101. Kapitel

Zuerst funktionierte Fred und Georges Plan ziemlich gut.

Tia hielt sich lieber raus und beobachtete alles als ahnungslose Person, aber das fand sie nicht schlimm, immerhin war sie dann genauso überrascht wie alle anderen, als plötzlich aus dem Nichts ein Sumpf mitten in der Schule auf dem Gang erschien und unzählige Schüler, die dort gerade unterwegs gewesen waren, wurden durchnässt.

Es war mächtige Magie, das wusste Tia, vermischt mit Fred und Georges Wahnsinn und Stinksaft, wie das roch.

Aber Fred und George hatten schon angekündigt, dass das ihr Meisterwerk werden würde und mit diesem Streich würden sie die Schule verlassen. Als sie also doch von Umbridge und Filch in die Enge getrieben wurden, hoffte Tia nur, dass Harry lange genug Zeit gehabt hatte, um Sirius zu kontaktieren. Sie wusste, dass Fred und George schon zurechtkommen würden – und wenn nicht, war sie bereit sie selbst da raus zu hauen, wenn es sein musste, das sie hatte George versprochen, dass sie wenigstens versuchte in der Schule zu bleiben.

„So!", Umbridge stand auf den Treppen, damit sie Fred und George überragte, aber letztendlich konnte deren Genialität nichts überragen. „So – Sie halten es also für witzig, einen Schulkorridor in einen Sumpf zu verwandeln?"

„Ziemlich witzig, ja", bestätigte Fred grinsend und er wie auch George blickten Umbridge ohne jegliche Spur der Angst an.

Tia drängte sich durch einige Schüler weiter nach vorne durch, um die beiden besser im Blick zu haben. Als George sie erblickte, grinste er in ihre Richtung und sie winkte ihm enthusiastisch und fröhlich zurück.

„Ich hab das Formular, Schulleiterin", Filch kämpfte sich zu Umbridge vor und er schien wirklich glücklich zu sein – Tia freute sich für den alten Hausmeister, immerhin sah er so häufig unzufrieden aus, „Ich hab das Formular und meine Peitschen warten... oh, lassen Sie es mich jetzt tun..."

Das war also das Formular – vermutlich gab es ihm die Erlaubnis, Schüler zu bestrafen, wie er es ihnen schon seit Jahren drohte. Jetzt verstand Tia auch, warum er sich so freute. Natürlich freute sich Filch darüber, endlich die Schüler quälen zu können, aber Tia fand das einen grausamen Grund, sich zu freuen. Warum konnte er sich nicht über die kleinen Dinge im Leben freuen – wie über eine schöne, heiße Tasse Tee oder Freizeit mit seiner Katze Mrs Norris.

„Sehr gut, Argus", lobte Umbridge ihn, „Sie beide", sie wandte sich an Fred und George, „werden gleich erfahren, was mit Missetätern in meiner Schule passiert."

„Wissen Sie, was?", entgegnete Fred frech, „Das glaube ich kaum." Fred wandte sich an George. „George, ich glaub, wir sind zu alt geworden für die Ganztagesschule."

„Ja, das Gefühl hab ich auch", stimmte George ihm locker zu.

„Wird Zeit, dass wir unsere Fähigkeiten in der wirklichen Welt ausprobieren, meinst du nicht?", schlug Fred vor.

„Ganz bestimmt", nickte George grinsend.

Umbridge öffnete schon den Mund, um etwas zu sagen, aber die Zwillinge hoben in diesem Moment zeitgleich ihre Zauberstäbe in die Luft und sagten im Chor: „Accio Besen!"

Und tatsächlich – nachdem Umbridge ihnen die Besen schon vor Monaten abgenommen hatte, konnte das sie doch nicht aufhalten, mit lautem Krachen und vermutlich viel Chaos hinterlassend zurück zu ihren Besitzern zu fliegen. Sie zogen eiserne Haken und Ketten noch immer hinter sich her, mit denen sie vermutlich festgekettet gewesen waren.

„Auf Nimmerwiedersehen!", rief Fred fröhlich und schwang zusammen mit seinem Zwilling ein Bein über die Besen.

„Ja, Sie brauchen uns keine Postkarte zu schicken", lehnte George heiter ab, aber sein Blick traf Tia, die ihn breit anlächelte und ermutigend zunickte, aber er wollte sie nicht einfach so zurücklassen, obwohl er wusste, dass sie ihm nicht wütend sein würde. Aber Tia ließ man nicht einfach so stehen – das wusste er – ein so wundervolles, wunderschönes, wunderbares Mädchen ließ man nicht einfach so stehen.

Fred blickte sich in der Schülermenge um und nutzte diese Chance natürlich, um Werbung für ihren zukünftigen Laden zu machen, für den sie schon seit Monaten Pläne schmiedeten: „Wenn jemand Lust hat, einen Tragbaren Sumpf zu kaufen, wie oben vorgeführt, dann kommt doch mal in die Winkelgasse dreiundneunzig – Weasleys Zauberhafte Zauberscherze! Unser neues Ladengeschäft."

„Für Hogwarts-Schüler, die schwören, dass sie unsere Produkte einsetzen, um diese alte Fledermaus loszuwerden, gibt es Spezialrabatte!", ergänzte George laut, ohne den Blick von Tia abzuwenden.

„HALTET SIE AUF!", kreischte Umbridge, aber es war schon zu spät – die Zwillinge stießen sich vom Boden ab und machten eine Ehrenrunde über der Schülermenge, aber plötzlich stieß George noch einmal Richtung Boden und Tia hatte schon Angst, sein Besen könnte verflucht sein, aber statt auf dem Boden aufzukommen, riss er den Besen meisterhaft im letzten Moment nach oben und blieb direkt bei Tia in der Luft stehen.

„Hast du gedacht, ich fliege, ohne mich zu verabschieden?", fragte er sie grinsend und Tia wurde rot, als George sie in einen letzten Kuss vor der gesamten versammelten Schule zog, aber nachdem Umbridge und das Inquisitionskommando hinter ihnen her waren, war dieser kurz und George schoss schnell wieder in die Luft.

„Peeves!", rief Fred dem Poltergeist zu, der dieses Spektakel ebenfalls beobachtet hatte, „mach ihr in unserem Namen das Leben hier zur Hölle!"

Und Peeves riss sich seinen Glockenhut vom Kopf und salutierte von den Zwillingen.

Die Schüler applaudierten, als die Zwillinge davonschossen und dramatisch wie immer in den Sonnenuntergang flogen, aber Tia lächelte ihnen hinterher – sie hatten es geschafft.



Selbst nachdem Fred und George weg waren, blieben sie dennoch in der Erinnerung – und nicht nur, weil es keinem Lehrer „gelang" den magischen Sumpf, den sie mitten in einem der Korridore erschaffen hatten verschwinden zu lassen.

Sie hatten sich einen Namen gemacht und Tia war stolz auf sie beide, aber leider besserte das Umbridges Laune überhaupt nicht.

Vielleicht war sie deswegen auch nicht überrascht, als Professor McGonagall sie in der Mittagspause ansprach und sie in Richtung Umbridges Büro führte.

„Miss Fuego", es lag ein bisschen Sorge in McGonagalls Stimme, als Tia stumm hinter ihr herging, „Darf ich Ihnen das Versprechen abnehmen, dass sie in diesem Büro keinen Unsinn anstellen – ich werde nicht bei Ihnen bleiben dürfen."

Tia musterte die Professorin nachdenklich, bevor sie heiter den Kopf schüttelte.

„Professor McGonagall", antwortete sie ihr fröhlich, „Ich befürchte, das kann ich Ihnen nicht versprechen, aber ich kann Ihnen versprechen, dass ich so schnell diese Schule nicht verlasse."

McGonagall seufzte. „Das habe ich befürchtet", meinte sie leise, aber für Tia hörbar, „Passen Sie auf sich auf."

„Das kann ich Ihnen auch versprechen", Tia lächelte sie an, bevor sie an Umbridges Bürotür klopfte und höflich auf eine Antwort von innen wartete, bevor sie eintrat.

Das Büro war ziemlich niedlich eingerichtet – vielleicht ein bisschen zu viel rosa und pink, aber die Bilder von Katzen fand Tia einfach nur bezaubernd. Ihr fiel ein, dass Professor McGonagall keine Bilder von Katzen in ihrem Büro hängen hatte, obwohl deren Animagusform sogar eine Katze war – sie fragte sich, warum.

„Miss Fuego", Umbridge saß an ihrem Schreibtisch und lächelte Tia süß an, „Setzen Sie sich doch."

„Oh, das ist freundlich von Ihnen", Tia lächelte, als sie sich Umbridge gegenübersetzte – bisher fand sie es nicht so schlimm.

„Wollen Sie etwas trinken?", bot Umbridge zuckersüß an.

„Oh, nein danke", Tia lächelte wieder breit, „Ich will keine Umstände machen."

„Das ist kein Problem", winkte Umbridge ab, „Also... was wollen Sie trinken? Tee? Kaffee?"

„Eine heiße Schokolade wäre himmlisch, aber Tee wäre auch okay... oder ein Wasser...", Tia wollte wirklich keine Umstände machen, immerhin sprach sie mit Umbridge, die ihr ein Getränk sicher nur aus Höflichkeit anbot und bestimmt sich keine Mühe machen wollte, aber stattdessen zückte Umbridge tatsächlich ihren Zauberstab und füllte eine schon bereitgestellte Tasse mit heißer Schokolade, wie Tia riechen konnte.

„Oh, vielen Dank", Tia lächelte die Professorin an.

„Trinken Sie ruhig", Umbridge sah sie seltsam an und Tia fand es auch seltsam, dass sie so begierig darauf war, dass Tia etwas trank, aber Tia fand Umbridge generell ziemlich seltsam, also war das keine Besonderheit.

Tia hob die Tasse von ihrer Untertasse, nahm aber noch keinen Schluck, sondern hielt sie einfach in den Händen – vorerst.

„Wissen Sie, warum ich Sie in mein Büro gebeten habe?", fragte Umbridge und Tia bemerkte, dass sie viel höflicher mit ihr sprach, als sonst. Vielleicht wollte sie ihr Vertrauen haben, aber so einfach bekam sie das nicht. Obwohl Umbridge ziemlich freundlich zu Tia war, vergaß sie nicht so schnell, wenn jemand unhöflich zu ihr gewesen war.

„Um ehrlich zu sein, ich habe Vermutungen", gestand Tia heiter.

„Tatsächlich?", Umbridge lehnte sich etwas vor, „Warum? Haben Sie etwas zu verstecken?"

„Natürlich!", Tia lachte auf, „Hat das nicht jeder?"

Sie hob die Tasse zu ihren Lippen und roch an der heißen Schokolade. Sie roch wirklich wie die, die ihre Großmutter ihr immer machte – nur ohne das Chili, aber sie konnte eben nicht alles haben. Aber da war noch etwas – etwas, das Tia zögern ließ.

„Professor Umbridge", Tia ließ die Tasse wieder etwas sinken und Umbridge sah beinahe schon enttäusch aus, dass sie nicht getrunken hatte, „Ich befürchte, Sie haben mir die falsche Tasse gegeben."

„Die falsche Tasse?", wiederholte Umbridge verwirrt, „Warum sollte ich das tun? Warum gibt es eine falsche Tasse?"

„Nun", Tia runzelte die Stirn, „weil diese hier mit Veritaserum vergiftet worden ist."

Umbridge starrte sie mit einem durchdringenden Blick an, aber Tia hielt ihm stand und plötzlich verstand sie, dass es keineswegs die falsche Tasse gewesen ist, sondern genau die Richtige.

„Oh", meinte sie verwirrt und lächelte leicht, „Es ist gar nicht die falsche Tasse gewesen, oder? Wissen Sie, Vertrauen ist der Schlüssel für eine gelingende Konversation, und keine Gifte und Tränke."

Umbridge lachte nervös. „Veritaserum? Kind, warum sollte ich Ihnen das in die Tasse schütten?"

„Keine Ahnung", Tia zuckte mit den Schultern, „Beantworten Sie mir doch die Frage, denn das würde mich auch interessieren."

„Ich habe nichts in die Tasse gegeben", schwor Umbridge, aber Tia sah ihr an, dass sie log.

„Dann hat es also jemand anderer in die Tasse gegeben?", fragte Tia amüsiert.

„Wie kommen Sie auf diese Idee?"

„Ich kann es riechen", gab Tia zu und roch noch einmal als Versicherung an dem Kakao, aber sie war sich sicher.

„Man kann Veritaserum nicht riechen", schnaubte Umbridge ungläubig, als wäre Tia diejenige, die wahnsinnig war, „Das ist alles Unsinn."

„Aber das ist es genau", bestätigte Tia fröhlich, „Veritaserum ist geruchlos, aber das bedeutet nicht, dass man es nicht doch riechen kann – es neutralisiert ein wenig von dem Geruch des Getränks, in dem es gereicht wird. Natürlich ist es eigentlich nicht bemerkbar, aber nachdem ich einen ausgezeichneten Geruchssinn besitze, habe ich es doch bemerkt. Es ist so, als wäre etwas nicht da, das da sein sollte, verstehen Sie, Professor?"

„Nein", zischte Umbridge, „Natürlich nicht. Und jetzt, trinken Sie!"

„Aber –", stammelte Tia, aber Umbridge zückte plötzlich ihren Zauberstab und richtete ihn auf Tia.

„Trinken Sie!", wiederholte die Professorin süß lächelnd, aber Tia blieb ruhig.

„Professor, bedrohen Sie mich gerade mit ihrem Zauberstab?", fragte Tia scheinbar ahnungslos, „Dürfen Sie das denn als Professor?"

„Ich bin Schulleiterin!", zischte Umbridge, „Ich darf alles!"

„Oh, das habe ich nicht gewusst", lächelnd hob Tia wieder die Tasse an ihren Mund und trank den Kakao in einem Zug leer, bevor sie Umbridge anlächelte, die nicht ganz zu verstehen schien, was vor sich ging, aber sie schien zufrieden.

„Warum nicht gleich so?", Umbridge lächelte und steckte ihren Zauberstab wieder weg, „Beginnen wir von vorne – warum erzählen Sie nicht erst einmal etwas von dem Aufenthaltsort von Albus Dumbledore."

„Sehe ich so aus, als würde ich ihn kennen?", fragte Tia und runzelte die Stirn, „Sie müssen ja wirklich noch dümmer sein, als Sie aussehen, wenn Sie denken, Dumbledore würde mir alle seine Geheimnisse anvertrauen."

„Haben Sie mich gerade beleidigt?", zischte Umbridge und lehnte sich vor, aber Tia zuckte nur entspannt mit den Schultern.

Sie haben mir doch Veritaserum verabreicht – jetzt müssen Sie wohl auch mit den Konsequenzen leben. Sie haben übrigens Mundgeruch – putzen Sie sich auch einmal die Zähne?"

„Ruhe!", kreischte Umbridge und Tia verstummte verwirrt.

„Dann erzählen Sie mir eben einmal die Pläne, die Dumbledore hat", verlangte Umbridge.

„Professor Umbridge, entscheiden Sie sich", Tia lächelte, „Soll ich jetzt leise sein oder reden?"

„Rede!"

„Okay... ich wünschte, ich könnte diesen Sommer wieder nach Spanien fliegen – ich bin vor ein paar Jahren mit meiner abuelita dort gewesen und –"

„Was reden Sie denn da?"

„Ich rede einfach nur, was mir gerade in den Sinn kommt", erklärte Tia ehrlich, „Sie haben immerhin –"

„Dumbledores Pläne!", verlangte Umbridge, „Rede darüber!"

„Ich habe keine Ahnung, was in Dumbledores Kopf vor sich geht", Tia sagte die Wahrheit, „ich bezweifle, dass irgendjemand wirklich weiß, was Dumbledores Pläne sind. Er ist ziemlich verschlossen, oder nicht? Aber meine abuelita sagt, dass –"

„Mich interessiert das nicht!"

„Dann fragen Sie nicht danach", tadelte Tia sie und stand auf, „Wissen Sie, Professor, ich glaube, ich fühle mich nicht so gut – wahrscheinlich habe ich irgendein Gift geschluckt oder so. Vielleicht sollte ich in den Krankenflügel und als Lehrperson dürfen Sie mich nicht aufhalten. Witzig, oder? Ich habe das Gefühl, als hätte ich Sie wieder einmal in einem intellektuellen Duell besiegt, aber seien wir uns doch einmal ehrlich – Sie sind nicht wirklich ein starker Gegner, oder?"

„Was zum –"

„Wenn Sie das nächste Mal etwas von mir wissen wollen, sollten Sie wohl eine Sache bedenken", Tia lächelte so zuckersüß, wie sonst Umbridge immer, „Ich bin intelligenter, als ich aussehe – man sollte mich wohl nicht unterschätzen, oder? Auf Wiedersehen!"

Und Tia verließ ohne zurück zu sehen das Büro.

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