12. Türchen

⊱ ────── ⋅ ۞⋅ ───── ⊰

12. 

Yoongi Min ist ein Monster. Er ist Lord Voldemort.

Es ist so leicht zu vergessen, wenn man ihn so sieht wie jetzt. Mit 18 Jahren, in seinem letzten Jahr von Hogwarts, wie er auf einer Lichtung im verbotenen Wald steht und Abendrotblumen pflückt, während das Abendrot selbst ihn goldwarm färbt.

Es ist unfair. Wirklich. Er ist so schön, dass es weh tut. Buchstäblich. Jeongguk schämt sich für ihren vorherigen Moment und seine Schwäche und muss sich daran erinnern, dass für Yoongi das alles nur ein Spiel ist. Er hat keine Gefühle, hegt keine Sympathien, nur Absichten mit egoistischem Interesse und Jeongguk muss noch herausfinden, welches davon in ihrer Interaktion für Yoongi dahintersteckt.

„Weißt du, was amüsant ist?", fragt Yoongi plötzlich. Er blickt nicht einmal auf, sondern verweilt weiter in seiner gebückten Körperhaltung, streicht sanft über die Blütenblätter, den Stiel hinab, bevor er die Blumen aus der Erde reißt.

„Nein", weiß Jeongguk nicht, aber fühlt sich durch die Aussage zumindest daran erinnert, dass seine Aufgabe nicht aus Beobachten besteht, sondern er Yoongi beim Pflücken helfen sollte, wenn er nicht will, dass sie noch länger im verbotenen Wald verharren.

„Wirst du es mir erzählen?", fragt er nach, nachdem Yoongi sich eine Weile in Schweigen gehüllt hat und sie gemeinsam, aber jeder für sich, die Abendrotblumen gesammelt haben.

„Willst du es denn wissen?"

„Ich würde sonst nicht fragen, oder?"

„Vielleicht", stimmt Yoongi zu, „vermutlich."

„Also?"

„Beantwortest du mir eine Frage, nachdem ich deine beantwortet habe?"

Ein Deal, natürlich. Wie könnte es auch anders sein? Ein dunkler Lord handelt immer nur so, dass es zu seinem Vorteil gereicht...

„Okay", stimmt Jeongguk zögernd zu. In seinem Kopf geht er die Möglichkeiten durch, was Yoongi ihn fragen könnte (zu viel) und was er nicht beantworten kann (ebenfalls zu viel) und was er stattdessen tun könnte (ausweichen? Ablenken? Oder ich muss doch versuchen, ihn frühzeitig loszuwerden...).

„Ich vertraue auf dein Wort, Jeongguk", betont Yoongi, als könnte er seine Gedanken lesen (kann er nicht, Jeongguks Okklumentik-Schilde sind in seiner Gegenwart immer in Alarmbereitschaft und infolgedessen – vollkommen intakt).

„Das kannst du – Gryffindor-Ehre und so..." Aber Jeongguk ist auch Slytherin, zwar unfreiwillig, aber trotzdem den Großteil seiner Schullaufbahn gewesen...
„Also? Was findest du so amüsant?"

„Unser erstes Treffen", beginnt Yoongi und dieser Beginn lässt Jeongguk stutzig zurück. Damit hat er nicht gerechnet. „Du hast danach Abstand von mir genommen und erklärt, dass du erst recherchieren musstest, ob ich eine Veela bin."

„Und? Du hast mir schon mitgeteilt, wie sehr dich mein Gedankengang erheitert hat..."

„Nein, das meine ich nicht. Aber...", und Yoongi zögert, aber vermutlich nur, um den Effekt seiner folgenden Aussage zu verstärken. „... ich habe das selbe gedacht. Und das selbe getan."

„Was?", fragt Jeongguk schockiert und weil es so abstrus ist, muss er sich rückversichern: „Du hast gedacht, ich bin eine Veela?"

Yoongi blickt ihn nicht an, immer noch nicht, seine ungeteilte Aufmerksamkeit liegt auf den Abendrotblumen und das Abendlicht malt verliebte Schatten auf seine lieblichen Gesichtszüge.

„Nur für einen Moment."

„Warum??"

„Du bist schön, Jeongguk", erklärt Yoongi mit dieser ruhigen und gelassenen Tonlage, als würde es ihn selbst überhaupt nicht betreffen, worüber sie sprechen. „Warum sonst sollte man jemanden für eine Veela halten?"

„Weil man sich zu ihr hingezogen fühlt?"

Jeongguks Herz stoppt, dann überspringt es einen Schlag, stoppt, wie, um sich zu sammeln, und schlägt in dreifacher Geschwindigkeit weiter, als könnte es den angerichteten Schaden dadurch wieder gut machen.

„Fühlst du dich zu mir hingezogen??" 

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top