21. Türchen
Ihre Beine berühren sich. Das macht es für Louis definitiv nicht besser. Nein, er wird nur noch unruhiger. Bewusst hat er keine Ahnung, was er machen soll, aber unterbewusst – das ist etwas anderes. Unterbewusst weiß er ganz genau, was er möchte. Genau deswegen handelt sein Körper, ohne seinem Verstand Bescheid zu sagen. Er rutscht ein bisschen näher. Harry ist einen kurzen Moment skeptisch. Kann Louis ihm bitte vorher sagen, was er vor har? Louis denkt gar nicht dran. Seine Gedanken sind so wirr und schnell, dass es ihm vorkommt, als würde er gar nicht mehr denken. Vielleicht ist es blöd, was er gerade tut, aber das kümmert ihn gerade nicht.
Er kniet sich hin und kommt Harry näher. Sein Herz schlägt ihm bis zum Hals.
„Louis...", sagt Harry leise und sein Blick fällt auf seine Lippen. Fuck. „Wir können nicht..." Was können sie nicht? Er weiß es nicht mehr. In dem Moment, als Louis ihn küsst, weiß er gar nichts mehr. Einen kurzen Moment halten sie beide inne. Louis zieht sich zurück und sieht ihn mit großen Augen an. Verdammt. Er möchte etwas sagen, sich entschuldigen oder so etwas, aber kein einziges Wort verlässt seinen Mund. Was war das gerade? Hat er das gerade wirklich getan? Er blinzelt einmal, dann noch einmal. Es ist still zwischen ihnen und sie sind nur wenige Zentimeter voneinander entfernt.
Harry legt seine Hand an Louis' Nacken und zieht ihn wieder zu sich. Louis seufzt auf und küsst Harry. Und wie er ihn küsst. Harry zieht die Decke weg und legt seine freie Hand dann auf Louis' Hüfte. Bestimmt aber nicht drängend leitet er ihn näher zu sich heran. Louis schwingt ein Bein über ihn und nun kann Harry ihn auf seinen Schoß ziehen.
„Harry..."
„Nicht reden", antwortet er Louis. Er will ihn gerade küssen, so viel küssen. Louis hat absolut nichts dagegen. Seine Finger gleiten in Harrys Haare und ziehen leicht daran. Seine Haare sind so weich, wie macht er das nur? Louis leckt sanft über Harrys Lippe. Die Antwort darauf ist ein Zungenkuss, von dem Louis schwindelig wird. Holy. Harry kann verdammt gut küssen. Er will mehr, er braucht mehr. Harry greift um Louis' Hüfte und hält ihn eng bei sich. Er streicht gleichzeitig mit dem Daumen über Louis' Wange. Sein Gesicht ist warm und er spürt den kurzen Drei-Tage-Bart unter seiner Fingerspitze. Sein Schwanz zuckt. Fuck. Wie Louis sich auf ihm bewegt, wie er ihn küsst, macht ihn verrückt. Er bewegt seine Hüfte gegen seine und presst sich an ihn. Im Auto ist es schlagartig zehn Grad wärmer. Mindestens.
„Okay?", fragt Louis ihn und zupft an seinem Hemd. Er öffnet den Knopf nicht, bis Harry ihm antwortet. „Ja. Mach", fordert er und zieht das Hemd aus seiner Hose. Er öffnet die Knöpfe von unten, Louis von oben. Recht schnell schiebt Louis ihm das Hemd der Schultern. Das Shirt, das er drunter trägt, stört Louis massiv. Seine Fingerspitzen tauchen unter den Stoff und Harry erschaudert. Louis berührt ihn so sanft, dass sich eine leichte Gänsehaut bildet.
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„Müsliriegel?", fragt Harry und hält Louis einen hin. Er selbst hat seinen schon geöffnet.
„Ja. Ich brauche ein bisschen Energie", antwortet Louis unbedacht und Harry fängt an zu lachen. „So gut?"
„Definitiv", erwidert er und zögert kurz. Harry hat sich wieder hingelegt. Ein Bein hat er angewinkelt, das andere einigermaßen ausgestreckt, sodass der Fuß im Fußraum ist. Louis sitzt dazwischen. Kurzerhand beschließt er, dass es jetzt auch schon egal ist, was er macht. Es wird schon nicht komisch werden. Also rutscht er erst ein Stück zurück und legt sich dann auf Harry, dessen nackter Oberkörper schön warm ist. Danach angelt er nach der Decke und legt sie über sie beide. Er hört Harrys Herzschlag in seiner Brust und spürt, wie sein eigener schneller wird. Wer hätte gedacht, dass sie sich einmal so nah sein würden? Er definitiv nicht.
„Gemütlich?", fragt Harry und streicht ihm durch den Haare. Louis beißt von dem Riegel ab, den er mittlerweile von Harry bekommen hat und nickt. „Schon. Es ist schön warm." Und das, obwohl wir beide nur unsere Shorts tragen, schießt ihm durch den Kopf. Er spricht es nicht aus.
„Ist es denn okay?", fällt ihm dann ein und er spürt, wie seine Wangen ein bisschen wärmer werden. Hätte er lieber fragen sollen, ob er sich auf ihn legen kann?
„Sonst hätte ich etwas gesagt, keine Sorge", antwortet Harry ihm schmunzelt und dreht eine Haarsträhne um seinen Finger. Er mag Louis' Haare. Sie sitzen am besten, wenn sie ein bisschen wuschelig sind. Das ist meistens erst nachmittags der Fall, wenn er sie sich so oft aus der Stirn gestrichen hat, dass das Haarspray nicht mehr ganz so gut hält. Oder das Wachs, Harry ist sich nicht ganz sicher, was er benutzt. Als er weiter Louis' Kopfhaut krault, seufzt dieser leise auf.
„Gut?", fragt Harry ihn und Louis nickt leicht. „Nicht aufhören."
„Schläfst du gerade etwa ein?"
„Niemals. Ich doch nicht. Wir sind im Dienst", widerspricht er sofort, gähnt dann aber.
„Du kannst ruhig schlafen."
„Nur eine Stunde."
„Ich wecke dich."
„Tust du nicht."
„Nein, tue ich nicht", bestätigt Harry und zieht die Decke ein bisschen höher. Es ist noch wohlig warm im Auto und unter der Decke sowieso. Harry legt seinen Kopf zurück auf seine Jacke und sieht an die Decke des Autos. Sollte es seltsam sein, so mit Louis hier zu liegen? Heute Morgen hätte er definitiv mit ja und einem großen Ausrufezeichen geantwortet. Jetzt gerade? Er braucht nicht darüber nachzudenken, er kennt die Antwort schon längt. Er wusste es in dem Moment, in dem Louis ihn geküsst hat.
Ob Louis wirklich schläft, weiß er nicht genau. Er atmet ruhig und hat die Augen geschlossen. Er bewegt sich kaum und hat den Mund leicht geöffnet. Harry denkt trotzdem nicht, dass er richtig schläft. Er selbst schließt ebenfalls die Augen, aber seine Gedanken sind zu laut. Sie schweifen zu dem Fall zurück. Er geht gedanklich die Tafel in der Wache durch und das Gespräch von heute Nachmittag. Sie brauchen ein Bild. Flynn könnte sonst wie aussehen. Er könnte sich die Haare gefärbt haben und einen Bart tragen und eine Brille. Er wäre nicht wiederzuerkennen. Harry sieht auf sein Handy. Kein Empfang. Nichts. Er seufzt leise und legt es wieder weg.
„Alles okay?", hört er Louis leise fragen.
„Alles gut", antwortet er und streicht wieder durch dessen Haare. Es ist vier Uhr nachts und sie sind immer noch hier. Mit etwas Glück sind die morgen um acht oder um neun wieder auf der Wache.
„Harry?"
„Mhm?"
„Was ist mit diesem Jack?"
Irritiert hält Harry inne. Wo kommt dieser Frage jetzt her?
Louis merkt, dass Harry sich anspannt und setzt sich auf. Er greift sich sein Shirt und zieht es sich über. Sie müssen gleich die Heizung noch einmal aufdrehen. Harry sieht zu, wie er sich wieder anzieht.
„Mir ist ein bisschen kalt", schiebt er ein. Er möchte nicht, dass Harry dadurch jetzt das Gefühl bekommt, er würde etwas bereuen. Das tut er ganz und gar nicht. Dennoch möchte er wissen, was mit Jack ist. Diesem komischen Kerl aus der Bar, der sich einfach so Harrys Nummer geangelt hat.
„Was soll mit ihm sein?"
„Triffst du dich mit ihm? Oder... schreibt ihr nur?" Louis verzieht nervös den Mund. Er mag dieses Thema nicht, aber keine Antwort zu bekommen würde ihn wahnsinnig machen.
„Wir schreiben bisher nur", antwortet Harry ihm. Das ist gut, oder? Louis ist sich nicht ganz sicher. Er weiß allerdings, dass er Jack nicht leiden kann.
„Okay."
„Okay?"
„Was soll ich sonst dazu sagen? Ich dachte nur, ihr hättet euch schon getroffen?"
„Im Moment? Wohl kaum. Ich meinte zu ihm, dass wir das machen können, wenn der Fall abgeschlossen ist. Er hat Verständnis dafür."
Louis würde am liebsten die Augen verdrehen und einen dummen Spruch bringen, aber er lässt es. Er ist viel zu sehr damit beschäftigt, herauszufinden, was diese Antwort mit seiner Gefühlswelt anstellt. Es ist auf jeden Fall nichts Gutes.
„Ich weiß nicht, ob ich ihn treffen werde."
„Mhm."
„Sonst hätte ich dich nicht geküsst. Das wäre nicht fair gewesen."
„Du hast an ihn gedacht, als wir uns geküsst haben?"
Harry lacht leise und schüttelt den Kopf. Louis sieht ihn skeptisch und prüfend an
„Ich habe vorhin darüber nachgedacht. Ich fand Jack attraktiv und charmant, aber das heißt nicht, dass ich mich in ihn verliebt habe. Und ich hätte dich definitiv nicht zurückgeküsst, wenn ich Gefühle für Jack hätte. Das wäre euch beiden gegenüber ziemlich mies gewesen."
„Und du wirst dich weiter mit Jack treffen?"
„Was möchtest du mir sagen, Louis?" Harry provoziert ihn, das wissen sie beide. Louis schnaubt, aber Harry wartet geduldig ab, bis Louis die Stille satt hat und ihm antwortet. Natürlich weiß Louis ganz genau, dass er das extra macht. So sind sie eben.
„Ich will eigentlich nicht, dass du dich mit Jack triffst. Nicht, nach heute Nacht."
„Du mochtest ihn in der Kneipe schon nicht."
„Und?"
„Und ich glaube, du warst eifersüchtig."
„War ich nicht!"
„Doch", grinst Harry wissend und Louis verdreht die Augen. Er war überhaupt nicht eifersüchtig. Was ein Bullshit. Wieso sollte er eifersüchtig sein, nur weil Harry irgendeinem Kerl seine Nummer gibt? Jetzt wäre das vielleicht etwas anderes, aber in der Kneipe vor einigen Tagen? Nein, er war nicht... mhm.
„Sag ich doch."
„Ich nichts gesagt!" Louis sieht ihn irritiert an.
„Musst du nicht. Ich kenne dich lange genug."
„Und deshalb weißt du, was ich denke?"
„Was glaubst du, wieso wir uns gegenseitig immer derart provozieren konnten? Du weißt genauso gut, was ich denke, wie andersherum."
Dagegen kann Louis nichts sagen. Er zuckt mit den Schultern und gibt Harry nur in Gedanken recht. Das muss reichen. Wenn er Kerl wirklich meint, er wüsste, was in seinem Kopf herumschwirrt, dann wird er es ja mitbekommen haben.
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