Schatten der Vergangenheit
Ahoi, meine Lieben...weil ihr so begeistert ward vom letzten Kapitel, will ich euch nicht lange warten lassen und liefere euch prompt die Fortsetzung :D Viel Spaß beim Lesen.
Liebe Grüße,
eure Hela
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Schatten der Vergangenheit
Mila stand an Deck und beobachtete Henry, der bei Carina am Steuerrad stand und durch ein Fernrohr auf das Meer blickte. Die beiden unterhielten sich und Mila musste schmunzeln, da ihr Sohn und das Mädchen sich allem Anschein nach sehr gut zu verstehen schienen.
,,Was ist denn so lustig?", fragte David mit einem Mal, als er neben ihr auftauchte und Mila deutete vielsagend auf Henry und Carina.
,,Ich habe nur gerade festgestellt, dass mein Sohn allem Anschein nach verliebt ist."
David folgte dem Blick von Mila, als Henry und Carina sich gerade gegenseitig aufzogen. Auch er musste nun schmunzeln und schüttelte amüsiert den Kopf, ehe er ergebend seufzte und sich an die Reling lehnte.
,,Ja...so jung waren wir auch mal. Gott, waren das noch Zeiten."
,,Du sprichst, als wäre das Ewigkeiten her.", meinte Mila und David zuckte mit den Schultern.
,,Naja, so kommt es mir auch vor. Es ist viel passiert, seit wir in diese Welt zurückgekehrt sind. Wir haben gegen Piraten gekämpft, einen Krieg gewonnen, geheiratet...Familien gegründet...schon unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht."
,,Ja...da hast du Recht."
Mila sah noch einmal zu ihrem Sohn, ehe sich ihr Blick in der Ferne verlor. Es war tatsächlich schon sehr viel Zeit vergangen, obwohl es ihr immer wie eine Ewigkeit vorkam, bis sie Will immer wiedersehen konnte. David bemerkte den Blick von Mila und wollte gerade etwas sagen, als mit einem Mal Kate zu ihnen stieß...der die Wut buchstäblich ins Gesicht geschrieben stand.
,,Oh, was ist dir denn über die Leber gelaufen?", wollte Mila wissen, als Kate ihrem Ärger auch schon Luft machte.
,,Ich hasse ihn! Er ist ja so ein erbärmlicher...Vollidiot!"
,,Okay...verrätst du uns auch noch wer oder sollen wir uns im Wer ist es? versuchen?", entgegnete David, woraufhin Kate ihm schmollende Blicke zuwarf und schließlich vielsagend in Richtung Mast deutete.
,,Jack! Wer denn sonst?"
,,Oje...was hat er denn dieses Mal angestellt?", hakte Mila nach, woraufhin Kate nur wütend die Hände in die Hüfte stemmte.
,,Er behauptet doch allen Ernstes, dass ich daran schuld bin, dass aus ihm so ein versoffenes Elend geworden ist. Weil ich ihn damals verlassen habe. Dabei war er es doch, der alles kaputt gemacht hat."
Kate schnaubte verächtlich und kochte sichtlich vor Wut. Mila und David tauchten nervöse Blicke untereinander, denn so wütend hatten sie ihre Freundin noch nie erlebt. Aber es war nicht nur Wut, die sich in den Augen von Kate wiederspiegelte...sondern auch Enttäuschung. Mila trat daraufhin näher an Kate heran und legte ihrer Freundin einen Arm um die Schultern.
,,Kate, es renkt sich bestimmt alles wieder an. Ich bin mir sicher...Jack hat es nicht so gemeint.", sagte sie, wofür sie ungläubige Blicke von Kate erntete.
,,Das sagst ausgerechnet du? Du kannst Jack doch nicht ausstehen."
,,Ja und glaub mir...das wird sich auch bestimmt niemals ändern. Aber warum auch immer, scheint er dir nach wie vor viel zu bedeuten und ich will nur, dass du glücklich bist. Und irgendwas sagt mir, dass Jack das Gleiche für dich empfindet. Er kann es nur nicht zeigen."
Mila sah Kate zuversichtlich an und hoffte, dass ihre Worte Kate immerhin ein bisschen aufbauen konnten. Bei der begann die Wut langsam abzunehmen und sie sah sich um, wodurch sie die Black Pearl seit langem wieder richtig in Augenschein nehmen konnte. Und Kate konnte nicht leugnen, dass sogar ihr das Schiff gefehlt hatte und ein Teil von ihr fühlte sich an Deck sehr heimisch. Das schien auch Mila nicht zu entgehen, denn sie hob prüfend eine Augenbraue und musterte Kate neugierig.
,,Ist alles in Ordnung, Kate?", wollte sie wissen und Kate nickte.
,,Ja...es ist nur...sehr lange her, dass ich an Bord dieses Schiffes war. Die Black Pearlin einem Punkt hat Jack Recht: sie ist nicht nur ein Schiff. Sie ist sehr viel mehr als das. Die Pearl ist ein Teil von Jack...und auch ein Teil von mir. Und daran wird sich niemals etwas ändern."
Kate schwelgte in Erinnerungen und dachte daran zurück, was sie und Jack alles an Bord der Pearl erlebt hatten. Mila beobachtete ihre Freundin und spürte, dass die Pearl Kate ebenfalls sehr am Herzen lag. Und damit war die blonde Piratin keineswegs allein, denn auch David brach sein Schweigen und stimmte ihr zu.
,,Ich glaube, es geht uns allen so.", setzte er an und als seine beiden Freundinnen ihn ansahen, deutete er auf die Pearl. ,,Denkt doch mal daran, was wir hier alles auf diesem Schiff erlebt haben...Davy Jones, den Kraken...das Reich der Toten...die große Schlacht.", sagte David und Kate sah ihn nun argwöhnisch an.
,,David, du sprichst ja nur von grauenvollen Ereignissen. Es gab auch schöne Momente auf diesem Schiff."
,,Kate hat Recht! Es hat immerhin sie und Jack zusammengeführt. Und dich und meine Schwester, David.", rief Mila ihm ins Gedächtnis und David schaute nun fast ein wenig verträumt.
,,Ja...das stimmt. Es waren wirklich unvergessliche Momente."
,,Aber das schönste Ereignis war ohne Zweifel die Hochzeit von dir und Will, Mila. Die werde ich in meinem ganzen Leben nicht vergessen.", erwiderte Kate und mit einem Mal erklang die Stimme von Henry.
,,Ihr habt hier geheiratet?"
Völlig perplex sah Mila zu ihrem Sohn, der sie verdutzt anstarrte. Sie hatte ihn nicht kommen gehört und nun wusste sie nicht so recht, was sie erwidern sollte. Aber schließlich gab sie sich einen Ruck und nickte zögerlich.
,,Ähm...ja. Das haben wir."
,,Und wie...es war richtig episch. Mitten im Kriegsgefecht und das auch noch bei strömenden Regen. Sag bloß, du hast ihm nie davon erzählt, Mila.", kam es von Kate schon fast vorwurfsvoll, aber Mila ignorierte es.
,,Nein, das habe ich nicht."
,,Naja, auf jeden Fall war es unvergesslich. Und Elizabeth und ich haben uns ja ein Beispiel dran genommen.", pflichtete David stolz bei und Kate seufzte ergebend.
,,Und ich hätte euch alle 4 in dem Moment umbringen können. Ein Kampf auf Leben und Tod und alles was ihr im Sinn hattet war heiraten."
,,Aber du musst zugeben, dass dein Vater das mit Bravour gemeistert hat. Er war der perfekte Standesbeamte.", pflichtete David bei und Kate grinste, als sie daran zurückdachte.
,,Oh, ja...aber auch ihn habt ihr damit in den Wahnsinn getrieben."
,,Naja, du kennst doch das Motto, Kate. Wenn nicht jetzt, wann dann?"
David grinste breit über das ganze Gesicht und Kate konnte nicht anders, als zu lachen. Dann fielen die Blicke der beiden auf Mila und Henry, die sich unsicher ansahen und David fasste den Entschluss, dass Kate und er das Weite suchen sollten.
,,Ähm...Kate, du musst mir unbedingt noch erzählen, was dein Vater und du die ganze Zeit so getrieben habt."
Ehe Kate etwas erwidern konnte, zog David sie mit sich und die beiden verschwanden. Mila verdrehte unauffällig die Augen, ehe sie zu ihrem Sohn sah. Dieser zögerte noch einen Moment, ehe er auf sie zuging und in seinem Blick lag jetzt die pure Neugierde.
,,Also...ihr habt wirklich während einer Schlacht geheiratet? Auf diesem Schiff?", wollte Henry wissen und Mila nickte.
,,Ja, das haben wir. Glaub mir...ich habe mir das auch romantischer vorgestellt, aber dein Vater hat nun einmal ein unglaubliches Gespür für das perfekte Timing. Und ich finde im Nachhinein...passte es zu uns. So wie es war...war es perfekt."
,,Warum hast du mir das nie erzählt?", brachte er hervor, woraufhin Mila ihn unsicher ansah.
,,Ich dachte nicht, dass du unbedingt wissen willst, wie deine Eltern geheiratet haben."
,,Natürlich! Ich will alles wissen. Jedes einzelne Detail von jedem eurer Abenteuer.", entgegnete Henry und war nun ziemlich euphorisch, woraufhin Mila ihm eine Hand auf die Schulter legte.
,,Ich kann verstehen, dass du neugierig bist, Henry...aber bitte...gib mir noch etwas Zeit. Es fällt mir nicht leicht über all das zu sprechen. Denn es macht mir jedes Mal bewusst, dass dein Vater nicht bei uns sein kann."
Mila senkte niedergeschlagen den Kopf und vermisste Will erneut schrecklich. Die Zeit am heutigen Tag war ihr nicht lange genug gewesen und sie wünschte ihn sehnlichst zurück. Aber Henry schien weiterhin optimistisch zu bleiben, denn er warf seiner Mutter einen zuversichtlichen Blick zu.
,,Hmmweißt du was, ich habe eine Idee. Wir finden den Dreizack, brechen den Fluch und dann können du und Vater mir gemeinsam erzählen, was ihr alles erlebt habt.", schlug er vor und Mila lächelte.
,,Klingt nach einem guten Plan. Hoffen wir, dass er funktioniert."
,,Das wird er. Ich verspreche es dir."
Henry war mehr als zuversichtlich und das gab auch Mila den nötigen Optimismus. Als ihr Sohn sie umarmte, spürte sie mehr denn je seine Entschlossenheit und schließlich entschloss sie sich dazu, ihm von der spontanen Begegnung zu erzählen.
,,Er war übrigens hier.", sagte sie und nun zog Henry sich aus der Umarmung zurück, ehe er sie verwirrt ansah.
,,Wer?"
,,Dein Vater! Er hat uns heute alle vor Salazar gerettet.", erklärte Mila und Henry starrte sie mit großen Augen an.
,,Wirklich? Was hat er gesagt? Hast du mit ihm gesprochen und wo ist er jetzt?"
Henry war ganz aufgeregt und Mila wusste ja, dass er Will genauso sehr vermisste wie sie es selbst tat. Sie musste ein wenig schmunzeln und sah ihren Sohn dann vielsagend an.
,,Ja, ich habe mit ihm gesprochen und ihm auch gesagt, dass wir den Dreizack finden werden."
Henry sah Mila an und sie konnte ihm ansehen, dass er über diese Tatsache sehr glücklich war. Zuvor hatte sie ihm die Sache mit dem Dreizack ja nie geglaubt und ihn stets davon abhalten wollen, um ihn zu beschützen. Aber jetzt stand sie vollkommen hinter ihm und Henry war vor Neugier nun nicht mehr zu bremsen.
,,Okay, Mum...du musst mir alles ganz genau erzählen!"
***
Nachdem Kate sich zu ihrem Vater gesellt hatte, begab sich David auf dem Weg zu Jack. Er wollte den Piraten zur Rede stellen, aber vor allen Dingen wollte er Jack ins Gewissen reden. Denn für David war es unbegreiflich, wie Jack in Kate die Schuldige sehen konnte, da Jack doch persönlich alles verbockt hatte. Und obwohl David daran zweifelte, dass Jack jemals offen Gefühle zeigen konnte, so wollte er das Gleiche, wie Mila: dass Kate glücklich war!
Als David den Mast erreichte, starrte Jack auf das offene Meer und war nach wie vor mit dicken Seilen gefesselt. Mitleid hatte David nicht mit ihm, aber er wollte sein Glück immerhin versuchen und atmete nochmal durch, ehe er sich Jack näherte und dieser daraufhin seine Anwesenheit bemerkte.
,,Ah, Master David...was verschafft mir die Ehre?"
,,Deine eigene Dummheit, Jack.", erwiderte David trocken und Jack sah ihn perplex an.
,,Warum beleidigen mich immer gleich alle? Was habe ich dir getan?"
David verdrehte die Augen, denn Jack wirkte auf ihn manchmal wie ein trotziges Kind, dem man sein Spielzeug weggenommen hatte. Aber um Kates Willen riss David sich zusammen und lehnte sich mit dem Rücken an die Reling der Pearl, während er die Arme vor der Brust verschränkte und Jack dann eindringlich musterte.
,,Okay, hör mal zu, Captain Volldepp. Ich will dir jetzt mal einen guten Rat geben und glaub mir, das tue ich nur, weil ich ganz genau weiß, dass Kate dich trotz allem immer noch liebt. Und auch, wenn ich wirklich beim besten Willen nicht verstehe, was sie an dir findet...ich glaube, du liebst sie auch. Aber anstatt ihr das mal zu sagen, verletzt du sie, indem du immer nur das tust, was du am besten kannst: wegrennen!", entfuhr es David, woraufhin Jack sich willensstark verteidigte.
,,Stimmt doch gar nicht!"
,,Ach, nein? Wann hast du dich das letzte Mal deinen Problemen mal gestellt? Ich meine, abgesehen von der Schlacht, wo du Will das Leben gerettet hast...was ohne Zweifel die selbstloseste Tat von dir gewesen ist. Na, los...vielleicht fällt dir ja noch etwas ein, ich warte."
David musterte Jack abwartend und forderte ihn mit seinem Blick regelrecht heraus. Aber wie zu erwarten, blieb Jack stumm und schaute stattdessen zerknirscht drein, was David natürlich etwas triumphieren ließ.
,,Wusste ich es doch. Weißt du, Jack...du magst ja bisher mit allem glimpflich davongekommen sein und wer weiß...vielleicht gelingt dir das in Zukunft auch noch. Vielleicht segelst du am Ende sogar wieder mit der Pearl Richtung Horizont, aber es wird dennoch eine Tatsache nicht ändern: alleine kann man niemals glücklich sein!", sagte er und als Jack ihn unsicher ansah, seufzte David ergebend. ,,Jack, irgendwann wirst du vollkommen allein sein, denn dann ist niemand mehr da. Niemand der dich rettet, wenn du mal wieder in der Klemme steckst oder niemand, der deinen alltäglichen Wahnsinn ertragen wird. Niemand, der mit dir ins nächste Abenteuer segelt oder die nächste Schlacht gegen deinen nächsten Erzfeind schlägt. Es sei denn, du wirst endlich erwachsen und gibst zu, wenn du einen Fehler gemacht hast. Du musst endlich über deinen Schatten springen und Kate sagen, dass sie dir nicht egal ist. Denn sonst wirst du sie für immer verlieren und dann gibt es für dich nichts mehr, wofür es sich zu kämpfen lohnt. Denk mal darüber nach!"
Mit diesen Worten ließ David Jack am Mast stehen und ging davon. Zwar wusste er nicht, ob seine Worte zu ihm durchgedrungen waren, aber dennoch hatte David Hoffnung. Hoffnung darauf, dass Jack endlich erkennen würde, was das Richtige war und zwar bevor es endgültig zu spät war.
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