Die Tribute des Lebens

Die Tribute des Lebens

,,Wir können sie das nicht tun lassen!", sagte Kate und ging auf und ab durch das Zimmer.

David saß auf einem Stuhl und schüttelte den Kopf. Seit sie zurück in Port Royal waren, hatte Kate von nichts anderem mehr gesprochen, als dass sie Mila vor einer Heirat mit Norrington bewahren wollte.

,,Kate, da stimme ich dir ja zu, aber was sollen wir denn machen? Wir können sie ja schlecht entführen."

Kate fluchte vor sich hin. Mila durfte Norrington nicht heiraten...das musste sie verhindern. Das war sie ihrer besten Freundin schuldig, denn immerhin hatte die ihnen geholfen, Barbossa zu besiegen.

,,Es muss doch eine Möglichkeit geben.", beteuerte sie.

,,Ja, klar! Wir verheiraten unseren verehrten Commodore einfach mit jemand anderem, bevor er Ja zu Mila sagen kann.", wandte David sarkastisch ein.

Kate warf ihm einen missbilligenden Blick zu und er hob abwehrend die Hände, während er zur Verteidigung ansetzte.

,,Hey, du wolltest eine Idee."

,,Ja, aber eine kluge und keine Idiotie.", entgegnete Kate.

Da öffnete sich die Tür und Elizabeth kam herein. Sie sah etwas mitgenommen aus und sie setzte sich auf den anderen Stuhl neben David, der sie besorgt musterte.

,,Was ist los?"

,,Das Urteil ist gefallen. Sie werden Jack in wenigen Tagen hängen.", sagte sie und Kate starrte sie fassungslos an.

,,Das können die doch nicht machen. Er hat uns geholfen, Mila zu und dich zu retten und er hat Barbossa besiegt. Einen der gefährlichsten Piraten, die es gibt. Und damit danken sie es ihm? Indem sie ihn umbringen?"

David und Elizabeth sahen sich niedergeschlagen an und Kate wurde immer wütender. Sie spürte ihren Zorn und den lenkte sie auf eine Person: James Norrington! Der hätte sich dafür einsetzen können, dass Jack begnadigt wurde. Aber sicher war ihm seine eigene Ehre mal wieder wichtiger gewesen.

,,Norrington! Kann nicht mal über seinen Schatten springen, um Jack vor diesem Schicksal zu bewahren.", zischte sie.

,,Also, um ehrlich zu sein...hat er das getan, Kate!", wandte Elizabeth ein und Kate sah sie erstarrt an.

,,Wie bitte?"

,,Er hat ein gutes Wort für ihn eingelegt und mehrfach betont, dass er seine Verlobte und mich gerettet habe. Aber dem Richter war das leider egal."

,,Wow, Norbert hat ja doch noch ein Funken Menschlichkeit in sich.", bemerkte David und war beeindruckt.

Doch Kate schüttelte nur den Kopf! Super, jetzt konnte sie Norrington noch nicht einmal dafür hassen. Vielleicht sollte sie einfach mit ihm reden und ich bitten, Mila freizugeben. Aber das würde er sicherlich nicht tun und Kate würde sich nur lächerlich machen.
David musterte seine beste Freundin und wusste, dass sie auf dem besten Wege war, etwas im Schilde zu führen und das war mit Sicherheit entweder verrückt oder dumm. Auch er würde Mila gerne vor der Heirat bewahren, doch sie hatte nun einmal diese Entscheidung getroffen und das mussten sie hinnehmen.

,,Ähm, Elizabeth...würdest du uns bitte entschuldigen? Ich muss etwas mit ihr besprechen.", bat David seine Verlobte und sie nickte, während sie ihm ein leichtes Lächeln schenkte.

,,Ist gut!"

Sie gab ihm einen kurzen sanften Kuss und verließ dann wieder den Raum. David stand auf und legte Kate die Hände auf die Schultern.

,,Kate, ich glaube...wir sollten den Dingen ihren Lauf lassen."

Sie starrte ihn an, als hätte er nicht mehr alle Nadeln an der Tanne und verschränkte anschließend die Arme vor der Brust.

,,Ach, ja? Wir sollen also einfach nichts tun? Uns zurücklehnen und zusehen, wie Mila diesen stolzen Kranich heiratet und Jack am Galgen baumelt?"

,,Ja, genau das werden wir tun! Die Dinge stehen nun einmal, wie sie sind und es ist gefährlich, sich mit dem Schicksal anzulegen. Außerdem können wir froh sein, dass wir nicht selbst gehängt werden. Und das nur, weil Gouverneur Swann uns Gnade erwiesen hat."

Die Blonde dachte über seine Worte nach. Natürlich durften sie sich jetzt nichts mehr erlauben. Aber sie fühlte sich so unglaublich machtlos und das war ein Gefühl, welches sie zutiefst verabscheute. Doch womöglich hatte David Recht und sie sollten sich aus dem Ganzen raushalten. Auch wenn ihr das unglaublich schwer fiel, gab sie nach und stimmte zu.

,,Gut! Wenn du meinst."

,,Vertrau mir, Kate! Es ist besser so."

Sie nickte matt und dachte an Jack. Am Anfang war er für sie nur ein Idiot und arroganter Mistkerl gewesen, doch er hatte ihnen geholfen...hatte sie vor Barbossa gerettet und dank seiner Hilfe waren sie alle unverletzt aus der Nummer rausgekommen. Sie hätte ihm als Gegenleistung so gerne die Freiheit zurückgegeben, doch das war nicht möglich.

,,Gut, ich muss los. Wir sehen uns später, Kate.", sagte David und sie sah ihn verwirrt an.

,,Was? Wo willst du denn um die Zeit noch hin? Es ist fast dunkel."

,,Ich muss noch etwas erledigen. Keine Sorge, ich bin bald wieder da."

David verließ das Zimmer und ließ Kate völlig perplex stehen. Er schnappte sich eine Jacke und ging die Treppe herunter. Elizabeth kam ihm entgegen und sah ihn irritiert an.

,,David, wo willst du hin? Ist was passiert?"

,,Keine Sorge, Liebste! Ich hab nur was zu erledigen. Es dauert nicht lange.", erwiderte er und lächelte.

Elizabeth schien nicht gerade begeistert, doch sie ließ ihn gehen. David verließ das Haus und machte sich auf den Weg in die Innenstadt. Die Sonne war bereits verschwunden und es kehrte langsam Ruhe in Port Royal ein. David ging den Weg entlang und endlich entdeckte er die Schmiede, wo er an die Tür klopfte. Keine Minute verging und Will öffnete die Tür. Er starrte David verdutzt an und runzelte die Stirn.

,,David? Was machst du denn so spät noch hier?", fragte der Braunhaarige.

,,Ich muss mit dir über etwas reden, Will."

,,Über was denn?"

,,Es geht um Jack Sparrow!"

                             ***

Mila saß vor ihrem Spiegel und bürstete ihre langen braunen Haare. Sie dachte nach und ihre Gedanken kehrten immer wieder zu Will zurück. Er hatte so viel riskiert, um sie und ihre Schwester zu retten und er bedeutete ihr so unendlich viel. Doch das würde er nie erfahren! Es würde ein Geheimnis sein, welches sie ihr Leben lang mit sich tragen würde. Ein Klopfen an der Tür riss sie aus ihren Gedanken und sie schüttelte sich. Sie musste die Vergangenheit hinter sich lassen und durfte nicht im Selbstmitleid versinken. Denn sie musste stark sein und nach vorne blicken.

,,Ja?"

Die Tür öffnete sich und ihr Vater kam herein. Er lächelte ihr freundlich zu und Mila erwiderte das Lächeln, während sie ihre Bürste weglegte. Gouverneur Swann trat näher und strich ihr über das Haar.

,,Du siehst genauso aus, wie deine Mutter...so wunderschön!", bemerkte er.

Mila griff nach seiner Hand, die auf ihrer Schulter ruhte und ihr Vater gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Stirn.

,,Ich habe Neuigkeiten, Mila. Wir haben einen Termin für deine Hochzeit mit Commodore Norrington.", setzte er an und Mila schluckte innerlich.

Das ging ja schnell! Aber eigentlich hatte sie ja bereits geahnt, dass es nur eine Frage von Tagen oder Wochen dauern würde, bis die Vorbereitungen anfingen.

,,Oh, wann denn?", fragte sie.

,,In zwei Wochen! Es gibt schließlich eine Menge zu tun und ich will meiner Tochter das schönste Hochzeitskleid besorgen, das man je gesehen hat.", erklärte er lächelnd und sie konnte sehen, dass er fast vor Stolz platzte.

Mila zwang sich zu einem Lächeln und behielt ihren Kummer für sich. Das Leben verlangte nun einmal harte Tribute, die man zahlen musste. Und wer wusste schon, was die Zukunft brachte! Vielleicht geschah ja ein Wunder und sie entwickelte noch Gefühle für James, wenn sie ihm die Chance gab.

,,Das klingt toll.", antwortete sie schließlich.

Ihr Vater nickte und schenkte ihr noch ein strahlendes Lächeln, ehe er in die Tasche seiner Jacke griff und ein schmales Samtkästchen herausholte.

,,Das ist von ihm. Ich sollte es dir überreichen. Er wünscht sich, dass du es bei eurer Hochzeit trägst."

Mila nahm die Schatulle entgegen und öffnete den Deckel. Darin befand sich eine silberne Halskette mit kleinen blauen Diamanten, die im Kerzenlicht schimmerten. Sie strich über das Schmuckstück und sah dann wieder zu ihrem Vater auf.

,,Sie ist wunderschön!"

,,Du wirst sie also tragen?", hakte der Gouverneur nach und Mila nickte.

,,Ja, das werde ich!"

Er schien zufrieden und strich seiner Tochter noch einmal über das dunkle Haar.

,,Mila, ich bin sehr stolz auf dich. Und ich wünsche dir und Commodore Norrington alles Glück dieser Welt."

,,Danke, Vater!", erwiderte sie.

Dann ließ Gouverneur Swann seine Tochter zurück und verschwand. Mila legte das Kästchen zur Seite und vergrub ihr Gesicht in den Händen. Zwei Wochen noch! Zwei Wochen, ehe sie James Norringtons Frau wurde und ein Leben führen würde, welches sie sich nie gewünscht hatte.

Es klopfte erneut und diesmal steckte Kate ihren Kopf ins Zimmer.

,,Hey, darf ich reinkommen?"

,,Ja, sicher!", erwiderte Mila und ihre beste Freundin kam herein.

Sie setzte sich auf einen Sessel in der Ecke und sah Mila an. Kate wirkte erschöpft und ziemlich angeschlagen, aber sie hatte schließlich auch viel durchgemacht. Man erfuhr schließlich nicht jeden Tag, dass man die Tochter eines gnadenlosen gefürchteten Piraten war. Gut, Barbossa konnte ihnen nichts mehr tun, da er dank Jack Sparrow in der Hölle schmorte, doch er war immer noch ihr Vater gewesen.

,,Wie geht es dir, Kate?", fragte Mila.

,,Na, blendend! Meine beste Freundin wird die Frau von Mr. Exzellenz persönlich und der Pirat, der uns den Kragen gerettet hat, wird als Belohnung gehängt. Es könnte nicht besser laufen."

Mila sah sie an und senkte den Kopf. Auch sie hatte bereits von dem Urteil erfahren und war ebenfalls dagegen. Ja, Jack Sparrow hatte sie bedroht, aber er hatte sie auch gerettet. Und den Tod hatte er nun wirklich nicht verdient.

,,Ja, das mit Jack ist furchtbar. Ich wünschte, ich hätte etwas tun können, um das zu verhindern. Aber eigentlich habe ich nur dich gemeint, Kate. Immerhin ist dein Vater tot."

Kate schnaubte und verschränkte die Arme vor der Brust.

,,Das ist mir egal. Der kann auf ewig im Fegefeuer schmoren, nach dem, was er getan hat."

,,Ja, er hat schreckliche Dinge getan. Aber es ändert nichts an der Tatsache, dass Barbossa dein Vater war. Ich möchte einfach nur wissen, ob du damit klarkommst."

Mila sah Kate prüfend an und die seufzte.

,,Schon gut! Natürlich bin ich nicht gerade begeistert, dass es so kommen musste, aber ich musste mich zwischen ihm und meinen Freunden entscheiden. Und meine Wahl würde immer auf euch fallen, Mila. Du und David seid das Wichtigste, was ich im Leben habe.", brachte Kate hervor und Mila schenkte ihr ein Lächeln.

,,Das kann ich nur erwidern. Keine Sorge, Kate! Wir bleiben Freunde und zwar für immer!"

                            ***

David ging zurück zum Hause der Swanns und war zufrieden. Sein Gespräch mit Will war ein Erfolg gewesen und alles war so abgelaufen, wie er es sich erhofft hatte. Er erreichte das Grundstück und entdeckte Elizabeth, die auf der Bank vor dem Haus saß und aufstand, als sie ihn sah.

,,David, da bist du ja endlich! Du hast doch gesagt, es würde nicht lange dauern. ", sagte sie und fiel ihm erleichtert um den Hals.

Er vergrub sein Gesicht in ihrem blonden Haar und zog sich schließlich aus der Umarmung zurück. Elizabeth sah ihn an und er verlor sich in ihren braunen Augen Sie war so wunderschön und er wollte niemals wieder von ihr getrennt sein,

,,Entschuldige bitte! Es hat etwas länger gedauert, als ich erwartet hatte."

,,Wo warst du überhaupt?", wollte sie wissen.

,,Bei Will! Ich wollte mich nochmal bei ihm bedanken. Immerhin hat er eine meiner Freundinnen gerettet und die Frau, die ich liebe noch dazu.", entgegnete er mit einem Lächeln.

Elizabeth glitt ebenfalls ein Lächeln über das Gesicht und sie küsste ihn. David erwiderte den Kuss und war sich in diesem Moment bei einer Sache noch nie so sicher, wie gerade jetzt. Als sie sich aus dem Kuss lösten, zog David Elizabeth in den Garten und sie folgte ihm lachend. Der Mond stand bereits am Himmel und verlieh dem Garten einen besonderen Glanz. In der Mitte hielten sie an und David wandte sich wieder Elizabeth zu. Er legte ihr eine Hand an die Wange und sah sie liebevoll an.

,,Was ist?", fragte sie mit einem Lächeln im Gesicht.

,,Du bist wunderschön!", erwiderte er.

Einen Moment zögerte er noch, denn er suchte nach den passenden Worten. Dann atmete er tief durch und sah Elizabeth entschlossen an.

,,Elizabeth, als wir uns zum ersten Mal begegnet sind, habe ich mich sofort in dich verliebt. Und als du entführt worden bist, da hatte ich furchtbare Angst, dass ich dich nie wiedersehen würde und wir zu spät kommen würden. Niemals zuvor habe ich mich so machtlos gefühlt, wie auf der Suche nach dir. Und ich will dich niemals wieder verlieren, sondern den Rest meines Lebens mit dir verbringen.", sagte er und lächelte.

Elizabeth sah ihn mit funkelnden Augen an und ihr Lächeln wurde noch breiter, wenn das überhaupt möglich war. Dann nahm David seinen ganzen Mut zusammen und kniete vor ihr nieder, während er ihre linke Hand ergriff. Elizabeth sah mit großen Augen an und er schenkte ihr ein weiteres Lächeln.

,,Elizabeth Swann, ich werde dich lieben, bis ans Ende meiner Tage und ich will für immer mit dir zusammen sein. Willst du meine Frau werden?", fragte er und sie nickte wild.

,,Ja, David!", antwortete sie mit Freudentränen und zog ihn auf die Beine, um ihn stürmisch zu küssen, bevor sie ihn wieder überglücklich ansah. ,,Mehr als alles andere!"

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