Ein Jahr später (2.12.23)

Ich schreckte aus einem schrecklichen Traum hoch. Der Unfall verfolgte mich immer noch. Er ließ einfach nicht locker. Jedes Mal, wenn ich die Augen schloss, spielte sich die komplette Situation noch einmal ab. Dabei war das ganze doch schon bald ein Jahr lang her. Aber jeden Tag, den ich erlebte, wurde die Mauer um mich herum größer, die mich von der restlichen Welt abschottete.

Ich kuschelte mich tief in mein Kopfkissen und versuchte wieder einzuschlafen. Einerseits wollte ich wieder einschlafen, andererseits wollte ich nicht noch einmal diese Nacht erleben. Jede Nacht wurde ich daran erinnert, was ich durch den Unfall verloren hatte. Damit meinte ich nicht nur meine Füße, sondern auch zwei meiner besten Freunde.

Michael und Marie hatten die Nacht nicht überlebt. Ich war am Boden zerstört, als ich das erfahren hatte. Die letzten stückchen, die von meiner Welt noch standen, brachen dadurch ebenfalls zusammen. Ich hatte einige Monate gebraucht, bis ich mich davon einigermaßen erholt hatte.

Michael und Marie waren schon lange ein Paar und hatten sich immer geschworen, dass sie den Rest ihres Lebens miteinander verbringen würden und dann irgendwann gemeinsam von der Welt scheiden würden. Ich fand das immer total süß, bis dann der Unfall passierte und ihr Wunsch, vom gemeinsamen gehen, frühzeitig erfüllt wurde.

Es vergeht keine Minute in der ich nicht an die zwei denke. Mit Tom hatte ich mittlerweile abgeschlossen. Wir waren früher mal beste Freunde, aber seit dem Unfall hat er nicht mehr mit mir, und auch nicht mit Lissi, gesprochen. Er hat sich total abgeschottet. Er hat nicht mehr auf unsere Nachrichten geantwortet und unsere Anrufe ignoriert. Und dann vor drei Monaten ist er mit seiner Familie nach Berlin gezogen. Ganz weit weg von uns. Aber das ist mir mittlerweile sowas von egal.

Ich schaute auf die Uhr und sah, dass es mittlerweile schon 5 Uhr am Morgen war. Also entschied ich mich dazu nicht mehr zu versuchen einzuschlafen. Weil außer einem weiteren Albtraum würde es mir nichts bringen. Ich holte das Buch, das auf meinem Nachtisch lag und wollte dort weiterlesen, wo ich das letzte Mal aufgehört hatte, als ich plötzlich durch die Tür das Telefon klingeln hörte.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top