22. Türchen

Kurz vorab: Gestern hat ein Teil des Türchens gefehlt. Das habe ich zwar noch korrigiert, aber falls ihr es nicht mitbekommen haben solltet, geht nochmal eins zurück und lest den Anfang von 21 :)

-- -- -- -- --

Harry nimmt sich sein Handy. Louis will es nicht zugeben, aber er merkt es. Glaubt Louis, dass er es nicht wüsste? Er fragt ihn nicht, er würde es sowieso nicht zugeben. Stattdessen hält er das Handy so, dass Louis den Chat sehen kann. Er schaut sowieso hin. Um es nicht zu tun, ist er viel zu neugierig.

Me: Hi Jack, wie du weißt, habe ich im Moment viel mit dem Fall zu tun. Ich weiß mittlerweile ehrlichgesagt nicht mehr, ob es so eine gute Idee ist, uns danach noch zu treffen. Bei mir hat sich einiges ergeben. Du bist ein netter Kerl, versteh das nicht falsch, aber ich glaube, das mit uns würde nicht funktionieren...

„Stopp!"

Harry nimmt seine Daumen vom Bildschirm. „Was ist? Soll ich ihm das nicht schreiben?"

„Doch. Nein. Warte, mal kurz", sagt Louis und nimmt Harry das Handy aus der Hand. Er liest den Chat. „Du hast ihm von dem Fall erzählt?"

„Nur dass ich daran arbeite. Keine Details, ich bin doch nicht blöd. Außerdem wusste er das seit der Kneipe schon", antwortet Harry ihm irritiert. Das ist doch für Louis nichts Neues, wieso reagiert er so?

Louis tippt das Profilbild an. Er mustert Jack. Es ist ein normales Foto, nichts Besonderes.

„Ist das in London?", überlegt er laut. Harry zuckt mit den Schultern. „Kann schon sein, wieso ist das wichtig?"

Louis macht einen Screenshot, sodass er ans Foto heranzoomen kann. Er sieht es genau an.

„Was wird das?", fragt Harry ihn irritiert.

„Das ist die Uni, oder?"

„Ich glaube schon, wieso?"

Louis zoomt einen Ausschnitt heran. Er zoomt direkt auf Jacks Hals.

„Und jetzt?", will Harry wissen. Louis kann nicht fassen, dass er das nicht sieht.

„Bemerkst du es nicht? Oder starrst du nur auf seinen Mund?" Er verändert den Ausschnitt, als er die Worte ausspricht. Harry setzt sich auf und Louis rutscht von ihm herunter. „Was soll der Mist? Wieso sollte ich das tun?"

Louis presst die Lippen zusammen. „Sorry. Das war dämlich."

„War es allerdings."

„Schau mal hier", sagt Louis nun gefasster.

„Das ist ein grüner Schal. Und?", fragt Harry und sieht Louis abwartend an. Ein bisschen grüner Stoff blitzt unter dem Kragen der Jacke hervor. Das ist nichts Besonderes.

„Was wissen wir über Jack?"

„Dass er studiert offenbar und in der Kneipe war", meint Harry schulterzuckend. „Und schätzungsweise steht er auf Männer."

„Und wenn nicht?"

„Willst du gerade sagen, dass..."

„Was ist, wenn es so ist?", will Louis wissen und seine Gedanken überschlagen sich. Scheiße, wenn das stimmt... Nein, darüber will er gar nicht nachdenken.

„Er hatte ein Bier in der Hand, aber das war noch voll. Er hat nichts getrunken. Und er war allein in dieser Kneipe. Einer Studentenkneipe. Das Bild ist aus dem Sommer, es ist nicht gänzlich aktuell. Und er trägt einen dunkelgrünen Schal." Louis verändert noch einmal den Bildausschnitt. „Er hat große Hände, findest du nicht?"

„Ein bisschen, aber das ist kein Beweis", entgegnet Harry zögerlich. Das hier sind Spekulationen, nichts weiter.

„Er war super charmant. Er ist sonst nicht sonderlich aufgefallen und am liebsten hätte er dir direkt einen Drink ausgegeben."

„Ich bin kein Student, ich passe nicht ins Muster."

„Du bist Polizist und arbeitest an dem Fall."

„Bist du sicher, dass diese Vermutung nicht daher kommt, dass du eifersüchtig bist?"

„Ich bin nicht blöd. Ich kann das eine von dem anderen unterscheiden."

Harry seufzt. Er bezweifelt in diesem Moment stark an, dass Louis das wirklich kann. „Was hältst du davon, wenn ich mich mit ihm treffe?"

„Nein."

„Lass mich aussprechen. Kein Date. Einfach ein Treffen. Ich werde mich mit ihm unterhalten und herausfinden, ob er wirklich ein Sadist ist. Wenn es stimmt und er mit gegenüber etwas Verdächtiges erwähnt, werde ich das mitbekommen."

„Ich halte nichts von der Idee. Das ist dumm. Du kannst dich nicht mit so jemandem treffen", widerspricht Louis.

„Das ist mein Job."

„Nur als Job."

„Versprochen."

„Mhm." Louis ist nach wie vor nicht wirklich begeistert von dieser Idee. In der Theorie weiß er, dass Harry recht hat, aber der Gedanke, dass er sich mit einem Mörder trifft, lässt seinen Körper erschaudern. „Nur mit Funkübertragung."

„Okay", stimmt Harry zu und Louis nickt leicht. Dann lächelt er schief und versöhnlich. „Irgendwie hoffe ich, dass ich mich irre und irgendwie wäre es gut, wenn ich es nicht tue. Dann hätten wir endlich den Täter."

„Wir werden sehen, was passiert und..."

Plötzlich klopft es an der Scheibe. Sie beide zucken erschrocken zusammen. „Fuck!", flucht Louis laut. Harry öffnet das Fenster ein kleines Stück.

„Hallo?"

„Hi, soll ich Ihnen helfen?" Vor ihnen steht ein Herr, vielleicht um die 50. Er hat eine Taschenlampe in der Hand und man erkennt, dass es nicht mehr schneit. „Ich bin mit meinem Trecker hier. Sie stehen auf meinem Feld. Ich könnte sie rausziehen, ich gehe davon aus, dass sie feststecken, oder?"

„Ja, allerdings", antwortet Harry freundlich. „Vielen Dank, wir setzen uns sofort wieder nach vorne." Harry macht das Fenster wieder zu und nimmt sich sein Shirt.

„Scheiße, du bist halb nackt", bemerkt Louis dann. Er hatte da gar nicht mehr dran gedacht.

„Ach was", antwortet Harry und angelt nach der Hose. Sie ziehen sich schnell wieder an und Louis klettert nach vorne. Harry steigt hingegen aus und gibt dem Mann die Hand.

„Vielen Dank. Wir sitzen hier schon seit Stunden fest."

„Es schien, als hätten sie die Zeit gut genutzt", antwortet dieser amüsiert. Harry zuckt mit den Schultern. „Es kommt nicht oft vor, dass wir Zeit für uns haben. Ich heiße übrigens Harry."

„William", antwortet der Mann und hievt eine Kette von seinem Trecker. Er befestigt sie an Harrys Dienstwagen und nickt zufrieden. „Setzen sie sich wieder rein. Ich ziehe sie raus."

Es dauert ein paar Minuten, aber schließlich steht das Auto wieder auf der Straße.

„Vielen Dank, William. Wir sind Ihnen was schuldig", bedankt Harry sich durchs Fenster. „Kein Problem. Kommen Sie gut nach Hause."

„Fahren wir nach Hause?" fragt Louis, als sie vorsichtig die Landstraße Richtung London weiterfahren.

„Wir brauchen Schlaf. Auf jeden Fall. Soll ich dich bei dir absetzen?"

Louis nickt. Er möchte duschen und will in sein Bett. Es reicht hoffentlich, wenn sie um zehn auf der Wache sind. Dann hat er jetzt noch etwa drei Stunden zu schlafen.

„Ich schreibe Jack morgen früh, ob wir uns treffen.Den Rest besprechen wir später, okay?"

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top