100. Kapitel

Das riesige Chaos, das Fred und George geplant hatten, war ein gigantisches Feuerwerk, das die ganze Schule in Aufruhr brachte.

Normalerweise wäre es für die Professoren wahrscheinlich kaum ein Problem gewesen, die den ganzen Tag herumfliegenden und explodierenden Feuerwerke einzufangen, aber auf einmal schien jeder einzelne Lehrer unfähig zu sein und jeder überließ es lieber einer Spezialistin – Umbridge.

Tia freute sich jedes Mal, wenn sie sah, dass Umbridge vollkommen außer sich von einem Ende der Schule zum anderen rannte, um den Hilferufen der Lehrer zu folgen und die Feuerwerke zu zerstören, die erstaunlich häufig direkt vor der Schulleiterin explodierten.

Die Osterferien kamen und Tia überlegte sich ernsthaft, ob sie nicht lieber nach Hause zu Remus fahren sollte, blieb aber dann doch in Hogwarts, besonders da Katie angefangen hatte, sie wieder täglich in die Bücherei zu schleppen, um zu lernen. Und Tia brauchte es eigentlich. Sie war kein Genie in der Schule, wenn man Zaubertränke außer Acht ließ.

„Die Prüfungen sind um einiges weniger anstrengend, wenn man nur noch so wenige Fächer hat", bemerkte Tia, obwohl es schon lange nach Mitternacht in einer wie immer schlaflosen Vollmondnacht war und nur noch Fred und George mit ihr zusammen wach waren.

George hatte begonnen, Tias Haare zu zwei Zöpfen zu flechten, wie sie immer in der Nacht trug, während Fred leise vor sich hinmurmelnd versuchte, einen weiteren Brief an Agnes Tripe zu schreiben – sie antwortete ihm noch immer nicht.

„Wir wissen, was du meinst", grinste George.

„Das haben wir uns auch gedacht", fügte Fred hinzu.

„Aber wir haben noch zwei Fächer weniger gehabt, als du."

„Pflege magischer Geschöpfe zählt nicht", winkte Tia ab, „Das ist einfach – Hagrid macht immer ziemlich einfache Prüfungen."

Falls Hagrid dieses Jahr wieder die Prüfungen beaufsichtigt", murmelte Fred, aber Tia hatte ihn trotzdem gehört und sah ihn verwirrt an.

„Was meinst du damit?", fragte Tia ihn verwirrt und Fred sah verwundert auf, bevor ihm einfiel, mit wem er es zu tun hatte und er seufzte, bevor er die Feder zur Seite legte.

„Ich weiß auch nicht...", gab er zu, „Es ist nur... Umbridge schafft es, jeden von der Schule zu werfen, der ihr nicht passt und wir wissen alle, dass sie Hagrid nicht leiden kann. Ich meine... schaut euch doch einmal um. Dumbledore ist fort... Agnes ist... sie ist auch gegangen, weil Umbridge Schulleiterin geworden ist. Ich weiß nicht, wie das zusammenhängt, aber... das bedeutet doch etwas, oder nicht?"

Tia musterte Fred nachdenklich. „Du glaubst also, sie wird Hagrid auch noch los?", fasste sie zusammen und kurz herrschte Stille, bevor Fred nickte.

Tia wollte ihm gerade widersprechen, aber da hörte sie, wie jemand die Treppen des Mädchenschlafsaals hinunterkam. Es war nicht illegal noch bis spät in der Nacht an seinen Hausaufgaben zu sitzen, aber es musste doch niemand ihre Unterhaltung mithören. Tia deutete den Zwillingen, dass sie jemanden hörten und alle drei schauten erwartungsvoll zu den Treppen, als dort nur Ginny Weasley auftauchte.

Du bist es", seufzte George erleichtert und öffnete wieder den Zopf, den er gerade geflochten hatte, nachdem er abgelenkt genug gewesen war, um ihn weniger hübsch zu machen, als den anderen.

„Noch wach, Schwesterherz?", fragte Fred sie und grinste.

„Dasselbe könnte ich euch fragen", Ginny sah die drei fragend an, „Warum noch wach?"

„Es ist Vollmond", erklärte Tia, „Und die beiden hier halten wohl nicht viel von Schlaf."

„Warum sollten wir jetzt schlafen?", fragte George schulternzuckend, „Morgen können wir ausschlafen."

„Auch wieder wahr", meinte Ginny und nachdem sie einen Moment zögerte, kam sie doch zu den drei und setzte sich zu ihnen.

„Nimm dir ruhig ein Stück Schokolade, wenn du willst, Ginny", bot Tia an, die wie immer ihre traditionelle Schokolade und Kakao für die Nacht vorbereitet hatte.

„Danke, Tia", Ginny lächelte und nahm sich wirklich ein Stück und einen Moment herrschte eine angespannte Stille, bevor sie die Zwillinge ansprach: „Fred, George... eigentlich wollte ich mit euch allein sprechen, aber –"

„Ich kann auch hochgehen", bot Tia an, „Wenn ich das nicht hören soll, dann –"

„Nein, nein, nicht nötig", lehnte Ginny ab, „ich bin mir sicher, es schadet nicht, wenn bei dieser Mission auch ein bisschen Hirn dabei ist."

„Du kommst also mitten in der Nacht zu uns mit einer Bitte und beleidigst uns?", fragte Fred und runzelte die Stirn.

„Ginny, du solltest lernen, wie man andere um einen Gefallen bittet", schlug George vor, „Denn so funktioniert es nicht." George hatte mit einer Haarbürste Tias Haare gekämmt und flocht sie wieder neu.

Ginny beobachtete ihn verwirrt und hatte den Mund geöffnet, als wollte sie eigentlich etwas sagen, hatte aber vergessen, was es war. Fred riss sie aus ihrer Starre, indem er seinen Finger zuerst in seinen Mund steckte und dann in Ginnys Ohr.

„Ihh!", zischte sie leise, damit niemand aufwachte und wischte sich mit ihrem Pyjamaärmel seine Spucke ab, „Warum hast du das getan?"

„Du wolltest uns etwas fragen?", erinnerte George seine Schwester, ohne sie anzusehen, nachdem er noch immer mit Tias Haaren beschäftigt war.

„Ja... stimmt... ich... ich habe mir nur nie gedacht, dass ich George dabei zusehe, wie er einem Mädchen die Haare flechtet."

„Warum ist das denn so überraschend?", fragte George sie grinsend.

„Erinnert ihr euch noch, als ich gerade einmal vier gewesen bin?", fragte Ginny ihn mit hochgezogener Augenbraue, „Als ihr angeboten habt, meine Haare zu flechten und sie mir dann abgeschnitten habt?"

„Haha, ja!", lachte Fred und erinnerte sich zurück, „Das war lustig."

„Für euch vielleicht", murmelte Ginny und griff sich wie aus Reflex zum Haar, als wollte sie sehen, ob es noch da war.

„Darüber mache ich mir keine Sorgen", Tia lächelte Ginny an, „Ich bin mir sicher, George weiß, was ihm droht, wenn er auch nur daran denkt, meine Haare abzuschneiden."

„Natürlich, Schatz", versicherte George ihr ein bisschen zu schnell und nickte eilig. Ginny konnte sich nicht daran erinnern, wann George jemals solchen Respekt einer anderen Person gegenüber gehabt hatte – nicht einmal ihrer Mutter gegenüber.

„Wirst du uns jetzt sagen, was du von uns wolltest, nachdem du die Beziehung unserer beiden verliebten Turteltäubchen zu schätzen gelernt hast?", fragte Fred ein bisschen missmutig.

„Ignorier ihn", winkte George ab, „er ist ein bisschen schlecht gelaunt, seit Agnes –"

„Halt die Klappe", Fred war knallrot geworden und vermied Augenkontakt – plötzlich schienen seine Fingernägel wirklich interessant zu sein.

„Ich habe heute mit Harry gesprochen", begann Ginny.

„Das ist schön für dich, Ginny", bemerkte George grinsend, „Gespräche sind der erste Schritt zu einer Beziehung."

„Der nächste wäre es, ihn zu einem Date einzuladen", bot Tia hilfsbereit an, „Oder du küsst ihn einfach nach einem Quidditchspiel – das funktioniert auch... offenbar..."

„Ich will schon lange nichts mehr von Harry!", Ginny war nun genauso rot, wie Fred, „Wir haben nur geredet und ich habe ihm versprochen, mit euch zu reden."

„Jetzt müssen dich also schon andere bitten, mit uns zu reden?", fragte Fred und hob eine Augenbraue, „Ist es jetzt eine Strafe, mit uns abzuhängen?"

„Manchmal kommt es mir schon so vor", murmelte Tia und die Zwillinge sahen sie empört an.

„Er will mit Schnuffel sprechen", rückte Ginny endlich mit der Sprache heraus.

„Einfacher gesagt, als getan", überlegte George.

„Umbridge lässt die Post überwachen", meinte Fred nachdenklich.

„Was ist so dringend, dass er mit ihm sprechen will?", fragte George nach, aber Ginny zuckte nur mit den Schultern.

„Keine Ahnung", gab sie zu, „Aber ich glaube, es ist wichtig – er ist ganz abgelenkt und scheint es wirklich ernst gemeint zu haben und... Schnuffel ist das nächste, was Harry an Familie hat, würde ich sagen."

„Bis jetzt hat Schnuffel ihn immer über die Kamine kontaktiert", erinnerte sich Tia an die Gespräche, in denen Sirius' Kopf auf einmal im Feuer im Gemeinschaftsraum aufgetaucht war, „Aber das geht natürlich nicht mehr, immerhin lässt Umbridge alle Kamine überwachen. Außer wahrscheinlich ihren eigenen – sie ist viel zu überheblich um auch nur auf die Idee zu kommen, dass jemand dumm genug ist, in ihr Büro einzubrechen und ihren Kamin zu benutzen..."

Ginny, Fred und George starrten Tia fassungslos an und sie sah die drei verwirrt an.

„Was ist?", fragte sie verwirrt, „Habe ich etwas Falsches gesagt?"

„Ich habe nur wieder einmal vergessen, dass du ein Lupin bist", meinte Fred ehrlich, „Das ist... genial."

„Das ist Wahnsinn", widersprach Tia ihnen lachend, „Dazu müssten wir Umbridge erst einmal aus ihrem Büro locken und lange genug ablenken, um sicher zu gehen, dass Harry lange genug Zeit hat, mit Schnuffel zu sprechen, aber er noch Zeit hat, abzuhauen, damit er nicht von der Schule verwiesen wird. Immerhin hat sich Dumbledore dafür eingesetzt, dass er hierbleibt und hat sie Schuld auf sich gezogen – es wäre dumm, wenn er sich jetzt doch noch rauswerfen lassen würde."

„Aber wir schaffen es", Fred sah George vielsagend an, „Wir... wir planen schon länger etwas – wir können es als Ablenkung benutzen."

„Es wäre unser Meisterwerk", stimmte George ihm zu, „Und nach den Osterferien beginnt wieder die Zeit der Streiche – Umbridge wird noch bereuen, Schulleiterin geworden zu sein."

„Vielleicht wäre es sogar besser, als Agnes' Abgang", überlegte Fred, „Denn eins ist sicher – nach dem sind wir ganz bestimmt keine Schüler mehr – wir wären zu größerem geboren."

„Ihr seid jetzt schon großartig", Tia lächelte die beiden glücklich an.

„Danke, Tia", meinte Fred, „Wir bräuchten noch etwas Vorbereitungszeit, aber dann –"

„Verstehst du, was sie vorhaben?", fragte Ginny an Tia gerichtet, aber diese schüttelte lächelnd den Kopf.

„Nein, nicht wirklich, aber ich habe es aufgegeben, die beiden zu verstehen, wenn sie wieder einmal einen ihrer Pläne aushecken."

„Wie hältst du es dann mit ihnen aus?", fragte Ginny amüsiert, während Fred und George in ihren Plänen vertieft waren und auf einer Wellenlinie arbeiteten.

„Weißt du", Tia lächelte leicht, „Ich weiß, dass egal, was sie gerade planen, es wird episch werden."

Ginny und Tia sahen die Zwillinge belustigt an.

„Außerdem", fügte Tia hinzu, „Haben sie auch schon aufgegeben, mich zu verstehen, also sind wir quitt."

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top