Epilog

Epilog

Das Meer rauschte und brach an der Bucht, während Mila am Strand stand und ihren Blick auf den Horizont gerichtet hielt. Sie trug ein schlichtes weißes Kleid und ihre langen dunklen Haare fielen offen über ihre Schultern, während der Ostwind ihr Gesicht streifte. Die Sonne war fast schon untergegangen und tauchte den Ozean in faszinierende Farben.

,,Du bist wunderschön!"

Als sie seine Stimme hörte, glitt ein leichtes Lächeln über das Gesicht von Mila und sie drehte sich schließlich um. Will stand nur wenige Meter von ihr entfernt. Und er sah noch genauso aus, wie sie ihn an ihrem einzigen gemeinsamen Tag zum letzten Mal gesehen hatte.

Rotes Hemd, dunkle Piratenjacke, seine dunklen Haare waren offen und das blaue Kopftuch war um seine Stirn gebunden. Auch seine Hose und seine Stiefel hatten sich nicht verändert und um den Hals trug er immer noch die Kette mit Bernstein und der Acht-Reals-Münze. Mila war überglücklich ihn zu sehen, lief auf ihn zu und schloss ihre Arme um ihn.

,,Will!", sagte sie und spürte, wie er sie an sich zog. ,,Ich vermisse dich...jeden einzelnen Tag!"

,,Ich weiß! Ich vermisse dich auch...in jeder einzigen Sekunde. Aber mein Schicksal ist unumgänglich und wir müssen damit leben. Doch sei versichert...ich bin immer bei dir, auch wenn du mich nicht sehen kannst.", versicherte er ihr und Mila nickte.

Doch dann wurde der Blick von Will anders, denn Verzweiflung und Sorge lagen mit einem Mal darin, als Mila sich aus der Umarmung zurückzog und ihn irritiert ansah.

,,Will, was ist?"

,,Mila, du musst mir etwas versprechen. Ganz gleich, was auch geschieht...halte dich fern von dem Meer. Bitte...bleib hier, wo es sicher ist.", sagte er und nun sah sie ihn zweifelhaft an.

,,Will...was meinst du damit?", brachte Mila hervor und konnte ihre Sorge nicht verbergen.

,,Versprich mir nur, dass du an Land bleibst. Halte dich von dem Meer fern...nur an Festland bist du sicher."

Will sah sie bittend an und Mila konnte ihm ansehen, dass er nahezu verzweifelt war. Aber wovor wollte Will sie beschützen? Sie konnte sich keinen Reim darauf machen und es war ihr ein Rätsel, worauf er hinaus wollte.

,,Will...", setzte Mila an, als er ihr mit einem Mal seine rechte Hand an die Wange legte und ihr einen liebevollen Blick zuwarf.

,,Ganz gleich, was auch geschieht...ich liebe dich, vergiss das nie!"

Mila schreckte hoch und spürte, wie ihr Herz raste. Sie sah neben sich, doch natürlich war die rechte Seite des Bettes leer. Und dann wurde ihr schmerzlich bewusst, dass Will nicht wirklich hier gewesen war.
Es war ein Traum gewesen...nur ein Traum. Aber er hatte so real gewirkt, dass Mila es für die Realität gehalten hatte. Aber spätestens jetzt war klar, dass sie sich darin geirrt hatte. Ihr Herz krampfte sich zusammen und Mila spürte, wie ihr die Tränen kamen. Die Abwesenheit von Will zerriss sie förmlich von innen heraus und sie vermisste ihn jeden Tag mehr.

,,Was ist los, Mummy?", erklang auf einmal eine Stimme und Mila sah auf, als sie Henry im Türrahmen stehen sah.

Ihr Sohn sah sie fragend an und Mila wischte ihre Tränen weg. Sie wollte nicht, dass er sie weinen sah und schenkte ihrem Sohn ein schwaches Lächeln.

,,Ach...es ist nichts, Henry. Alles in Ordnung."

,,Aber du hast geweint!", sagte er und kam an ihr Bett.

Mila vergaß hin und wieder, dass ihr Sohn für sein Alter schon unglaublich klug und aufmerksam war. Denn mit seinen 3 Jahren war er noch wirklich sehr klein, aber er schien eben voll und ganz nach seinem Vater zu kommen...sowohl im Äußeren, als auch im Charakter.

,,Ist es wegen Daddy? Hast du deswegen geweint?", wollte er wissen und Mila seufzte leise.

,,Ich hab nur schlecht geträumt, Henry. Geh wieder schlafen."

,,Darf ich bei dir bleiben?", fragte er darauf und schließlich nickte Mila, ehe sie zur Seite rückte und Henry zu ihr ins Bett krabbelte.

Er legte sich neben sie und Mila deckte ihn zu, ehe sie sich auch wieder hinlegte und einen Arm um Henry legte, ehe sie ihn an sich zog. Sie konnte seinen gleichmäßigen Herzschlag spüren und vernahm seine ruhige Atmung, was sie selbst auch beruhigte.

Henry war ihr mehr wert, als alles andere und er war alles, was ihr von Will geblieben war. Und dass er seinem Vater so ähnlich war, dafür liebte Mila ihn gleich umso mehr. Und was auch passiertesie würde Henry um jeden Preis beschützen. Und obwohl sie wusste, dass sie eben nur geträumt hatte...beschloss sie, dass sie sich mit Henry zusammen vom Meer fernhalten würde.

,,Mum...wo ist Daddy jetzt?", fragte Henry mit einem Mal und Mila zögerte, ehe sie ruhig antwortete.

,,Er ist sicher wieder unterwegs zu einem weiteren Abenteuer."

Henry nickte kaum merklich, ehe er sich an sie kuschelte und Mila summte ein wenig, um ihn einschlafen zu lassen. Es gelang ihr auch, denn Henry schlummerte wenige Minuten später friedlich, während Milas Gedanken zu Will zurückkehrten.

Sie hatte Henry nicht die ganze Wahrheit über den Fluch seines Vaters erzählt, denn dafür war er noch zu jung und er würde es ohnehin noch nicht verstehen. Stattdessen hatte sie es so erzählt, dass Will 10 Jahre lang Abenteuer auf See bestehen musste, ehe er nach Hause kommen konnte. Und auch, wenn sie nicht wusste, wo sich Will im Augenblick befand...so wusste sie doch, dass er in Gedanken bei ihr war. Und was auch passierte...Mila gab die Hoffnung nicht auf, dass Will vielleicht eines Tages doch für immer mit ihr und Henry vereint sein würde.

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