19.12.2015


Stapf.

Wo sollte er hin? Wo konnte er bleiben? Wer sollte ihn schon aufnehmen? Das war eigentlich nicht das Problem. Ein ehrenhafter Samurai konnte hin, wo immer er hin wollte. Das Problem war ein anderes: Wo konnte er guten Gewissens bleiben?

Bei keinem Samurai. Der Lebensstil des Bushido sagte ihm einfach nicht mehr zu. Überhaupt nicht. Welches Leben konnte er schon akzeptieren. Diese Frage stellte er sich zum wiederholten Male, um der Antwort, die er bereits kannte, jedoch nicht zu akzeptieren bereit war, zu entgehen. Es war so simpel, dass man darüber lachen konnte.

Und ebenso naiv. Die Ninja. Warum sollten sie ihn, einen Samurai aufnehmen? Doch diese Frage war ebenso weit hergeholt. Darum konnte er sich Gedanken machen, wenn es so weit war. Ob ein Ninjadorf ihn aufnehmen würde? Wenn er nicht bei einem war, war das vollkommen egal. Und wie sollte er, ein Mann ohne jeden Spürsinn jemals eines finden?

Und doch war es seine einzige Wahl, eines zu suchen. Denn er wollte nicht bleiben, um keinen Preis. Wo konnte er beginnen? Er hatte sich schon längst umgehört. Ganz in der Nähe sollte es sein. Geschichten waren es, Geschichten für kleine Kinder. Doch das bedeutete nicht, dass es unwahr war.

Also machte er sich auf den Weg. In den Wald hinein, in schnellem Laufschritt, die blutende Wunde nicht beachtend. Er bahnte sich seinen Weg. Wo wäre es am sichersten? Auf einem Berg, antwortete er sich selbst. Man sieht die Gegner frühzeitig und kann auf sie herab schießen.

Also rannte er dort entlang, wo es am steilsten aufwärts ging, auch wenn der stoßweise hervorgebrachte Atem vom Wunsch nach dem Gegenteil zeugte. Er rannte hinauf. Am Gipfel angekommen blickte er sich um.

Zwischen zwei Wipfeln, unsichtbar, hätte der Wind sie nicht zur Seite geweht, sah er die Dächer. Mit Holz gebaut, mit Blättern darauf. Er bewegte sich in die Richtung, lachte laut auf, als er das erste Haus direkt vor sich sah. Man musste wie der Feind denken, hatten die senseis immer gesagt. Es hatte funktioniert, nur das es nicht länger Feinde waren. Oder doch?

In seiner grenzenlosen Freude sah er die beiden Männer, die sich geräuschlos wie der Wind von einem Baumwipfel zum nächsten schwangen, nicht. Der Gedanke, dass sie ihm nicht friedlich gesinnt sein könnten, kam ihm erst, als sie ihn längst festhielten.


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