Treasure

Treasure

Fernab vom Grab Poseidonsam Ende der Welt, segelte die Flying Dutchman im ruhigen Gewässer, nachdem sie eine weitere Gruppe Verstorbener auf See hierher geleitet hatte. Will stand an der Reling und starrte auf den endlosen Horizont, während seine Gedanken um Mila und Henry kreisten. Er spürte, dass sie in Gefahr waren und wünschte sich inständig, jetzt bei ihnen sein zu können.
Jede weitere Sekunde, die er ohne seinen Sohn und seine große Liebe verbringen musste, schmerzte Will mehr und obwohl Mila ihm versichert hatte, dass sie Henry finden und mit ihm gemeinsam den Dreizack suchen würde, damit sie seinen Fluch brechen konnten, glaubte Will nicht mehr an eine Rettung. Seiner Ansicht nach war sein Schicksal besiegelt und jede Hoffnung auf ein Leben mit seiner Familie verloren.

,,Willst du etwa ewig dastehen und in die Ferne starren?", erklang eine Stimme und Will konnte den Blick seines Vaters förmlich im Rücken spüren.

,,Etwas anderes bleibt mir ja nicht übrig."

,,Will, du solltest nicht die Hoffnung aufgeben. Du hast doch gehört, was Mila gesagt hat und wenn sie den Dreizack erstmal gefunden haben...", setzte Stiefelriemen Bill an, als Will ruckartig zu ihm herumfuhr.

,,Das werden sie aber nicht! Und weißt du warum? Weil er nicht existiert! Dieses mystische Artefakt ist doch nur eine Legende...nichts weiter. Es gibt nichts, was meinen Fluch brechen kann und je eher ihr das alle einseht, desto besser für uns alle."

Will sah seinen Vater aufgebracht an, doch dann senkte er den Blick wieder uns spürte, wie sich der Schmerz wieder in ihm ausbreitete. Dies spiegelte sich auch in seinem Blick wieder, weshalb Stiefelriemen seinem Sohn eine Hand auf die Schulter legte.

,,Wer weiß...vielleicht ja doch. Wenn ich eins in der ganzen Zeit gelernt habe, Will...dann Folgendes: Wunder geschehen immer wieder!"

Kaum, dass er die Worte ausgesprochen hatte, verspürte Will mit einem Mal ein Ziehen in seiner Brust, welches ihn zu Boden zog. Er sog harsch die Luft ein und seine linke Hand schnellte reflexartig an seine Brust. Und mit einem Mal verspürte er etwas, was er seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr gespürt hatte.

,,Will...was ist denn? Was hast du?", brachte sein Vater besorgt hervor, der sich zu seinem Sohn beugte und Will sah seinen Vater ungläubig an.

,,Mein Herz...es...ich kann es spüren...und es schlägt."

Stiefelriemen Bill starrte seinen Sohn perplex an und auch Will konnte gar nicht glauben, dass dies wirklich passierte. Doch auch als er ein weiteres Mal nach seiner Brust tastete, spürte er den gleichmäßigen Schlag seines Herzens unter seiner Hand und Bill liefen Freudentränen über die Wangen.

,,Mein Sohn...ist dir klar, was das bedeutet?"

Will war für einen Moment noch so überwältigt, dass er nichts sagen konnte. Stattdessen nickte er nur, denn es gab nur eine einzige Erklärung dafür, dass er sein Herz zurück hatte und dies wieder lebendig schlug: sein Fluch war tatsächlich gebrochen!

***

Im Grab von Poseidon starrten die Freunde nun auf Salazar, der nach Atem rang und sich am Riff abstützte. Auch seine Crew, die sich nach wie vor hinter den Wasserwänden befand, verspürte nun den unerwarteten Drang nach Atem und jeder Einzelne von ihnen griff sich an den Hals.
Die Freunde, Henry, Carina und Jack wichen vor den spanischen Seemännern zurück und starrten verdutzt auf sie, während sie kaum glauben konnten, was sich vor ihnen abspielte.
Die Crew von Salazar durchbrach nun die Wasserwände und alle schnappten nach Luft, während sie sich nach und nach immer mehr in richtige Menschen zurück verwandelten. Einige von ihnen spuckten Wasser aus und keuchten auf, als ihre Lungen schmerzhaft protestierten, während sich die Blicke der Freunde nun auf Salazar richteten. Auch dieser hatte sich nun in sein früheres Ich zurück verwandelt und berührte ungläubig seine vollen Wangen. Der Dreizack war gebrochen und somit auch der Fluch des Teufelsdreiecks. Aus den Toten waren wieder leibhaftige und lebendige Menschen geworden.

,,Alle Flüche sind gebrochen!", brach Henry als Erster sein Schweigen und Mila verspürte unendliche Erleichterung.

,,Wir haben es tatsächlich geschafft."

Henry und Mila sahen sich an, ehe er seiner Mutter um den Hals fiel und sie Henry an sich zog. Die Freude darüber und die Hoffnung, dass auch Will jetzt bald frei sein würde, war unendlich groß und überwältigte Mutter und Sohn fast, was allerdings vom Gelächter der Spanier unterbrochen wurde. Denn auch diese waren überglücklich, dass sie ihr altes Leben wiederhatten und frei von ihrem Fluch waren.
Kate vernahm unterdessen ein merkwürdiges Geräusch und sah zu den Wasserwänden, was David ihr gleichtat. Und die beiden mussten entsetzt feststellen, dass das Wasser langsam aber sicher begann, sich wieder zu schließen und schauten nun alarmiert in die Runde.

,,Leute...wir müssen weg und zwar sofort.", brachte David hervor und Kate deutete auf die Wasserwände.

,,Er hat Recht! Sonst können wir Poseidon in seinem Grab Gesellschaft leisten."

Entsetzt starrten sie alle auf die Wasserwände, die sich nun wieder aufeinander zubewegten und drohten, den Spalt des Meeres wieder zu verschließen. Doch die Rettung war schon greifbar nah und trat in Form von Barbossa auf, der auf dem Anker der Black Pearl stand, welcher sich nun direkt auf sie alle zu bewegte.

Die Blicke der Freunde schnellten nach oben zur Öffnung des Spalts, wo sie die Pearl entdeckten, die direkt auf der Kante segelte. Wieder einmal schien ihnen das legendäre Piratenschiff den Kragen aus einer misslichen Lage zu retten.

,,Die Pearl...meine Pearl!", entfuhr es Jack voller Euphorie und Mila setzte sich augenblicklich in Bewegung, als sie Henry prompt mit sich zog.

,,Rauf da!"

,,Vorwärts...schnell!", rief Barbossa ihnen vom Anker aus zu, als er sie schon fast erreicht hatte.

Gemeinsam eilten sie ein Korallenriff hoch und kletterten dann auf den Anker, ehe sie begannen, immer weiter hoch zu klettern. David und Jack sahen nach unten, wo Salazar und seine Crew ihnen im rasanten Tempo nachsetzten und versuchten, ebenfalls den Anker zu erreichen.

,,Ähm, Leute...aufgebrachte panische Spanier auf sechs Uhr!"

Die anderen sahen ebenfalls auf den Meeresboden und Kate erstarrte. Sie ahnte, dass Salazar sie alle töten würde, sollte er sie noch erreichen. Dies schien auch Barbossa zu ahnen, denn er kletterte die Kette des Ankers etwas hoch und brüllte förmlich den alles entscheidenden Befehl nach oben.

,,Anker hoch!"

Sofort ging ein Ruck durch die Kette und sie fing an, sich nach oben zu bewegen. Offenbar hatte die Crew der Pearl den Befehl vernommen und sofort in die Tat umgesetzt. Doch trotz der schnellen Reaktion schaffte es Salazar, den Anker zu erreichen und sprang rauf, während seine panische Crew am Meeresgrund zurückblieb.

,,Los...weiter!", ordnete Mila an und deutete ihrem Sohn an, weiter nach oben zu klettern.

Henry kam der Aufforderung nach und begann weiter zu klettern, woraufhin Mila, Kate und Jack ihm folgten. Danach kamen David, Barbossa und Carina, die sich schnell nach oben bewegten, doch David entdeckte Salazar, der unten schnell aufholte.

,,Beeilt euch!", rief er und wollte gerade weiter klettern, als die Situation eine drastische Wendung nahm.

Die Kette des Ankers durchbrach einen Felsen und eine Erschütterung ging durch den Anker, als dieser sich nun wieder Richtung Meeresgrund bewegte und dann urplötzlich stoppte. Die Freunde hatten Mühe sich festzuhalten und als Kate fast das Gleichgewicht verlor, zog Jack sie an sich und hielt sie fest. Mila hielt Henry fest und David klammerte sich an die Kette, um nicht hinunter zu stürzen.
Carina hatte jedoch nicht so viel Glück, denn durch den Ruck verlor sie den Halt und wäre fast heruntergefallen, hätte Barbossa sie nicht genau in diesem Moment festgehalten.
Entsetzt sahen Henry und Kate zu Carina, die von Barbossa festgehalten wurde. Der Schreck war allen in die Glieder gefahren und Barbossa warf einen Blick auf Carina, deren Hand er fest umschlossen hielt.

,,Ich hab dich!", versicherte er ihr und sie warf einen entsetzten hastigen Blick nach unten, ehe sie wieder zu Barbossa sah.

Dem stand die Panik und Sorge ins Gesicht geschrieben, was Carina verwirrte. Doch dann fiel ihr Blick auf den Unterarm von Barbossa, der durch den zerrissenen Ärmel seines Hemds entblößt war. Und dort prangte, eintätowiert in die blasse Haut, ein Symbol, welches der jungen Frau nur allzu gut bekannt war: das Sternenbild Kiel des Schiffes...die vier Sterne!

Als Carina diese Tätowierung sah, wurde ihr mit einem Schlag klar, dass Barbossa mehr als nur ein gewöhnlicher Pirat war. Er war keineswegs nur ein Bekannter oder Verbündeter...er war ihr Vater!

,,Was bin ich für Euch?", richtete sie an Barbossa, der die Wahrheit nun nicht länger verbergen wollte, sondern leicht lächelte und das junge Mädchen voller Zuneigung ansah.

,,Ein Schatz!"

Ja, Carina war seine Tochter...ebenso wie Kate. Und sie beide waren Barbossa wertvoller als alle Piratenschätze dieser Welt. Um nichts in der Welt würde er sie hergeben und um sie zu schützen würde er alles tun.
Sein Blick fiel nach unten, wo sich Salazar an der Kette des Ankers immer weiter hochkämpfte. Sofort führte Barbossa die Hand seiner jüngsten Tochter an die Eisenkette und warf Carina einen eindringlichen Blick zu.

,,Festhalten!"

Kate sah zu ihrem Vater und ihrer Schwester, die Barbossa nach wie vor ungläubig anstarrte. Nun kannte Carina die Wahrheit und das machte Kate insgeheim unendlich glücklich, da das Versteckspiel somit endlich ein Ende hatte. Etwas, dass die derzeit heikle Situation über alle Maße aufwertete.
Ganz im Gegensatz zu dem, was als Nächstes kam. Denn Jack, der den Ernst der Lage ebenfalls erkannt hatte, griff mit einem Mal nach dem Schwert von Kate, zog es heraus und warf es seinem Schwiegervater zu.

,,Hector!"

Als Jack den Namen ihres Vaters rief, realisierte Kate erst, was ihr Mann gerade getan hatte, doch da war es schon zu spät. Er hatte sich ihres Schwertes bemächtigt und ließ dieses nun nach unten fallen. Die Waffe fiel geradewegs Barbossa in die Hände, der seine Hände nun von der Ankerkette löste und sich fallen ließ.
Erschüttert und mit unendlicher Fassungslosigkeit sah Kate zu ihrem Vater, der nach unten fiel und dabei Salazar ihr Schwert in den Rücken rammte. Der spanische Captain schrie auf und stürzte nach unten Richtung Meeresgrund, ehe er von den tosenden Wellen verschluckt wurde.

Barbossa stürzte nun ebenfalls rücklings auf den Abgrund zu und warf einen letzten Blick zu seinen beiden Töchtern. Sie waren in Sicherheit...das war alles, was dem Captain wichtig war. Und mit dieser Gewissheit stürzte Hector Barbossa in die Fluten, worin er für alle Zeit verschwand.

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