116. Kapitel
„Ich bin gespannt, wie Slughorn sich in Zaubertränke macht", bemerkte Katie. Sie war zusammen mit Tia auf den Weg in die Kerkerräume, denn schon am ersten Tag am Vormittag hatten sie eine Doppelstunde Zaubertränke. Leanne, das wusste Tia, machte in der Zwischenzeit ein Nickerchen im Turm und vermutlich suchte auch nach Tias Schokoladenversteck.
„Ich hoffe, er ist so gut wie Snape", hoffte Tia leise und Katie blieb erschrocken stehen.
„Was?", rief sie aus, „Snape ist die Pest! Ich will gar nicht wissen, wie die Verteidigungsstunden bei ihm werden!"
„Aber er ist ein guter Lehrer", widersprach Tia, „Ich habe eine Menge bei ihm gelernt und du hast auch irgendwie deine ZAGs geschafft. Außerdem hat er sein Fach wirklich gekonnt."
„Soweit ich herausgefunden habe, hat Slughorn Snape unterrichtet", erzählte Katie ihrer Freundin, obwohl sie immer noch nicht wirklich verstand, warum Tia Snape so hinterhertrauerte, „Wie schlecht kann er schon sein?"
„Also, das Buch ist schon einmal Mist", schnaubte Tia unbeeindruckt, „Es ist irgendwie... veraltet."
„Du bist nur gewohnt, dass Snape alle Anweisungen auf die Tafel schreibt", versuchte Katie zu argumentieren.
„Du hast Recht", stimmte Tia ihr zu, „Ich bin es gewohnt, SnapesAnweisungen zu befolgen und lernen. Snape scheint... effektivere Wege herausgefunden zu haben, um gewisse Sachen zu machen, das fällt mir erst jetzt auf, wo ich sehe, dass in eigentlichen Büchern etwas ganz anderes steht."
„Aber mit diesen Anweisungen kommt man doch immer noch zu einem zufriedenstellenden Ergebnis, oder nicht?", Katie verstand nicht ganz, warum das Tia so wichtig war, aber andererseits war es Tia – sie war es nach Jahren der Freundschaft schon gewohnt.
„Zufriedenstellend ist aber nicht perfekt", seufzte Tia, „Ich werde einfach mit Professor Slughorn darüber sprechen."
„Ich bin mir sicher, er wird begeistert sein, dass du schon in der ersten Stunde sein Buch kritisierst", warnte Katie sarkastisch.
„Du verstehst das einfach nicht, Katie", murmelte Tia, „Ich... kann nicht dem Buch folgen. Es geht einfach nicht."
Katie sah sie mitleidig an, bevor sie nickte. „Ich versuche zu verstehen, Tia. Ich will nur nicht, dass du schon wieder Ärger mit einem Lehrer bekommst. Letztes Jahr ist das alles andere als witzig gewesen."
„Ich komme schon zurecht", winkte Tia ab, „Ich weiß, was ich tue... also... manchmal zumindest. Aber ich kann nicht einfach absichtlich falsche Tränke brauen, obwohl ich weiß, dass es anders besser gehen würde."
„Dann mach, was du nicht lassen kannst", seufzte Katie geschlagen, „Wenn du nicht auf dich aufpassen willst, dann übernehme ich das eben für dich."
„Ich brauche niemanden, der auf mich aufpasst", winkte Tia lächelnd ab, „Das habe ich Remus auch schon erklärt. Ich komme schon zurecht."
Tia ging vor in das Klassenzimmer für Zaubertränke, aber Katie blieb noch einen Moment zurück und sah ihr hinterher. Tia meinte zwar, sie brauchte niemanden, der auf sie aufpasst, aber da irrte sie sich. Und Katie kannte sie schon lange genug, um das ganz genau zu wissen. Wenn Tia das durchziehen wollte, dass sollte sie das ruhig tun, aber Katie würde immer hinter ihr stehen und ein Auge auf sie haben – nur für den Fall.
Tia wartete angespannt schon bei einem der Tische und Katie setzte sich zu ihr.
Tias Buch lag auf dem Tisch und Katie bemerkte, dass sie sich wohl wirklich schon Gedanken darüber gemacht hatte, denn Pergamentblätter waren auf so ziemlich jeder Seite eingelegt und es sah schon sehr durchgelesen aus.
„Wie lange hast du dich schon mit diesem Buch beschäftigt?", fragte Katie amüsiert.
„Keine Ahnung, ich hab den Überblick verloren", gestand Tia, „Ich hab es gelesen, sobald ich es gekauft habe."
Als Slughorn endlich auftauchte, war Tia schon weniger sicher, wie sie ihn ansprechen sollte, immerhin war sie schon immer ziemlich schüchtern gewesen, aber sie riss sich zusammen. Sie wollte das unbedingt.
„Guten Morgen", wünschte er allen – es war seltsam, eine Zaubertrankstunde so zu beginnen. Slughorn war offensichtlich ganz anders, als Snape – Tia war sich noch nicht sicher, ob sie das gut oder schlecht finden sollte. „Bereiten Sie schon einmal die Zutaten vor und schlagen Sie Ihr Buch auf – Seite sechsundsechzig!"
Tia atmete tief durch und zeigte auf.
„Heute werden wir... ja?", Slughorn hatte sie bemerkt und schaute sie nun erwartungsvoll an. Zuerst kam kein Laut aus Tias Mund, bis Katie sie anstupste und sie riss sich zusammen.
„Sir, ich habe eine Frage zu dem Buch", bemerkte sie.
„Oh, Sie haben es sich also schon angesehen?", Slughorn schien verwundert, während Snape immer erwartet hatte, dass die Schüler das schon getan hatten, „Stimmt etwas mit Ihrem Exemplar nicht?"
„Nun, nicht direkt", gab Tia zu, „Aber... ich wollte Sie nur fragen, ob Sie finden, dass die Anweisungen in diesem Buch exakt genug sind, um einen perfekten Trank zu brauen."
„Natürlich tu ich das, Miss..."
„Tara Fuego", stellte Tia sich vor.
„Nun, Tara, ich selbst habe mit diesem Buch gelernt und ich kann Ihnen versichern, dass jede Zeile mehr als nur richtig ist und ich mir sicher bin, dass ihr alle hier damit eine Menge lernen könnt."
Tia verstummte. Das hatte sie schon irgendwie erwartet, natürlich war Slughorn von dem Buch überzeugt, das er selbst auf die Bücherliste geschrieben hatte. Hatte sie wirklich erwartet, dass er auch nur irgendeine Ahnung davon hatte, dass jede einzelne Zeile in diesem Buch verbessert werden könnte, mit dem Wissen, das man heutzutage über Zaubertränke hatte. Wenigstens dachte Tia das, nachdem sie schon sechs Jahre bei Snape gelernt hatte.
„Nun, schlagen Sie Seite sechsundsechzig auf – wir beginnen heute ein kleines Projekt."
Tia schlug die Seite auf und sofort kam ihr ein Stück Pergament entgegen, das sie eingelegt hatte. Darauf hatte sie im Sommer ihren eigenen Weg aufgeschrieben, wie sie den Trank brauen würde und sie wusste, dass ihre Version besser war, als die, die im Buch stand.
Das glaubte sie nicht, weil sie sich gerne selbst überschätze – eher das Gegenteil war der Fall.
Amortentia– las sie die Überschrift. Normalerweise lerne man diesen Trank erst im siebten Jahr, in dem sie gerade war, aber sie hatte ihn schon länger zu brauen gelernt. Immerhin hatte sie für Fred und George für ihren Laden schon häufig gebraut und kannte die Schritte, die es brauchte auswendig.
„Natürlich ist es verboten in Hogwarts einen Liebestrank zu brauen, also achten Sie darauf, kein Fläschchen davon verschwinden zu lassen, aber ich habe keinerlei Sorgen darum. Erstaunlicherweise ist es bisher noch kaum einem Schüler von mir gelungen, diesen Trank herzustellen, also lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn es nicht funktioniert."
Einige Mädchen im Raum wirkten enttäuscht darüber, aber Tia gehörte nicht dazu.
Immerhin war sie die Herstellerin von Fred und Georges Tränken und die funktionierten gut genug, dass sie schon im Land bekannt waren.
„Könnte interessant werden, oder?", wisperte Katie von ihrer Seite ihr zu, „Ich hab schon die Vorräte gesehen, die du für die Weasley-Zwillinge gebraut hast."
„Ich glaube, ich habe den ganzen Sommer über kaum etwas anderes gemacht", gab Tia zu, während sie Wein Tröpfchenweise in vorbereitetes Wasser tröpfelte, „Diese Tränke sind immer so schnell weggewesen, ich frage mich, ob in England überhaupt noch jemand wirklich verliebt ist, oder ob alle unter einem Trank gebannt sind."
„So teuer, wie die Zwillinge sie verkaufen, ist es wahrscheinlich immer nur eine einmalige Sache. Du weißt schon... ein einziges Mal mit deinem Schwarm auf eine Party gehen... ein einziges Date mit diesem heißen Auroren... solche Sachen eben..."
„Klingt immer noch absurd für mich", gestand Tia, als sie auch noch den letzten Tropfen Wein mit dem Wasser mischte
Katie und die anderen Schüler waren schon lange mit diesem Schritt fertig – im Buch stand nur, dass man Wein und Wasser vermengen sollte, aber Tia wusste, um die beiden Komponenten wirklich zu vermischen, musste man es nach und nach machen.
Tia entzündete unter ihrem Kessel ein Feuer und wartete, bis der Kessel sich etwas erhitzt hatte, bevor sie die Wein-Wasser-Mischung hinzugab – noch etwas, das nicht im Buch stand, aber sie hatte bei vielen Tränken die Erfahrung gemacht, dass das die beste Möglichkeit war, um einen Trank nicht anbrennen zu lassen.
Erst da begann Tia den Liebstöckl klein zu schneiden. Die grünen Blätter mussten so klein geschnitten werden, dass sie schon beinahe ein Brei waren.
Tia fügte die Blätter in die kochende Substanz hinzu und sorgte dafür, dass sich der Liebstöckl auflöste und im Topf verteilte, ohne den Trank wirklich umzurühren.
Es war schon beinahe das Ende der Einheit, als die Schüler noch die Belladonna-Essenz in den Trank rührten, was gut so war, denn der Trank musste an dieser Stelle erst einmal mindestens eine Nacht ziehen.
Katie und Tia packten ihre Sachen zusammen und die ersten Schüler verließen schon die Klasse, aber Tia war noch nicht fertig.
„Professor Slughorn!", mit ihrer Tasche um ihrer Schulter eilte sie nach vorne, wo die Kessel der Schüler standen und Slughorn inspizierte schon die ersten Ergebnisse.
„Tara, haben Sie noch eine Frage zu diesem Trank?", fragte Slughorn sie.
„Nun... ja... schon ein bisschen", gestand Tia und lächelte, „Man sollte einen Trank, der zieht, regelmäßig umrühren – ungefähr ein oder zweimal am Tag, bis man ihn weiterverarbeitet. So setzen sich die Zutaten nicht ab und die Wirkstoffe darin können sich voll entfalten."
„Sie scheinen sich ja wirklich auszukennen", bemerkte Slughorn positiv überrascht.
„Nun, Zaubertränke ist mein Lieblingsfach und ich lese mich viel darin ein", gab Tia verwirrt zu – sie war solche Kommentare nicht von ihrem Zaubertranklehrer gewohnt, „Aber mit Ihrer Erlaubnis könnte ich hier ein paar Mal den Trank umrühren und –"
„Das ist nicht nötig, Tara, ich übernehme das gerne für Sie", bot Slughorn an und überraschte Tia damit schon wieder, „Wenn Sie schon so viel Herzblut für ihren Trank zeigen, dann wird es kein Problem sein, ihn ein paar Mal umzurühren für Sie."
„Oh, das ist nett von Ihnen, danke Sir", Tia lächelte breit.
„Tara, warum kommen Sie nicht dieses Wochenende zu einem kleinen Treffen?", bot Slughorn ihr dann auch noch an, „Ein kleines Abendessen für einige Schüler, die ich persönlich auserwählt habe."
Tia sah hilfesuchend zu Katie, die aber zu beschäftigt damit war, einen seltsamen Fleck auf einem der Tische zu untersuchen und außerdem konnte sie nicht so gut hören, wie Tia und hätte sowieso nichts von der Unterhaltung mitbekommen.
„Oh, ich weiß nicht", gestand Tia nervös, aber ehrlich, „Ich komme schrecklich mit Fremden zurecht."
„Ich bin mir sicher, Sie werden sich ausgezeichnet unterhalten", versprach Slughorn, „Ich lasse Ihnen eine Einladung zukommen und dann können Sie es sich immer noch überlegen, aber natürlich hoffe ich, Sie dort zu sehen."
„Oh, ja... Sir", stammelte Tia und trat einen Schritt zurück, „Ich sollte jetzt wohl besser gehen – ich komme schon zu spät zu Pflege magischer Geschöpfe."
„Oh, natürlich – wo ist die Zeit geblieben. Richten Sie Hagrid meine Grüße aus, Sie werden von mir entschuldigt."
„Er wird sich nur wundern, wo ich bin", beruhigte Tia ihn, „Ich bin dieses Jahr seine einzige Schülerin. Auf Wiedersehen, Professor!"
Sie eilte so schnell aus der Klasse, dass Katie ihr hinterherrennen musste.
„Ist alles okay? Hast du gesagt, was du sagen wolltest?"
„Ja", seufzte Tia, „Und er hat mich zu einem seltsamen Treffen eingeladen, mit einigen anderen Schülern."
„Ich hab schon davon gehört", fiel es Katie ein, als sie sie sogar noch aus dem Schloss begleitete auf dem Weg zu Hagrids Hütte, um das Gespräch fortzuführen, „Einige von seinen Lieblingsschülern – es soll ganz nett sein."
„Ich weiß nicht", gestand Tia nervös, „ich kenne dort vielleicht niemanden... was ist, wenn mich alle hassen."
„Ich bin mir sicher, irgendjemand, den du kennst, wird dort sein", versprach Katie, „Wahrscheinlich Harry... frag ihn doch einmal, wenn du ihn siehst."
„Jaah, Harry ist sicher eingeladen", redete Tia sich selbst ein, „Dann kenne ich wenigstens irgendjemanden."
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