Der geheime Hinweis
Der geheime Hinweis
Am nächsten Tag wurden die Freunde schon früh aus den Federn gerissen, denn die Queen Annes Revenge hatte bereits ihr nächstes Ziel erreicht. Während Kate und David widerwillig mit der Crew mitliefen, wurde Jack mit verbundenen Augen von Angelica geführt.
Scrum und drei andere Piraten trugen etwas, das wie ein gläserner Sarg aussah, indem sich die Meerjungfrau befand. Die Sonne prallte auf sie alle herab und Kate warf einen unsicheren Blick Richtung Meer, als die Truppe auf einmal Halt machte und Jack die Augenbinde angenommen wurde.
,,Wäre doch auch ohne das Ding gegangen!", beschwerte er sich, doch Blackbeard sah ihn nur ausdruckslos an.
,,Besser, Ihr kennt die Lage meines Schiffes nicht. Ich bin ein vorsichtiger Mann."
,,Das bin ich auch!", raunte Jack ihm entgegen, ehe er seinen Kompass zückte und sich ein Stück von der Truppe entfernte. ,,Als erstes will ich...zu Ponce de Leons Schiff."
Jack ging voraus und die Gruppe folgte ihm. Kate und David gingen nebeneinander her und Kate sah zu Philip rüber, der sichtlich angespannt war. Doch Kate wandte den Blick schnell ab, als Philip ihn auf sich zu spüren schien und zu ihr sah. David bemerkte das Verhalten seiner beiden Freunde und runzelte die Stirn, ehe er sich ziemlich irritiert an Kate wandte.
,,Ähm...was läuft hier, Kate?"
,,Was meinst du?", entgegnete sie, doch David ließ sich nicht täuschen.
,,Philip und du...ihr starrt euch immer wieder an. Hab ich irgendwas verpasst?"
David stand das Fragezeichen regelrecht ins Gesicht geschrieben und Kate seufzte. Sie konnte sich vorstellen, was er sich jetzt dachte, doch sie wusste ja selbst nicht einmal, was zwischen Philip und ihr vorging.
,,Nicht, was du jetzt denkst, David. Es ist nur...durch Philip fühle ich mich irgendwie...verunsichert.", sagte Kate und David wirkte noch verwirrter als zuvor.
,,Verunsichert? Wie darf ich das denn verstehen?"
,,Naja...ich weiß auch nicht...er kennt mich so gut wie gar nicht und doch scheint er genau zu wissen, was in mir vorgeht. Abgesehen von dir und Mila kennt mich niemand so gut. Nicht einmal Jack kann mir ansehen, wie ich mich fühle...aber Philip konnte es."
Kate spürte, wie David sie musterte und richtete ihren Blick stur geradeaus. David war mächtig verwirrt, denn so kannte er seine beste Freundin gar nicht. Sicher, Kate war eine Meisterin darin, ihre wahren Gefühle vor anderen zu verbergen und da war es schon wunderlich, dass Philip sie offenbar einfach durchschauen konnte. Doch David zog eine einfache Erklärung als Schlussfolgerung.
,,Hmm...könnte vielleicht daran liegen, dass Philip ein Priester ist. Ich meine, durch seine Verbindung zu Gott...hat er glaube ich ein Gespür für so etwas...gewissermaßen. Lass dich dadurch nicht verunsichern, Kate. Philip kann so ziemlich jeden gut deuten...da bist du kein Einzelfall."
Kate nickte stumm und nahm es hin. Das beruhigte sie zwar etwas, doch ein komisches Gefühl blieb bei ihr zurück. Philip war anders als alle, die ihr bisher begegnet waren und sie fragte sich, warum sie bei ihm ein komplett anderes Verhalten an den Tag legte, als sie es sonst für gewöhnlich tat.
Der Weg führte die Piraten durch einen dichten Dschungel und notgedrungen wateten sie durch einen Fluss. David unterhielt sich mit Philip, während Kate Zeugin eines Gesprächs zwischen Jack und Angelica wurde, die unmittelbar vor ihr gingen.
,,Wie war das nochmal mit dem Ritual? Wasser aus der Quelle und von der Meerjungfrau eine Träne?", fragte Jack und wirkte sichtlich irritiert, als Angelica seufzte.
,,Und zwei silberne Kelche! Ein Kelch mit der Träne und der andere ohne."
,,Also in einem die Träne und Wasser in beiden. Anz schön kompliziert, oder?", meinte Jack nur und Angelica verdeutlichte es ihm noch einmal.
,,In beiden Kelchen ist Wasser und in einem noch die Träne. Die Person, die dann das Wasser mit der Träne trinkt, erhält alle Lebensjahre von der anderen Person."
,,Wie viele Jahre sind denn das?"
Jack schaute fragend in die Runde, als Angelica auf einmal eine Schlange aus dem Wasser fischte und sie sich über die Schultern legte, während sie Jack einen gerissenen Blick zuwarf.
,,All die Jahre, die sie auf dieser Welt hatte und hätte haben können...wäre das Schicksal ein bisschen freundlicher."
Angelica warf die Schlange hinfort und Kate schüttelte fassungslos den Kopf. Diese Piratin war für sie nichts weiter, als ein durchtriebenes egoistisches Luder, welches niemals ohne Hintergedanken handelte. Sie sah zu David rüber, der ihre Meinung zu teilen schien, denn er rollte nur genervt mit den Augen.
Als sie eine Pause einlegten, saß Kate auf den Steinen am Rande eines kleinen Bachs, als Philip neben ihr auftauchte und zu ihr sah.
,,Darf ich dir Gesellschaft leisten?", fragte er und Kate nickte.
,,Sicher!"
Philip setzte sich neben sie auf den Felsen und für einen Moment sagte niemand von beiden etwas. Kate spürte den Blick von Jack auf sich, doch sie ließ sich nichts anmerken, denn die Enttäuschung gegenüber ihm saß noch zu tief.
,,Du scheinst unglücklich zu sein.", stellte Philip fest und Kate fühlte sich ertappt, aber sie leugnete es nicht.
,,Naja...wie du sicher weißt, lieben Piraten die Freiheit. Und momentan bin ich alles andere als frei. Ich bin eine Gefangene und eine naive noch dazu."
,,Naiv?", wiederholte Philip irritiert, als ihm ein Licht aufzugehen schien und er zu Jack sah. ,,Geht es hierbei um Jack?"
Kate seufzte und sah hoch zum Himmel. Schon wieder hatte Philip einfach so durchschaut, woran sie dachte und er hatte dafür nicht mehr als ein paar Blicke und wenige Worte gebraucht. Schließlich nickte Kate und sah Philip vielsagend an.
,,Ich habe schon viel mit Jack durchgestanden und ich hatte irgendwie die Hoffnung, dass ich ihm nicht ganz egal wäre. Aber offenbar habe ich mich wohl getäuscht. Für ihn bin ich nichts weiter als ein Mittel zum Zweck, aber ich habe es viel zu lange nicht sehen wollen. Je eher ich mich damit abfinde, desto besser."
Kate starrte vor sich hin und konnte gar nicht glauben, dass sie es tatsächlich ausgesprochen hatte. Und dann auch noch vor Philip, den sie so gut wie gar nicht kannte. Aber er schien sie nicht dafür zu verurteilen, denn er legte auf einmal seine rechte Hand auf ihre linke und warf ihr einen zuversichtlichen Blick zu.
,,Rede dich selbst nicht schlecht, Kate. Manchmal müssen wir uns von den Menschen abwenden, die uns wichtig sind...damit wir unseren eigenen Weg gehen können. Auch, wenn es uns manchmal schwer fällt."
Er sah sie vielsagend an und Kate nickte. Sie verstand, was er ihr sagen wollte und ehe sie sich versah, verschwand Philip wieder. Kate blieb jedoch nicht lange allein, denn David setzte sich zu ihr und schaute sie erwartungsvoll an.
,,Verrätst du mir, worüber ihr gesprochen habt?", fragte er und Kate sah auf.
,,Wie? Ach, du meinst Philip. War nicht so wichtig...er hat mir nur einen Ratschlag gegeben. Nichts weiter."
David runzelte irritiert die Stirn, doch er hakte nicht weiter nach. Er wusste, dass Kate es ihm schon erzählen würde, wenn sie soweit war. Stattdessen warf er einen prüfenden Blick zu der Meerjungfrau, die immer noch in ihrem Gefängnis schwamm und hilflos durch das Glas sah.
,,Also, wie stellen wir es an?", brachte David hervor und Kate sah ihn fragend an. ,,Blackbeard hat schon eine Meerjungfrau...also auch sehr bald eine Träne. Und wenn Jack ihn zu den Kelchen bringt, dann hat er alles zusammen...bis auf das Wasser der Quelle natürlich. Wie sollen wir ihn dann noch aufhalten?"
,,Das werden wir schon, David...keine Sorge. Alles, was wir tun müssen...ist etwas Zeit schinden.", erwiderte Kate und David starrte sie verblüfft an.
,,Zeit schinden? Wofür denn bitte?"
Kate sah sich prüfend um und als sie sich sicher war, dass niemand ihrem Gespräch Beachtung schenkte, beugte sie sich zu David vor und flüsterte.
,,Hör zu, David...als Jack und ich in England dem König vorgeführt wurden und ich meinen Vater als seinen treuen Diener gesehen habe, da wusste ich sofort, dass mehr dahinter steckt. Zuerst konnte ich mir nicht wirklich einen Reim darauf machen, aber mit der Zeit wurde mir so Einiges klar. Und der König will die Quelle genauso sehr finden wie Blackbeard...und da mein Vater sein Captain ist..."
,,Ist Barbossa uns womöglich schon auf den Fersen!", vollendete David den Satz und Kate nickte eifrig. ,,Aber...selbst wenn dein Vater sich bereits auf dem Weg befindet...wie soll uns das bitte helfen? Er steht auf der Seite des Königs."
,,Eben nicht! David, mein Vater mag vielleicht vieles sein...aber garantiert kein ehrenhafter Captain im Dienst der Krone. Er benutzt dies nur als Vorwand...für etwas anderes. Ich weiß nur noch nicht wofür.", entgegnete Kate und David schüttelte fassungslos den Kopf.
,,Okay...mal angenommen, du hast mit deiner Vermutung Recht...wie soll uns das weiterbringen? Barbossa hat keine Ahnung, wo wir sind und auch wenn er den Weg zur Quelle findet...so weiß er doch gar nicht, dass wir seine Hilfe brauchen."
David sah Kate vielsagend an, doch dieser schlich sich ein Lächeln auf das Gesicht. Verdutzt sah David seine beste Freundin an, denn er wurde aus ihrer Mimik einfach nicht schlau, doch Kate lieferte ihm bereits die Erklärung.
,,Doch...das wird er. Ich habe ihm einen Hinweis hinterlassen."
,,Einen Hinweis? Was für einen Hinweis und wo?"
,,Whitecap Bay! Als ihr alle zum Schiff zurückgegangen seid, habe ich den Hinweis für ihn hinterlegt."
Kate deutete kaum merklich auf ihren Hals und erst jetzt fiel David auf, dass ihre Halskette fehlte, die sie sonst immer trug. Und schlagartig wurde ihm klar, warum ausgerechnet dies ein Hinweis sein sollte. Denn Barbossa selbst hatte Kate diese Kette einst zukommen lassen, was Kate ihm vor ein paar Tagen erzählt hatte und diese würde er ohne jeglichen Zweifel wiedererkennen. David war einen Moment sprachlos, ehe er nach den richtigen Worten suchte und Kate verblüfft ansah.
,,Kate Summers...du bist echt...unglaublich gerissen!"
,,Ich wusste, dass du das sagen würdest.", sagte sie und grinste ein wenig, während David sich durch die kurzen Haare fuhr.
,,Du bist wahrlich eine Piratin. Weiß Jack von deinem geheimen Plan?"
,,Nein! Und das soll auch so bleiben.", setzte Kate an, ehe ihr Blick enttäuscht und ziemlich traurig wurde. ,,Ich bin mir nicht sicher, ob wir ihm trauen können."
,,Dass ausgerechnet du das mal sagst, hätte ich niemals gedacht.", meinte David und Kate zuckte mit den Schultern.
,,Für jeden kommt einmal die Zeit, wo man die Wahrheit erkennen muss. Und bei mir ist das eben jetzt."
David staunte nicht schlecht über die Worte seiner besten Freundin und wollte gerade etwas sagen, als die Stimme von Philip auf einmal die Luft zerschnitt.
,,Quartiermeister!"
,,Aye!", erwiderte Genannter und Philip deutete auf die Meerjungfrau.
,,Sie kann nicht atmen!"
,,Sie hat Wasser!", widersprach der Zombie, doch Philips Blick verfinsterte sich.
,,Sie braucht LUFT!"
Er eilte zu dem Behälter der Meerjungfrau und suchte nach einer Möglichkeit, um diesen zu öffnen. Doch als er keine Öffnung finden konnte, zog er kurzer Hand sein Schwert, öffnete somit den Deckel und klemmte seine Bibel darunter, sodass Sauerstoff zu der Meerjungfrau durchdringen konnte.
Kate bemerkte, dass die Meerjungfrau erleichtert Luft holte und konnte nur darüber staunen, dass Philip dies so schnell durchschaut hatte. Und obwohl diese Meerjungfrau möglicherweise genauso eine Bestie war wie Ihresgleichen, hatte Philip ihr gerade das Leben gerettet.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top