🕯🕯🕯🕯 Österreich - Weihnachten in Österreich

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Weihnachten in Österreich

von Ahnamai_Noleba

💫Rambazamba💫

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Sie stapfte zum ersten Mal mit ihrer Tochter durch die Gassen des Weihnachtsmarktes hier und war hellauf begeistert. Es war ein internationaler Markt, bei dem viele Länder einen Stand hatten. Sie freute sich, sich gemeinsam mit Rosalie alle Leckereien und Geschichten über Bräuche und Traditionen der vertretenen Nationen nahezubringen. Womöglich konnte man dort auch das eine oder andere erstehen und es in sein eigenes Weihnachtsfest zuhause einbinden, um sich an dieses einzigartige Erlebnis zu erinnern?

Sie konnte sich vorstellen, dass die Organisatoren vielleicht den Hintergrund hatten, dass das Fest der Liebe alle Welt verband und deswegen diese hinreißende Idee gehabt hatten, so einen Markt auf die Beine zu stellen. In Zeiten von Globalisierung und weitreichender Verunsicherung die um sich griff, ein wunderschöner Ansatz. Dieses Fest verband die Nationen, auch wenn jedes Land seine eigene Art hatte, es zu begehen. Vielleicht interpretierte sie aber einfach nur zu viel hinein, weil sie sich nach Sicherheit, Wärme und Geborgenheit sehnte.

Hier fühlte sie sich so - irgendwie. Keine Ahnung, woher das kam. Eventuell am freundlichen Miteinander, das hier herrschte? Oder den lächelnden Gesichtern und den glänzenden Augen der Besucher? Den strahlenden Standbesitzern, weil sie die Gäste mit allerlei Geschichten und Leckereien aus ihrem Land erfreuen durften?

Ihre Aufmerksamkeit wurde von einer Bude erregt, die eine österreichische Flagge zierte und an dem ein älterer Mann lachend hinter dem Tresen stand, während er sich mit dem Pärchen davor unterhielt. Er wirkte freundlich und irgendwie zog sie dessen herzliches Lachen in seinen Bann, das zu ihnen herüberwehte. Sie zupfte ihre Tochter am Ärmel und sofort flog deren Blick zu ihr.

„Lass uns mal dorthin gehen", erklärte sie und Rosalie verdrehte die Augen.

„Österreich. Das ist doch langweilig. Ist doch wie in Deutschland", motzte diese auch erwartungsgemäß und sie seufzte.

‚Teenager!', dachte sie und erwiderte: „Möglich. Vielleicht auch nicht. Komm, lass dich mit mir überraschen."

„Ja, mein Gott. Meinetwegen", entschied ihre Tochter unwillig und sie strahlte diese an, was ihren Nachwuchs bewog, mit den Augen zu rollen.

Doch gerade war ihr das egal. Je näher sie dem Stand kamen, umso mehr hüllte sie der Geruch nach etwas ein, das so ähnlich roch wie Glühwein, aber nicht genauso. Sie sah die Auslagen, die der Budenbesitzer vor sich ausgebreitet hatte und merkte plötzlich, wie ihr der Magen knurrte. Es gab viele Käsesorten, Wurstwaren und vor allem Geräuchertes, doch auch Honig, Marmeladen, die wirkten wie selbst gekocht, und Plätzchen. Alles bio und anscheinend von Bauernhöfen selbstgemacht. Ihr lief das Wasser im Mund zusammen, weil sie auch Bauernbrot daneben entdeckte, genauso wie liebevoll bereitete Probierhäppchen. Hinter dem Mann war offenbar die Quelle des aromatischen Geruchs, der sie lockte, denn in einem großen Topf köchelte wohl „Jagertee". Zumindest wiesen die Flaschen zum Verkauf darauf hin. In einem Zweiten simmerte Bio-Kinderpunsch. Auch diesen konnte man erwerben.

Da das Pärchen sich nun die Tüte mit den erworbenen „Schmankerln" schnappte, bemerkte der Mann Rosalie und sie und seine Augen blitzten amüsiert auf, während er mit tiefer Stimme sagte: „Grias eich. Hods eich a zu mei'm Probierstandl verschlong?"

„Äh, wie bitte?", fragte sie automatisch und das Grinsen auf seinem Gesicht vertiefte sich noch.

„I übasetz eich des amoi, geu? Dann kinds mi bessa vasteh, bei dem ganz'n Rambazamba do. Ich habe gesagt: Hallo, hat es euch auch zu meinem Probierstand verschlagen?", wiederholte er seine Worte nochmal in Hochdeutsch und sie nickte, während ihr durch den Kopf schoss, dass er sie mit seiner Art an ihren verstorbenen Großvater erinnerte.

„Ja, wir wollten gerne original österreichische Dinge probieren und herausfinden, ob es zwischen einem deutschen Weihnachtsfest und einem österreichischen Unterschiede gibt", gab sie zu und freute sich, als er sich erkundigte, ob sie einen Jagertee wolle.

Der sei jedoch ziemlich gehaltvoll an Alkohol, erklärte er und sie schüttelte hastig den Kopf. Schade, aber sie musste noch fahren. Sie beobachtete, wie der ältere Herr in Tracht nickte und zwei Becher mit Punsch füllte, die er ihnen sofort reichte.

„Ihr wollt also wissen, obs Unterschiede gibt. Ja, mei. A paar bestimmt schon. Oan habts schon kennengelernt. Bei uns gibts an Jagertee, koan Glühwein. Des is ein Schwarztee, der mit Rum und einem Schuss Obstler verfeinert is. Man sagt, dass den früher die Jager – also die Jäger, Förster und Waldarbeiter getrunk'n ham, damits beim Arbeiten im Winter im Woid, äh, im Wald ned so gefroren ham. Desweg'n heißt er a so und wird heiß getrunk'n", erklärte der Budenbesitzer und deutete auf die Holzbretter, auf denen sich die Häppchen türmten, zum Zeichen, dass sie sich bedienen sollten.

Gerne griff sie zu und bemerkte im Augenwinkel, dass auch Rosalie sich hatte erweichen lassen, während sie hörten, wie der Mann weiter mit seiner basslastigen Stimme erzählte: „Beim Feiern wird's sicherlich nicht so große Unterschiede geben, weils ja nach wie vor christlich geprägt is euer und unser Weihnachten. Aber ich weiß nicht, obs bei eich den Brauch mit der Thomasnacht oder de Rauhnächte gibt..."

Da sie gerade den Mund voll hatte, zuckte sie erst mit den Schultern und schüttelte dann den Kopf, ehe er weitererzählte: „Die Thomasnacht ist die Nacht vor dem 24. Dezember und soll nochamoi ein Abend der Besinnlichkeit sein. Wo man sich innerlich auf die Weihnachtstage einstellt und den Stress aus da Adventszeit hinter sich lässt, sozusagen. Dazu geht ma in de Berg oder in den Wald. Einfach raus in de Natur, damit ma de Gedanken und den Stress ziehen lass'n kann, versteht's?"

Sie nickte wieder nur, weil sie gerade von dem herrlichen Honigbrot probiert hatte und hörte: „Ja, des is bei uns so a Brauch. Die Thomasnacht ist auch eine der vier wichtigsten Rauhnächte. Da gibts insgesamt 12, um de Jahreswendt praktisch. Am 24. Dezember ist a eine wichtige, an Silvester natürlich und in da Dreikönigsnacht am 5. Jänner – äh, Januar. Wissts ihr, woher der Name kommt? Rauhnächte?"

„Nicht so genau. Weil der Winter in den Bergen rau ist?", mutmaßte sie und bemerkte, dass wieder ein amüsiertes Funkeln in seine Augen trat, ehe ihr Gastgeber den Kopf schüttelte.

„Würd ma meinen, des stimmt. Aber nein. Des ‚Rauh' kommt von räuchern. Weil des Familienoberhaupt do mit der Glut aus Kräutern aus der Kräuterweih, Weihrauch und Palmzweig vo Ostern durchs Haus und den Stall geht, um das Unheil auszuräuchern. Soll Glück bringen", stellte er fest und sie nickte.

„Und sonst? Was macht Weihnachten in Österreich besonders?", fragte sie und er lächelte wieder.

Wie sehr er sein Land liebte, war fast greifbar, als er erwiderte: „Des, was alles besonders macht in Österreich: de Landschaft, de Berg. Wenn da Schnee liegt und alles so schön stad, also, still ist und sich im Dunkel vo da Nacht de Lichter so wunderschön abheb'n, do geht mir's Herz auf. Genauso wie wenn meine Enkerl vorm Weihnachtsbaum singen und sich freun, dass des Christkindl ihnen Geschenke gebracht hat. Bei uns kommt nämlich das Jesuskind. Des Christkindl eben und nicht der Weihnachtsmann. Es ist alles no a bissl traditioneller bei uns, würd ich sagen. Aber jetzt hob ich genug erzählt. Wenns amoi richtig traditionelle Weihnachten erleb'n wollts, kommts halt mal nüber zu uns. Weit habts ja nicht."

„Stimmt, nur ein paar Stunden. Das wäre eine Überlegung wert", gab sie zu und sogar Rosalies Augen hatten einen verträumten Ausdruck angenommen.

„Bis es so weit ist, muss ich bei Ihnen einkaufen. Ich glaub, ich hab selten so schmackhaften Käse und feines Geräuchertes gegessen und der Honig war genauso lecker. Von dem Jagertee würd ich auch einen mitnehmen. Von dem Heidelbeerpunsch eine und Himbeere hört sich ebenfalls gut an. Für die Thomasnacht", erklärte sie und sah, wie er grinsend nickte und die Dinge in die Tüte packte, auf die sie deutete.

Als sie die Leckereien bezahlt hatte, wünschte sie dem Mann eine wunderschöne, besinnliche Weihnachtszeit und er erwiderte das, um sich sofort den Neuankömmlingen zu widmen. Das war echt schön gewesen. Ein entspanntes Gespräch inmitten des sonst stressigen Alltags.

„Vielleicht ist Österreich doch nicht so langweilig", murrte Rosalie kaum hörbar neben ihr und sie musste grinsen, als diese anfügte: „Aber vor allem das Essen war gut. So richtig bodenständig. Und auch noch bio."

„Ja, so richtig bodenständig", erwiderte sie und tauchte mit ihrer Tochter wieder in die Schar der Besucher dieses besonderen Weihnachtsmarktes ein.

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