Die Kelche von Ponce de Leon
Die Kelche von Ponce de Leon
David folgte Jack durch den Dschungel, während der Pirat ein unglaubliches Tempo drauf hatte und David es schon fast schwer fiel, mit ihm mithalten zu können. Selten hatte er Jack so hastig rennen sehen und er fragte sich, ob dies wohl damit zusammenhing, dass Blackbeard das Leben von Kate bedroht hatte. Aber er fragte nicht nach, denn Jack würde ihm ohne Zweifel ohnehin nicht die Wahrheit sagen und da konnte er sich die Frage auch gleich sparen.
,,Master David...wir müssen uns beeilen!", raunte Jack ihm entgegen und David richtete den Blick gen Himmel.
,,Ich komme ja schon! Nur leider habe ich keine Rakete, die ich mir umschnallen könnte, Jack."
Sie rannten eine Böschung runter und David dachte schon, dass Jack sich der Nase lang hin packen würde, als der Pirat stolperte. Doch er fing sich wieder und schließlich liefen sie am Strand entlang, bis Jack nach links abbog. Sie erreichten schließlich das Tal einer Gebirgslandschaft und Jack blieb stehen, während ihm ein Lächeln des Triumphes über das Gesicht huschte.
,,Die Santiago...einst bekanntlich befehligt von Ponce de Leon!", brachte Jack hervor und David folgte seinem Blick.
Und tatsächlich entdeckte auch er nun das Schiffwrack, nachdem sie gesucht hatten. Doch David fiel die Kinnlade runter, als ihm wahrlich bewusst wurde, WO sich das Wrack befand.
,,Na, toll!Und wie sollen wir dahin kommen, Jack?"
,,Wir laufen...was sonst?", gab dieser ungerührt zurück und David deutete vielsagend auf das Gebirge.
,,Dann hoffe ich mal, dass du einen Weg durch diese Steinlandschaft kennst. Ich bin nämlich nicht King Kong, der die Wände hochklettern kann."
,,Dass du auch immer alles so negativ sehen musst. Wo bleibt dein Sinn für Abenteuer?", entgegnete Jack und es klang schon wie ein Vorwurf.
Doch ehe David etwas darauf erwidern konnte, stürmte Jack auch schon wieder los und David blieb nichts anderes übrig, als dem Piraten Richtung Santiago zu folgen.
Tatsächlich gab es einen schmalen Pfad, der nach oben führte, doch als David diesen in Augenschein nahm, seufzte er schwer und schüttelte fassungslos den Kopf.
,,Na, das kann ja heiter werden. Ich hoffe, die Kelche sind auch wirklich da oben."
,,Warum sollten sie es nicht sein?", meinte Jack und David rollte mit den Augen.
,,Weil uns vielleicht auch schon jemand zuvor gekommen ist, Jack?! Bekanntlich sind wir ja nicht die Ersten, die nach der Quelle der ewigen Jugend suchen."
,,Aber die Ersten, die sie finden werden.", antwortete Jack selbstsicher und David nickte anerkennend.
,,Ich hoffe mal für dich, dass du Recht hast. Denn wenn wir ohne Kelche zurückkehren, wird Blackbeard Kate umbringen. Und wenn das passiert, dann bringe ich dich um, Jack. So viel ist sicher!"
Jack starrte David geradezu entgeistert an und setzte zum Widerspruch an. Doch David warf ihm einen todernsten Blick zu und der Pirat schluckte seine Antwort geradezu hinunter. Dann deutete er kaum merklich auf den Pfad und wagte nicht länger, David in die Augen zu sehen.
,,Wenn ich bitten darf, Master David!"
David verdrehte erneut die Augen und begab sich dann schließlich auf den Pfad. Und noch während er das Gebirge gemeinsam mit Jack erklomm, wanderten seine Gedanken zurück zu Kate und er hoffte, dass sie nicht zu spät kommen würden.
Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten sie endlich die Santiago und David sah zum Himmel, der inzwischen schon von der Dunkelheit der Nacht eingehüllt war. Sie hatten den ganzen Tag gebraucht, um den Pfad hinter sich zu bringen und David war am Ende seiner Kräfte. Jedoch weigerte er sich aufzugeben, denn er dachte an Kate und die Drohung Blackbeards sie zu töten.
,,Bringen wir es hinter uns.", sagte er an Jack gewandt und dieser nickte zustimmend.
Langsam gingen sie auf das Wrack zu und David zog zur Sicherheit sein Schwert, während er Jack den Vortritt ließ. Der Pirat betrat das Schiffswrack, hatte aber ebenfalls sein Schwert gezogen. Mit wachsamen Blicken inspizierten die beiden Männer das Schiff, welches einst Ponce de Leon gehört hatte.
Da das Wrack aber ganz nahe am Abgrund der Klippe stand, mussten David und Jack bei ihrer Suche mit äußerster Vorsicht vorgehen, da sie sonst riskierten, dass das Wrack abrutschte und sie mit sich in die tödliche Tiefe riss.
,,Jack, wo sollen wir nach diesen verfluchten Kelchen suchen? Sie könnte überall sein.", brachte David mit gedämpfter Stimme hervor, doch Jack winkte ihn hinter sich her.
,,Ein Captain verwahrt seine größten Schätze bekanntlich stets an dem Ort auf, der ihm am heiligsten ist."
,,Der da wäre?", hakte David nach, als Jack eine Treppe hochging und eine Luke zur Seite schob.
Dann verschwand er und David folgte ihm kurzer Hand. Und als er ebenfalls seinen Kopf durch die Luke steckte, verstand er natürlich, welchen Ort Jack damit gemeint hatte.
,,Ah...die Kajüte des Captains. Hätte ich mir auch gleich denken können."
,,Wenn die Kelche noch auf diesem Schiff sind...dann finden wir sie mit größter Sicherheit hier.", erwiderte Jack und David klopfte sich den Staub von seiner Hose, als sein Blick auf die Reichtümer von Ponce de Leon fielen.
,,Mein lieber Schwan...unser guter Captain hier hat ja gelebt wie Gott in Frankreich."
,,Und so ruht er offensichtlich auch!", pflichtete Jack bei, woraufhin David seinem Blick folgte.
Jack ging geradewegs auf das Bett zu und David verzog angewidert das Gesicht, als er dort ein Skelett erspähte, welches ohne Zweifel einst Ponce de Leon persönlich gewesen zu sein schien.
,,Und da heißt es immer, Schätze bringen Piraten Glück. Ihm scheint es jedenfalls nicht gut bekommen zu sein."
Vielsagend sah David auf die Überreste von Ponce de Leon und schüttelte nur den Kopf. Er wusste schon, warum er sich damals gegen ein Leben als Pirat und für ein friedliches Leben mit seiner Familie in England entschieden hatte. Die Überlebenschancen standen somit eindeutig höher.
,,Würden 40 Piraten, 40 Nächte lang von einem Schatz träumen...er käme diesem hier nicht einmal annähernd gleich.", erklang eine männliche Stimme und sofort hob David sein Schwert.
Auch Jack war in Alarmbereitschaft und sie beide sahen in den Schatten, aus dem nun niemand anderes als Captain Barbossa persönlich trat. Während Jack sichtlich irritiert war, staunte David nicht schlecht über die Anwesenheit des Piraten...Kate hatte also Recht gehabt- ihr Vater war ihnen die ganze Zeit über auf den Fersen gewesen.
,,Barbossa!", brachte David hervor und Genannter schenkte ihm ein Grinsen.
,,Master David...nett Euch wiederzusehen. Ich muss zugeben, mit Euch hatte ich hier nicht gerechnet. Es wundert mich, dass Ihr Euch wieder einmal in der Gesellschaft von Jack befindet."
,,Nun...harte Zeiten erfordern harte Maßnahmen, Captain.", meinte David tonlos und Barbossa nickte kaum merklich.
,,Verstehe!"
,,Du!", raunte Jack seinem Erzfeind entgegen und Barbossa brachte Jack feindselige Blicke entgegen.
,,Du! Ich war zuerst hier!"
Beide Piraten hatten ihre Schwerter erhoben und verlangten von dem anderen, die Santiago wieder zu verlassen. David verdrehte die Augen, denn es nervte ihn, dass Jack und Barbossa wieder einmal nichts Besseres zu tun hatten, als ihre Machtspiele auszuleben.
,,Geht das wieder los!"
,,Warum seid ihr hier?", forderte Barbossa zu wissen und Jack sah ihn ungerührt an.
,,Blackbeard schickt uns. Warum bist du hier?"
,,Wegen silberner Kelche...für meinen königlichen Lehnsherren."
,,Du spinnst doch!", entgegnete Jack nur und wollte schon auf Barbossa losgehen, als David sich kurzer Hand dazwischen stellte und die beiden Piraten warnend ansah.
,,Hey...falls ihr es vergessen haben solltet...wir befinden uns hier auf einem Schiff, welches seine besten Tage ohne Zweifel längst hinter sich hat. Wenn ihr also nicht wollt, dass dieses Wrack uns mit sich in die Tiefe reißt und ins Reich der Toten befördert, dann schlage ich vor, ihr beendet diesen Kindergarten und wir versuchen gemeinsam eine Lösung zu finden."
Jack und Barbossa warfen sich weiter feindselige Blicke zu, doch keiner von ihnen widersprach David. Sie steckten ihre Schwerter zurück und David atmete erleichtert aus, ehe er sich entspannte.
,,Dankeschön!"
Barbossa murmelte etwas Unverständliches und Jack hatte sich dem verbliebenen Schatz der Santiago zugewandt. Als er jedoch einen Krug aus Gold hochhob, verlagerte sich das Gewicht des Schiffes und David verlor fast das Gleichgewicht.
,,Jack, du Idiot...leg das zurück! Sonst bringst du uns alle um."
Jack zögerte noch, doch dann gehorchte er der Anweisung von David und legte den Krug zurück. Sofort stand das Schiff wieder still, aber nun vielen die Blicke der Drei auf eine kleine silberne Schatulle, die unter dem Bett hervor gerutscht war. Und auf ihr waren zwei Kelche abgebildet, was allen den fraglichen Inhalt bereits erklärte.
Natürlich stürzten sich Barbossa und Jack zeitgleich auf die Schatulle und David machte sich schon wieder darauf gefasst, erneut Streitschlichter zu spielen, aber Barbossa war klüger.
,,Zugleich!"
Er und Jack öffneten den Behälter, doch anstatt der beiden ersehnten Kelche, befanden sich zwei weiße Steine darin und David klappte die Kinnlade runter.
,,Wer zum Teufel..."
,,Die Spanier!", vollendete Barbossa seinen Satz und David zischte.
,,Verfluchtes Pack!"
,,Sie sind uns zuvor gekommen.", fügte Jack hinzu und alle Blicke fielen auf die Überreste von Ponce de Leon. ,,Ich werde einen Blick auf die Karte werfen."
Daraufhin warfen sich Barbossa und Jack ins Bett neben Ponce de Leon und David blieb neben dem Bett stehen. Es war schon ein skurriler Anblick, Jack und Barbossa mit einem Skelett zusammen in einem Bett zu sehen und David bedauerte sehr, in diesem Moment keinen Fotoapparat zur Hand zu haben, um dies festzuhalten.
,,Warum haben sie sie wohl hier gelassen?", sagte Jack, als er die Karte aus den Händen des Skeletts ziehen wollte, woraufhin sich jedoch der Schädel zu ihm drehte und David sah entgeistert auf das Skelett.
,,Ähm...Jack...er starrt dich an!"
Jack hob den Kopf und Barbossa flüsterte ihm dann zu, die Karte nicht zu berühren und Jack kam dieser Aufforderung augenblicklich nach. David schüttelte sich, als er noch einen Blick auf Ponce de Leon geworfen hatte, als Barbossa bereits vielsagend auf die Karte deutete.
,,Sie kennen den Weg, aber ich weiß auch, wo sie vermutlich ihr Lager aufschlagen."
,,Perfekt! Dann nichts wie hin.", sagte David und ging zurück zur Treppe, denn er wollte so schnell wie möglich das Schiffswrack verlassen.
Als er draußen stand, kamen Barbossa und Jack bereits nach und während Jack augenblicklich den Rückweg antrat, hielt David Barbossa zurück, als er sich sicher war, dass Jack sie nicht belauschte.
,,Barbossa...wartet!"
,,Ich würde furchtbar gerne mit Euch plaudern, Master David...aber wir müssen die Spanier finden und die Kelche. Sonst war der ganze Weg umsonst.", raunet Barbossa ihm zu und David sah ihn vielsagend an.
,,Das weiß ich und seid versichert, das werden wir. Aber es gibt da etwas, dass Ihr wissen solltet. Blackbeard...er hat Kate in seiner Gewalt. Und er wird sie töten, wenn Jack und ich ihm nicht die silbernen Kelche bringen."
Barbossa starrte David entsetzt an und für einen Moment sagte er nichts. Doch dann konnte David ihm förmlich ansehen, wie er wütend wurde und Barbossa zischte die nächsten Worte förmlich.
,,Dieser teuflische Schweinehund...dann hat sich meine Befürchtung also bewahrheitet. Ich ahnte bereits, dass Kate in Schwierigkeiten steckt, da ich das von ihr gefunden habe."
Barbossa zog kurzer Hand etwas aus seiner Jackentasche hervor und David erkannte die Halskette von Kate, welche sie als geheimen Hinweis bei Whitecap Bay hinterlassen hatte.
,,Ja...Kate hat sie Euch als Hinweis hinterlassen. Sie hatte gehofft, dass Ihr uns somit verfolgen könnt. Ich weiß nicht woher...aber sie wusste aus irgendeinem Grund, dass Ihr die Kette finden würdet.", meinte David, als Barbossa mit einem Mal stolz lächelte.
,,Nun...sie kommt eben ganz nach mir! Zumindest, was den Scharfsinn und das strategische Denken angeht. Wo ist Blackbeard jetzt?"
,,Er und die anderen suchen weiter nach der Quelle. Sie haben auch eine Meerjungfrau, also so gut wie eine Träne für das Ritual. Barbossa, Jack hat keine Ahnung, dass Kate Euch diesen Hinweis hinterlassen hat. Und sie hat darum gebeten, dass dies auch so bleibt.", erklärte David und Barbossa schmunzelte, ehe er nickte.
,,Seid unbesorgt, Master David! Wenn ich etwas mit Vergnügen tue, dann ist es ein Geheimnis vor Jack Sparrow zu bewahren. Und noch mehr Freude macht es mir...dass es der Wunsch von meiner Tochter ist."
,,Gut! In die Details weihe ich Euch später ein. Jetzt sollten wir uns erstmal diese Kelche holen.", beschloss David und Barbossa nickte zustimmend.
,,Brillanter Vorschlag! Gehen wir!"
Die beiden betraten nun auch den Pfad und entfernten sich von der Santiago. Sie folgten Jack und David war sich sicher...mit der Hilfe von Barbossa, hatten sie durchaus eine Chance, ihren Plan in die Tat umzusetzen.
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