Und 'ne Buddle voll Rum

Und 'ne Buddle voll Rum

Mila und Elizabeth kämpften sich mit ihren vollgesogenen Unterkleidern an den Strand und blieben stehen, als Jack hinter ihnen auftauchte und sehnsüchtig der Black Pearl nachsah.

,,Und wieder muss ich zusehen, wie dieser Barbossa mit meinem Schiff davon segelt.", fluchte er vor sich hin.

Elizabeth schüttelte den Kopf, doch Mila hatte, obwohl sie den Piraten eigentlich nicht sonderlich leiden konnte, Mitleid mit Jack. Die Pearl war für ihn offenbar mehr, als nur ein Schiff.

,,Es tut mir leid, Jack!", sagte sie mitfühlend, doch Jack stapfte wortlos an ihr vorbei.

,,Barbossa ist wahrlich ein Monster. Und jetzt hat er unsere Freunde in seiner Gewalt.", entgegnete Elizabeth niedergeschlagen und wrang sich das Wasser aus ihren blonden Haaren.

,,Wenn ich ihn in die Finger kriege, trete ich ihm so gewaltig in den Hintern, dass er bis nach Timbuktu fliegt."

Mila war eindeutig sauer! Nicht nur, dass Barbossa Will und die anderen gefangen genommen hatte, sondern auch, weil er sie und ihre Schwester kaltherzig auf einer einsamen Insel ausgesetzt hatte und das auch noch mit dem irren Jack Sparrow.

,,Tja, was machen wir jetzt?", fragte Elizabeth und Mila zuckte mit den Schultern, während auch sie einen letzten Blick auf die Black Pearl warf, die sich immer weiter entfernte.

,,Wir müssen einen Weg von dieser Insel finden. Und dann werden wir unsere Freunde befreien und Barbossa zur Hölle jagen.", erwiderte sie entschlossen.

,,Dein Plan gefällt mir, aber wir haben ein Problem. Wie sollen wir bitteschön von dieser Insel entkommen?"

Elizabeth sah sich um. Es erstreckte sich der endlose Ozean um die Insel und es sah nicht wirklich danach aus, als würde in naher Zukunft ein Schiff vorbeisegeln. Mila überlegte fieberhaft, doch dann fiel ihr Blick auf Jack Sparrow, der sich gerade etwas abseits die Stiefel auszog und sein Hab und Gut dazu ablegte. Die Braunhaarige grinste und sah ihre Schwester vielsagend an.

,,Ich hätte da eine Idee!"

Mila ging geradewegs auf den Piraten zu und Elizabeth verstand, worauf ihre Schwester hinaus wollte. Wenn ihnen jemand helfen konnte, dann war es Captain Jack Sparrow. Er mochte zwar verrückt oder gar wahnsinnig sein, doch trotz allem, war er ein brillantes Genie.

,,Jack, wir müssen reden!", sagte Mila, doch der Pirat winkte ab.

,,Was auch immer es ist, ich bin nicht interessiert."

,,Jack! Barbossa hat etwas, was jeder von uns will. Wir wollen unsere Freunde retten und du willst die Pearl. Tun wir uns also zusammen, finden einen Weg von dieser verfluchten Insel und nehmen die Verfolgung auf.", entgegnete Mila.

,,Das wird nicht funktionieren.", erwiderte Jack und stahl sich an der Braunhaarigen vorbei, die sauer die Hände in die Hüften stemmte.

Wie konnte er es wagen, so schnell einfach aufzugeben? Das lag doch so gar nicht im Blute eines Piraten. Er war offensichtlich ein elender Feigling, der es noch nicht einmal versuchen wollte, seinem Erzfeind die Stirn zu bieten.
Elizabeth jedoch, schien nicht so schnell aufzugeben, denn sie legte Mila kurz eine Hand auf die Schulter, ehe sie Jack folgte. Und nach kurzem Zögern, eilte auch Mila den Beiden hinterher.

,,Aber Ihr seid doch schon mal auf dieser Insel ausgesetzt worden. Dann können wir doch auf dieselbe Weise entkommen, wie Ihr damals.", rief Elizabeth Jack nach der über das Gras hetzte.

Die Insel besaß nur ein paar Palmen, die ein wenig Schatten boten, doch viel war es nicht. Jack rannte fast schon barfuß über die Insel, weswegen Mila und Elizabeth sich ganz schön beeilen mussten, um mitzuhalten.
Doch nun hielt der Pirat an und sah Elizabeth herausfordernd an.

,,Zu welchem Sinn und Zweck, junge Dame? Die Black Pearl ist da hinten. Auch wenn Ihr unter Eurem Mieder ein Ruder und viele Segel versteckt hättet...", setzte Jack an und warf einen skeptischen Blick auf das Unterkleid von Elizabeth. ,,Wohl kaum. Wird der junge Mister Turner längst gestorben sein, bevor wir ihn erreichen."

,,Und genau deswegen müssen wir uns etwas einfallen lassen.", mischte sich Mila ein, doch Jack ging nicht darauf ein, sondern wandte sich ab.

Er ging zu einer Palme, klopfte an ihren Stamm und schien zu testen, ob sie hohl war. Dann ging er in großen Schritten weiter, während Elizabeth sich weiterhin an seine Fersen heftete.

,,Aber Ihr seid Captain Jack Sparrow! Vor den Augen von sechs Vertretern der East India Company seid Ihr verschwunden, habt den Hafen von Nassau geplündert ohne einen einzigen Schuss abzufeuern! Seid Ihr, der Pirat, von dem ich gelesen habe, oder nicht?", redete sie weiter auf ihn ein und stellte sich ihm in den Weg.

Mila verdrehte die Augen und ging mittlerweile langsamer, denn sie hatte kein Interesse daran, sich unnötig abzuhetzen.

,,Gib es auf, Elizabeth!", entgegnete sie genervt, doch ihre Schwester schien Hoffnung zu haben, doch noch was aus Jack rauszukriegen.

Mila lehnte sich lässig an eine Palme und beobachtete die Diskussion.

,,Wie seid Ihr das letzte Mal entflohen?", fragte Elizabeth an den Piraten gewandt und nach kurzem Zögern, bekam er endlich den Mund auf.

,,Also, ich, ähm...ich war damals ganze drei Tage hier, klar?"

Jack sah Elizabeth eindringlich an, ehe er von ihr abließ und auf den Sand zuging und dann eine versteckte Falltür offenbarte, die er öffnete.

,,Damals sind Rumschmuggler, die die Insel hier als Versteck genutzt haben, gelandet und ich konnte einen Tauschhandel abschließen, um hier wegzukommen.", erklärte er und stieg die Treppen herunter, während er schließlich weitersprach. ,,Aber wie's aussieht, machen die schon lange keine Geschäfte mehr. Wahrscheinlich haben wir das Eurem verfluchten Norrington zu verdanken."

Mila kam nicht um ein Grinsen herum. Ja, das klang eindeutig nach James Norrington. Jack hatte in der Zwischenzeit 3 schmutzige braune Flaschen aus dem versteckten Lager geholt und kam die Treppe wieder hoch. Mila stellte sich neben Elizabeth, die jedoch ganz und gar nicht begeistert von dem Anblick des Piraten war.

,,Also das ist alles? Das ist das große geheimnisvolle Abenteuer des berüchtigten Jack Sparrow?! Ganze drei Tage liegt Ihr am Strand und trinkt Rum?", fragte sie empört.

,,Wen wundert's?", pflichtete Mila trocken bei und Jack warf ihr einen beleidigten Blick zu.

Dann wandte er sich wieder an Elizabeth, drückte Mila kurzer Hand eine der drei Flaschen in die Hand, welche die Braunhaarige überrumpelt und genervt entgegen nahm. Jack hielt die übrigen zwei Flaschen in den Händen und schunkelte seinen Oberkörper vor Elizabeth hin und her.

,,Willkommen in der Karibik, Schatz!", sagte er und drückte dann auch der verdutzten Blondine eine Flasche in die Hand, ehe er sich an ihr und Mila vorbeistahl.

Fassungslos starrte Elizabeth ihm nach und sah dann ihre Schwester an.

,,Ist das denn zu fassen?", entgegnete sie schockiert.

,,Er ist ein Pirat, Liz! Was willst du erwarten?"

,,Na, großartig! Und was machen wir jetzt?", fragte Elizabeth und warf einen wütenden Blick Richtung Jack, der es sich am Strand gemütlich gemacht hatte.

Mila überlegte kurz und ihr Blick fiel auf die Flasche Rum in ihrer Hand. Ein heimtückisches Grinsen stahl sich auf ihr Gesicht und sie sah Elizabeth vielversprechend an.

,,Was Piraten tun würden! Wir trinken 'ne Buddle voll Rum!"

                             ***

Und die beiden Schwestern setzten den Plan in die Tat um. Jack war nach ein paar Stunden schon so betrunken, dass er kaum noch aufrecht stehen konnte. Mila und Elizabeth hingegen tranken zwar auch, hielten sich aber gezielt zurück. Denn es war nicht ihr Plan betrunken zu werden, sondern Jack außer Gefecht zu setzen. Und wie verrückt das auch klang, bei Gottes funktionierte!

,,Wir sind schlimme Schurken, teuflisch gemein, trinkt aus, Piraten, joho! Joho, joho, trinkt aus, Piraten, joho!", schrien die Drei schon förmlich, während sie wie wilde Indianer um das Lagerfeuer herum tanzten.

Mittlerweile war die Nacht über sie hereingebrochen und die Sterne funkelten am Himmel. Doch davon bekamen die Drei natürlich nichts mit, denn sie waren zu sehr im Rausch und viel zu vertieft, in ihrer irren Showeinlage.

,,Ich liebe dieses Lied!", schrie Jack und hakte sich bei Elizabeth ein, während sie sich im Kreis drehten.

Mila ließ sich in den Sand fallen, da sie einen heftigen Lachanfall bekam, als sie ihre Schwester und Jack so verrückt herum hüpfen sah. Jack und Elizabeth drehten sich so schnell hin und her, dass sie irgendwann das Gleichgewicht verloren und im hohen Bogen auf der Nase landeten.

,,Wirklich schlimme Schurken!", entfuhr es Jack und er prustete in den Sand.

Er rülpste laut vergnügt und zog Elizabeth an seine Seite, während Mila angewidert das Gesicht verzog. Offenbar hatte ihre Schwester doch Einiges intus und war nicht mehr Herrin über sich selbst, denn sie lachte mit Jack, anstatt über ihn.

,,Wenn ich die Pearl zurückkriege, dann bring ich s der ganzen Crew bei. Und wir siiingen es andauernd. Und euch beide...heuere ich an! Ich mache euch zu meinen ersten Offizieren.", brachte Jack betrunken hervor, doch Mila zog nur eine Augenbraue hoch.

,,Ganz bestimmt nicht!", warf sie in den Raum, doch Elizabeth spielte das Spiel von Jack mit.

,,Und wahrscheinlich werden wir die gefürchtetsten Piraten in den spanischen Kolonien sein!"

,,Nicht nur in den spanischen Kolonien, Liebes...im ganzen Ozean! Auf der ganzen Welt.", begann Jack und klang dabei richtig poetisch, was Mila ein Grinsen ins Gesicht trieb. ,,Wo wir auch hinfahren wollen... wir fahren hin! Dazu ist ein Schiff doch da... Weißt du, es ist nicht nur ein Kiel und ein Deck, ein Rumpf und ein Segel...das alles braucht ein Schiff."

,,Natürlich!", wandte Mila ein und verstand nicht, was an einem Schiff so besonders sein sollte.

,,Aber was ein Schiff bedeutet...was die Black Pearl bedeutet...ist die Freiheit!", fuhr Jack fort und starrte auf den endlosen Ozean.

Elizabeth sah ihn an und lehnte sich an seine Schulter, woraufhin Mila fast die Augen aus dem Kopf fielen. So betrunken konnte Liz doch wirklich nicht sein, dass sie diesen Piraten anschmachtete.

,,Jack, es ist bestimmt schrecklich für Euch, auf dieser Insel gefangen zu sein.", sagte Elizabeth ruhig und ihrer Schwester kippte die Kinnlade runter, als sie sah, wie Jack langsam einen Arm und Elizabeth legte.

,,Oh ja! Aber die Gesellschaft ist unendlich besser, als das letzte Mal und die Landschaft hat sich auf jeden Fall sehr verschönert."

Elizabeth sah auf ihre Schulter und schien jetzt erst zu realisieren, dass dort die Hand von Jack ruhte, woraufhin sie diese abschüttelte und ihn empört ansah.

,,Mr. Sparrow! Ich weiß nicht, ob ich schon genug Rum getrunken habe, um so eine Unterhaltung zu erlauben.", fuhr sie ihn an.

,,Genau! Hände weg, von meiner Schwester.", entfuhr es Mila, die sich schon längst ihrer Flasche Rum entledigt hatte.

,,Ich weiß genau, was Ihr meint, Liebes!", schmachtete Jack an Elizabeth gewandt und fuhr über seinen Bart.

Elizabeth ignorierte den hilflosen Flirtversuch und hob stattdessen ihre Flasche empor und sah den Piraten poetisch an.

,,Auf die Freiheit!"

,,Auf die Black Pearl!", pflichtete Jack bei und stieß mit seiner Flasche an der von Elizabeth an.

Jack setzte den Flaschenhals wieder an seine Lippen und trank einige große Schlucken, woraufhin er langsam aber sicher, nach hinten sackte und irgendwann schnarchend im Sand landete. Elizabeth hatte vor dem nächsten Schluck Rum inne gehalten und sah nun triumphierend zu Jack, der eindeutig außer Gefecht gesetzt war. Auftrag ausgeführt!

,,So viel, zum Piraten joho!", gab Mila trocken wieder und Elizabeth grinste über ihre Schulter hinweg.

,,Operation Trunkenbold ist abgeschlossen!"

Elizabeth erhob sich langsam und setzte sich neben ihre Schwester, die gedankenverloren in die Ferne starrte. So lange Zeit hatte sie ohne Mila verbringen müssen, doch Elizabeth wusste dennoch, wie sich ihre Schwester gerade fühlen musste und legte ihr beruhigend einen Arm um die Schultern.

,,Es wird alles gut, Mila! Wir werden sie finden. Sie haben uns gerettet und nun werden wir uns dafür revanchieren.", sagte sie ermutigend, doch Mila ließ den Kopf hängen.

,,Und was ist, wenn Jack Recht hat? Barbossa wird Will töten, um seinen dämlichen Fluch zu brechen. Und wenn Will tot ist, dann ist das Versprechen, welches Barbossa ihm gegenüber gemacht hat, auch nichts mehr wert."

Mila lehnte ihren Kopf an die Schulter von Elizabeth und die strich ihr beruhigend über den Arm. Sie konnte sich die Furcht ausmalen, die Mila empfand und sie ahnte auch, dass ihre Schwester mehr für Will empfand, als sie jemals zugeben würde. Doch Elizabeth wollte sie nicht darauf ansprechen, denn das musste Mila mit sich selbst ausmachen.

,,Wir finden einen Weg, Mila! Das haben wir immer schon getan. "

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