🕯🕯🕯 Finnland - Glückseeligkeit - Rauhallista joulua teille Kakille
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Glückseeligkeit - Rauhallista joulua teille Kakille
Jokainen on oman onnensa seppä.
~Jeder ist seines Glückes Schmied.~
von LeoJolli
💫~Nasenfahrrad~💫
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Jolina und ich hatten schon immer eine enge und nahezu magische Bindung zueinander gehabt, so wie es für Mutter und Tochter wohl bestenfalls sein sollte.
Vor ein paar Jahren kam meine Schwester Astrid auf die Idee, mit der Familie einen Familienurlaub während der Weihnachtszeit in Finnland zu machen.
Die zwei Enkel meiner Schwester waren zu dieser Zeit allesamt noch klein. Meine Jolina war längst kein Teenager mehr – sie stand kurz vor dem Schulabschluss. Für sie war es ein hartes Jahr im Internat gewesen. Dass wir uns nur an den Wochenenden zu Gesicht bekamen, war echt schwer für mich, aber dieses Opfer brachte ich bereitwillig, um ihr die bestmögliche Schulausbildung bieten zu können. Und das Internat, welches sie besuchte, gehörte zu den renommiertesten in ganz Deutschland.
Damals wie heute verspürte ich den dringlichen Wunsch ihr etwas Gutes zu tun und Jolli, wie ich sie liebevoll nannte, die Welt in all ihren wunderbaren Regenbogenfarben zu zeigen.
Ich erinnerte mich daran, dass meine Tochter schon immer davon träumte einmal die Polarlichter am skandinavischen Himmel zu bestaunen. Dieser Urlaub vor einigen Jahren war eine wunderbare Chance, diesen Traum für sie endlich war werden zu lassen.
Und so plante ich gemeinsam mit meiner Schwester eine Überraschung für meine liebste Jolli und weiteren Familienmitgliedern. Es sollte für alle ein unvergesslicher Urlaub werden. Insgeheim träumten wir alle seit jeher davon, den echten Weihnachtsmann zu besuchen und den Ort zu bereisen, wo er arbeitete und lebte.
Natürlich kannten wir alle das Weihnachtsmanndorf Himmelfort. Doch mittlerweile wussten wir natürlich, dass das ein falsche Fährte war und dieses Dorf hauptsächlich zu Marketingzwecken benutzt wurde.
Also ging ich gemeinsam mit Astrid auf Weihnachtsmann-Recherche. Gemeinsam lösten wir das Geheimnis um seinen Wohnort. Und so kam es, dass wir uns mit einen Großteil der Familie ins Flugzeug nach Finnland begaben, ohne wirklich eine Vorstellung davon zu haben, was uns erwarten würde.
Als ich meiner Tochter mitteilte, wo unsere gemeinsame Reise hingehen würde, strahlte sie mich mit ihrem wundervollem „Jolli-Lächeln" an. Allein dafür hatte sich für mich die ganze Mühe schon gelohnt. Dieser glückliche Anblick von Jolli, welcher mir so vertraut wie mein eigener war, genügte, um mir auch in schweren Zeiten Kraft und Hoffnung zu geben. Die Welt konnte nicht schlecht sein, wenn es sie darin gab.
„Bin ich nicht schon zu alt, um an den Weihnachtsmann zu glauben? Und nun soll ich ihn auch treffen?", fragte mich Jolli völlig verdattert. Einzelne Grübelfalten zeichneten sich auf ihrer Stirn ab. „Nein, für die Erfüllung von Wünschen, Hoffnungen und Träumen, aber vor allem für den Weihnachtsmann ist man nie zu alt", versicherte ich ihr.
Sie lachte darauf hin herzlich, während ich verträumt an all die vielen vergangenen Weihnachtsfeste zurückdachte, bei denen sie uns auf ihre spezielle, liebenswerte und kindliche Art und Weise oft zum Schmunzeln gebracht und den Alltag hatte vergessen lassen.
Als sie beispielsweise einmal beim Auspacken ihrer Geschenke ganz unverblümt fragte, warum der Weihnachtsmann die Schuhe unseres Nachbarn trug. Die vielen Momente mit ihr, die für mich immer noch in den hellsten Regenbogenfarben erstrahlen und tief in meinem Herzen verankert sind. Dort werden sie immer sein.
Wir landeten schließlich in Rovanimie, Finnland. Das Tor zum Norden war nicht nur ein Einkaufszentrum für die Siedlungen der Umgebung, sondern auch der Sitz des Weihnachtsmänner, hieß es. Dort am Polarkreis, wo der Weihnachtsmann im Dorf sogar sein eigenes Postamt besitzt.
Leider erwartete uns dort nicht so viel Schnee, wie wir erhofft hatten, aber immerhin war der Boden hauchdünn mit einer weißen Kristallidecke bedeckt. Was nicht war, konnte ja noch werden.
Trotz der früh eingesetzten Dunkelheit sahen wir überall warmweiße und Christmas Beleuchtungen, große Kerzen, Leuchter, Schwibbögen, beleuchtete Bäume, Rentiere und Joulupukki den Weihnachtsmann. Es glitzerte in allen Farben.
Ehrfürchtig und etwas schüchtern trat Jolly gemeinsam mit mir in diese verwunschenen und winterliche Welt hinein. So kannte ich sie gar nicht, denn sonst war sie immer wie ein Wirbelwind gewesen und überall ganz vorn mit dabei.
Endlich im Hotel angekommen, packten wir notdürftig aus und aßen dann im Hotelrestaurant zu Abend. Ich studierte gründlich die Karte, um etwas Passendes zum Essen zu finden. Langsam verspürte ich wirklich großen Hunger und Jolli auch. Ein Blick in die Karte verriet mir, dass es verschiedene Suppen, Salate, Fischspezialitäten und süße Desserts gab. Mein Hauptaugenmerk legte sich auf die angebotene Tagessuppe – King Crab Soup.
Was mochte das wohl sein? Ich schaute genauer hin und las die deutsche Übersetzung: 'Königskrabbensuppe mit Sahne und Kräutern'. Neugierig wie ich war, bestellt ich mir die Suppe und wurde nicht enttäuscht. Meine Geschmacksnerven trafen förmlich auf eine kulinarische Explosion. Ich war völlig überwältigt und das obwohl ich doch sonst eigentlich keine Krabben aß.
Jolly hingegen blieb mit ihren Augen an einem typisch finnischen Weihnachtsgericht hängen – Milchreis. Bekanntlich ein ohnehin beliebtes Kindergericht, aber für meine Jolli war Milchreis die Krone der Schöpfung. In Finnland besagte die Legende, dass im Milchreis eine Mandel versteckt wäre. Wer diese findet hat im nächsten Jahr besonders viel Glück. Meine Jolli konnte eine Extraportion Glück gut gebrauchen, denn ihr Schulabschluss stand unmittelbar bevor. Also wünschte ich ihr diese Glücksmandel, welche sie letztlich wirklich in ihrem Essen fand.
Nach dem Essen machten wir es uns alle in der Hotelbibliothek vorm Kamin kuschelig. Das Kaminholz knackte im lodernen Feuer und schuf eine gemütliche Atmosphäre. Wir ließen es uns richtig gutgehen und tranken unseren ersten Glögi an diesem Abend – einem traditionellen finnischen Glühwein.
Er bestand aus Johanisbeersaft, Apfelsaft, Vanilleschote, Gewürznelken, Kardamonsamen, Orangen, Sterannanis und Rotwein. Für Kinder gab es die Variante als Blaubeertee. Zwischenzeitlich hatte es draußen zu schneien begonnen und kleine Eiskristalle hafteten an den Fensterscheiben.
Am kommenden Morgen erwachten wir ausgeschlafen und stärkten uns bei einem ausgiebigen Frühstück.
Gegen frühen Mittag tauschten wir unsere dicken Strickpullover und Thermohosen gegen Schneeanzüge. Mit einem Schneemobil düsten wir freudig durch die Wälder bis hin zu einer traditionellen Rentierfarm.
Dort erfuhren wir wie die Tiere dort lebten und lernten sie hautnah kennen. Sie verströmten eine höchst beruhigende Aura. In ihrer Anwesenheit vergaßen wir den Alltag und die kleinen Sorgen des Lebens. Ich hatte Jolli und Jolli mich - daran würde sich nie was ändern.
Wenn man an das Lappland dachte, kam einem ganz automatisch Rentiere oder auch Rudolph mit der roten Nase in den Sinn. Es war einfach toll, die Helferchen vom Weihnachtsmann live und in Farbe zu sehen. Auf der anschließenden Schlittenfahrt genoss ich mit meiner Tochter den wundervollen Panoramablick auf die einzigartige schneebedeckte Landschaft des Lapplandes.
Der Tag neigte sich rasch dem Ende entgegen, wie immer wenn man das Leben in vollen Zügen genoss.
Abends machten wir uns dann noch einmal mit unseren Schneeanzügen auf den Weg zu einem der ältesten Bewohner des Dorfes. Er lebte in einer urigen, alten Holzhütte, gelegen an einem großen See, dessen dicke Eisschicht förmlich zum Schlittschuhfahren einlud.
Der alte Mann begrüßte uns ganz traditionell in finnischer Tracht. Sein Name war Magnus. Seit vielen Jahren lud er Touristen dazu ein, ihn in seiner Holzhütte zu besuchen, damit er ihnen die heimischen Traditionen der finnischen Weihnacht näherbringen konnte. Gespannt lauschte ich seinen Worten
Er berichtete uns, dass jedes Jahr am Heiligen Abend um 12:00 Uhr in Tukur der Weihnachtsfriede ausgerufen wurde. Der Direktor der früheren finnischen Hauptstadt verlas dann den uralten Text vom Balkon des Stadthauses. Das finnische Fernsehen übertrug diese Zeremonie live. Ihren Abschluss findet sie mit dem gemeinsamen Singen der Nationalhymne. Diese alte Tradition gibt es schon seit dem 14. Jahrhundert. Der Weihnachtsfriede gilt dann für drei Tage.
Ebenfalls am Heiligen Abend gedachte man den Verstorbenen. Auf Gräbern wurden Kerzen angezündet. Umgeben von einer schneebedeckten Winterlandschaft entstand dabei ein wunderbares Lichtermeer rund um die Kirche herum.
Das Weihnachtsessen - Jouluruka - bestand ganz traditionell aus einem im Ofen gebackenen, gepökelten Weihnachtschinken. Dazu reichte man Reis-Karottenauflauf sowie einen Steckrüberauflauf. Die Finnen kochten immer sehr viel, so dass ihr gekochtes Festmahl für mehrere Tage reichte. Manchmal wurde als Vorspeise Rosolli ein Heringssalat mit Rote Beete gereicht. Als Nachtisch wurde Milchreis mit der versteckten Glücksmandel serviert.
Dann gab es da noch Joulutorttu – köstliche Blätterteigsternen mit einem Klecks Pflaumenmuss und die heimisch beliebten Pfefferkuchenplätzchen namens Piparkakut.
An diesem Abend aß ich schließlich auch das erste Mal dieses typisch finnische Weihnachtsgebäck.
Ich kannte bis dato nur die Pfefferkuchen aus der Pfefferkuchenstadt Pulsnitz in Sachsen. Jetzt lernte ich Joulutorttu - Blätterteigsterne zum ersten Mal kennen und lieben.
Dass auch die Finnen dermaßen üppig an den Weihnachtsfeiertagen aßen, wusste ich gar nicht. Desweitern berichtete der alte Mann, dass die finnischen Weihnachtsbräuche lange Traditionen haben. Dabei spielte er auf die feierliche Nutzung der Sauna an. Denn vor der weihnachtlichen Bescherung und dem Essen ging man gemeinsam mit der Familie in die Sauna. Reinigung für Körper und Geist, hieß es. Entspannen und den Alltagsstress hinter sich lassen. Das klang genau nach meinem Geschmack.
Der ganze Tag war so wundervoll gewesen, dass ich vor lauter Freude zu Tränen gerührt war, als wir dann zu später Stunde noch die Polarlichter bestaunen durften. Diesen Anblick kann man nicht beschreiben, man muss ihn gesehen haben. Jolli schien es ebenso zu gehen. Verträumt blickte sie zum Himmel und beobachtete voller Faszination das Schauspiel. Ich wünschte mir damals in diesem Augenblick, dass die Zeit für immer stehenbleiben sollte. Alles war perfekt und mein Herz so voller Liebe und Freude.
Am darauffolgenden Tag fuhren wir alle gemeinsam in das bekannte Weihnachtsmanndorf- zu - Joulupukki poroienn- dem Weihnachtsmann mit seinen Rentieren und seinen fleißigen Helfern den Tonttus (kleine flinke Wesen mit roten Zipfelmützen). Die Sonne schien strahlend hell an diesem Tag, so dass ich sogar mein Nasenfahrrad aufsetzen musste, dabei hatte ich nicht gedacht, dass ich es im Urlaub noch brauchen würde.
Im Weihnachtsmanndorf angekommen, stockte uns allen der Atem – das ganze war Dorf festlich geschmückt. Ein Weihnachtsbaum – in Finnland auch Joulupuu genannt, so hoch, dass wir den Kopf in den Nacken legen mussten. Bunt beleuchtete Schaufenster mit Kerzen, Schwibbögen und Leuchtern luden zum Shoppen und Verweilen ein.
Aber auch die traditionellen Himmeli – pyramidenförmige Mobile aus Strohalme gebastelt, mit Kerzen geschmückt, welche überall hingen und sich schön drehten - sahen wir und unser Herz quoll über vor Glückseligkeit.
Mitten im Dorf sahen wir Menschen, die über eine Grenzlinie sprangen.
Jolli und ich wunderten uns zwar, aber die Welt war nun mal bisweilen verrückt.
Beim genauen Hinsehen erkannten wir, dass an der besagten Grenze der Polarkreis entlang verlief. Das Weihnachtsmanndorf in Lappland ist nämlich ein berühmter Ort, um den nördlichen Polarkreis (ist ein Breitenkreis der 66 33'45,9 nördlich vom Äquator verläuft) zu überqueren. Er markiert die südmöglichste Seite Breite, an der die Sonne für 24 Stunden unter und über dem Horizont bleibt. Folglich gibt es eine Polarnacht im Winter und Mitternachtssonne im Sommer.
Im Anschluss an diesen unvergesslichen Besuch gingen wir dann noch gemeinsam im Weihnachtsmanndorf einkaufen und genossen dabei die magische, zauberhafte und einzigartige Atmosphäre. Es strömte viel Glück und Freude durch unsere Körper. Wir tankten viel Kraft und Zuversicht für die kommende Zeit.
Die Tage und unser gemeinsamer Urlaub vergingen wie im Flug, doch wir würden uns alle immer an diese Reise erinnern. Und das Wichtigste für mich war, dass Jolli wieder voller Zuversicht war und neue Kraft für die bevorstehenden Hürden gesammelt hatte.
Ihre Glücksmandel sollte sich noch als solche herausstellen, denn im kommenden Jahr brachte sie meiner Tochter Jolli großes Glück bei der Matheprüfung
Gemeinsam beschlossen wir eines Tages an diesen magischen Ort zurückzukehren.
The End.
Rauhallista joulua teille kaikille!!!
Euch allen friedliche Weihnachten!!!
Ich danke den Wuselbärchies für die vielen großartigen Geschichten, Poems und Bücher.
Macht weiter so!!! Verschönt uns die Welt mit eurer Fantasie!!!
Ein besonderer Dank gilt Helen Shadowhunter und alle anderen für Euren Zuspruch!!!
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