Die verfluchte Isla de Muerta

Die verfluchte Isla de Muerta

Elizabeth starrte aus dem Fenster und Mila spielte gelangweilt mit ihren Haaren. Sie hasste es wie die Pest, eingesperrt zu sein. Und an eine Flucht war gar nicht zu denken! Immerhin lauerte da draußen eine Bande von Piraten, die sich nachts in untote Zombies verwandelten...okay, Skelette. Auf jeden Fall war es unmöglich, ungesehen an denen vorbeizukommen. Und sie waren auf einem Schiff, weswegen nur der unendliche Ozean um sie herum war und nirgends Land.

,,Mila, da ist eine Insel!", sagte Elizabeth plötzlich und Mila ging zu Fenster.

Eine Insel aus Felsen erstreckte sich vor ihnen und die Wellen brachen an den Steinen.

,,Ich habe so das Gefühl, dass die Gastfreundschaft der Piraten bald enden wird.", meinte Mila tonlos.

Und genau in diesem Moment öffnete sich die Tür und die beiden altbekannten Freunde der Schwestern warfen ihnen ernste Blicke zu.

,,Zeit zum Aussteigen, Püppchen!", sagte der Dicke und Mila stemmte die Hände in die Hüften.

,,Ich geb dir gleich Püppchen!"

,,Kommt jetzt mit. Unser Captain erwartet euch.", sprach der Dünne und die Piraten zogen die Frauen mit sich.

An Deck erwartete sie ein großer Teil der Crew, sowie Captain Barbossa. Mit gefesselten Händen wurden die beiden Schwestern vor den Captain gestellt und dieser drehte Mila mit dem Rücken zu sich, um ihr das Medaillon um den Hals zu legen.
Die Piraten hatten inzwischen die Beiboote klar gemacht und Mila und Elizabeth wurden gegen ihren Willen in sie hinein verfrachtet. Barbossa war im vordersten Boot und stand stolz, wie ein König aufrecht und sie näherten sich langsam den dunklen Höhlen der Isla de Muerta.

                           ***

Der Nebel war dicht und erschwerte jegliche Sicht, während Kate und David an der Reling standen und die Wracke der Schiffe betrachteten, die aus dem Wasser ragten. Der Sturm hatte sich mittlerweile gelegt und der Anblick dieser zerstörten Schiffe, die einst sicher Prachtstücke gewesen waren, machte die beiden Freunde unglaublich traurig. Was war hier nur geschehen? Und wie viele tapfere Seemänner hatten hier wohl ihr Leben lassen müssen?

,,Tote Männer erzählen keine Geschichten.", krächzte der Papagei von Cotton und hatte sich auf dem Mast eines Segels niedergelassen.

,,Es ist grauenvoll!", sagte David und betrachtete niedergeschlagen die Schiffswracke.

Auch die gesamte Crew stand an der Reling. Will und Gibbs standen neben Kate und David und waren ebenfalls sichtlich betroffen von dem Anblick, der sich ihnen bot.

,,Geht einem durch Mark und Bein, wie viele aufrichtige Seeleute in der Passage gestorben sind.",meinte Gibbs und Kate nickte.

,,Ich kann mir nicht vorstellen, wie schrecklich es gewesen sein muss."

Sie wandten den Blick langsam ab und Jack warf einen Blick auf seinen Kompass, wobei Cotton ihm einen Blick über die Schulter warf. Als Jack dies bemerkte, klappte er den Deckel zu und konzentrierte sich voll und ganz auf das Steuerrad.
David und Kate setzten sich zu Will und Mr. Gibbs und die düstere Gegend ließ sie zum ersten Mal richtig wahrnehmen, was ihnen noch bevorstand. Sie würden gegen eine blutrünstige Horde Piraten kämpfen müssen, um Mila und Elizabeth befreien zu können. Und die beiden hofften inständig, dass die Schwestern noch lebten und unverletzt waren.

,,Wie ist Jack an diesen Kompass gekommen?", durchbrach Will das Schweigen und wandte sich an Gibbs.

,,Wahrscheinlich hat er jemanden dafür abgemurkst.", entgegnete David trocken.

,,Mir ist nicht viel bekannt von Jack Sparrow's Leben, bevor er in Tortuga auftauchte mit der Absicht, den Schatz der Isla de Muerta zu finden. Das war, bevor ich ihn traf, damals, als er Captain der Black Pearl war.", erzählte Gibbs und die beiden Freunde sahen ihn fassungslos an.

,,Was?", fragte Will, der ebenfalls entsetzt war.

,,Das ist ein Scherz, oder?", brachte Kate hervor und Gibbs trank hastig einen Schluck Rum.

,,Hat er gar nicht erwähnt!"

Will sah zu Jack und die beiden Freunde sahen sich an. Jack war also Captain der Black Pearl gewesen. Und jetzt jagten sie genau diesem Schiff hinterher.

,,Ich habe so langsam die Vermutung, dass Jack hinter diesem verfluchten Schiff her ist.", äußerte Kate und David nickte.

,,Ich befürchte, du hast Recht!"

Mr. Gibbs zurrte noch einige Taue fest und wandte sich dann wieder an Will.

,,Naja, er plaudert nie aus dem Nähkästchen. Das ist eine hart erlernte Lektion gewesen damals. Drei Tage nach Beginn des Abenteuers kam der erste Maat zu ihm und sagte, es geht alles zu gleichen Teilen. Das bedeutet, der Fundort des Schatzes auch. Also gab Jack die Position preis.", begann Gibbs und sah die Drei dann ernst an. ,,In der Nacht...kam es zu einer Meuterei! Sie haben Jack auf einer Insel ausgesetzt und wollten ihn dort sterben lassen, aber erst, nachdem ihn die Hitze wahnsinnig gemacht hat."

,,Das erklärt so Einiges.", sagte David und Kate fuhr sich durch die blonden Haare.

,,Ah! Das ist also der Grund für diese..." erwiderte Will und mimte Jacks verrückte Körperbewegungen nach.

David und Kate grinsten, doch Mr. Gibbs schien gar nicht amüsiert und sah Will finster an.

,,Das hat gar nichts damit zu tun!"

,,Und was dann?", wollte Kate wissen und Will setzte sich neben ihr auf eine Holzkiste.

,,Also ihr Drei, wenn ein Pirat ausgesetzt wird, gibt man ihm eine Pistole mit einem einzigen Schuss, nur ein Schuss! Der nützt einem nicht viel, weder um zu jagen, noch um gerettet zu werden. Aber nach drei Wochen mit hungrigem Magen und Durst, da begann die Pistole richtig freundlich auszusehen.", entgegnete Gibbs und bildete mit seinen Fingern eine Pistole, die er sich an die Schläfe hielt.

,,Ich verstehe!", murmelte Kate und konnte sich kaum vorstellen, was Jack hatte durchmachen müssen.

,,Aber Jack kann von der Insel fliehen und hat noch immer diesen einen Schuss. Er hat ihn nicht vergeudet, er hat ihn aufgespart für einen Mann: für seinen meuternden ersten Maat.", fuhr Mr. Gibbs fort und Will nickte verständlich.

,,Ah, Barbossa!"

,,Aye!"

David und Kate lief ein Schauer über den Rücken. Barbossa hatte Mila und Elizabeth entführt und war ein grausames Monster. Das wussten sie auch so, ohne ihm vorher begegnet zu sein.

,,Wie ist Jack von der Insel runter gekommen?", fragte David interessiert und Gibbs ging neben ihm in die Hocke.

,,Also, ich erzähls euch. Er watete hinaus ins seichte Wasser und verharrte dort drei Tage und drei Nächte, sodass alle möglichen Arten von Meereskreaturen sich an seine Anwesenheit gewöhnen konnten. Am vierten Morgen, da band er sich an zwei Schildkröten, zurrte sie zusammen und baute sich so ein Floß."

Die Freunde und Will staunten nicht schlecht, denn sie konnten sich überhaupt nicht vorstellen, dass so etwas funktionieren sollte.

,,Er hat zwei Schildkröten zusammen gebunden?", wiederholte Kate ungläubig und der Pirat nickte.

,,Aye...Schildkröten!"

,,Was hat er als Seil benutzt?", warf Will ein.

Mr. Gibbs schien zu überlegen und presste die Lippen aufeinander. Dann ertönte plötzlich die Stimme von Jack, der mit einem Mal direkt neben ihnen stand und offenbar alles mit angehört hatte.

,,Menschenhaar...von meinem Rücken!"

,,Ihhhh!", entfuhr es Kate und sie verzog das Gesicht, doch Jack ignorierte sie und wandte sich an seine Crew.

,,Ankerleine abführen!", befahl er.

,,Ankerleine abführen!", wiederholte die Crew und machte sich sofort ans Werk.

,,Der junge Master Turner, Kate, David und ich gehen an Land.", sagte Jack und die drei Genannten erhoben sich.

Sie gingen vor zur Reling, doch hörten noch, wie Gibbs sich an Jack wandte.

,,Captain, was ist, wenn der schlimmste Fall eintritt?"

,,Immer an den Kodex halten!", erwiderte Jack nach kurzem Zögern.

,,Aye, der Kodex!",, wiederholte Gibbs.

,,Was dieser Kodex wohl besagt.", meinte David und Kate warf einen flüchtigen Blick zu Jack.

,,Ich glaube, ich will's gar nicht wissen.", erwiderte sie und stieg in das Beiboot.

Die anderen Drei folgten ihr.

                           ***

Mila und Elizabeth wurden von den Piraten in die Höhlen gezerrt. Dort türmten sich Goldmünzen, Juwelen, Diamanten und Smaragde, sowie viele weitere unzählige Schätze. Die beiden Frauen wussten gar nicht, wo sie zuerst hinschauen sollten, denn alles funkelte und glänzte.
Dann erblickte Mila einen weiteren Berg aus Gold und erstarrte. Darauf prangte eine schwere riesige Truhe, die etwas Böses und Dunkles ausstrahlte und nicht gerade einladend wirkte. Es musste ohne Zweifel das verfluchte Gold der Azteken sein.
Plötzlich schleppten Pintel und Ragetti, die beiden idiotischen Piraten, eine große Holztruhe an den Schwestern vorbei und ließen sie zu Boden sinken.

,,Zehn Jahre wurde die Beute gehortet.", setzte Pintel an.

,,Und jetzt können wir sie endlich ausgeben!", fügte Ragetti hinzu.

Grinsend kippten sie die Truhe um und warfen einen erwartungsvollen Blick auf den Inhalt. Doch ihr Grinsen verschwand, denn zum Vorschein kamen keine Reichtümer, sondern lediglich ein paar Damenkleider und passende Schirme dazu.

,,Würde euch sicher gut stehen.", äußerte Mila grinsend und erntete tödliche Blicke der beiden Piraten.

,,Obwohl sie nicht mehr sonderlich vorzeigbar sind.", meinte Elizabeth und beäugte kritisch die Kleider, die eindeutig schon bessere Tage gesehen hatten.

Ragetti schnappte sich einen der Schirme und öffnete ihn, während Pintel ihn aufmunternd ansah.

,,Wenn wir den Fluch los sind, werden wir reiche Männer. Dann kannst du dir ein Auge kaufen, das richtig passt und aus Glas ist."

,,Von dem hier lösen sich ganz furchtbare Splitter ab.", jammerte Ragetti.

,,Oh, mein Gott!", murmelte Mila und verdrehte die Augen.

,,Nicht reiben, Ragetti!", meinte Pintel und klopfte seinem Kumpel auf die Schulter.

Die Schwestern sahen sich an und schüttelten genervt die Köpfe. Doch dann wurden sie erneut von Piraten gepackt, die sie nun direkt zu dem Goldhaufen zogen. Direkt in die Richtung des verfluchten Aztekengoldes.

                           ***

Kate starrte Jack an, der das Ruderboot vorwärts ruderte, während David und Will vorne saßen und mit einer Laterne den Weg leuchteten. Die Höhle war düster und strahlte eine seltsame Bosheit aus. Überall lagen erstochene Skelette herum und diese gaben dem Schaueranblick noch den letzten Rest. Während Kate Jack musterte, brach Will schließlich das eiserne Schweigen.

,,An welchen Kodex soll sich Gibbs halten, wenn das Schlimmste passiert?"

,,An den Piratenkodex. Jeder Mann, der zurückbleibtwird zurückgelassen. Auch jede Frau.", fügte Jack schließlich noch hinzu und sah Kate vielsagend an.

Diese wandte den Blick ab und starrte eisern an die Felswand.

,,Keine Helden unter Piraten, was?", erwiderte Will und David zuckte mit den Schulter.

,,Was willst du auch erwarten?"

,,Weißt du, wo du so eine finstere Einstellung zu Piraten hast, bist du auf dem besten Weg einer zu werden.", gab Jack zurück.

Inzwischen erreichten sie das Ufer und sie stiegen aus dem Ruderboot aus. Kate und David sahen sich um, doch Jack wandte sich an den Waffenschmied.

,,Du befreist einen Mann aus dem Gefängnis, kaperst ein Schiff der Flotte, segelst mit einer Piratenmeute aus Tortugaund du bist völlig besessen von einem Schatz.", entgegnete Jack und warf einen Blick auf das Gold im Wasser.

,,Wie schaurig!", sagte David und Kate grinste.

,,Das ist nicht wahr! Ich bin nicht besessen von einem Schatz.", fuhr Will den Piraten an.

Jack führte seine Gefährten durch einen schmalen Gang der Höhle und lief weiter, bis sie Deckung fanden, jedoch einen guten Blick auf das hatten, was vor ihnen lag. Und was sich ihnen darbot, ließ David und Kate das Blut in den Adern gefrieren.

,,Nicht jeder Schatz besteht aus Silber und Gold, weißt du.", sagte Jack ruhig und warf dann einen vielsagenden Blick auf eine Person.

Kate und David erstarrten und blickten fassungslos auf einen Berg, der aus Reichtümern und Gold gehäuft war. Darauf stand eine riesige Truhe auf einem kleinen Altar und direkt vor ihr standen Mila und Elizabeth.

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