102. Kapitel
„Hey! Ginny!", Tia rannte hinter Ginny und dem blonden Mädchen, das sie als Luna Lovegood erkannte her, „Warte!"
Ginny und Luna blieben stehen und warteten geduldig auf Tia, die einen Brief in der Hand hielt, den sie strahlend Ginny entgegenstreckte.
„Hier", meinte sie stolz, „Der ist für dich. Von Fred und George."
„Von denen?", fragte Ginny ungläubig und starrte ihn an, als wäre er wertvolle Ware, „Woher hast du den? Ich bin mir sicher gewesen, Umbridge fängt alle Briefen von den beiden ab – ausnahmslos."
„Tut sie auch", gab Tia schulternzuckend zu, „Aber George gibt seine Briefe immer an Remus weiter und der schickt sie schon lange über Professor McGonagall an mich, damit sie nicht so streng abgefangen werden. Sie haben ihn wohl auch für dich so geschickt..."
„Danke", Ginny lächelte, „Ich warte schon lange auf eine Antwort von den beiden."
„George hat in den Brief für mich geschrieben, ich soll mich noch einmal dafür entschuldigen", Tia lächelte entschuldigend, „Sie haben viel zu tun im Laden – er ist sehr erfolgreich und sie haben schon versucht, zwei Briefe an dich und Ron zu schicken, aber sie glauben, sie sind abgefangen worden, nachdem ihr nicht geantwortet habt."
„Das sind sie wohl", murmelte Ginny, als sie plötzlich Harry aus einem anderen Klassenzimmer schreien hörten – er klang wütend.
„Vielleicht sollten wir nach ihm sehen", schlug Ginny vor.
„Vielleicht braucht er auch einfach Ruhe", überlegte Tia, aber Ginny hörte nicht auf sie und riss die Tür auf. Seufzend folgte Tia ihr und Luna in den Klassenraum und dort waren tatsächlich Harry, Ron und Hermine, die sie erschrocken ansahen.
„Hi", sagte Ginny unsicher, als sie bemerkte, dass sie vielleicht doch lieber auf Tia gehört hätte, nachdem sie sich nicht willkommen fühlte, „Wir haben Harrys Stimme gehört. Weshalb schreist du so?"
„Das geht dich nichts an", erwiderte Harry barsch, aber das schien Ginny gar nicht zu gefallen.
Unbeeindruckt zog sie eine Augenbraue hoch und musterte Harry streng. „Diesen Ton brauchst du bei mir nicht anzuschlagen. Ich hab mich nur gefragt, ob ich helfen könnte."
„Nein, kannst du nicht", sagte Harry knapp.
„Harry, hör auf so unhöflich zu sein", tadelte Tia ihn ruhig, „Ginny hat das nicht verdient." Und Harry sah tatsächlich von ihren Worten ein bisschen schuldig aus, aber im nächsten Moment war sein Blick wieder hart und abweisend und er wandte sich fluchend ab.
„Wart mal!", unterbrach Hermine ihn, „Wart mal... Harry, sie könnten helfen."
Harry und Ron sahen Hermine verwirrt an, als könnten sie nicht ganz fassen, was sie gesagt hatte.
„Hör zu", erklärte Hermine eindringlich, „Harry, wir müssen rausfingen, ob Sirius tatsächlich das Hauptquartier verlassen hat."
„Sirius?", fragte Tia verwirrt und war plötzlich um einiges interessierter an der Unterhaltung, als davor.
„Ich hab dir doch, gesagt, ich hab gesehen –", begann Harry, aber Hermine unterbrach ihn: „Harry, bitte, ich fleh dich an! Bitte lass uns einfach nachsehen, ob Sirius nicht zu Hause ist, bevor wir uns nach London aufmachen. Wenn wir rausfinden, dass er nicht da ist, dann schwör ich, dass ich nicht versuche dich aufzuhalten. Dann komme ich auch mit, ich tu a-alles, was nötig ist, um ihn zu retten."
„Sirius wird JETZT gefoltert!", rief Harry aufgebracht und Tia verstand überhaupt nichts mehr. Woher sollte Harry das wissen und was sollte das bedeuten, dass Sirius nicht mehr bei sich zu Hause sein sollte – er durfte das Haus doch gar nicht verlassen, „Wir dürfen keine Zeit verschwenden."
„Aber wenn es eine List von Voldemort ist, Harry, wir müssen das klären, unbedingt", redete Hermine auf ihn ein.
„Wie?", fragte Harry, „Wie sollen wir das klären?"
„Wir müssen Umbridges Kamin benutzen und sehen, ob wir Kontakt zu ihm aufnehmen können", schlug Hermine vor, „Wir locken Umbridge noch mal weg, aber wir brauchen Wachtposten, und da können Ginny, Luna und Tia uns helfen."
„Ja, das machen wir", bestätigte Ginny sofort und Tia nickte eilig. Sie verstand nicht ganz, worum es ging, aber wenn es um Sirius ging, würde sie natürlich helfen.
„Wenn ihr von Sirius redet", fragte Luna, „meinst ihr dann Stubby Boardman?"
Tia hatte keine Ahnung, wovon sie sprach, machte sich aber auch nicht die Mühe, sie zu verstehen – sie war sich sicher, Luna hatte ihre Gründe das zu glauben.
„Okay", meinte Harry schließlich geschlagen, „Okay, wenn dir einfällt, wie wir das schnell erledigen können, dass bin ich dabei, ansonsten geh ich sofort in die Mysteriumsabteilung."
„Die Mysteriumsabteilung?", fragte Luna überrascht, „Aber wir willst du da hinkommen?"
Harry beantwortete ihr die Frage nicht.
„Das sollte kein Problem sein", wollte Tia Harry beruhigen, „ich habe genug Zeit mit Fred und George verbracht – da schaut man sich das eine oder andere ab. Eine Ablenkung sollte das kleine Problem sein."
„Und jemand sollte Umbridge direkt ablenken", schlug Hermine vor, „Man könnte ihr sagen – was weiß ich – dass Peeves wie immer etwas Übles anstellt..."
„Das erledige ich", bot Ron an, „Ich sage ihr, Peeves zertrümmert die Verwandlungsräume, die sind meilenweit von ihrem Büro entfernt. Wenn ich's mir recht überlege, könnte ich Peeves wahrscheinlich auch gleich überreden, es wirklich zu tun, wenn ich ihn unterwegs treffe."
„Okay", bestätigte Hermine und runzelte die Stirn, „Also, wir müssen die Schüler von ihrem Büro fernhalten, während wir uns dort Zugang verschaffen, sonst gehen bestimmt irgendwelche Slytherins zu ihr und verpfeifen uns."
„Ich könnte einen giftigen Trank verschütten", schlug Tia lächelnd vor und alle Anwesenden starrten sie ungläubig an.
„Nein, das ist zu gefährlich – unbeteiligte könnten sich verletzen", meinte Hermine, aber sie klang so, als würde sie ihre Entscheidung selbst bereuen, „Aber... die Idee ist gut. Man könnte auch nur sagen, jemand hätte etwas verschüttet."
„Wir drei verteilen uns beim Korridor und warnen die Leute, dass sie da nicht runtergehen sollen, weil jemand eine Ladung Garottengas losgelassen hat", schlug Ginny vor und Hermine sah Ginny überrascht an. Ginny zuckte mit den Schultern und erklärte: „Fred und George hatten es eigentlich noch vor, ehe sie weg sind."
„Dafür wollten sie also, dass ich es für sie mische", überlegte Tia lächelnd, „Das erklärt so einiges."
„Okay", sagte Hermine, „Also dann, Harry, wir beiden nehmen den Tarnumhang und schleichen uns ins Büro, und du kannst mit Sirius reden –"
„Er ist nicht dort, Hermine!", widersprach Harry ihr ungeduldig.
„Ich meine, du kannst – nachsehen, ob Sirius zu Hause ist oder nicht, während ich Wache halte, ich glaub nicht, dass du allein dort drin sein solltest, Lee hat immerhin bewiesen, dass das Fenster ein Schwachpunkt ist, wo er doch diese Niffler durchgeschickt hat."
„Ich... okay, danke", gab Harry sich geschlagen.
„Gut, aber selbst, wenn wir all diese Vorkehrungen treffen, glaube ich nicht, dass wir mehr als fünf Minuten haben", überlegte Hermine, „Nicht wenn Filch und dieses verfluchte Inquisitionskommando unterwegs sind."
„Fünf Minuten werden reichen", versicherte Harry ihr, „Komm, gehen wir –"
„Jetzt?", Hermine wirkte entsetzt über diese Idee.
„Natürlich jetzt!", langsam wurde Harry immer ungeduldiger, „Glaubst du vielleicht, weir warten bis nach dem Abendessen? Hermine, Sirius wird gerade eben gefoltert!"
„Ich – oh, schon gut", Hermine schien noch immer nicht wirklich sicher zu sein, aber sie widersprach nicht mehr, „Du gehst und holst den Tarnumhang und wir treffen dich am Ende von Umbridges Korridor, okay?"
Harry antwortete nicht, sondern raste schnell davon.
„Dann machen wir uns bereit, oder?", schlug Tia vor und zusammen gingen sie zum Ende des Korridors, in dem sich Umbridges Büro befand und nur nach wenigen Minuten kam Harry keuchend wieder zurück – offenbar war es ihm sehr ernst.
„Hab ihn", keuchte er und hielt seinen Tarnumhang hoch – Tia hatte ihn schon einmal gesehen und Harry hin und wieder dabei erwischt, wie er ihn benutzt hatte. Ihr Geruchssinn verriet ihr trotzdem immer, wenn er in der Nähe war, also half er bei ihr nicht viel, aber wenigstens konnten andere ihn nicht sehen. „Dann kann's losgehen?"
„Alles klar", Hermine flüsterte, nachdem andere Schüler an ihnen vorbeigingen und diese ganz bestimmt nichts über ihren Plan erfahren sollten, „Also, Ron – du gehst und lenkst Umbridge ab... Ginny, Luna, Tia, ihr fangt jetzt an, die Leute aus dem Korridor zu vertreiben... Harry und ich ziehen uns den Tarnumhang über und warten, bis die Luft rein ist..."
„Wir teilen uns auf", schlug Tia vor, als Ginny, Luna und sie sich von den anderen entfernten, während Ron Umbridge suchen ging, „Ihr beide bleibt hier vorne und ich bleibe hier."
„Bist du sicher?", fragte Ginny weniger überzeugt und das sonst so selbstsichere Mädchen sah Tia unsicher an. Tia war zwar älter als sie, aber teilweise war Ginny doch irgendwie besorgt um das Mädchen. Sie schien mit derselben Gleichgültigkeit und Naivität durchs Leben zu gehen, wie ihre Freundin Luna, die ebenfalls sehr verträumt aussah. Und obwohl sie nur Schüler ablenken mussten, konnte doch alles schiefgehen und sie konnten großen Ärger bekommen. Ginny dachte an den Brief, den sie von Fred und George erhalten hatte, den sie gelesen hatte, während sie auf Harry gewartet hatten und darin stand, dass sie ein Auge auf Tia haben sollte und sie wollte ihren Bruder natürlich nicht enttäuschen. Und Tia war eine gute Freundin geworden, auch wenn sie nicht so viel miteinander zu tun hatten. Aber doch war Tia so etwas wie Familie und Ginny wollte sie nicht allein lassen.
„Ich bin allein überzeugend genug und ich bin schon groß – ich kann auf mich selbst aufpassen", Tia lächelte freundlich, „Keine Sorge – ich bin gleich hier vorne."
Und so trennten sie sich und Tia begann die ersten Schüler aufzuhalten: „Hey! Geht hier besser nicht entlang."
„Warum nicht?", es war ein Fünftklässler, der offenbar überrascht war, dass Tia ihn überhaupt ansprach.
„Garottengas", erklärte Tia und verzog unzufrieden das Gesicht, „Professor Snape hat mich gebeten, keinen Schüler durchzulassen, aber er hat auch gesagt, dass die Dummköpfe, die nicht auf mich hören mit den Konsequenzen leben sollen." Tia lächelte fröhlich, als hätte sie nicht gerade eine Todesdrohung eines gefürchteten Professors weitergegeben und allein das machte sie gruselig genug, dass der Schüler umdrehte und einen anderen Weg suchte.
Tia roch, wie Hermine und Harry an ihr vorbeigingen und sie lächelte grob in ihre Richtung, bevor sie anderen Schülern entgegenkam und sie ebenfalls wieder wegschickte, aber es wurden schon weniger – vermutlich sprach es sich herum, dass man hier nicht durchkam.
Aber natürlich konnte es nicht perfekt laufen.
„Vicky", Tia zwang sich, zu lächeln, obwohl Vicky kaum ein Lächeln von ihr verdient hatte, aber Tia bemühte sich, freundlich zu allen zu sein, „Hier kannst du leider nicht entlang, aber ich kann den Umweg über die Wirbeltreppe empfehlen."
„Fuego", zischte Vicky und es klang wie der Name einer tödlichen Krankheit, „Sag mir nicht, was ich tun und lassen soll!"
Vicky war schon lange Teil des Inquisitionskommandos, aber nachdem Katie, Leanne und Tia sie schon lange ignorierten, hatten sie in letzter Zeit keinen Streit mit ihr angefangen und auch Vicky hing lieber mit ihren Slytherin-Freunden ab, anstatt sich mit ihnen zu Keppeln.
Plötzlich kamen zwei weitere Mitglieder des Inquisitionskommandos hinter Vicky und etwas sagte Tia, dass Vicky nicht zufällig diesen Weg gekommen war, als diese auch noch ihren Zauberstab zog und ihr bedrohlich auf Tia richtete.
„Ich wollte dich nur warnen", Tia lächelte noch, aber ihre Worte beinhalteten eine stumme Drohung, „Garottengas. Wir wollen ja nicht, dass du direkt hier vor meinen Füßen jämmerlich stirbst, oder?"
„Das wird nicht passieren", Vicky grinste triumphierend, „Weißt du, Fuego, uns ist gesagt worden, dass vermutlich jemand versuchen wird, uns davon abzuhalten, hierher zu kommen."
„Hast du mit Trelawney gesprochen?", fragte Tia unschuldig, „Sie ist keine sichere Quelle, das weißt du?"
„Uns ist auch befohlen worden, jeden in Professor Umbridges Büro zu bringen, der uns aufhalten will", Vicky grinste noch breiter und Tias Blick huschte zu ihren beiden Begleitern.
Tia wusste, dass sie eine schreckliche Hexe war, aber zum Glück war sie nicht nur eine Hexe – in ihrem Blut rann auch noch das Blut ihrer Vorfahren. Sie hatte es noch nie in einem Kampf eingesetzt, aber sie fand, es war ein guter Tag, um damit anzufangen.
„Weasley ist unser King, Weasley ist unser King! Ließ keinen Quaffel durch den Ring!", sang Tia und zufrieden beobachtete sie, wie Vickys Blick plötzlich verträumt wurde und sie ließ ihren Zauberstab etwas sinken.
Auch einer von ihren Begleitern schien unter Tias Bann zu fallen – der Junge, aber die andere war ein Mädchen und das hatte Tia nicht bedacht. Dass nicht alle beeinflusst werden würden.
„Silencio!", verhexte diese Tia und plötzlich fühlte sie sich nicht mehr imstande ein Wort oder einen Ton von sich zu geben und ihr Mund bewegte sich stumm, bevor sie bemerkte, was passiert war.
Leider konnte Tia keine stummen Zauber wirken, ansonsten wäre sie jetzt nicht vollkommen schutzlos gewesen – aber kampflos würde Tia sich auch nicht ergeben. Wenn sie schon die Schule verlassen musste, was bestimmt die Folge ihrer Taten war, dann konnte sie wenigstens noch einen bleibenden Eindruck bei Vicky hinterlassen.
„Du dummes Schlammblut!", fluchte Vicky wütend, als sie vom Zauber befreit wurde, „Wie kannst du es wagen –"
Vicky schickte einen stummen Zauber in ihre Richtung, aber Tia hatte schon damit gerechnet, und wich ihm schnell mit einem Hechtsprung zur Seite aus, rollte sich herum und war schnell wieder auf den Beinen. Sie hatte das noch nie gemacht und war einen Moment lang überrascht von sich selbst, dass sie das überhaupt so fließend geschafft hatte, aber leider war Vicky nicht allein und ein anderer der beiden sprach einen Zauber gegen sie aus, dem sie nicht mehr ausweichen konnte und sie wurde nach hinten geschleudert, gegen die Steinmauer. Sie stieß sich ihren Kopf an und einen Moment drehte sich alles, als sie auf den Boden rutschte, aber als sie wieder klaren Kopf hatte, stand Vicky schon über ihr und zerrte sie an ihrem Kragen unsanft auf die Beine.
„Hast du etwa gedacht, du könntest dich uns widersetzen?", fragte Vicky hämisch. Nachdem Tia nichts sagen konnte, ließ sie Taten für sich sprechen und sie trat Vicky gegen das Schienbein.
Fluchend sprang Vicky zurück und ließ Tia wieder los, die wieder auf den Boden fiel, aber selbst wieder aufstand und bereit war, auch die anderen beiden auszuschalten, aber man hatte als schutzlose Hexe keine Chance gegen Gegner, die Magie benutzten, das musste sie zugeben und plötzlich wickelten sich magische Seile um sie und verschnürten sie wie eine Mumie von ihren Fußknöcheln bis hoch zu den Schultern, sodass sich Tia sofort beengt und eingesperrt fühlte. Verzweifelt versuchte sie, die Seile zu lockern, aber sie zerrten sich einfach noch fester zusammen.
„Schlampe", zischte Vicky und schlug Tia in ihrem hilflosen Zustand ins Gesicht. Ihre Wange brannte, aber Tia gab ihr nicht die Genugtuung, zu weinen, sondern behielt ihren neutralen Ausdruck im Gesicht, aber Vicky musste doch gesehen haben, dass es ihr wehgetan hatte, denn sie grinste breit.
„Bringen wir sie zu Professor Umbridge", es war ein Befehl an die beiden anderen Mitglieder den Inquisitionskommandos, aber Vicky selbst trat Tia vor, sie kaum von der Stelle kam, weil ihre Beine aneinandergefesselt war und beinahe fiel sie vornüber, was Vicky bestimmt gefallen hätte, also bemühte sie sich, ihr Gleichgewicht zu behalten.
Als sie endlich in Umbridges Büro ankamen, sah Tia sofort, dass der Plan mit Pauken und Trompeten schief gegangen war, denn nicht nur Umbridge war da, sondern auch andere Mitglieder des Inquisitionskommandos. Auch Ginny, Luna und Ron waren gefasst worden und schienen sogar leicht verletzt, während Harry und Hermine zauberstablos genauso schutzlos waren, wie Tia.
„Wir haben die letzte", verkündete Vicky hämisch und stieß Tia nach vorne, sodass sie beinahe wieder hinfiel, aber sie hielt sich auf den Beinen, „Sie hat versucht, ihre Veela-Magie gegen uns einzusetzen und hat sich handgreiflich gewehrt, aber wir haben sie überwältigen können."
„Sehr gut", Umbridge grinste und kam zu Tia hinübergeschlendert mit einem triumphierenden Lächeln in ihrem Krötengesicht, „Wer ist jetzt die Überlegene, Fuego?"
Nachdem Tia nicht antworten konnte oder ihr gegen das Schienbein treten konnte, benutzte sie noch ihre letzte Waffe und spuckte Umbridge direkt vor die Füße, sodass die Professorin erschrocken zurücksprang. Tia lächelte nur unschuldig.
„Ekelhaftes Halbblut-Pack", fluchte Umbridge und schaute Tia angeekelt an, „Diese Schule wird um einiges an Prestige gewinnen, wenn ich euch alle hier endlich los bin – und kein Dumbledore hier, um euch zu beschützen."
„Nun, Potter", wandte Umbridge sich wieder an Harry, der Umbridge hasserfüllt ansah, „Sie haben Wachen um mein Büro postiert und diesen Clown geschickt", sie deutete zu Ron Weasley, „um mir zu sagen, dass der Poltergeist in den Verwandlungsräumen sein Zerstörungswerk triebe, während ich genau wusste, dass er damit beschäftigt war, Tinte auf die Okulare sämtlicher Schulteleskope zu schmieren – da Mr Filch mich kurz zuvor davon unterrichtet hatte."
Tia fluchte innerlich – daran hatten sie nicht gedacht.
„Offenbar war es sehr wichtig für Sie, mit jemanden zu reden", sprach Umbridge weiter, „War es Albus Dumbledore? Oder dieses Halbblut Hagrid? Ich bezweifle, dass es Minerva McGonagall war; wie ich höre, ist sie noch zu krank, um mit irgendjemandem sprechen zu können."
Als Vicky und andere Mitglieder des Inquisitionskommandos lachten, hatte Tia das Bedürfnis, sie zu schlagen, aber ihre Fesseln hielten sie zurück.
„Es geht Sie nichts an, mit wem ich rede", knurrte Harry nur.
„Sehr schön", meinte Umbridge und jegliches Verständnis war aus ihrem Ton verschwunden, „Sehr schön, Mr Potter... ich habe Ihnen die Chance gegeben, es mir freiwillig zu sagen. Sie haben abgelehnt. Ich habe keine andere Wahl, als Sie zu zwingen. Draco – holen Sie Professor Snape."
Malfoy, wie Tia ihn erkannte, rannte natürlich sofort wie ein gehorsamer Hund los, um Snape zu holen und Tia konnte sich schon denken, warum Umbridge nach dem Zaubertrankmeister verlangte.
Es wurde still im Büro und Tia sah ihren Mitstreitern dabei zu, wie diese sich gegen ihre Gefangennehmer ankämpften, aber Tia konnte sich weder bewegen, noch irgendetwas sagen.
Vicky stand noch hinter Tia und sie war sich sicher, sie hatte diesen schrecklich selbstgefälligen Ausdruck im Gesicht.
Tia war die erste, die Snape und Malfoy näherkommen hörte und sie versuchte in Richtung Tür zu blicken, aber nachdem sie so zusammengeschnürt war, konnte sie es kaum.
„Sie wollten mich sprechen, Schulleiterin?", fragte Snape, als er das Büro betrat und er beobachtete die kämpfenden Schüler ausdruckslos, aber als er Tia so zusammengeschnürt sah, blieb sein Blick einen Moment länger auf ihr liegen.
Tia lächelte und nickte ihm als Begrüßung zu und schnell blickte Snape weiter.
„Ah, Professor Snape", Umbridge begrüßte ihn mit einem breiten Lächeln, das aber bei Weitem nicht so willkommen und einladend war, wie das von Tia, „a, ich hätte gerne eine weitere Flasche Veritaserum, so schnell wie möglich, bitte."
„Sie haben meine letzte Flasche genommen, um Potter und Fuego zu befragen", erinnerte Snape sie und musterte die Schulleiterin mit einem so kühlen Blick, dass Tia erkannte, dass Snape sie genauso verabscheute, wie sie es tat, „Sie haben doch sicher nicht alles aufgebraucht? Ich hatte Ihnen gesagt, drei Tropfen würden genügen."
Hätte Tia einen Laut von sich geben können, hätte sie laut aufgelacht, aber die plötzliche Bewegung lenkte Snapes Aufmerksamkeit wieder auf sie und nachdem sie nur stumm kommunizieren konnte, zuckte sie amüsiert mit der Nase und hoffte, Snape würde verstehen, dass sie das Veritaserum sogar riechen konnte.
„Sie können ein wenig mehr davon herstellen, nicht wahr?", fragte Umbridge ihn begierig.
„Gewiss", stimmte Snape ihr zu, „Es bracht einen vollständigen Monat, um zu reifen, also sollte es in etwa einem Monat für Sie bereit sein."
„In einem Monat?", wiederholte Umbridge, „Ein Monat? Aber ich brauche es heute Abend, Snape! Wie ich eben festgestellt habe, benutzt Potter meinen Kamin, um mit einem oder mehreren Unbekannten Verbindung aufzunehmen!"
„Tatsächlich?", Snape wirkte tatsächlich überrascht, „Nun, das überrascht mich nicht. Potter hat nie viel Neigung gezeigt, die Schulregeln zu befolgen."
Snape schien Harry wirklich zu hassen und sein Blick verriet das eindeutig.
„Ich wünsche ihn zu befragen!", quengelte Umbridge zornig, „Ich wünsche, dass Sie mir einen Trank liefern, der ihn zwingen wird, mir die Wahrheit zu erzählen!"
„Ich habe Ihnen bereit gesagt", erwiderte Snape, „dass ich keine weiteren Vorräte an Veritaserum habe. Ich kann Ihnen nicht helfen, außer wenn Sie Potter vergiften wollen – und ich versichere Ihnen, Sie hätten mein größtes Wohlwollen, wenn Sie das täten. Das Problem ist nur, dass die meisten Gifte zu schnell wirken, um dem Opfer genug Zeit zu geben, die Wahrheit zu erzählen."
„Sie sind auf Bewährung!", kreischte Umbridge und Snape schien nicht wirklich beeindruckt davon zu sein, „Sie verweigern mir mutwillig Ihre Hilfe! Ich hätte mehr von Ihnen erwartet, Lucius Malfoy spricht immer in den höchsten Tönen von Ihnen! Verlassen Sie jetzt mein Büro!"
Snape verbeugte sich spöttisch vor Umbridge und wandte sich wirklich zum Gehen, aber Harry ließ ihn noch nicht: „Er hat Tatze! Er hat Tatze an dem Ort, wo sie versteckt ist!"
Nicht einmal Tia konnte komplett entziffern, was Harry damit sagen wollte, aber er wollte Snape ganz bestimmt mitteilen, dass das alles wegen Sirius war und dass Harry sich große Sorgen um seinen Paten machte.
Snape hielt inne.
„Tatze?", wiederholte Umbridge, „Was ist Tatze? Wo ist was versteckt? Was soll das heißen, Snape?"
Snape wandte sich an Harry. „Ich habe keine Ahnung", Tia sackte ein bisschen zusammen, als Snape das sagte, „Potter, wenn ich will, dass man mir Unsinn an den Kopf wirft, verabreiche ich Ihnen einen Plappertrank. Und Crabbe, lockern Sie Ihren Griff etwas. Wenn Longbottom erstickt, bedeutet das eine Menge zähen Papierkram, und ich fürchte, ich müsste es in Ihrem Zeugnis erwähnen, sollten Sie sich e um eine Stelle bewerben."
Snape klang so, als würde er bezweifeln, dass dieser Crabbe, der tatsächlich Neville ein bisschen zu grob hielt, sich jemals um eine Stelle bewerben würde.
Und dann ging Snape, ohne den Anschein zu machen, dass er Harrys Warnung verstanden hätte.
„Sehr schön", sagte Umbridge, „Sehr schön... ich habe nun keine andere Wahl mehr... hier geht es um mehr als um schulische Disziplin... hier steht die Sicherheit des Ministeriums auf dem Spiel... ja... ja..."
Sie sagte es wohl mehr zu sich selbst, als zu den anwesenden Schülern.
„Sie zwingen mich, Potter... ich will es nicht", versicherte Umbridge ihnen, aber Tia glaubte, sie log, „aber manchmal rechtfertigen die Umstände die Mittel... ich bin sicher, der Minister wird verstehen, dass ich keine Wahl hatte..."
Langsam machte sich Tia Sorgen. Egal, was Umbridge vorhatte, es war illegal. Nicht, dass nicht so einiges, was die Frau machte illegal wäre, aber das schien eine ganz neue Art von illegal zu sein.
„Der Cruciatus-Fluch sollte Ihnen die Zunge lösen", sagte Umbridge leise.
„Nein!", schrie Hermine und auch Tia schaute die Professorin erschrocken an – das hatte sie nicht erwartet, „Professor Umbridge – das ist gesetzwidrig!"
Aber Umbridge ignorierte sie und hob ihren Zauberstab gegen Harry.
„Der Minister würde es nicht gutheißen, dass Sie das Gesetz brechen, Professor Umbridge!", versuchte Hermine sie zu überzeugen, aber es wirkte wohl nicht.
„Was Cornelius nicht weiß, macht ihn nicht heiß", sagte Umbridge, „Er hat nie erfahren, dass ich letzten Sommer Dementoren befohlen habe, Potter anzugreifen, und dennoch war er erfreut über die Gelegenheit, ihn hinauswerfen zu können."
„Das waren Sie?", fragte Harry fassungslos, „Sie haben mir die Dementoren auf den Hals gejagt?"
„Irgendjemand musste handeln", argumentierte Umbridge atemlos, „Alle haben davon gequasselt, dass man Sie zum Schweifen – Sie in Misskredit bringen müsste, aber ich war diejenige, die tatsächlich etwas dafür getan hat... bloß haben Sie sich da rausgewunden, nicht wahr, Potter? Aber heute nicht, nicht jetzt –", sie holte noch einmal tief Luft und Tia machte sich bereit, das erste Mal einen Unverzeihlichen Fluch zu sehen, „Cruc–"
„Nein!", schrie Hermine und stoppte damit die Exekution, „Nein – Harry – wir müssen es ihr sagen!"
Tia musterte Hermine verwirrt. Sie war sich sicher, Harry würde lieber gequält werden, als Sirius zu verraten – oder sonst irgendjemand. Vermutlich würde er generell lieber gefoltert werden, als Umbridge irgendetwas nützliches zu erzählen.
„Niemals!", rief Harry, wie Tia schon erwartet hatte.
„Wir müssen, Harry", versuchte Hermine ihn zu überzeugen, „sie wird es ohnehin aus dir rauspressen, was... was für einen Zweck hat das noch?"
Hermine begann zu weinen und Tia konnte sie nicht sehen, weil sie ihren Kopf kaum bewegen konnte, aber sie hörte ihr Schluchzen.
„Schön, schön, schön!", freute sich Umbridge, „Die kleine Miss Naseweis will uns ein paar Antworten geben! Nur zu, Mädchen, nur zu!"
Tia fragte sich, ob Umbridge froh darüber war, dass sie keinen Unverzeihlichen Fluch benutzen musste, vielleicht aber auch nicht.
„Er – mie – nee – nein!", versuchte Ron sie zu warnen, aber nachdem sein Mund genauso zugeschnürt war, wie der von allen anderen, die nicht mit einem Silencio-Zauber getroffen worden waren, konnte er kaum sprechen.
„Es – es tut mir Leid, ihr alle", entschuldigte Hermine sich, aber Tia wusste nicht, ob sie ihr so etwas verzeihen konnte – wahrscheinlich schon, „Aber – ich halte es nicht aus –"
„Schon gut, schon gut, Mädchen!", wollte Umbridge sie beruhigen, „Nun denn ... mit wem hat Potter soeben Verbindung aufgenommen?"
„Also", begann Hermine und Tia war bereit, alles dafür zu tun, um Sirius zu schützen, „also, er hat versucht, mit Professor Dumbledore zu sprechen."
Das hatte Tia nicht erwartet, aber es war logisch, dass Hermine Sirius nicht verraten würde, wenn es noch einen Ausweg gab. Und plötzlich fühlte Tia sich dumm – sie hätte selbst darauf kommen können, dass Hermine das nicht tun würde – nicht einmal für Harry, dafür war sie viel zu intelligent.
„Dumbledore?", wiederholte Umbridge, „Sie wissen also, wo Dumbledore ist?"
„Nun... nein!", schluchzte Hermine, „Wir haben es im Tropfenden Kessel in der Winkelgasse versucht und in den Drei Besen und sogar im Eberkopf –"
„Dummes Mädchen – Dumbledore wird doch nicht in einem Pub hocken, wenn das ganze Ministerium nach ihm sucht!", rief Umbridge aus.
„Aber – aber wir mussten ihm etwas sehr Wichtiges sagen!", jammerte Hermine.
„Ja?", das erweckte Umbridges Aufmerksamkeit, „Und was wollten Sie ihm mitteilen?"
„Wir... wir wollten ihm sagen, dass sie f-fertig ist!", Hermine erweckte den Anschein, als würde sie nur ungern diese Information preisgeben, die, wie Tia wusste, eindeutig falsch war.
„Was soll fertig sein?", fragte Umbridge begierig nach, „Was ist fertig, Mädchen?"
„Die... die Waffe", gab Hermine zu.
„Waffe? Waffe?", wiederholte Umbridge immer wieder, „Sie haben etwas entwickelt, womit Sie Widerstand leisten können? Eine Waffe, die Sie gegen das Ministerium einsetzen könnten? Auf Professor Dumbledores Befehl hin natürlich?"
„J-j-ja", stammelte Hermine schluchzend, „aber er musste gehen, ehe wir fertig waren, und n-n-nun haben wir sie für ihn fertig gestellt, und wir k-k-können ihn nicht finden, u-u-um es ihm zu sagen!"
Jeder andere klar-denkende Mensch hätte die Lüge durchschaut, aber Umbridge war wohl zu blind, um das zu sehen – zu ihrer aller Glück. Sie war zu besessen davon, dem Minister zu gefallen, als dass sie es hinterfragt hätte.
„Was für eine Waffe ist das?", fragte Umbridge schroff, die noch nicht mit der Information zu frieden schien.
„Wir v-v-verstehen sie nicht richtig", gab Hermine laut zu, „Wir haben einfach ge-ge-getan, was P-P-Professor Dumbledore uns ge-ge-gesagt hat."
„Führen Sie mich zu der Waffe", befahl sie Hermine siegessicher.
„Ich zeig sie aber nicht ... denen", verlangte Hermine und sie meinte damit wohl die Schüler des Inquisitionskommandos.
„Sie haben hier keine Bedienungen zu stellen", erwiderte Umbridge schroff.
„Schön", Hermine schien das tatsächlich egal zu sein, „Schön... zeigen Sie ihnen die Waffe, ich hoffe, sie benutzen sie gegen Sie! Ehrlich gesagt, ich wünschte, Sie würden jede Menge Leute einladen, sie zu sehen! D-das würd Ihnen recht geschehen – oh, es wär schon, wenn die g-ganze Schule wüsste, wo sie ist und wie man sie ge-gebraucht, und dann, wenn Sie einen von denen ärgern, kann er Sie er-erledigen!"
Die Drohung wirkte und Umbridge schien nicht mehr so sicher zu sein. Jedenfalls widersprach sie Hermine nicht mehr. „Nun schön, meine Liebe, dann also nur wir beide... und Potter nehmen wir auch mit, einverstanden? Stehen Sie jetzt auf."
„Professor", es war Malfoy, der nicht so sicher schien, „Professor Umbridge, ich denke, ein paar Leute vom Kommando sollten mitkommen, um aufzupassen –"
„Ich bin eine voll qualifizierte Beamtin des Ministeriums, Malfoy, glauben Sie wirklich, dass ich mit zwei Teenagern ohne Zauberstab nicht alleine zurechtkomme?", fragte Umbridge bissig, „Auf jeden Fall klingt es nicht so, als ob diese Waffe etwas wäre, das Schulkinder sehen sollten. Sie werden hier bleiben, bis ich zurückkehre, und dafür sorgen, dass keiner von denen entkommen."
„Na gut", Malfoy schien noch nicht wirklich überzeugt, aber er konnte nicht mehr widersprechen.
„Und Sie beide gehen mir voran und zeigen mir den Weg", befahl Umbridge an Hermine und Harry gerichtet, „Los jetzt."
Tia beobachtete, wie die drei an ihr vorbei das Büro verließen und sie zurückgelassen wurden – und Tia hoffte, sie wussten, was sie taten und brachten sich nicht in noch größere Schwierigkeiten.
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