Unerwartetes Wiedersehen

Unerwartetes Wiedersehen

Die Nacht war über die Karibik hereingebrochen und das Meer rauschte, als das Beiboot am Ufer ankam und Captain Jack Sparrow die Ruder beiseitelegte. Er sah zu Kate, die ihm gegenübersaß und nun aufstand, ehe sie aus dem Beiboot stieg und Jack tat es ihr seufzend gleich.

,,Vergiss nicht, Jack...überlass mir das Reden. Und bitte...versuch dich zu benehmen und keine Dummheiten anzustellen.", sagte Kate, woraufhin Jack sie ein wenig beleidigt ansah.

,,Bitte...wann hab ich jemals eine Dummheit angestellt?"

,,Willst du wirklich, dass ich darauf antworte?", gab Kate zurück und sah Jack vielsagend an, der daraufhin ein wenig reumütig den Blick abwandte.

,,Besser nicht!"

Kate nickte zustimmend, ehe sie nun den schmalen Weg passierte, der den Hügel rauf führte. Jack folgte ihr und schwieg überraschenderweise die ganze Zeit über, was Kate verwunderte. Sie hatte nämlich eher damit gerechnet, dass sie ihn zum Schweigen bringen müsste, aber das hatte sich offenbar von selbst erledigt.

Sie erreichten das Ende des Hügels und auch bei Nacht, hatte man von den Klippen aus einen fantastischen Blick auf das Meer, in dem sich das Mondlicht spiegelte. Kate lächelte, als sie den Blick über den Ozean und die Insel schweifen ließ.

Und es war nicht irgendeine Insel. Vor 3 Jahren hatten sich hier Kates beste Freundin Mila und deren Ehemann William Turner voneinander verabschieden müssen, nachdem Will in der vergangenen schicksalshaften Schlacht der Nachfolger von Davy Jones geworden war. Dadurch war er der neue Captain der Flying Dutchman geworden, doch dieses neue Schicksal hatte ihn viel gekostet. Zwar war er dadurch unsterblich geworden, doch nun konnte er nur noch alle 10 Jahre für einen einzigen Tag an Land gehen und für den Rest der Zeit war er auf See. Ein Schicksal, was Will Kate s Meinung nach nicht verdient hatte.

Gemeinsam gingen Kate und Jack nun auf das einsame Haus zu, welches ein ganzes Stück von den Klippen entfernt war und als sie es schließlich erreicht hatten, wandte sich die Piratin noch einmal an Jack.

,,Wehe du machst Schwierigkeiten. Dann kannst du was erleben.", warnte sie ihn und der Pirat richtete den Blick gen Himmel.

Er sagte nichts, doch Kate konnte ein murmelndes Frauen vernehmen, woraufhin sie die Augen verdrehte. Als sie Jack damals kennengelernt hatte, da hätte sie nie im Traum damit gerechnet, dass sie mal mit dem verrückten Piraten Abenteuer bestehen würde. Immerhin war sie eine Frau und für gewöhnlich hielten Piraten Frauen ja gewissermaßen für Unglücksbringer. Aber obwohl Jack und sie jetzt schon gemeinsam so viel erlebt hatten, so würde sich sein egozentrisches Verhalten wohl doch niemals ändern.

Kate seufzte und klopfte schließlich an die Tür, ehe sie angespannt wartete und nun Schritte vernahm. Schließlich öffnete sich die Tür und die Piratin stand nach 3 Jahren wieder ihrer besten Freundin Mila Swann gegenüber...oder besser gesagt, Mila Turner!

,,Kate?", brachte Mila hervor und starrte die Piratin überrascht an, die ihr ein Lächeln schenkte und nickte.

,,Hallo, Mila! Lange nicht gesehen."

Kate musterte Mila und musste feststellen, dass sie sich vom Äußerlichen her kaum verändert hatte. Sie hatte immer noch die langen dunklen Haare, welche ihr in sanften Wellen über die Schulter fielen und sie trug ein schlichtes cremefarbenes Kleid. Aber dennoch hatte Mila etwas an sich, was für Kate anders war und sie sah ihre beste Freundin nachdenklich an.

,,Wie geht es dir, Mila?"

,,Ganz gut soweit. Was führt dich denn zu so später Stunde noch her, Kate?", erwiderte Mila und da brach Jack mit einem Mal sein Schweigen.

,,Wir hofften, du könntest uns in einer äußerst wichtigen Angelegenheit behilflich sein."

Milas Blick fiel nun auf Jack Sparrow, der hinter Kate zum Vorschein kam, die für einen Moment die Augen schloss und offenbar innerlich bis 3 zählte. Mit vielsagendem Blick musterte Jack Mila und die wirkte wenig begeistert über seine Anwesenheit.

,,Captain Jack Sparrow...natürlich! Euch beide gibt es ja auch immer nur im Doppelpack.", gab Mila seufzend von sich und Kate warf einen warnenden Blick Richtung Jack, der abwehrend die Hände hob, ehe sich die Piratin wieder an Mila wandte.

,,Es tut mir leid, Mila...aber du kennst Jack ja. Er weiß einfach nicht, wann man besser den Mund halten sollte."

,,Schon gut, Kate. Ich werde es überleben. Aber wo wir schon einmal beim Thema sindbei was für eine Angelegenheit soll ich euch denn helfen können?", wollte Mila wissen und Kate schaute sich kurz misstrauisch um.

,,Können wir vielleicht drin darüber sprechen?"

Mila zögerte für einen kurzen Moment, ehe sie sich schließlich einen Ruck gab und dann nickte, während sie Kate und Jack hereinbat.

,,Sicher. Kommt rein."

Kate und Jack betraten das kleine Haus und die Piratin bewunderte den gemütlichen Einrichtungsstil. Sie selbst sah ja das Meer als ihr zu Hause an, aber Mila hatte sich hier wirklich eine schöne Heimat geschaffen. Mila selbst, schloss die Tür hinter Kate und Jack und sah die beiden Piraten erwartungsvoll an, als diese sich zu ihr umdrehten.

,,Da bin ich ja mal gespannt.", sagte sie und Kate schmunzelte.

,,Najaehrlich gesagt, hatten wir beide gehofft, dass du uns dabei helfen kannst etwas zu finden."

,,Und wonach sucht ihr?"

Mila schaute Kate und Jack verwundert an und wartete auf die Antwort, weshalb Kate kurz einen Blick mit ihrem Gefährten tauschte. Aber Jack wich ihrem Blick aus und als Kate schließlich eine Erklärung abliefern wollte, ertönte plötzlich eine andere Stimme.

,,Mum?"

Kate und Jack drehten sich um und entdeckten einen kleinen Jungen, der am Fuß der Treppe stand und zu Mila sah. Kate starrte ungläubig auf das Kind, welches dunkle Haare und braune Augen hatte und ihr von den Gesichtszügen her unglaublich bekannt vorkam.

,,Henry, du solltest doch schon längst im Bett sein.", brachte Mila hervor und eilte nun auf den Jungen zu, der sie entschuldigend ansah.

,,Ich konnte nicht schlafen. Wer ist das?"

Der Junge, der offensichtlich Henry hieß, warf einen fragenden Blick auf Kate und Jack, die ihn ungläubig anstarrten. Mila kniete sich vor Henry und legte ihre Hände an seine Arme, während sie ihn liebevoll ansah.

,,Das sind Kate und Jack...gute Freunde von mir."

Kate wusste nicht, wie sie reagieren sollte, denn ohne jeglichen Zweifel musste Henry der Sohn von Mila sein und er musste so um die drei Jahre alt sein. Für die Piratin war somit klar, dass Mila unmittelbar nach dem einzigen Tag, den sie hier mit Will verbracht hatte, schwanger gewesen sein musste.

,,Versuch jetzt schlafen zu gehen, mein Schatz.", bat Mila ihren Sohn und Henry sah sie fragend an.

,,Kommst du nochmal zu mir?"

,,Ja! In ein paar Minuten. Jetzt geh ins Bett. Na, geh schon!"

Henry ging die Treppe wieder hob und Mila erhob sich, während sie ihrem Sohn noch für einen Moment lang nachsah. Dann wandte sie sich schließlich wieder an Jack und an Kate, die ihr einen ungläubigen Blick zuwarf.

,,Also, wo waren wir?", meinte Mila, doch Kate war nicht fähig, das Thema einfach wieder so aufzunehmen.

,,Mila...du...du hast einen Sohn?"

,,Ja! Gut erkannt, Kate."

,,Wie alt ist er? Ich meine...weiß Will, dass..."

Kate brach ab und als sie den Namen von Will erwähnte, wurde der Blick von Mila traurig und sie senkt den Kopf, weshalb Kate sie nun mitfühlend ansah. Es war sicher nicht leicht für Mila, hier ohne Will zu leben und dann auch noch ihren gemeinsamen Sohn ganz allein großzuziehen.

,,Nein, er weiß es noch nicht, Kate. Ich weiß ja auch nicht, wie ich ihn erreichen könnte. Aber das ist jetzt nicht wichtig. Weswegen seid ihr hier? Wonach sucht ihr?", entgegnete Mila und Kate wollte schon widersprechen, als Jack sich nun zu Wort meldete.

,,Nach dem hier!"

Jack reichte Mila kurzer Hand eine Rolle und Mila rollte diese aus, als die Seekarten von Sao Feng zum Vorschein kamen, welche Will dem einstigen Piratenfürsten von Singapur damals gestohlen hatte. Und der Blick von Mila fiel direkt auf das Symbol eines Brunnens, woraus sie ihre Schlussfolgerung zog.

,,Die Quelle der ewigen Jugend?!"

Sie sah auf und starrte Kate und Jack ungläubig an, die zustimmend nickten. Mila rollte die Karte wieder zusammen und gab sie Jack zurück, während sie den Kopf schüttelte.

,,Seid ihr vollkommen verrückt geworden? Diese Quelle ist doch nur ein Lügenmärchen. Eine Geschichte, die schon dutzend Seemänner und Piraten in den Tod getrieben hat."

,,Die Quelle existiert, Mila. Da bin ich mir sicher.", widersprach Kate und verpasste Jack einen Stoß mit den Ellbogen, der daraufhin aus seiner Starre.

,,Ähm...ja. Ich glaube das auch."

Mila verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. Sie konnte nicht fassen, dass ihre beste Freundin offenbar einer Legende nachjagte. Die gemeinsame Zeit mit Jack schien Kate nicht gut zu bekommen, wenn sie dadurch genauso viele Flausen im Kopf bekam.

,,Bitte, Mila...weißt du etwas über die Quelle? Kennst du einen Weg dorthin?", fragte Kate wieder und Mila warf ihr einen ungläubigen Blick zu.

,,Woher soll ich bitte einen Weg dorthin kennen? Ich habe die Insel hier nicht mehr verlassen seit...ist ja auch nicht wichtig. Auf jeden Fall wüsste ich nicht, wie ich euch helfen könnte."

,,Du hast doch sicher etwas über die Quelle gelesen.", raunte Jack Mila entgegen und sie verschränkte die Arme vor der Brust.

,,Wieso sollte ich?"

,,Mila...mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit wirst du jedes einzelne Detail über den Fluch des armen Willilein gelesen haben und dafür braucht man sicher unzählige Bücher. Die Wahrscheinlichkeit, dass du in den Büchern auch etwas über die Quelle gelesen hast, ist somit also ziemlich groß und ich glaube, du weißt etwas, dass uns weiterbringt."

Jack sah Mila vielsagend an und diese starrte den Piraten für einen Moment ausdruckslos an. Zwar mochte Jack verrückt sein, aber er war auch schlau. Etwas zu schlau für Mila s Geschmack. Als sie auch noch den eindringlichen Blick von Kate bemerkte, gab sie sich seufzend geschlagen.

,,Also, schön. Ja, ich habe etwas über die Quelle gelesen. Ich weiß nicht, wo sie sich befindet und ich kann euch auch nicht sagen, wie ihr zu ihr gelangen könnt. Aber ich kann euch sagen, dass man etwas braucht, das Ponce de Leon gehört hat. Was das ist und wo es ist...das müsst ihr wohl selbst herausfinden.", erklärte Mila und Kate setzte eine nachdenkliche Miene auf.

,,Wer war Ponce de Leon?"

,,Ein spanischer Captain.", erwiderte Jack und nickte Mila dann zu. ,,Mehr kannst du uns wohl nicht sagen."

,,Nein, leider nicht."

Mila warf ihm einen entschuldigenden Blick zu und Jack verließ daraufhin geradewegs das Haus. Kate sah ihm nach und wandte sich nochmal an Mila, während sie ebenfalls bereits den Weg nach draußen einschlug.

,,Es tut mir leid, dass wir dich so spät noch gestört haben und Dankeschön für deine Hilfe, Mila. Hast du eigentlich etwas über Will s Fluch finden können? Etwas, das ihm hilft?"

,,Nein...habe ich nicht. Wohl oder übel müssen wir mit seinem Fluch leben. Und solange es Will gut geht, ist alles in Ordnung. Wie sehr ich mir auch wünschte, dass er hier wäre...es ist besser, ihn alle 10 Jahre einmal zu sehen, als niemals wieder.", erwiderte Mila und Kate nickte.

,,Das kann ich verstehen. Tja...also dann. Es war schön, dich wiederzusehen, Mila. Und ich gratuliere dir zu Henry. Er sieht Will ziemlich ähnlich."

,,Ja. Er kommt ganz nach seinem Vater.", sagte Mila und lächelte leicht, was Kate erwiderte.

Dann wollte die Piratin schon gehen, aber dann umfasste Mila ihren linken Arm und hielt Kate noch einmal zurück.

,,Kate, warte! Es gibt da noch etwas, das du wissen solltest. Die Quelle...sie verlangt ein Opfer."

,,Ein Opfer?", wiederholte Kate ungläubig und Mila nickte.

,,So stand es zumindest geschrieben. Willst du erreichen ewiges Lebenso ein anderer seins dafür muss geben! Es ist also gewissermaßen ein Tauschhandel."

,,Ich verstehe! Ein Leben gegen ein Leben!", fasste Kate zusammen.

,,Ja! Ich dachte, du solltest es wissen. Bitte, Kate...überlege dir gut, ob du Jack zu dieser Quelle bringen willst und was es dir wert ist. Was bist du bereit, für die Ewigkeit zu opfern? Wie weit würdest du gehen? Diese Fragen musst du beantwortet haben, wenn du die Quelle wirklich finden und ihr gegenüberstehen solltest."

Mila sah ihre beste Freundin eindringlich an und Kate nickte. Sie wusste, dass Mila Recht hatte und sie beschloss, diese Information vorerst für sich zu behalten. Zumindest solange, bis sie zu einer Entscheidung gekommen war.

,,Danke, Mila!", sagte Kate und Mila umarmte sie mit einem Mal.

,,Bitte pass auf dich auf, Kate. Der Weg birgt viele Gefahren und möglicherweise werdet ihr nicht finden, was ihr sucht."

Kate nickte und Mila zog sich schließlich aus der Umarmung zurück. Sie sah die Piratin zuversichtlich an und Kate schenkte Mila noch einen dankbaren Blick, ehe sie sich abwandte und dann Jack folgte. Sie dachte mit jedem einzelnen Schritt an Milas Worte und stellte sich die alles entscheidende Frage: wie weit würde sie gehen und wohin würde der Weg sie führen?

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