113. Kapitel
Am Wochenende apparierten Remus, Tia und sogar Carla zum Fuchsbau.
Tia war noch nie dort gewesen und es wunderte sie nur ein bisschen, dass das Haus so aussah, als dürfte es eigentlich gar nicht stehen, sondern müsste in sich zusammenfallen.
Tia fragte sich, bei welchem der vielen Weasley-Kinder Mr und Mrs Weasley einfach Räume an den Seiten dazu gebaut hatten – sie fragte sich aber auch, wie dieses Haus überhaupt noch stehen konnte, wenn Fred und George darin aufgewachsen waren.
Es war ein warmer Sommerabend und Tia genoss es, keine Jacke tragen zu müssen.
Hier in der Umgebung vom Fuchsbau schien der Nebel, der über London lag wie weggezaubert und auch diese drückende Stimmung war wie weggeblasen.
„Kommt mit, Molly wartet sicher schon", scheuchte Remus sie weiter und zusammen stapften sie den Weg hinauf zur Haustür, an der Remus klopfte.
Es war nicht Molly, die ihnen öffnete, sondern zu Tias Überraschung Fleur Delacour, die ehemalige Beauxbatons-Schülerin, die beim Trimagischen Turnier teilgenommen hatte. Tia und sie hatten sich kurz unterhalten, aber diese kurze Unterhaltung hatte wohl gereicht, um sie zu so etwas wie Freundinnen werden zu lassen.
„Tia!", rief Fleur entzückt und schloss Tia in eine Umarmung, bevor sie das Mädchen im nächsten Moment wieder losließ und ihr ein Küsschen links und rechts auf ihre Wangen drückte, „Isch 'abe disch vermisst. Wie ge't es dir?"
„Fleur", Tia lächelte, noch etwas überrumpelt von der Begrüßung, „Mir geht es gut... und dir? Was machst du hier?"
„'ast du nosch nischt ge'ört? Bill und isch – wir sind verlobt!" Stolz hielt Fleur ihr ihre Hand hin, an deren Ringfinger ein Ring glitzerte.
„Das ist wundervoll!", freute sich Tia.
„Kommt dosch 'inein!", bot Fleur ihnen allen an und ließ Tia und Remus an sich vorbei, aber als Carla ebenfalls an ihr vorbeigehen wollte, sah Fleur sie verwundert an und ihr Mund klappte überrascht auf, aber Carla schien das gar nicht aufzufallen.
Da kam auch schon Molly um die Ecke und sie sah nicht so begeistert darüber aus, dass Fleur ihnen die Tür geöffnet hatte.
„Ich habe mich schon gefragt, wann ihr kommen würdet", Molly begrüßte sie alle mit einem Lächeln, „Wir sind hinten im Garten – Essen ist bald fertig."
„Es riecht schon einmal gut", lobte Remus sie, der einen noch besseren Geruchssinn als Tia besaß.
„Harry ist auch schon hier", erzählte Molly, als sie die drei nach hinten hinaus scheuchte, „Dumbledore hat ihn heute Nacht gebracht."
Bevor sie auch nur in die Nähe des Gartens kommen konnten, huschte plötzlich an ihnen etwas vorbei, das Tia schnell als eine Katze erkannte.
Sie war pechschwarz und eigentlich ziemlich hässlich für eine Katze, aber doch irgendwie liebenswert – besonders, wenn man wusste, wem diese Katze gehörte.
„Oh, war das Dorothy?", fragte Tia überrascht, „Agnes' Katze? Ist Agnes hier?"
Das Lächeln verschwand kurz aus Mollys Gesicht. „Oh, nein", sie schüttelte besorgt den Kopf, „Dorothy hier ist nur hier bei uns, während Agnes... fort ist..."
„Oh", machte Tia, „Das ist nett von Ihnen." Tia lächelte und ging weiter, ohne zu bemerken, dass sie damit wohl ein eher unbeliebtes Thema angesprochen hatte und Remus und Molly sahen sich besorgt an, aber die Sorge verschwand schnell wieder aus ihren Gesichtern. Agnes war bestimmt okay.
Als sie hinaus in den Garten kamen, in dem schon eine große Tafel vorbereitet war, an der jeder Platz finden würde, saß dort schon Harry neben Ron und Hermine.
„Ne'mt dosch Platz", bot Fleur ihnen an und schob sogar einen Stuhl für Tia zurück, „Wollt i'r etwas trinken?"
„Ich glaube, wir kommen zurecht", winkte Tia höflich ab und Fleur lächelte, bevor sie ihr gegenüber Platz nahm.
Carla und Remus setzten sich zu beiden Seiten von Tia, aber Fleurs Blick huschte immer wieder zu Carla, bevor sie ihre Frage wohl nicht mehr zurückhalten konnte.
„Verseiung, Sie sind nischt sufällig Carla Fuego?"
Carla hob überrascht eine Augenbraue. „Die bin ich", bestätigte sie gelassen, „Du musst Fleur sein."
„Die bin isch", Fleur lächelte breit, „Aber... Sie sind die Carla Fuego? Spaniens schönste Frau?"
Carla lachte auf. „Das ist schon lange her."
„Meine maman 'at immer viel über sie ersählt", gestand Fleur, „Sie ist se'r interessiert an Schön'eitswettwerben."
„Schönheitswettbewerbe?", fragte Ron verwirrt, als könnte er nicht ganz glauben, dass Carla jemals eine Schönheitskönigin gewesen war.
„Ihr wärt erstaunt", schnaubte Carla, „Jeden Tag neue Kleider, neue Fotoshootings, neue Marken, die mit mir werben wollten."
„Was ist passiert?", fragte Fleur neugierig, „Warum sind Sie so plötzlich verschwunden? Man 'at nischts me'r von I'nen ge'ört."
„Ich bin schwanger geworden", Carla lächelte, „Und ich habe erkannt, dass Familie wichtiger ist, als Schönheit."
„Sie 'aben sisch aber gut ge'alten", lobte Fleur, „Isch bin mir sischer, meine maman wäre ensückt, Sie kennen su lernen. I're Mutter ist ausch eine Veela."
„Wir Ladies müssen zusammenhalten, oder?", lächelte Carla und legte eine Hand auf Tias Schulter.
„Isch habe von dir und Schorsch ge'ört", wandte Fleur sich nun heiter an Tia, „Das ist wundervoll, oder nischt?"
„So kann man es sagen, ja", bestätigte Tia etwas unsicher.
„Es ist seltsam, dass die einsigen, die 'inter Fassaden se'en können, Weasleys sind, oder nischt?", fragte Fleur und griff nach Bills Hand neben ihr, „Muss an i'rer Ersiehung liegen."
In diesem Moment kam Molly, ihren Zauberstab erhoben und viele Schüsseln mit Essen in der Luft schwebend. Aber sie kam nicht allein – hinter ihr kamen auch noch Liza und Konstantin Gregorovich.
Sofort war Fleur wieder auf den Beinen, um die beiden zu begrüßen.
Als erstes fiel sie um Lizas Hals und begrüßte sie mit Küsschen links und rechts, bevor sie dasselbe bei Konstantin tat.
„Isch freu misch, eusch su se'en", Fleur hackte sich bei den beiden ein und führte sie zum Tisch, „Setzt eusch dosch."
„Wie geht es dir, Fleur", Konstantin lächelte zwar freundlich, aber das Lächeln erreichte nicht seine Augen und Tia fiel auf, dass er müder wirkte, als sonst. Vermutlich hatte er einfach mehr Arbeit, nachdem Chaos im Ministerum ausgebrochen war.
Auch Liza wirkte müde, aber das tat sie häufiger, wenn sie länger arbeitete, als sie sollte und mehrere Nachtschichten hintereinander durcharbeitete.
Tia fragte sich, was mit den beiden passiert war, aber andererseits waren in letzter Zeit alle gestresst und müde.
„Hey, Leute", Liza lächelte in die Runde, als sie sich setzte, bevor ihr Blick auf Remus fiel, „Remus..." Ihr Ton war kühler und offensichtlich hatte sie etwas gegen Remus, aber Tia ging es nicht wirklich etwas an. Immerhin war es ihr Vater, den Liza nicht leiden konnte, nicht sie selbst.
„Gibt es Neuigkeiten aus dem Ministerium?", fragte Molly, als sie allen Suppe in die Teller schüttete.
„Nichts wirklich Nützliches", gestand Konstantin und steckte sich eine Haarsträhne zurück in seinen Zopf, „Die meisten Einsätze, zu denen wir gerufen werden, haben selten etwas mit Todessern zu tun. Meistens sind es nur irgendwelche Idioten, die sich gegenseitig verhexen."
„Und die kommen dann direkt zu uns ins St. Mungos", seufzte Liza und rieb sich müde die Augen, „Mittlerweile rufen sie schon täglich Heiler aus anderen Stationen in die Station für Fluchschäden (als ob wir nicht genug zu tun hätten) ..."
„Tia, reichst du mir einmal den Wein?", fragte Bill sie, wohl um das Thema zu wechseln und Tia tat es nur allzu gerne.
„Tia, du hast bestimmt in letzter Zeit mehr von Fred und George gehört, als wir", bemerkte Mrs Weasley und sah zu ihr, „Wie geht es ihnen?"
„Oh", einen Moment lang war Tia unsicher, was sie antworten sollte – die Frage hatte sie überrascht, „Ganz gut, eigentlich. Das Geschäft boomt. Sie haben jeden Tag eine Menge Kunden und sie entwickeln immer noch neue Produkte."
„Du hast ihren Laden gesehen?", fragte Ron interessiert.
„Natürlich hat sie das, sie ist mit George zusammen", zischte Hermine.
„Ich frag doch nur", murmelte Ron, „Ich wünschte, wir könnten auch in die Winkelgasse, um ihn anzusehen."
„George geht es gut", erzählte Tia weiter, „Aber ich glaube, Fred vermisst Agnes."
Es wurde still am Tisch und Tia fragte sich, ob sie etwas falsches gesagt hatte.
„Agnes geht es bestimmt gut", winkte Konstantin locker ab, aber etwas in seinen Augen verriet Tia, dass er sich selber da nicht so sicher war.
„Isch mag Agnes", bemerkte Fleur heiter, „Sie ist nett und so suvorkommend. Wir 'aben uns in Hogwarts gut verstanden."
„ich verstehe das nicht", Ron wisperte zu Harry und Hermine, aber Tia hörte ihn trotzdem noch, „Wie schaffen es alle meine Brüder, so gutaussehende Freundinnen zu bekommen? Bill hat Fleur; George hat Tia... Fred und Agnes..."
„Vergisst nicht Charlie und Liza", erinnerte Harry ihn.
„Falls sie überhaupt zusammen sind", zeigte Ron stur auf, „Ich glaube das noch immer nicht."
„Dann bist du blind", schnaubte Hermine leise, „Oder du willst es einfach nicht sehen."
„Keine Sorge, Ron, ich bin mir sicher, du findest auch irgendwann jemanden", ermutigte Tia ihn etwas lauter und die drei zuckten zusammen, als sie bemerkten, dass Tia ihnen zugehört hatte und Ron wurde knallrot.
„Das erinnert mich daran, dass die Zwillinge noch einige Kisten bei sich im Zimmer gelassen haben. Vielleicht könntest du sie fragen, ob sie die noch brauchen, oder nicht", meinte Molly an Tia gerichtet.
„Ich könnte auch ein paar heute mitnehmen", bot sie freundlich an, „Ich wollte sowieso bei Fred und George vorbeischauen."
„Das musst du doch nicht, Tia", winkte Molly ab.
„Es macht mir aber keine Umstände", versprach Tia, „Dann müssen die beiden nicht selbst kommen."
„Pass auf, dass die beiden dich nicht als kostenlose, zusätzliche Arbeitskraft gewinnen", warnte Bill sie humorvoll.
„Oh, dafür ist es zu spät", Tia lächelte immer noch, „Mir ist gar nicht aufgefallen, wie viele Tränke ich für die beiden entwickelt habe, bis ich gesehen habe, auf was alles in ihrem Laden mein Name steht. Außerdem appariere ich gerne zu ihnen."
„Du hast deine Apparierprüfung bestanden?", fragte Liza interessiert und Tia lächelte breit.
„Scheint so, als wäre ich in genau zwei Sachen talentiert – Zaubertränke und Apparieren."
„Das freut mich für dich", Liza lächelte höflich und offensichtlich hatte sie wirklich nur etwas gegen Remus und nicht gegen die ganze Familie, „Charlie ist wirklich mies im Apparieren. Er hat die Prüfung erst beim zweiten Anlauf geschafft und ich lasse ihn immer noch nicht allein apparieren."
„Ist wirklich niedlich", meinte Konstantin grinsend, „Liza behandelt Charlie immer wie ein Kind und er lässt es einfach durchgehen."
„Charlie weiß eben, was besser für ihn ist", schnaubte Liza, „Und es ist auch besser so. Das letzte Mal, als ich mit ihm appariert bin, hat er mich zersplintet. Ich habe immer noch eine wirklich coole Narbe davon."
„Liza steht auf Narben", erklärte Konstantin leise, aber Liza hörte ihn trotzdem, schien aber nicht beschämt zu sein, sondern blinzelte Tia nur zu.
Als alle fertig gegessen hatten und auch noch Nachtisch von Molly genossen hatten, führte Molly Tia hoch in Fred und Georges ehemaliges Zimmer.
Harry schlief derzeit darin, aber man sah noch eindeutig, dass die Zwillinge es einmal bewohnt hatte.
„Oh, hier drin riecht es nach Fred und George", bemerkte Tia verwundert.
„Nach Schießpulver?", fragte Molly überrascht, „Ich habe versucht, den Geruch loszuwerden, aber es funktioniert nicht so ganz."
„Das sind die Kisten?", Tia zeigte auf die Boxen, die schon verpackt überall herumstanden.
„Ja, aber pass auf, die sind etwas schwer –", Molly stockte, als Tia die Kiste hochhob, als würde sie nichts wiegen und sie stapelte noch eine zweite auf, sodass sie von Kisten verdeckt war und nicht darüber hinwegsehen konnte.
„Das geht schon, Mrs Weasley", winkte Tia ab, „Ich bin mir sicher, die beiden freuen sich, weitere Kisten in ihrer Wohnung herumstehen zu haben."
„Sie haben noch nicht einmal fertig ausgepackt?", fragte Molly keuchend und sie klang so, als würde sie bald der Schlag treffen bei dem Gedanken, dass die Zwillinge noch aus Kisten lebten.
„Vermutlich werden sie nie ganz eingezogen sein", gestand Tia, „Aber die beiden kommen mit dem Chaos zurecht."
„Das habe ich befürchtet", murmelte Molly.
„Pass auf dich auf", bat Remus sie, als sie zusammen zur Linie gingen, hinter der sie wieder apparieren konnten.
„Keine Sorge, ich komme schon zurecht", beruhigte Tia ihn und sah grob in seine Richtung, aber sie konnte eigentlich nur den Boden direkt vor ihr sehen, nachdem die Kisten ihre Sicht versperrten.
„Schick doch einen Patronus, sobald du wieder zurückkommst", bat Remus sie sanft.
„Bei Gott, Remus!", rief Carla frustriert aus, „Das Mädchen ist sehr gut in der Lage, sich selbst zu verteidigen."
„Das ändert nichts daran, dass ich ihr Vater bin", widersprach Remus.
„Ist schon in Ordnung", Tia lächelte, obwohl Remus es hinter den Kisten bestimmt nicht sehen konnte, „Ich komme gleich wieder – ich bringe ihnen nur schnell diese Kisten hier."
„Pass auf dich auf", sagte Remus wieder und lächelte seine Tochter an.
Tia nickte, obwohl man das nicht sehen konnte, bevor die disapparierte.
Remus sah noch einen Moment auf den Ort, an dem sie gerade erst gestanden hatte, bevor er selbst mit Carla disapparierte.
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