen des Ministeriums absieht, die Vorurteile gegen Werwölfe, die die Gesellschaft hegt und natürlich den schmerzvollen, monatlichen Verwandlungen – aber ja, ich denke, es geht ihm gut."

Es war still geworden und Tia lächelte immer noch. Neben ihr holte Ginny tief Luft, um nicht laut zu lachen, nachdem sie sah, wie verdutzt Slughorn aussah.

„Und wie leben Sie mit dem Wissen, dass Ihr Vater ein Werwolf ist?", fragte Slughorn Tia neugierig – er wollte offensichtlich mehr über dieses Thema erfahren.

„Also... ich mache mir natürlich Sorgen um ihn, aber ich bin zuversichtlich, dass –"

„Oh, nein, so habe ich das gar nicht gemeint", unterbrach Slughorn sie, „Ich meine... wie geht es Ihnen persönlich damit. Keine Nachwirkungen?"

Tia musterte Slughorn einen Moment lang lächelnd, bevor sie antwortete: „Wissen Sie, Professor, ich habe das schon oft gehört."

„Was gehört?"

„Dass ich weniger wert bin, weil ich ein Halbblut bin", erklärte Tia faktisch, „Aber viele vergessen wohl, dass ich aus meinem gemischten Blut nur Vorteile ziehe."

„Das müssen sie näher erläutern", verlangte Slughorn wissbegierig und schien alle anderen Schüler vergessen zu haben, das nicht allen von ihnen zu gefallen schien.

„Eine Hexe verrät niemals ihre Tricks", Tia lächelte freundlich, aber als Ginny und Hermine sie ansahen, war etwas anderes in ihren Augen – schon beinahe die vergnügte Belustigung, die man häufiger in Fred und Georges Augen sah, wenn diese wieder einmal einen Streich gespielt hatten. Sie hing wohl zu viel mit ihnen ab.

„Natürlich nicht", bestätigte Slughorn und wirkte doch enttäuscht, „Aber Sie müssen es mir einmal näher erklären."

„Vielleicht... irgendwann", murmelte Tia und zum Glück war Slughorn fertig damit, sie auszudrücken und wandte sich an den nächsten.

Aber ehrlich gesagt, Tia bezweifelte, dass sie diesem Mann jemals ihre Geheimnisse anvertrauen würde. Er wirkte ganz nett und alles, aber irgendwie war er auch seltsam.

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