Aqua de Vida
Aqua de Vida
Kate hatte das Gefühl, dass sie schon eine Ewigkeit den dichten Dschungel durchkämmten. Angelica war an der Spitze und führte sie mit dem Kompass von Jack an, während sie alle ihr rastlos folgten und die tropische Hitze über sich ergehen ließen.
Philip ging neben Kate her und hatte die ganze Zeit über geschwiegen. Für die Piratin bestand kein Zweifel daran, dass er mit den Gedanken voll und ganz bei Syrena war. Auch Kate selbst, machte sich Sorgen um die Meerjungfrau, die bei den Tümpeln zurückgeblieben war.
Wenn die Sonne erst einmal genug an Stärke gewonnen und einen gewissen Punkt erreicht hatte, dann würde Syrena austrocknen und dadurch einen qualvollen Tod erleiden. Und so etwashatte sie nun wirklich nicht verdient.
Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als Angelica vor ihnen urplötzlich stehen blieb und Kate erkannte, dass sie durch eine Schwertklinge vor sich gestoppt worden war.
,,Jack, warum steht immer etwas zwischen uns, wenn wir uns begegnen?", sagte Angelica und warf dem Piraten ein verführerisches Lächeln zu.
Tatsächlich war es Jack persönlich, der gelassen an einem Baum lehnte und Angelica ebenfalls breit angrinste. Kate seufzte, da der Pirat mal wieder den ganz großen Auftritt hinlegte, aber ihre Miene hellte sich auf, als sie zu ihrer großen Erleichterung auch David entdeckte.
,,Habt Ihr die Kelche, Sparrow? Avery?", fragte Blackbeard sofort nach und Jack steckte sein Schwert zurück.
,,Aye! David, wenn ich bitten darf?"
David nickte und winkte dann plötzlich jemanden zu sich. Kate erkannte zu ihrer großen Überraschung Mr. Gibbs, der samt einem Schwein aus dem Dickicht trat. Wobei es Kate ein absolutes Rätsel war, wie es der Pirat geschafft hatte, aus London hierher zu kommen.
,,Mr. Gibbs?", brachte sie ungläubig hervor und der lächelte ihr höflich zu.
,,Kate...was für eine Freude dich wiederzusehen."
,,Ich sehe, du hast euren Freund mitgebracht.", bemerkte Angelica und der Blick von Blackbeard verfinsterte sich augenblicklich.
,,Und der einbeinige Mann ist in der Nähe...aye?"
,,Aye!", bestätigte Jack und Kate lächelte kaum merklich, als David ihr vielsagend zunickte.
Dann waren er und Jack also zweifellos ihrem Vater begegnet und das bedeutete, dass Barbossa ihnen auf der Spur war. Kate fühlte sich mit einem Mal so, als würde ihr eine geballte Last von den Schultern fallen. Philip bemerkte, dass sich Kate augenblicklich entspannte und lehnte sich zu ihr.
,,Was ist denn los?"
,,Erkläre ich dir später!", versicherte sie ihm und er nickte.
Kate sah wieder zu David, der nun seine ganze Aufmerksamkeit auf Jack gerichtet hatte und vielsagend auf das Schwein neben sich hinabsah, welches ein vorwurfsvolles Grunzen von sich gab.
,,Also, bevor ich Euch die Kelche übergebe,", setzte Jack an und trat an Blackbeard heran. ,,hätte ich noch ein paar Bedingungen."
,,Raus damit!"
,,Als Erstes, hätte ich gerne meinen Kompass wieder zurück.", erwiderte Jack, doch dann hielt er inne. ,,Nein, das war das Zweite. Als Erstes...garantiert Ihr mir, dass Ihr Kate kein Leid antun werdet. Wir haben die Kelche gefunden und sie mitgebracht...wie Ihr befohlen habt."
Er sah Blackbeard vielsagend an und dieser sah zu Kate, die den Blick jedoch mürrisch von ihm abwandte. Aber eine leise Stimme in ihr jubelte, dass Jack sie in seine Bedingungen mit einbezog.
,,Einverstanden! Was noch?", gab Blackbeard schließlich zurück und Jack deutete vielsagend auf seinen Kompass. ,,Als Zweites...hätte ich gerne meinen Kompass wieder zurück. Das habe ich verdient! Wisst Ihr, wie schwer es war, dieses blöde Schwein einzufangen? Nicht falsch verstehen...das mit den vier Beinen, meine ich."
Blackbeard nickte Angelica zu und diese warf Jack schließlich seinen Kompass rüber, den er augenblicklich auffing. Dann wurde seine Miene plötzlich ernst und er sah Blackbeard wieder vielsagend an.
,,Danke! Und drittens...Mr. Beard! Es gibt Momente, in denen ich über meine abscheulichen Taten durchaus nachdenke. Und dabei habe ich vor allem erkannt, wie schlecht ich Mr. Gibbs oft behandelt habemeinen treuen ersten Offizier.", erklärte Jack und deutete vielsagend auf Gibbs, der sichtlich Mühe damit hatte, das Schwein festzuhalten.
,,Aye! Jetzt, wo du es erwähnst...", setzte er an, doch Jack unterbrach ihn.
,,Ich habe ihn im Gefängnis verrotten lassen. War mir egal...ist es nach wie vor. Aber die Bedingung ist, dass Ihr ihn laufen lasst. Und David lasst Ihr natürlich auch am Leben...sonst wird Kate mich umbringen.", fügte er hinzu und sah zu ihr, die es ihm mit einem finsteren Blick bestätigte.
,,Ist das alles?", fragte Blackbeard nach und Jack zuckte mit den Schultern.
,,Denk schon! Schnell, sonst ist das Schwein weg und mit ihm die Kelche."
,,Jack, wenn es dir egal ist, könnte ich genauso gut...", wagte Gibbs noch einen Versuch, aber diesmal fuhr ihm Blackbeard dazwischen, der sichtlich genervt von dem Spektakel war.
,,GUT!"
,,Lass das Schwein frei!", wies Jack Gibbs an.
David beugte sich runter und zog die Kelche vom Seil ab, als sich das Schwein auch schon von Gibbs losriss und quiekend Richtung Freiheit verschwand. David ging auf Angelica zu und reichte ihr die Kelche, die sie entgegennahm.
Die Truppe setzte sich augenblicklich wieder in Bewegung und David sah noch, wie Jack Mr. Gibbs seinen Kompass zuwarf.
,,Das wird dich in die Freiheit führen, Freund."
Doch er schenkte den beiden Piraten nicht länger Beachtung, sondern eilte zu Kate und Philip, die sich hatten zurückfallen lassen.
,,Kate! Philip!"
,,David, dem Himmel sei Dank. Ich hatte schon befürchtet, der Herr hätte dich zu sich geholt.", brachte Philip erleichtert hervor, doch David winkte ab.
,,Keine Sorge, Philip. So leicht bin ich nicht tot zu kriegen. Was habe ich verpasst?"
,,'Ne ganze Menge! Blackbeard hat den Tod von Philip vorgetäuscht, um an eine Träne von unserer Meerjungfrau Syrena zu kommen. Unglücklicherweise mit Erfolg. Dann hat er sie in den Tümpeln zurückgelassen, damit sie austrocknet und einen qualvollen Tod stirbt. Und da er jetzt dank euch auch noch die Kelche hatwird es für ihn kein Problem mehr sein, dieses verfluchte Ritual durchzuführen. Ich hoffe, du hast bessere Neuigkeiten.", fasste Kate knapp zusammen und David nickte energisch.
,,In der Tat! Dein Vater hat deinen Hinweis gefunden und ich habe mit ihm gesprochen, wobei wir zu derselben Einigung gekommen sind. Er ist ganz in der Nähe und folgt uns zur Quelle. Nur für alle Fälle, hat er mich darum gebeten, dass wir ihm den Einen oder anderen Hinweis hinterlassen."
,,Das sind in der Tat gute Nachrichten!", erwiderte Kate und Philip runzelte die Stirn.
,,Aber dein Vater ist doch..."
,,Psscht! Sonst hört dich noch jemand.", unterbrach Kate ihn. ,,Mein Vater ist der einbeinige Mann aus der Prophezeiung, Philip."
,,Dann ist das also euer Plan? Ihr wollt, dass Barbossa Blackbeard tötet?", brachte Philip ungläubig hervor und David sah ihn vielsagend an.
,,Sagen wir einfach, dass wir uns dem Schicksal nicht in den Weg stellen werden."
,,David, das ist Mord!", rief Philip ihm ins Gedächtnis, woraufhin David ihn nun ernst ansah.
,,Philip, deine ehrenvolle Haltung zum Allmächtigen in allen Ehren...aber wie weit hat dich das jetzt schon gebracht? Blackbeard ist gnadenlos und wie wir gesehen haben, geht er für seine Ziele über Leichen. Wenn also der einzige Weg ihn aufzuhalten darin besteht, dass Barbossa Blackbeard zur Hölle jagt...dann werde ich ihn nicht daran hindern. Und ich bitte dich inständig...behalte es für dich. Es ist nämlich unsere einzige Chance, um dem Grauen hier ein Ende zu bereiten."
,,David hat Recht, Philip! Und wenn mein Vater eingetroffen ist, dann werden wir dir so viel Zeit verschaffen, wie wir können und du kannst Syrena befreien.", versicherte Kate ihm.
Philip war sichtlich skeptisch und Kate wusste, dass er ihren Plan nicht guthieß. Aber es war nun einmal der einzige Plan und Kate würde ihn umsetzen, ob Philip dafür war oder nicht. Doch er seufzte nun und nickte schließlich widerwillig.
,,Also, gut! Das ist zwar nicht in meinem Sinne, dass ihr beide diesen Weg geht, aber womöglich habt ihr Recht. Und wenn wir somit Syrena das Leben retten können, dann wird es das wert sein."
Mit diesen Worten ging er weiter und ließ Kate und David zurück. David sah seinem Freund irritiert nach und wandte sich an Kate, während er auf Philip deutete.
,,Hab ich irgendwas nicht mitgekriegt?"
,,Tja, David...Amor hat auch bei deinem besten Freund nicht Halt gemacht. Er hat sich über beide Ohren in Syrena verliebt.", erwiderte Kate und David fiel die Kinnlade runter.
,,Wowes geschehen noch Zeichen und Wunder."
Sofort setzte David Philip nach und Kate ahnte bereits, dass er seinen Freund nun über Details ausquetschen würde. Die Piratin schüttelte den Kopf, grinste aber ein wenig. Doch es verging ihr, als Jack auf einmal an ihre Seite trat.
,,Kate...alles in Ordnung?"
,,Interessiert dich das wirklich, Jack? Oder fühlst du dich nur verpflichtet, mich das zu fragen?", entgegnete sie kühl, woraufhin Jack sie irritiert ansah.
,,Natürlich interessiert es mich. Blackbeard hat dich bedroht."
,,Ja und das nicht nur einmal. Aber keine Sorge...ich bin erwachsen und werde damit fertig."
Sie wollte weitergehen, doch Jack umfasste ihren rechten Arm und zog sie zurück. Eindringlich sah er sie mit seinen dunklen Augen an und Kate war fast versucht, sich ihm anzunähern. Aber die Erinnerungen an die vergangenen Ereignisse hielten sie davon ab und sie sah ihn ausdruckslos an.
,,Was ist, Jack?"
,,Du solltest wissen, dass Hector uns auf den Fersen ist."
,,Mein Vater?", hakte Kate nach und spielte die Unwissende.
,,Aye! Und er will Rache an Blackbeard nehmen."
,,Rache? Weswegen?", wollte Kate wissen und war nun wirklich irritiert.
,,Blackbeard hat ihm die Pearl gestohlen. Wegen ihm musste Hector sein rechtes Bein gegen eine Holzpracht eintauschen. Er will ihn töten und zwar direkt an der Quelle."
,,Warum erzählst du mir das?", entgegnete Kate und Jack wirkte verwundert über ihr abweisendes Verhalten.
,,Na, damit du weißt, was kommen wird. Du sollst wissen, dass ich einen Plan habe...zeigt das nicht von Vertrauen, wie du immer sagst?"
Kate starrte Jack perplex und fassungslos an. Er sprach von Vertrauen? Ausgerechnet Jack, der unglaublich egoistisch sein konnte und offenbar noch nicht einmal gemerkt hatte, wie sehr er Kate mit seinem Verhalten verletzt hatte. Aber Kate wollte ihn auch nicht darauf aufmerksam machen, denn das zeigte genau das, was die Piratin befürchtet hatte...Jack sah seine Fehler überhaupt nicht ein.
,,Vertrauen...ist ein großes Wort, Jack. Und das sollte man nicht leichtfertig verwenden. Ich danke dir, dass du mir davon erzählt hast...aber es wird nichts an der Tatsache ändern, dass ich...", Kate brach ab und wandte den Blick von Jack ab, der aber nun noch verwirrter war als vorher.
,,Dass du...was?"
,,Ach, nicht so wichtig! Gehen wir! Sonst verlieren wir den Anschluss."
Kate folgte der Truppe und spürte, wie sich ihr Herz verkrampfte. Es war ihr nicht leicht gefallen mit Jack zu reden, denn sie hatte seit seinem heimlichen Date mit Angelica keine vernünftige Kommunikation mit ihm führen können. Und sie wusste inzwischen auch, dass dies wohl ohnehin die klügere Entscheidung gewesen war.
Jack hatte sich mittlerweile zur Spitze der Truppe vorgearbeitet und führte die Gruppe durch den Dschungel, bis sie eine unterirdische Höhle erreichten. Sie alle gingen den steinigen Hang hinunter, bis sie schließlich durch knietiefes Wasser wateten und die Zombies herum mit Fackeln den Weg leuchteten. Kate hatte inzwischen zu Philip und David aufgeschlossen und war sichtlich angespannt, als sie schließlich eine Felswand erreichten und diese somit eine Sackgasse bildete.
,,Tja, ich würde ja jetzt sagen mit dem Kopf durch die Wand, aber das wäre sicher keine so gute Idee.", murmelte David und Kate lächelte ein wenig.
,,Ich hätte aber nichts dagegen, wenn ein paar Leute es versuchen."
,,Aha...das wars dann.", warf Jack in die Runde und sofort verfinsterte sich die Miene von Blackbeard.
,,Wenns das war...wars das?!"
,,Das wäre was, was?", versuchte Jack sich rauszureden und Angelica warf ihm einen scharfsinnigen Blick zu.
,,Jack, ich hab so das Gefühl, dass du den Weg gar nicht kennst."
,,Es heißt ja...der Weg, sei das eigentliche Ziel.", entgegnete Jack und Kate verdrehte leicht die Augen.
,,Immer Widerworte!"
,,Naja, was das angeht, Kate", setzte David an und erntete tödliche Blicke von seiner besten Freundin.
,,Denk nicht mal dran, David."
,,Schon gut!", sagte er und hob abwehrend die Hände, konnte sich ein Grinsen aber nicht verkneifen.
Jack trat unterdessen vor und sah vielsagend zum Quartiermeister, der mit grimmiger Miene wie eine Statue dastand.
,,Die Kelche, wenn ich bitten darf."
Blackbeard gab ein Zeichen und der Zombie trat an Jack heran, ehe er ihm die Kelche übergab. Jack nahm sie entgegen und nahm dann eine geradezu poetische Haltung ein, ehe er mit ernster warnender Miene in die Menge schaute.
,,Haltet Abstand!", wies er die Truppe an und einige Piraten wichen augenblicklich zurück.
Und schließlich ließ Jack die Kelche gegeneinander klirren, was jedoch keine Wirkung mit sich brachte. Er wagte noch einen weiteren Versuch, doch auch dieser blieb ohne Erfolg.
,,Jack...was genau...soll das werden?", brachte David hervor und Jack schaute unsicher drein, als Angelica auf ihn zutrat.
,,Jack, hast du die Quelle der ewigen Jugend...jemals wirklich mit deinen eigenen Augen gesehen?"
,,Verzeihung, wie war nochmal die Frage bitte?", gab Jack zurück, doch Blackbeard war mit seiner Geduld am Ende.
,,Quartiermeister!"
Dieser zückte seine Pistole und lud sie durch, ehe er sie auf Jack richtete. Kates Augen weiteten sich und Jack hielt die Kelche vor sich, damit diese als sein Schutzschild dienten.
,,Nein...nein!"
Der Zombie feuerte einen Schuss ab, der an den Kelchen abprallte und in der Decke der Höhle landete. Blackbeard richtete nun selbst seine Pistole auf Jack, der nun einen genaueren Blick auf die Kelche warf und regelrecht erstarrte.
,,Wartet...wartet...wartet!", forderte Jack ihn auf und seine Augen verengten sich etwas, als er die Inschriften der Kelche vorlas. ,,Aqua...de Vida!"
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