Captain Blackbeard

,,Meinst du, wir sollten es Jack sagen?", wollte David wissen, während er und Kate sich unter Deck schlichen und auf dem Weg zu dem Ort waren, wo sie sich mit Jack treffen sollten.

Denn der Pirat hatte ihnen vor gut zwei Stunden euphorisch berichtet, dass er einen Plan hatte, der ihre problematische Situation lösen sollte und nun befanden sich die beiden Freunde auf dem Weg zu ihm.

Und während David sogleich dafür gewesen war, dass Barbossa Blackbeard töten und die Prophezeiung somit erfüllen sollte, sah Kate dieser Angelegenheit eher mit gemischten Gefühlen entgegen.

,,Ich glaube, besser nicht. Wir sollten es für uns behalten, denn wir wissen ja gar nicht, ob an dieser Prophezeiung überhaupt etwas dran ist. Geschweige denn, ob mein Vater wirklich vorhat, Blackbeard zum Teufel zu jagen.", meinte Kate und David stellte sich vor sie, um ihr in die Augen sehen zu können.

,,Aber du hast doch auch gesagt, dass wir Blackbeard daran hindern müssen, die Quelle zu erreichen."

,,Das habe ich gesagt und auch so gemeint. Aber ich weiß nicht, ob es das Richtige ist, dabei zuzusehen, wie mein Vater ihn vorsätzlich ermordet. Wir sind keine skrupellosen Killer, David. Wenn wir so etwas tun würden, dann wären wir kein Stück besser als Blackbeard oder all die anderen Schurken, die von den Piraten gefürchtet werden."

Sie warf ihm einen eindringlichen Blick zu und für einen Moment sagte niemand der beiden etwas. Und schließlich musste David sich eingestehen, dass seine beste Freundin Recht hatte. Sie waren keine Mörder und sie töteten nur, wenn sie gar keine andere Wahl hatten. Denn das war nun einmal das Entscheidende, was sie von den anderen Piraten unterschied und was sie ausmachte: ihre Menschlichkeit!

,,Du hast Recht! Aber wir müssen uns was einfallen lassen, wie wir Blackbeard von der Quelle fernhalten.", sagte David und Kate nickte.

,,Darum kümmern wir uns später. Jetzt müssen wir uns erstmal anhören, was Jack zu sagen hat."

,,Ach, was das angeht...ich will dir ja nicht zu nahe treten, Kate...aber, ist alles in Ordnung zwischen euch? Ich meine, ich habe nur den Eindruck, dass es zwischen euch etwas angespannt ist und dann ist da noch Angelica..."

,,Bitte, David! Darüber will ich jetzt nicht sprechen. Wir haben Wichtigeres zu tun.", unterbrach Kate ihn und er nickte.

,,In Ordnung! Aber ich bin für dich da, wenn du reden willst."

,,Danke! Komm jetzt! Jack wartet sicher schon auf uns."

Kate ging an David vorbei und der sah ihr noch für einen Moment nach, ehe er ihr folgte. Er wusste, was Kate für Jack empfand und wollte sich auch nicht in ihre Angelegenheiten einmischen, aber David zweifelte daran, ob Jack wirklich der Richtige für Kate war. Und er wollte um jeden Preis verhindern, dass Kate verletzt wurde. Obwohl er sich nicht einmal sicher war, ob es dafür nicht schon längst zu spät war.

,,Das Thema, Gentlemen...", setzte Jack an und zündete eine Kerze an, als er vielsagend zu Kate sah. ,,...und Ladies...ist Meuterei!"

,,Faszinierend!"

David warf einen skeptischen Blick auf Jack und die Truppe Matrosen, die er um sich geschart hatte und die offenbar seine Verbündeten waren. Sie alle hockten in einem dunklen abgelegenen Raum und einzig allein die Kerze spendete Licht, weshalb das geheime Treffen, David in gewisser Weise an die erste Begegnung mit der einstigen Voodoo-Priesterin Tia Dalma erinnerte, die sich später als Meeresgöttin Calypso offenbart hatte.

Kate stand schweigend in der Ecke und beobachtete die Situation. Seit sie den Raum betreten hatten, hatte sie kein Wort mehr gesagt und sie hatte auch nicht vor, dies zu ändern. Sie wollte zuerst hören, wie der Plan von Jack aussah und dieser schien entschlossener denn je zu sein, die Queen Annes Revenge in seinen Besitz zu bringen.

,,Meuterei der eher garstigen Art!", korrigierte sich Jack und seine Anhänger schauten anerkennend drein.

,,Aye! Ich wollte für Jack Sparrow fahren, nicht für einen Betrüger.", sagte ein Pirat und ein Weiterer nickte zustimmend.

,,Und noch dazu eine Frau!"

Als er das sagte, sah Kate perplex zu ihm und er schluckte, ehe er abwehrend eine Hand hob.

,,Entschuldigung! Anwesende Frauen ausgeschlossen."

,,Und keiner hat uns was von der unheimlichen Crew erzählt.", warf ein anderer Matrose in den Raum, als plötzlich ein junger Bursche in den Raum kam und eine Handvoll Schwerter auf den Tisch niederlegte.

,,Ich hab sie. Alle, die da waren.", sagte er und er wurde sogleich von seinen Kameraden gelobt.

,,Gut gemacht!"

,,Ja, sehr gut, Kleiner."

,,Können wir mal zum Wesentlichen kommen?", bat David mit einem vielsagenden Blick auf Jack und dieser nickte.

,,Er hat Recht! Also, Blackbeard...was hat er für Gewohnheiten?"

,,Meistens bleibt er in seiner Kajüte.", erklärte Scrum und ein anderer Pirat nickte zustimmend.

,,Ja, aber wenn er mal rauskommt.", meinte Jack, woraufhin die Piraten den Kopf schüttelten.

,,Er kommt aber nicht raus."

,,Irgendwann muss er doch mal rauskommen.", widersprach Jack, aber auch das niederlegte Scrum.

,,Nein! Nicht, dass ich wüsste."

,,Ich hab ihn noch nie gesehen.", stimmte sein Nachbar zu und David runzelte die Stirn.

,,Okay...das ist irgendwie gruselig. Ich meine, wenn er NIE rauskommt..."

,,Ist Einer von euch schon einmal mit ihm gefahren?", wollte Jack wissen, doch die Piraten schüttelten die Köpfe, woraufhin er einen weiteren Versuch startete. ,,Hat Einer von euch ihn schon mal GESEHEN?"

Aber auch diese Frage verneinten die Piraten und schließlich haute Jack euphorisch auf den Tisch, während er zufrieden in die Runde blickte und sich zurücklehnte.

,,Er kommt nicht raus, keiner ist mit ihm gefahren oder hat ihn je gesehen! Sehr gut, Gentlemen! Das ist nicht Blackbeard s Schiff! Das ist nicht die Queen Annes Revenge!"

Als Scrum ihm daraufhin widersprach und Jack schließlich mit den Piraten gemeinsam diskutierte, ob dies nun das Schiff von Blackbeard war oder nicht, sah David zu Kate herüber. Sie wirkte ziemlich nachdenklich, aber auch in gewisser Weise verzweifelt und er zerbrach sich den Kopf darüber, wie er ihr helfen konnte. Doch er kam zu dem Schluss, dass sie die Sache mit Jack wohl oder übel alleine regeln musste. Und er zuckte zusammen, als Jack mit einem Mal ziemlich poetische Worte an den Tag legte.

,,Der Tod erwartet uns...auf unserer Reise...zur Quelle der ewigen Jugend!", sagte er und daraufhin herrschte für einen Moment absolute Stille, ehe Jack schließlich weitersprach. ,,Eine ziemlich missliche Lage!"

,,In der Tat!", stimmte David zu, doch da fiel Jack ihm schon ins Wort.

,,Es sei denn, wir übernehmen das Schiff!"

Stolz schaute Jack in die Runde und David kam es so vor, als glaubte der Pirat, damit den ultimativen Plan zu haben. Doch David war mehr als skeptisch und für ihn lag die Erfolgsquote mehr als gering.

,,Klar, weil das ja auch so einfach ist.", meinte er und Jack sah ihn an.

,,Worauf möchtet Ihr raus, Master David?"

,,Hmm...lass mich einen Moment nachdenken. Oh, da wäre zum Einen Blackbeard...der Pirat, den alle Piraten fürchten, was übrigens deine eigenen Worte waren. Dann wären da noch die Monsteroffiziere, die als Zombies umherstreifen und nur darauf warten, uns alle als Dessert zu verspeisen und ach, ja...bevor ich es vergesse: deine liebreizende Ex-Freundin, die uns alle einen Kopf kürzer macht, sollten wir ihre Pläne durchkreuzen. Hab ich noch was vergessen?"

Die Piraten starrten David sprachlos an und sogar Jack wusste für einen Augenblick nicht, was er sagen sollte. Doch dann schüttelte er den Kopf und schaute ziemlich zerknirscht drein.

,,Nein, hast du nicht!"

,,Gut! Denn wenn ihr diese Details außer Acht lasst...dann ist eure Meuterei eine ausgezeichnete Idee. Wenn ihr verrückt genug und lebensmüde seiddann solltet ihr das Schiff übernehmen!", sagte David und verschränkte die Arme vor der Brust.

Er glaubte nicht, dass die Piraten sich diesen drei Faktoren entgegen stellten und somit schien der geniale Plan von Jack bereits Geschichte zu sein. Doch da sprang mit einem Mal Scrum auf, rammte sein Schwert in den Holztisch und brüllte seine nächsten Worte förmlich.

,,DANN LASST UNS DAS SCHIFF ÜBERNEHMEN! NA, LOS!"

Augenblicklich stürmte er aus dem Raum und nachdem ihm alle perplex nachgesehen hatten, deutete Jack vielsagend auf die offene Tür und gab den anderen Matrosen ein Zeichen.

,,Na, los!"

Jubelrufe und Kampfgeschrei ertönten und die Piraten stürmten zur Tür hinaus, ehe Jack ihnen folgte. David seufzte, zog sein Schwert und deutete Kate an, ihn zu begleiten.

,,Warum habe ich das Gefühl, dass Jack mein Tod sein wird?", äußerte er und Kate sah ihn vielsagend an.

,,Er wird uns alle umbringen!"

Doch der Plan von Jack war gar nicht mal so schlecht, wie Kate und David es am Anfang angenommen hatten. Während Scrum die gesamte Crew aufscheuchte und sie alle motivierte, begab sich Jack zu Angelica, um diese abzulenken. Kate und David schlichen sich an Deck und zogen ihre Schwerter, während sie die Lage überprüften.

,,Wenn das hier schief geht, dann sind wir erledigt.", sagte Kate und David klopfte ihr auf die Schulter.

,,Ach, komm schon, Kate. Wir haben schon Schlimmeres überstanden. Weißt du noch, das Glas voll Dreck?"

,,Erinnere mich nicht daran, David.", gab Kate zurück und sie ließen die Treppe hinter sich.

Sie sahen sich prüfend um und David wollte gerade schon ein Zeichen geben, als auf einmal ein Zombie auf sie zukam und finster auf ihre Schwerter blickte.

,,Ihr Zwei...was soll das werden?", knurrte er und Kate sah ihn sprachlos an, woraufhin David das Wort ergriff.

,,Kurz gesagt: wir übernehmen das Schiff!"

,,JETZT!", brüllte Kate und da platzten die Piraten aus ihren Verstecken.

Sämtliche Matrosen stürzten sich auf den Zombie und seine Kumpanen, die durch den Lärm jetzt natürlich aufgewacht und in höchster Alarmbereitschaft waren. Auch Kate und David warfen sich in das Gefecht gegen ihre Widersacher, als mit einem Mal Jack an Deck auftauchte- gefolgt von einer wutentbrannten Angelica!

,,Wir kriegen Gesellschaft!", rief David Kate zu und diese stellte sich Angelica in den Weg, die ihr ein mordlustiges Lächeln schenkte.

,,Du gibst wohl niemals auf, nicht wahr?"

,,Liegt nicht in meiner Natur!"

,,Tja, zu schade! Dann wirst du zur Hölle fahren.", entgegnete Angelica und Kate zuckte mit den Schultern.

,,Halt mir einen Platz frei."

Und dann gingen die beiden Frauen aufeinander los. Während Angelica und Kate sich ein heftiges Duelle lieferten, trat David einen Widersacher von sich und erblickte mit einem Mal Jack, der oben auf den Mast stand, wo Philip gefesselt war und David sah fassungslos nach oben.

,,Philip!"

,,Entweder, du bist für oder gegen uns!", sagte ein schwarzhaariger Pirat an Philip gewandt und bedrohte ihn mit einem kleinen Taschenmesser, doch Philip ließ sich nicht einschüchtern.

,,Ich bin weder für euch noch gegen euch."

,,Ist das erlaubt?", fragte der Pirat zögernd an Jack gewandt und dieser zuckte mit den Schultern.

,,Er ist religiös! Ich glaub, da muss das so sein."

Kurzer Hand schnitten Jack und sein Verbündeter Philip los und während der Pirat ihm vom Mast half, rief Jack seinen Verbündeten motivierende Sprüche zu. Als Philip wieder sicheren Boden unter den Füßen hatte, sah David ihn erleichtert an.

,,Philip, gehts dir gut?", fragte er und Philip warf ihm einen irritierten Blick zu.

,,David! Was geht hier vor?"

,,Frag lieber nicht! Nur so viel: wir übernehmen das Schiff!"

Und nach harten Duellen, gefährlichen Manövern und riskanten Situationen, gelang es den Piraten tatsächlich, alle Zombies in ihre Gewalt zu bringen und sie zu fesseln. Kate verpasste Angelica schließlich einen gekonnten Tritt, woraufhin diese zurück taumelte und direkt in den Armen von zwei Piraten landete, die sie augenblicklich in Gewahrsam nahmen.

,,Endstation, Milady!", raunte ein Pirat ihr entgegen und Angelica sah wutentbrannt auf Kate, die ihr ein triumphierendes Lächeln schenkte.

,,Wie Ihr mir, so ich Euch!"

,,Das Schiff gehört uns!", ertönte die euphorische Stimme von Jack, der oben auf dem Treppenabsatz vor der Kapitänskajüte stand. Und kaum, dass die Worte über seine Lippen gekommen waren, wurde die Tür geöffnet und mit langsamen Schritten trat ein einzelner Mann aus der Kajüte heraus.

Kate sah nach oben und sie spürte, wie sich ihr gesamter Körper automatisch anspannte, denn dort oben stand nun wahrhaftig und unglaublich furchteinflößend der Pirat, den alle Piraten fürchteten: Captain Blackbeard!