18. Türchen
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Herzlichen Glückwunsch, Jeongguk. Ernsthaft – warum versuchst du es überhaupt noch???
Yoongi zu entkommen ist eindeutig nur möglich, wenn dieser es auch will. Was in Jeongguks Fall wohl einfach nicht der Fall ist.
„Du bist besessen von mir", sagt Jeongguk anstelle einer Begrüßung, als er sich mit einem Schnaufen auf den freien Platz neben Yoongi fallen lässt.
Als Antwort bekommt er nur das zufriedene Grinsen einer Katze, der die Maus in die Falle gelaufen ist.
„Gehst du mir etwa aus dem Weg, Jeongguk Jeon?"
„Würde ich mir niemals wagen, Yoongi Min."
Für einen Moment wird Jeongguk noch analysierend angesehen. Dann grinst Yoongi entschiedener, aber nicht weniger zufrieden. „Gut so", lobt er, was absolut ironisch gemeint war.
Dann wenden sie sich beide ihrer Aufgabe zu. Sie haben den Zauberspruch, um ein statisches Bild in ein bewegtes zu verwandeln, bereits in den letzten Stunden gelernt und geübt. Es ist nun wirklich keine Überraschung, dass Yoongi angeben muss und kein Wort von sich gibt, während er die Wasserlilien auf dem Teich sanft auf dem Wasser hin- und herschaukeln lässt.
„Stummer Zauberspruch?", erkundigt sich Jeongguk etwas überrascht (nur über die Tatsache, dass Lord Voldemort diese Fähigkeit schon so früh erworben hat. Niemand sonst aus ihrem Jahrgang kann Magie bereits ohne Worte anwenden).
Als Antwort lächelt Yoongi nur erneut (seine Lieblingsbeschäftigung heute und so sehr Jeongguk auch will, dass sie ihn aggressiv macht, löst sie doch nur ein warmes Gefühl in seiner Bauchgegend aus) und schwingt seinen Zauberstab in der erlernten Bewegung.
„Woooww....", muss Jeongguk begeistert zugeben.
Als Ergebnis von Yoongis Zauberei tauchen zwei Figuren auf der japanischen Brücke über dem Teich auf. Zwei Männer, einer in schwarzen Roben, der andere nur mit einem weißen Handtuch bekleidet. Man muss kein Experte sein, um herauszufinden, wen sie darstellen.
Jeongguk rechnet damit, dass Yoongi sich über ihn lustig machen wird. Ihm vielleicht sogar noch Punkte dafür abzieht, dass er sich unerlaubterweise im Bad der Vertrauensschüler eingefunden hat. Eine Retourkutsche für seinen plötzlichen und überstürzten Abgang. Er betrachtet das Bild intensiv und mit skeptisch erhobener Augenbraue. Yoongi beobachtet nur ihn (das entgeht Jeongguk nicht, obwohl er seinen Blick nur aus dem Augenwinkel heraus wahrnimmt).
Die verzauberten Männer treffen sich in der Mitte der Brücke und fallen sich gegenseitig in den Arm. Sie schenken sich einen leidenschaftlichen Kuss, der genauso romantisch anmutet, wie die Stimmung des Bildes. Die schwarzgekleidete Figur drückt die andere eng an sich, umschlingt ihn mit beiden Armen, besitzergreifend, aber auch irgendwie beschützend, und selbst nachdem ihr Kuss sich löst, bleiben sie trotzdem eng umschlungen stehen.
Jeongguk kann nicht glauben, was er sieht.
„Hervorragend", lobt da plötzlich eine euphorische Stimme hinter ihnen. „Ganz hervorragend, Mister Min. Und der Zauberspruch? Stumm ausgeführt? Ein wahrlich beeindruckendes Ergebnis! 20 Punkte für Slytherin!"
Professor Dumbledore strahlt über das ganze Gesicht. Seine Augen finden Jeongguks über Yoongis verzaubertes Gemälde hinweg und sie scheinen ihm sagen zu wollen: Da!! Das Licht!! Davon habe ich gesprochen.
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„Ich kann nicht glauben, dass du mich mit Min alleingelassen hast", beschwert sich Jeongguk dramatisch und lässt sich geschlagen auf eines der bequemen Sofas im Gemeinschaftsraum der Gryffindors fallen.
Taehyung und Christopher schieben sich giggelnd neben ihn. Dass auf der schmalen Couch kaum Platz genug für sie drei ist (vor allem, wenn einer von ihnen auch noch liegt), scheint sie dabei kaum zu stören.
„Hast du gesehen...", bringt Taehyung atemlos vor Lachen kaum hervor.
„... wie er immer wieder mit dem Stuhl abgehoben ist...", ergänzt Christopher, nicht weniger erstickt.
„... sobald Seokjin ihn angesprochen hat?" Wieder Taehyung.
Die beiden sind wirklich eine Klasse für sich.
„War nicht zu übersehen", entgegnet Jeongguk trocken. „Ich war live dabei, als Namjoon mir wortwörtlich davongeschwebt ist."
Sein Wortspiel lässt das Schabernack-Duo in grölendes Gelächter ausbrechen. Namjoon sitzt gegenüber von ihnen und seine Gesichtsfarbe macht dem brennenden Feuer hinter ihm beinharte Konkurrenz.
„So schlimm war es nicht.... oder?", möchte er kleinlaut wissen.
„So schlimm war was nicht?"
„Ich hab' mich nicht blamiert... oder?"
„..."
Jeongguk weiß wirklich nicht, was er auf diese Aussage entgegnen soll.
„Nicht mehr als sonst", weiß Taehyung beizusteuern, nachdem er sich wieder ansatzweise beruhigt hat.
„Es war definitiv besser als das letzte Mal, als Seokjin dich im Gang gegrüßt hat und du beim Versuch einer Erwiderung gegen die Wand gelaufen bist."
„Oder als er dich im Unterricht nach einer neuen Feder gefragt hat und du ihm einen ganzen Schwan gegeben hast."
„Oder als du ihn im letzten Winter aus Versehen mit einem Schneeball getroffen hast und ihm danach angeboten hast, dass du als Entschuldigung seine Kleidung und ihn waschen könntest."
„Stopp!", unterbricht Namjoon verzweifelt und vergräbt sein Gesicht zwischen den Händen. „Bitte erinnert mich nicht mehr an diese Geschichten. Ich hatte sie gerade erfolgreich verdrängt."
Jeongguk, der nicht glauben kann, dass das wirklich alles passiert ist, hat keine Worte dafür.
Ich hab' nie mitbekommen, dass Namjoon an Seokjin interessiert ist...
Andererseits hat er sich das bisherige Schuljahr auch ausschließlich auf Yoongi konzentriert.
Mit etwas zu viel Erfolg...
Aber es erklärt natürlich, dass Namjoon ihn hat fallen lassen wie eine heiße Kartoffel, kaum das Seokjin auf der Bildfläche aufgetaucht ist.
Gut gespielt, Yoongi Min, muss Jeongguk zugeben. Zumindest gedanklich. Und die Erinnerung daran, wie Yoongi kurzzeitig sein Pokerface verloren hat und hochrot (für seine Verhältnisse) (realistisch betrachtet hatten seine Wangen nur endlich mal eine gesunde Farbe) angelaufen ist, als Professor Dumbledore ihn überschwänglich für seine romantische Interpretation der Aufgabe lobte, macht es etwas leichter.
„Trotzdem, um mal zurück zum Thema zu kommen", muss Jeongguk einwerfen. „Hättest du mich nicht einfach mit der Schlange alleinlassen dürfen."
„Warum nicht?", will Taehyung wissen. Seine Augen sind groß und unschuldig, ausnahmsweise sogar aufrichtig dabei. Er weiß es wirklich nicht. „Ihr arbeitet doch in Zaubertränke auch zusammen."
„Sorry", entschuldigt sich Namjoon mit einem linkischen Lächeln. „Wenn Seokjin vor mir steht, weiß ich manchmal nicht, wo mir der Kopf steht..."
„Das trifft es...", brummt Jeongguk, immer noch unzufrieden, aber schon lange nicht mehr wirklich wütend.
„Aber Taehyung hat Recht. Ihr arbeitet sonst auch zusammen. Warum war es diesmal anders? Ist etwas vorgefallen?"
Natürlich kann Namjoon eins und eins zusammenzählen. Jeongguks Verschwinden am Sonntag, die plötzliche Krankheit am Montag und der überraschende Widerwillen am Dienstag. Mhm...
Nicht besonders unauffällig, Jeongguk Jeon, muss Jeongguk sich selbst tadeln. Wäre er noch in Slytherin, würde man ihn für seine fehlende Raffinesse nicht nur tadeln, sondern bestrafen. Beim Gedanken daran verzieht er automatisch das Gesicht. Der Gedanke an die Vergangenheit (hier: Zukunft) ist wahrlich kein Schöner.
Seine Freunde interpretieren seine Grimasse jedoch als Zustimmung zu Namjoons Frage: Ja, es ist etwas vorgefallen...
„Willst du drüber reden?", will Christopher, überraschend empathisch, wissen. Wenn es drauf ankommt, sind die Beiden eben doch nicht nur Quatschköpfe, sondern echte Freunde.
„Nein...", sagt Jeongguk, der nicht weiß, wie er seinen Zwiespalt erklären soll, ohne zu viel zu verraten. „Besser nicht."
„Manchmal hilft es, mit seinen Freunden über Probleme zu reden", versucht auch Namjoon ihn zu ermutigen.
Taehyung blickt erst schweigend in die Flammen, dann zu Jeongguk. Seine Augen haben die Wärme des Feuers in sich aufgenommen und lodern genauso hell.
„Unabhängig davon, was passiert ist", beginnt er langsam, überlegend, „ist es trotzdem eine positive Entwicklung, dass ihr so viel Zeit miteinander verbringt. Ich weiß, du kennst Yoongi ja noch nicht so lange, aber bevor du hergekommen bist, war er wirklich gruselig. Noch viel gruseliger, als er jetzt ist. Hat sich ständig zurückgezogen, in der Bibliothek hinter den Büchern aus der Verbotenen Abteilung verkrochen, immer auf der Suche nach irgendetwas... Großem. War immer unzufrieden. Hat man ihm deutlich angemerkt. Aber jetzt... jetzt sucht er nur noch nach dir. Und ich glaube, dass das gut ist. Für ihn. Und hoffentlich auch für dich."
Ob das gut für Jeongguk ist, dass Lord Voldemort rein objektiv besessen von ihm ist?
Wenn ich das nur wüsste...
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Ihr merkt, die Kapitel werden ein bisschen länger...
... aber wir nähern uns dem Ende (nur noch 6 Kapitel!!) und ich weiß nicht, wie ich alles, was ich noch vorhabe, unterbringen soll. xD
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