»Eisige Tiefen«

Eine Kurzgeschichte aus dem Genre Abenteuer vom Adventskalender Team

Triggerwarnungen: Keine

❄️ ❄️ ❄️ ❄️ ❄️

Die kalte, klare Luft schnitt wie ein Messer, als das Team aus fünf Abenteurern den Eingang zur gefrorenen Höhle erreichte. Ein klaffendes, von blauem Eis umrahmtes Loch im Hang des arktischen Gebirges öffnete sich vor ihnen. Der Legende nach sollte sich hier der Schatz des verschollenen Entdeckers Alaric Frost befinden – eine Sammlung unermesslicher Reichtümer, die angeblich das Geheimnis ewiger Energie barg. Doch niemand, der diese Höhlen betreten hatte, war je zurückgekehrt.

»Wir sollten nicht zu lange zögern«, sagte Elena, die Anführerin der Gruppe, und klopfte den Frost von ihrer Stirnlampe. Ihre braunen Augen funkelten entschlossen. »Die Temperatur sinkt weiter, und der Sturm wird uns bald einholen.« Die anderen nickten schweigend und folgten ihr in die Tiefe. Jeder Schritt knirschte laut über den gefrorenen Boden, während der Lichtkegel ihrer Lampen die Eishöhlen in ein gespenstisches Leuchten tauchte. Die Schatten an den Wänden schienen zu tanzen, und das Echo ihrer Schritte verwandelte die eisigen Tunnel in ein Labyrinth aus Geräuschen.

Der erste Teil ihres Weges führte durch enge Gänge, in denen die Luft schwer und das Atmen schwierig war. Die Höhlenwände waren glatt wie Glas, überzogen mit Jahrhunderte altem Raureif. Immer wieder hielt das Team inne, um die Frostschichten zu untersuchen, die wie eingefrorene Wellen an der Wand klebten. Plötzlich blieb Jonas, der Kartograf, stehen. »Hier, seht euch das an«, rief er und deutete auf eine Reihe merkwürdiger Symbole, die ins Eis eingraviert waren. Runen, alt und geheimnisvoll, schimmerten schwach im Licht. Elena trat näher, während sie den Text studierte.

»Das sind Warnungen«, sagte sie schließlich leise. »'Der Weg ist verschlossen. Nur der Würdige mag eintreten.'« Ihre Stimme hallte zwischen den Wänden wider. »Was immer das heißt – wir sollten vorsichtig sein.«

Die Expedition drang tiefer vor. Die Temperatur sank rapide, und das Gefühl der Beklemmung wuchs. Der Weg wurde zunehmend beschwerlicher, als sie durch einen Tunnel krochen, dessen Wände von eisigen Dornen gesäumt waren. Der Klang von tröpfelndem Wasser und das dumpfe Knacken des Eises begleiteten sie. In einer besonders engen Passage musste das Team ihre Rucksäcke abnehmen und auf allen Vieren durch den schmalen Spalt kriechen. Dabei schabte das Eis an ihren Kleidern, und ein falscher Griff hätte fatale Folgen gehabt.

Nach Stunden erreichten sie eine gigantische Halle, deren Wände von eisigen Kristallen bedeckt waren. Die Kristalle reflektieren das Licht ihrer Lampen in unzähligen Farben, sodass die Halle wie eine Kathedrale aus gefrorenem Licht wirkt. In der Mitte erhob sich ein steinerner Sockel, umgeben von einem gefrorenen See, dessen Oberfläche glatt und makellos wirkte. Darauf lag eine seltsam schimmernde Kugel – der sagenumwobene Schatz Alaric Frosts?

»Das ist es!« rief Zara, die Historikerin, ihre Stimme vor Aufregung bebend. Sie lief vor, doch Elena packte ihren Arm. »Warte! Etwas stimmt hier nicht.« Kaum hatte sie das gesagt, als ein lautes Knacken durch die Halle hallte. Die Temperatur schien plötzlich zu steigen, und der Boden unter ihnen begann zu beben. Das Wasser unter der Eisdecke des Sees schien zu brodeln, und dünne Risse zogen sich durch die gefrorene Oberfläche.

Aus den Wänden brach ein Schwall aus Eis und Schnee, der sich wie lebendig zu bewegen schien. Eine gigantische Gestalt, geformt aus gefrorenem Wasser und frostigem Wind, erhob sich vor ihnen. Ihre Augen glühten in einem unnatürlichen Blau, und ihre Stimme war ein dröhnendes Heulen: »Wer wagt es, meinen Frieden zu stören?«

Die Gruppe wich zurück, ihre Lampen flackerten hektisch. Elena trat mutig vor. »Wir suchen nur die Wahrheit – und den Schatz, den Alaric Frost hinterlassen hat.« Die Kreatur schien einen Moment zu zögern, bevor sie antwortete: »Nur der, der bereit ist, Opfer zu bringen, darf eintreten.«

»Was für ein Opfer?« fragte Elena, doch die Gestalt antwortete nicht. Stattdessen begann der Sockel, auf dem die Kugel ruhte, in goldenem Licht zu erstrahlen. Es war klar, dass sie handeln mussten. Die Luft wurde schwerer, und der Wind, der durch die Halle fegte, schien eine Sprache zu flüstern, die niemand von ihnen verstand.

Die Spannung wuchs. Jonas trat vor. »Vielleicht bedeutet es, dass einer von uns zurückbleiben muss ... oder ...« Er hielt inne und sah seine Gefährten an. Keiner sprach. Die Entscheidung lag in der Luft, schwer wie Blei.

Schließlich sagte Elena: »Wenn es sein muss, werde ich bleiben. Es war meine Entscheidung, uns hierher zu führen.« Ihre Stimme bebte, doch ihre Haltung blieb standhaft. Doch bevor sie etwas tun konnte, trat Zara vor, ihre Miene entschlossen. »Ich werde es tun. Die Geschichte braucht eine Wahrheit, die erzählt werden kann.«

Sie legte ihre Hand auf den Sockel. Ein blendender Lichtstrahl erfüllte den Raum, und die Kugel begann zu schweben. Die eisige Kreatur löste sich langsam auf, während die Wände der Höhle zu zittern begannen. Der Boden unter ihren Füßen vibrierte, und das Knirschen von Eis wurde lauter. Riesige Eisnadeln brachen von der Decke und stürzten krachend zu Boden.

»Lauft!« schrie Elena, und die Gruppe rannte, während die Höhle um sie herum einstürzte. Der Boden krachte hinter ihnen ein, riesige Eisblöcke stürzten von der Decke. Zara blieb stehen, um den anderen den Weg freizuräumen, bevor sie schließlich selbst aus der Halle stürmte. Mit knapper Not erreichten sie den Ausgang, die Kugel sicher in Jonas' Armen.

Draußen drehte sich Elena um. Von der Höhle war nichts mehr zu sehen, nur eine weiße, unberührte Schneelandschaft. Der Schatz war ihr, doch sie wussten, dass er einen hohen Preis gefordert hatte.

In der Stille der arktischen Wildnis sahen sie sich an, wissend, dass das Abenteuer sie für immer gezeichnet hatte. Und in Jonas' Armen glühte die Kugel – ein Versprechen und eine Warnung zugleich. Das Licht der Kugel warf tanzende Reflexionen auf den Schnee, während der Wind leise flüsterte, als wollte er das Geheimnis der Höhle weitertragen.

ENDE