Unerwartetes Wiedersehen
Unerwartetes Wiedersehen
David ging auf Mila zu und zog sie augenblicklich in eine innige Umarmung. So lange war es her, seit er seine beste Freundin zum letzten Mal gesehen hatte und auch Mila schloss die Arme um ihn. Sie war froh, ein vertrautes Gesicht zu sehen.
,,Was machst du denn hier?", fragte David, als er sich aus der Umarmung löste.
Neugier und Erwartungsfreude lagen in seinem Blick und Mila seufzte, denn sie wünschte, ihr Wiedersehen würde unter erfreulichen Ereignissen stattfinden.
,,Ich bin auf der Suche nach meinem Sohn."
,,Henry? Wieso das denn?", erwiderte David irritiert und runzelte die Stirn.
,,Er ist verschwunden. Und ich habe keine Ahnung, wo er sein könnte."
,,Was ist denn passiert, Mila?"
David sah seine beste Freundin ernst an, als diese plötzlich misstrauisch die Umgebung betrachtete.
,,Wir sollten nicht hier darüber sprechen. Kennst du einen Ort, wo wir reden können?", fragte sie und David lächelte.
,,Am besten gehen wir zu mir nach Hause. Ich bin sicher, deine Schwester freut sich ebenfalls, dich wiederzusehen."
Mila lächelte und nickte zustimmend, als sie sich schon auf den Weg machten. Elizabeth und sie hatten sich ebenfalls lange nicht mehr gesehen und Mila freute sich schon darauf, ihre Schwester endlich wieder in die Arme schließen zu können.
Sie erreichten das Haus von David und Elizabeth nach einem kleinen Fußmarsch, denn es lag etwas abseits von der Stadt. David öffnete sie Tür, als ihm auch schon seine 17-jährige Tochter Lucy entgegen kam.
,,Vater! Da bist du ja endlich!"
Sie umarmte ihn freudig und sah ihn dann tadelnd an.
,,Wo bist du nur gewesen? Mutter fragt sich schon, wo du bleibst."
,,Ich wurde aufgehalten. Schau mal, wer uns besucht: deine Tante Mila!.", erwiderte David und deutete auf Mila.
Lucy folgte seinem Blick und ein freudiges Lächeln umspielte ihre Lippen.
,,Mila? Ich freue mich ja so, dich endlich kennenzulernen."
Sie ging auf die Braunhaarige zu und umarmte sie kurzer Hand. Mila erwiderte die Umarmung und musterte ihre Nichte anschließend. Sie hatte hellbraunes Haar und die braunen Augen von Elizabeth. Im Äußeren kam sie voll und ganz nach ihrer Mutter, aber ihr Temperament hatte sie ohne jeden Zweifel von ihrem Vater David geerbt.
,,Du bist ja schon so erwachsen, Lucy. Ich habe damals ja nur ein Kinderfoto von dir bekommen und jetzt...bist du schon eine junge Dame. Ich freue mich, dich endlich mal persönlich zu sehen.", sagte Mila und Lucy lächelte.
,,Und ich mich erst. Komm mit. Mutter wird sicher sehr erfreut über deinen Besuch sein."
Lucy löste sich von Mila und verschwand Richtung Garten, woraufhin David den Kopf schüttelte, ehe er und Mila seiner Tochter nach draußen folgten.
,,Ein ziemlicher Wirbelwind."
,,Tja, wie der Vater, so die Tochter.", entgegnete Mila grinsend und David setzte eine empörte Grimasse auf.
,,Ey!"
,,Was denn? Ich sage nur, wie es ist."
David musste nun ebenfalls grinsen, als sie schließlich den Garten erreichten. Lucy eilte auf Elizabeth zu, die Blumen pflückte, während David und Mila stehen blieben.
,,Mutter...schau mal, wer uns besucht."
Elizabeth hob den Kopf und sah in die Richtung, in die Lucy deutete. Als sie ihre Schwester Mila entdeckte, zeichnete sich ein unglaubwürdiger Blick auf ihrem Gesicht ab und sie eilte schließlich schnellen Schrittes auf Mila zu.
,,Mila?", rief sie überrascht aus und Mila ging nun ebenfalls auf sie zu.
,,Lizzy!"
Noch ehe sie etwas Weiteres sagen konnte, fiel Elizabeth ihr förmlich um den Hals und zog sie in eine innige Umarmung. Mila ließ es zu und war ebenfalls unglaublich erleichtert, ihre Schwester nach so langer Zeit wieder in die Arme schließen zu können.
***
,,Also, was führt dich nach London?"
Elizabeth sah Mila neugierig an, während sie an ihrem Tee nippte. Sie hatten sich draußen an den Tisch gesetzt und nun legte sich ein Schatten über das Gesicht von Mila.
,,Es geht um Henry. Er ist verschwunden."
,,Oh, nein! Das ist ja furchtbar.", äußerte Elizabeth bestürzt. ,,Er ist doch hoffentlich nicht entführt worden."
,,Nein, das ist er nicht. Ich weiß zwar nicht, wo er ist, aber ich weiß, warum er verschwunden ist.", brachte Mila hervor, woraufhin sie verwirrte Blicke von David und Elizabeth erntete.
,,Wie meinst du das?", fragte David.
Mila zögerte einen Moment, denn sie wusste nicht, wie sie es am besten erklären sollte. Aber dann seufzte sie schließlich und fuhr fort.
,,Habt ihr jemals etwas von dem Dreizack des Poseidon gehört?"
Elizabeth tauschte einen kurzen Blick mit David, ehe sie beide kopfschüttelnd verneinten und Mila daraufhin wieder das Wort ergriff.
,,Angeblich soll er alle Flüche der Meere enthalten und sie auch brechen können. Henry ist auf der Suche nach ihm. Er glaubt, mit dem Dreizack kann er Will von der Dutchman befreien. Deshalb ist er von zu Hause weggelaufen. Er will seinen Vater retten!"
Elizabeth und David starrten Mila überrascht an, denn damit hatten sie nicht gerechnet. Bisher hatte es nie eine Möglichkeit gegeben, den Fluch der Dutchman zu brechen und nun könnte es tatsächlich einen Weg geben, um Will von seinem Schicksal zu befreien. Nachdem sie sich wieder gefangen hatten, brach David sein Schweigen und sah Mila vielsagend an.
,,Glaubst du denn daran, dass der Dreizack existiert?"
,,Ich weiß es nicht! Henry ist jedenfalls fest entschlossen, ihn zu finden. Er hat schon damals von nichts anderem gesprochen. Glaubst du denn daran, David?", wollte Mila wissen und sah ihren besten Freund abwartend an.
,,Naja...wir haben schon vieles gesehen, was eigentlich unmöglich ist. Und ich hätte auch nie gedacht, dass die Quelle der ewigen Jugend wahrhaftig existiert. Aber ich habe sie mit eigenen Augen gesehen und immerhin sind wir alle auch schon ins Reich der Toten gesegelt und zurückgekehrt. Und wenn es Flüche gibt, dann sicher auch Wege, wie man sie brechen kann."
,,Überleg doch mal, Mila. Wenn Henry den Dreizack wirklich finden sollte...dann wäre Will frei. Ihr könntet endlich eine Familie sein. Wie du es dir schon immer gewünscht hast.", fügte Elizabeth hinzu und Mila nickte.
,,Ich weiß und ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass Henry mit allem Recht hat und Will nach Hause kommen kann. Aber er meinte damals, dass es nur eine Person gibt, die ihm helfen könnte, den Dreizack zu finden...Jack Sparrow!"
Mila sah David und Elizabeth ernst an und auf deren Blicke zeichnete sich nun Besorgnis ab. Jack war zwar kein Schurke, aber er war komplett durchgeknallt und konnte unglaublich egoistisch sein. Er war nicht gerade die erste Wahl, wenn man nach Verbündeten suchte.
,,Jack Sparrow...irgendwie Ironie des Schicksals, oder?", äußerte David und Elizabeth schüttelte den Kopf.
,,Von allen möglichen Verbündeten, sucht sich mein Neffe ausgerechnet diesen Piraten aus. Scheint, als will das Schicksal, dass sich die Wege unserer Familie wieder mit Jack kreuzen."
,,Er glaubt, Jack kann ihm helfen, den Dreizack zu finden. Ich gehe stark davon aus, dass er auf der Suche nach Jack ist. Deshalb bin ich hier in London. Ich hatte gehofft, dass ich hier einen Hinweis auf Jack finden kann. Denn, wenn ich ihn finde, dann finde ich auch meinen Sohn."
Mila schaute entschlossen in die Runde und wusste, dass sie nicht ruhen würde, bis sie Henry gefunden hatte. Elizabeth sah ihre Schwester nachdenklich an, ehe sie sich an David wandte.
,,Du solltest mit ihr gehen, David."
,,Wohin?"
,,Auf die Suche nach Jack und Henry.", erklärte Elizabeth und David seufzte.
,,Aber, Elizabeth...ich habe nicht die leiseste Ahnung, wo Jack sein könnte. Und ich bezweifle, dass er sich hier in London aufhält."
,,Und deswegen müsst ihr gemeinsam aufbrechen und nach ihm suchen, David. Wenn Henry wirklich auf der Suche nach Jack ist, dann könnte er in Schwierigkeiten stecken. Ihr müsst ihn finden."
Mila sah überrascht auf ihre Schwester und auch David wirkte ebenfalls verwundert. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Elizabeth ihn auf die Suche nach Jack schicken würde. Aber genau das tat sie gerade.
,,Aber...ich...war schon so lange fort, als ich Philip retten wollte. Ich kann Lucy und dich nicht schon wieder allein lassen.", wandte er ein, aber Elizabeth sah ihn bittend an.
,,Es geht hier um das Leben von Henry, David. Ich möchte nicht, dass meine Schwester alleine auf die Suche nach ihm geht. Und wenn der Dreizack wirklich existiert, dann können wir mit ihm Will befreien und er kann zu seiner Familie zurückkehren. Wo er hingehört!"
Elizabeth sah kurz zu ihrer Schwester und schenkte ihr ein liebevolles Lächeln. Mila war so ergriffen von Elizabeth s Worten, dass sie nichts sagen konnte. Stattdessen sah sie zu David, der schließlich seufzte und Elizabeth ergebend ansah.
,,Du machst mich fertig."
,,Deswegen liebst du mich.", entgegnete sie grinsend.
,,Also, gut! Hab mich schon gefragt, wann uns das nächste Abenteuer einholt."
David beugte sich zu Elizabeth und gab ihr einen sanften Kuss, ehe er sich an Mila wandte und ihr einen abenteuerlustigen Blick zuwarf.
,,Tja, Mrs. Turner...bereit für ein neues Abenteuer?"
***
,,Bist du dir sicher, dass er mich begleiten soll?", fragte Mila zweifelnd, doch Elizabeth legte einen Arm um sie und nickte.
,,Ja, das bin ich! Du brauchst Hilfe, wenn du nach Jack und Henry suchst. Es kann gefährlich werden und ich kenne doch David. Früher oder später hätte er sich vorgeworfen, dass er dich alleine hat gehen lassen."
Mila sah zu David, der ein paar Sachen einpackte und nebenbei mit seiner Tochter Lucy sprach. Und als sie Vater und Tochter betrachtete, wurde Mila schmerzlich bewusst, wie sehr Henry Will vermissen musste. Er war ohne seinen Vater aufgewachsen und da war es kein Wunder, dass er ihn um jeden Preis nach Hause holen wollte.
,,Außerdem...", setzte Elizabeth an und riss Mila aus ihren Gedanken. ,,...möchte ich, dass du und Will endlich vereint seid. Und das könnt ihr nur, wenn der Fluch gebrochen wird."
,,Ja, wenn der Dreizack existiert.", erwiderte Mila.
,,Glaube daran, Mila. Dann wird alles gut werden."
,,Ich hoffe, dass du Recht hast. Es ist nur, dass ich ganz und gar nicht begeistert davon bin, mich erneut mit Jack Sparrow zu verbünden.", murmelte sie und Elizabeth seufzte leise, während sie ihr die Schulter tätschelte.
,,Das kann ich verstehen. Aber wer weiß...vielleicht soll es ja so kommen. Möglicherweise hat das Schicksal es so vorausgesehen und du weißt genauso gut wie ich...was das Schicksal will, das bekommt es auch."
Elizabeth sah ihre Schwester vielsagend an und Mila nickte kaum merklich. Die Worte ihrer Schwester trafen es ziemlich genau und sie musste wieder an jenen Tag zurückdenken, wo das Schicksal Will durch einen Fluch an die Dutchman gefesselt hatte.
,,Hoffen wir einfach, dass es auch die Freiheit von Will hervor gesehen hat."
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