111. Kapitel
Remus und Tia standen vor dem Haus, in dem Eva mit ihrer Familie lebte.
Es war ein kleines Haus in den Außenbezirken von London und es sah eigentlich ganz niedlich aus. Ein kleiner Garten war von einem weißen Zaun umzäunt und Blumen wuchsen gepflegt zu beiden Seites eines kleinen Weges, der zur Haustür führte.
„Wir sollten wohl klingeln", bot Tia an, aber keiner von beiden machte Anstalten, das wirklich zu tun, bis Remus sich zusammenriss und es doch tat.
Sie warteten nicht lange, bevor ihnen die Tür geöffnet wurde – es war aber nicht Eva, wie die beiden erwartet hatten, sondern ein kleines Mädchen, das vielleicht sechs oder sieben Jahre alt war. Sie grinste den beiden entgegen und entblößte dabei eine Zahnlücke.
Remus und Tia erkannten sofort, dass sie wohl Evas Tochter war, denn obwohl sie nicht so viele Ähnlichkeiten mit ihrer Mutter teilte, wie Tia es tat, so war ihre Haut doch etwas dunkler als die eines typischen Engländers und ihre Haare waren auch dunkel und gelockt.
Hinter ihr kam ein Mann, der eher ein Engländer war. Seine Haut bleich und seine Haare braun, aber Tia erkannte, dass er ebenso groß war, wie Remus und ebenso schlank.
Er sah die beiden Fremden verwirrt an und sein Blick blieb einen Moment an Tia hängen, als würde er sofort die Ähnlichkeiten zu seiner Frau sehen und vorsichtshalber schob er das kleine Mädchen weg von der Tür und hinter sich.
„Entschuldigt sie – sie öffnet immer die Tür", meinte er freundlich, „Wie kann ich Ihnen helfen?"
Remus und Tia tauschten Blicke aus.
„Mein Name ist Remus Lupin und das hier ist Tia", stellte Remus sie beide vor, „Wir würden gerne mit Eva sprechen."
Der Mann sackte etwas zusammen. „Sie ist im Moment nicht hier", gab er unsicher zu, „Aber... sie sollte bald ankommen. Warum kommen Sie nicht herein?"
Obwohl Tia und Remus gerne abgelehnt hätten, traten sie doch hinter dem Mann in das Haus und Tia sah sich neugierig um. Es war gemütlich und Bilder der Familie zierten die Wände. Blumen standen in einer Vase auf einer Kommode und sie sah, wie zwei weitere Kinder schüchtern zu ihnen sahen – zwei Jungen, älter als das Mädchen, das die Tür geöffnet hatte und sie ebenfalls hatten Ähnlichkeiten zu Eva, aber sahen auch dem Mann – wohl ihrem Vater – ähnlich
„Ich bin Thomas Jones – Evas Ehemann", er schien das noch einmal unterstreichen zu wollen. Wahrscheinlich hatte Eva ihm schon von Remus erzählt und er wusste wahrscheinlich auch von Tia. Bestimmt hatte er schon eins und eins zusammengezählt und wusste, dass Tia Evas erste Tochter war und Remus deren Vater.
„Freut mich, Sie kennen zu lernen", Remus lächelte leicht, aber er wirkte doch etwas unsicher, „Wann, haben Sie gesagt, kommt Eva zurück?"
„Sie dürfte eigentlich jeden Moment ankommen", versprach Thomas und er wirkte selbst so, als würde er hoffen, dass das eher früher als später der Fall war, „Trinken Sie Tee?"
„Wasser reicht", meinte Tia lächelnd und Thomas zuckte zusammen.
„Natürlich, setzen Sie sich", bot Thomas an und füllte zwei Gläser mit Wasser, als Remus und Tia schon hörten, wie sich jemand dem Haus näherte und kurz darauf öffnete jemand die Tür.
„Ich bin zurück, Tom!", hörte Eva ihre Mutter gut gelaunt rufen.
„Eva", Thomas verließ die Küche, um seine Frau in Empfang zu nehmen und er meinte leise zu ihr, „Du hast Gäste." Vermutlich hatte er gedacht, Remus und Tia würden ihn nicht hören, aber das hatten sie doch.
Eva stockte, bevor sie hinter ihrem Mann in die Küche ging und stocksteif stehenblieb, als sie die beiden Gäste sah.
„Remus", würgte sie heraus und schien sich nicht sicher zu sein, wie sie reagieren sollte, „Tara... was macht ihr denn hier?"
„Eva", Remus stand auf, um sie zu begrüßen, „Wir haben einiges zu besprechen."
„Warum setzt du dich nicht?", bot Tia an und Eva wirkte verwirrt, bevor sie sich tatsächlich niedersetzte, aber sie wählte einen Stuhl, der sowohl von Remus, als auch von Tia weiter entfernt war.
„Wir müssen reden", Remus sah hilfesuchend zu Tia, „Allein..."
Eva sah zu Thomas und dieser nickte, küsste seine Frau auf die Wange, bevor er die Küche verließ und hinter sich die Tür schloss.
„Es muss ja ziemlich wichtig sein, wenn ihr mich sogar besucht", bemerkte Eva und lachte unsicher, „Ist etwas passiert? Carla geht es doch gut, oder?"
„Carla geht es ausgezeichnet", bestätigte Remus, „Aber wir haben beschlossen, dir die Wahrheit zu sagen – für deine Sicherheit und die deiner Familie."
Eva sah unsicher zur Tür, als würde sie erwarten, dort Thomas zu sehen, aber er hatte wie versprochen die Küche verlassen und Remus hörte ihn, wie er im Nebenzimmer mit den Kindern spielte.
Remus und Tia brauchten eine Stunde, um Eva zu erklären, dass Tia eine Hexe war, eine Schule für Hexerei und Zauberei besuchte und dass ein böser Zauberer derzeit alle in Gefahr brachte.
„Ihr seid doch wahnsinnig", schnaubte Eva ungläubig, „Das ist alles nicht wahr."
„Bist du dir sicher, Eva?", fragte Remus müde und zückte seinen Zauberstab. Eva blickte darauf, als wäre sie sich noch nicht sicher, ob sie diesen Stab als Gefahr sehen sollte oder nicht. Remus tippte damit auf sein Wasserglas und plötzlich verwandelte es sich in einen kleinen Vogel und wieder zurück.
„Was habt ihr mir in mein Wasser getan?", murmelte Eva ungläubig und starrte noch immer auf das Glas mit Wasser, das erst vor kurzem ein Vogel gewesen war.
„Wir wollen dich und deine Familie schützen", versprach Remus, „Wir wollen nur einige Schutzzauber an deinem Haus anbringen und damit das Schlimmste verhindern. Eigentlich bezweifeln wir, dass irgendjemand Interesse an euch haben sollte, aber Carla wollte sichergehen."
„Warum sollte ich euch vertrauen?", Eva stand aufgebracht auf und schaute zwischen Remus und Tia hin und her, „Was ist, wenn ihr mich anlügt?"
„Es gäbe weitaus effektivere Methoden, um dich und deine Familie umzubringen, als das Haus zu verhexen", bemerkte Tia verwirrt und Eva sah sie verstört an, aber Remus war solche Kommentare schon von seiner Tochter gewohnt.
„Wir sind auf der guten Seite", versprach Remus, „Sonst würden wir nicht einmal versuchen, Muggel zu beschützen."
„Muggel–?"
„Nicht magisches Volk", erklärte Tia, „Menschen, die keine Magie beherrschen."
Eva musste sich wieder setzen und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. „Mein Leben ist so perfekt", murmelte sie leise, „Und jetzt kommt ihr beide und wollt mir weismachen, dass wir in Gefahr sind."
„Du kannst eben nicht vor allen Unannehmlichkeiten davonlaufen", bemerkte Tia geradeheraus und Eva blickte erschrocken auf, aber Tia wirkte nicht wütend, sondern lächelte weiterhin heiter.
„Wir schützen dein Haus und dann sind wir wieder weg", versprach Remus sanft, „Versprochen."
„O-okay", stammelte Eva, „Achtet nur bitte darauf, dass Thomas und die Kinder es nicht sehen. Ich will nicht, dass..."
„Verständlich", schnaubte Remus, „Wir hätte es dir auch nie erzählt, wenn es nicht unbedingt notwendig gewesen wäre."
„Hört mal", Eva sah die beiden an, „Ich... ich bin zu euch beiden nicht sonderlich gut gewesen, aber... passt auf euch auf, okay? Ich habe das Gefühl, als würdet ihr mir nicht alles sagen, das euch beide angeht. Aber... bitte... passt auf euch auf."
„Wir versuchen es", Tia lächelte.
„Es ist nur nicht immer so einfach", fügte Remus müde hinzu.
„Das verstehe ich", murmelte Eva, „Aber... ich will euch beide trotzdem nicht komplett verlieren..."
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