Im Dienst der Krone

Im Dienst der Krone

Kate starrte immer noch auf ihren Vater Barbossa, der seiner Tochter einen ernsten Blick zuwarf, doch Kate glaubte auch eine Spur von Reue in ihm zu sehen. Doch Barbossa sah schließlich auf Jack, der ihn feindselig ansah und Kate realisierte erst jetzt, dass ihr Vater eine Prothese aus Holz dort trug, wo einst sein rechtes Bein gewesen war.

,,Wenn Ihr die Frage gestattet...", setzte Barbossa an und deutete vielsagend auf Jack. ,,Warum liegt dieser Mann nicht in Ketten? Er muss augenblicklich gefesselt werden."

,,Wenn hier jemand in Ketten gelegt werden muss, dann bist das ja wohl du, du elender Verräter!", zischte Kate und brachte ihrem Vater vorwurfsvolle Blicke entgegen.

Dieser hielt inne und für einen Augenblick schien er über Kates Worte regelrecht entsetzt und tief getroffen zu sein. Doch die Piratin sah ihn nur wütend an und konnte nicht begreifen, wie sich ihr Vater auf die Seite der Krone stellen konnte.

,,Vergib mir, Kate! Doch ich hatte keine Wahl!", sagte Barbossa schließlich, doch Kate schnaubte verächtlich.

,,Keine Wahl! Ja, das ist immer deine Ausrede, nicht wahr? Und lass mich raten...du wolltest ja nur das Beste und hast alles versucht. Spar dir das...ich glaub dir kein Wort!"

Der Blick von Barbossa wurde reumütig, doch Kate sah ihren Vater nicht länger an. Jack entfernte sich unterdessen von dem Stuhl und stellte sich neben Kate, während er Barbossa mit feindseligen Blicken musterte.

,,Hector! Erfreulich zu sehen, dass ein Piratenkamerad es zu was gebracht hat."

,,Pirat? Nein! Freibeuter. Auf offizieller Mission unter der Befehlsgewalt und dem Schutz der Krone.", erwiderte Barbossa und strich geradezu stolz über seine Perücke.

Kate verdrehte die Augen und richtete den Blick gen Zimmerdecke. Auch jetzt waren Jack und ihr Vater nicht im Stande, ihre Feindseligkeit gegeneinander zu begraben. Aber Kate war selbst sauer auf ihren Vater. Denn, dass ausgerechnet Barbossa auf einmal für den König arbeitete, das schockierte die junge Piratin und es war für sie ein Rätsel.

,,Wie auch immer!", raunte Jack Barbossa entgegen, ehe er sich auf dem Tisch abstützte und seinem Rivalen geradezu tödliche Blicke zuwarf. ,,Aber zunächst...was ist aus meiner geliebten Pearl geworden?"

,,Ich habe die Pearl verloren, genau wie mein Bein!", sagte Barbossa und legte seine Holzprothese auf den Esstisch, während Kate jegliche Fassung entgleiste.

,,Wie bitte?"

,,Du hast die Pearl verloren?", fuhr Jack Barbossa an und dieser sah ihn ausdruckslos an.

,,Aye! Ich habe sie mit aller Kraft verteidigt und dennoch...wurde sie versenkt."

Kate war sprachlos und wusste nicht, was sie sagen sollte. Zwar hatte ihr nicht so viel an der Pearl gelegen, wie Jack...aber an diesem Schiff hingen dennoch viele Erinnerungen und immerhin hatte sie an Bord dieses Schiffes schon viele glückliche Momente gehabt. Und, dass die Pearl jetzt nur noch ein Wrack auf dem Grund des Meeres sein sollte...das war selbst für Kate wie ein Schlag ins Gesicht.

Jack konnte seine Wut jedoch nicht so gut im Zaum halten, denn er sprang auf den Tisch und wollte Barbossa kurzer Hand an den Kragen. Jedoch wurde er von zwei Soldaten gepackt und zurückgezogen. Zwar ließ er es über sich ergehen, doch er warf seinem Erzfeind verhasste Blicke entgegen und funkelte ihn wütend an.

,,Wäre sie gesunken, wie sie es verdient hat...wärst du mit ihr untergegangen."

,,Und wäre ich noch ein gesetzloser Pirat, dann würde ich dich hier und jetzt niederstrecken, Jack. Ich habe die Pearl verloren und du hast mir dafür meine Tochter genommen. Ich würde sagen, wir sind quitt.", entgegnete Barbossa und Kate starrte ihn entgeistert an.

,,Bitte? Ich bin noch am Leben, falls du es vergessen haben solltest, Vater."

,,Aye! Aber du bist mit Jack fortgegangen, das kommt einem Verlust gleich. Wann siehst du endlich ein, dass dieser Narr nicht der richtige Umgang für dich ist, Kate?", erwiderte Barbossa und Kate schnaubte.

,,Und wann siehst du endlich ein, dass ich alt genug bin, um meine Entscheidungen selbst zu treffen?"

Vater und Tochter starrten sich für einen Moment an und während Kate wutentbrannt war, so wurde der Blick von Barbossa nun schon ein wenig verzweifelt, ehe er ihn von Kate abwandte. Jack lächelte leicht und zuckte mit den Schultern, während ihm die Schadenfreude anzusehen war.

,,Sie lässt sich nichts von dir vorschreiben, Hector. Ihr kannst du nicht befehlen, wie sie ihr Leben führen soll."

,,Mag sein! Aber es wird der Tag kommen, da du ihr das Herz brichst und wenn es soweit ist, dann werde ich für meine Tochter da sein. Und dann, Jack...dann wird sie sehen, was für ein Mann du wirklich bist.", sprach Barbossa und auch er lächelte nun leicht, während Kate völlig erschüttert auf ihren Vater sah.

,,Soll das eine Drohung sein, Vater?"

,,Nein! Ein Versprechen!", erwiderte Barbossa entschlossen und Kate wusste nicht mehr, was sie sagen sollte.

,,Captain Barbossa!", unterbrach der König nun die Diskussion des Trios und brachte dem ehemaligen Piraten kritische Blicke entgegen. ,,Mit jeder Sekunde, die wir vertändeln, sind uns die Spanier weiter voraus. Ich habe größtes Vertrauen, dass Ihr Euch bewährt und mit der hohen Stellung belohnt werdet, die Ihr ersehnt."

,,Oh, Euch zu dienen ist Lohn genug, Sir!", erwiderte Barbossa und verneigte sich ehrfürchtig.

,,Wers glaubt!", murmelte Kate und sah verachtend zu ihrem Vater, als Jack Barbossa grimmig musterte.

,,Und du, Sir...hast dich selbst erniedrigt."

,,Unsere Sanduhr ist bald abgelaufen! Einmal auf Seiten der Sieger zu stehen, kann nicht schaden.", widersprach Barbossa, woraufhin er fassungslose Blicke von seiner Tochter erntete.

,,Du klingst schon wie diese Deppen von Rotröcken und hast jeglichen Respekt verloren. Was ist aus deinem Sinn für Freiheit geworden, Vater? Wie konntest du uns nur alle so hintergehen? Nachdem wir alle damals genau dafür gekämpft haben. Hast du das etwa alles vergessen?"

,,Nein, das habe ich nicht, Kate. Aber die Zeiten ändern sich und so hart es auch klingen magFreiheit muss immer teuer erkauft werden. Und die Welt, wie wir sie kennen...ist im Begriff sich zu verändern. Ich habe nur die richtige Seite gewählt und wenn du klug bist, dann tust du das auch.", sagte Barbossa, doch Kate sah ihn eiskalt an und sah vielsagend zu Jack.

,,Das habe ich schon!"

,,Wie du meinst! Aber dieses Leben hat durchaus seine Vorzüge und man begegnet auch viel netteren Menschen."

Kate konnte nur über den Schwachsinn lachen, den ihr Vater von sich gab, während sie ungläubig den Kopf schüttelte. Das hier war nicht ihr Vater Captain Barbossa, der trotz seiner arroganten und teilweise skrupellosen Art und Weise immer ein gewisses Maß an Ehre gehabt hattenein! Dies hier war in den Augen von Kate ein Feigling, der sich selbst und seinesgleichen verraten hatte. Und alles nur für ein Leben im Dienst der Krone.

Der Blick von Kate glitt nun wieder zu Jack und er hatte nun den gewissen Blick drauf, wenn er etwas im Schilde führte. Und Kate brauchte nicht zu fragen was, denn genau in dem Moment musste Jack schmunzeln und zuckte lässig mit den Schultern.

,,Kann ich alles verstehen...bis auf die Perücke!"

Das war das Stichwort und Jack schlug seine Leibwächter nieder. Als die anderen Soldaten auf ihn und Kate zuliefen, schnappte sich Kate ein langes Gewehr von den bewusstlosen Wachen und ließ ihrer Wut freien Lauf.

Jack schoss in der Zwischenzeit die Halterung des gigantischen Kronleuchters durch und sprang mit einem Satz auf den Tisch, ehe er zum Stuhl lief, wieder vom Tisch sprang und voller Vorfreude auf den Soldaten wartete, der sein Schwert zog und auf ihn zustürmte. Jack warf den Stuhl im hohen Bogen durch das Fenster, der Soldat rutschte auf der weißen Serviette aus und begab sich im freien Fall Richtung Fenster, durch das er letztendlich hindurch flog.

Kate duckte sich, als ein Soldat auf sie losging und verpasste ihm einen gekonnten Tritt gegen das linke Schienbein, womit sie ihn zu Fall brachte. Ein anderer Soldat legte bereits sein Gewehr an und zielte auf die Piratin, als Barbossa ihm das Gewehr entriss und ihn wutentbrannt ansah.

,,Wagt es ja nicht, auf meine Tochter zu schießen!"

Jack, der inzwischen wieder auf dem Tisch stand, schoss mittlerweile mit seinen Füßen das Essen vom Tisch, welches auf dem Boden landete und sämtliche Soldaten rutschten daraufhin aus. Auch Kate sprang nun auf den Tisch und sah zum Kronleuchter, der nur noch an einer Seite befestigt war, als Jack auch schon hochsprang und sich am Kronleuchter festhielt. Er sah vielsagend nach unten und Kate verdrehte leicht die Augen, ehe sie Anlauf nahm.

,,Ich hasse diese chaotischen Fluchtversuche!"

Dann sprang sie und hielt sich ebenfalls am Kronleuchter fest, ehe sie gemeinsam mit Jack hin und her schaukelte und den Kronleuchter Richtung Treppenbalkon lenkte.

,,HALTET SIE AUF!", brüllten die Soldaten und eröffneten das Feuer auf die beiden Piraten.

Doch diese sprangen im nächsten Moment vom Kronleuchter, landeten auf dem Boden der Vortreppe und machten sich nun durch den langen Gang aus dem Staub. Wie von der Tarantel gestochen, jagten Jack und Kate den Flur entlang und sie warf ihm vielsagende Blicke zu.

,,Musste es denn ausgerechnet wieder auf diese Weise sein?"

,,Wir brauchten doch einen Fluchtplan, Liebes.", entgegnete er und sie verdrehte die Augen.

,,Ich weiß! Nur hatte ich diesmal auf etwas Dezenteres gehofft."

,,Das WAR dezent!", erwiderte Jack und Kate gab es auf, ihm zu widersprechen.

Stattdessen konzentrierte sie sich auf ihre Flucht und schon hinter sich konnte sie die aufgebrachten Stimmen der tobenden Soldaten vernehmen.

,,Da lang! Schnappt sie euch!"

Kate und Jack rannten die Treppe herunter und als ein Soldat auf sie aufmerksam wurde, riss Kate kurzer Hand einer Rüstung den Helm vom Kopf, stülpte diesen dem Soldaten über und schubste ihn über das Geländer.
Jack hatte einem anderen Soldaten in der Zwischenzeit das Gewehr abgeluchst, als dieser hysterisch nach seinen Kollegen gerufen hatte. Doch, dämlich wie die Soldaten von England nun einmal waren, liefen sie natürlich genau in die verkehrte Richtung, als Jack und Kate sich hinter einer Kommode versteckten.

Als die Luft rein war, eilten die beiden Piraten die andere Treppe hoch und stürmten durch einen weiteren Flur, als Jack Kate auf einmal am Arm packte und zum Stehen brachte, während er auf ein großes Fenster deutete.

,,Jack, wir haben jetzt keine Zeit, um die Aussicht zu genießen.", brachte Kate hysterisch hervor, doch Jack sah sie nur auf seine verrückte Weise an.

,,Das ist der Weg zu unserer Freiheit, Liebes!"

Und ehe Kate sich versah, riss Jack das Fenster auf und sah hinaus. Auf der Straße herrschte wildes Treiben, denn der Alltag nahm natürlich auch trotz großer Hinrichtung am heutigen Tage seinen Lauf und Kate folgte dem Blick von Jack.

,,Das soll unser Fluchtweg sein? Da hattest du aber auch schon mal bessere Einfälle, Jack."

,,Das klappt schon, Liebes!", entgegnete er, doch Kate blieb skeptisch.

,,Ja, wenn wir uns in den sicheren Tod stürzen oder als Matschhaufen enden wollen."

Auf einmal ertönten laute und schnelle Schritte hinter ihnen und Kate drehte sich um. Die Soldaten näherten sich ohne jeglichen Zweifel und wenn sie sie erst einmal erreicht hatten, dann saßen Jack und sie in der Falle.

,,Wir sind erledigt!", fluchte sie, doch da sprang Jack schon auf die Fensterbank und deutete nach draußen.

,,Nicht, wenn wir hier verschwinden."

Kate sah zu Jack und gab schließlich nach. Lieber wollte sie bei der Flucht alles riskieren, als im Kerker oder am Galgen zu landen. Sie sprang zu Jack und dann hangelten sich die beiden Piraten zu dem Fahnenbanner rüber, der über der Straße gespannt war.
Allerdings entpuppte sich dies als nicht besonders ratsames Versteck, denn die goldenen Stricke lösten sich und Jack und Kate rutschten ein wenig ab, woraufhin die Soldaten sie entdeckten und der Anführer der Kavallerie blies kurzer Hand in seine Pfeife.

,,Noch mehr brillante Einfälle?", warf Kate Jack an den Kopf, doch als dieser antworten wollte, fiel sein Blick auf einen Soldaten, der am anderen Fenster auftauchte.

Der Soldat grinste und zückte sein Schwert, ehe er begann, die Halterung des Banners zu durchtrennen. Jack sah ihn entsetzt an und schüttelte nun wie wild den Kopf, doch da gab das Seil bereits nach und riss Jack und Kate mit sich Richtung Boden.

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