20. Kapitel

Harry erinnert sich an den Tag. Er weiß noch ganz genau, was er zu Niall gesagt hat. Es war so viel mehr als das, was Louis gehört hat. „Nein, das... wieso hast du nicht mit mir gesprochen?" – „So abserviert zu werden, hat mir gereicht. Danke", antwortet Louis knapp. „Louis, bitte!" – „Nein, lass mich!" Er geht zu seinem Auto. Harry läuft hinterher. Er wird das jetzt garantiert nicht so stehen lassen. Er wäre schön blöd, wenn er das täte. Oh Gott, das kann doch nicht wahr sein! „Louis!" – „Geh weg!" – „Louis, du hörst mir jetzt sofort zu!" – „Nein! Ich habe genug von dir!" – „Du bist ein verdammter Idiot! Du bist so ein Sturkopf!" – „Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben!" Louis öffnet die Tür von seinem Leihwagen, um einzusteigen, aber Harry knallt sie direkt wieder zu.

„Was soll das?! Bist du jetzt völlig durchgedreht?!" – „Du hörst mir ja nicht zu!" Sie schreien sich immer noch an. Einige Leute schauen schon, aber das merken sie beide nicht. Louis schnaubt wütend. „Geh mir aus dem weg!" – „Erst wenn du mir zugehört hast!" – „Ich will dir aber nicht zuhören!" – „Doch! Musst du!" – „Sagt wer?" – „Ich!" – „Schön für dich! Mir ist aber egal, was du sagst!"

So wird das nichts. Harry hält einen Moment inne und schweigt. Damit hat Louis nicht gerechnet. Diese Reaktion bringt ihn aus dem Konzept. Wieso sagt Harry auf einmal nichts mehr? Hat er jetzt endlich seine Ruhe? Dann kann er fahren und endlich her verschwinden und... dann sieht er Harry wohlmöglich nicht mehr wieder. Er presst die Lippen zusammen. Harry bemerkt, dass er die Tür nicht öffnet. Abwartend schaut er ihn an. „Also?" – „Was?" – „Meine Fresse. Ich fahre jetzt." – „Nein!" – „Dann sag doch, was du sagen willst. Ich will nicht ewig auf einem verdammten Parkplatz stehen!"

Harry nickt. Er ordnet die Worte – irgendwie zumindest – in seinen Gedanken. „Ich habe mit Niall gesprochen. Ich habe ihm das alles gesagt, aber... uhm... scheiße." – „Scheiße?" – „Du hättest das nicht mitbekommen sollen." – „Ach was. Und dann? Wie hättest du mich dann abserviert?" – „Das hätte ich nicht getan", sagt Harry und wischt sich über die Augen. „Ich wollte dich nicht abservieren. Ich dachte, wir wären zusammen. Ich dachte, du wärst mein fester Freund. Ich weiß, dass wir nie darüber gesprochen haben, aber irgendwann bin ich davon ausgegangen." Er lächelt schief. „Wir hatten nicht einmal einen Jahrestag, also habe ich dich gehen lassen, als du mir gesagt hast, es wäre nur Sex gewesen." – „Worauf willst du hinaus?"

„Ich habe Niall damals gesagt, dass ich einen Plan hatte. Ich wollte... ich dachte..." – „Jetzt sag es doch einfach, so schlimm wird es schon nicht sein", fordert Louis genervt. „Ich wollte dich fragen, ob wir zusammenziehen", sagt Harry zeitgleich. Es ist raus. Er hält die Luft an. Er hat es versaut, oder? Ja, das hat er garantiert. Jetzt ist es völlig aussichtslos. Er hat es vergeigt. Wie eingefroren steht er vor Louis.

„Was?", fragt dieser irritiert. Das kann nicht sein, das hat Harry sich doch gerade ausgedacht. Er lügt, das muss er. „Ich wollte mit dir zusammenziehen. Wir hatten beide das erste Mal feste Gehälter und gute Jobs. Mit meinen Büchern lief es richtig gut und... ich habe Niall gesagt, dass ich denke, dass das mit uns etwas Festes ist, etwas mit Perspektive und dass ich den nächsten Schritt wagen möchte. Mit dir. Ich habe gesagt, dass ich etwas Neues möchte. Damit meinte ich nicht, dass ich dich ersetzen will, sondern, dass ich eine große Wohnung für uns beide will, mit einem Arbeitszimmer für mich und was auch immer du haben willst. Darüber haben wir an dem Abend gesprochen." Harry schnieft und zuckt unbeholfen mit den Schultern. „Kurz danach hast du mir gesagt, dass das zwischen uns nur Sex gewesen sei, ich meine Sachen doch bitte abholen soll und du nach New York ziehen wirst."

Louis weiß nicht, wie ihm geschieht. Das kann nicht der Wahrheit entsprechen. So ist das nicht passiert. Das ist nicht, was er gehört hat. Er hat ganz genau gehört, wie Harry zu Niall meinte, er will etwas Neues probieren. Dass das so nicht weitergeht. Er wollte Louis nicht mehr, er wollte mit ihm Schluss machen. Er ist Harry nur zuvorgekommen. Er schüttelt den Kopf. „Du lügst. Das war so nicht." – „Du kannst Niall fragen." – „Der ist sowieso auf deiner Seite, das zählt nicht." – „Ich habe es sonst niemandem erzählt", antwortet Harry. „Ich wollte erst mit dir sprechen. In meiner Vorstellung hätten wir es unseren Familien und unseren Freunden gemeinsam erzählt." – „Was?" Harry sieht ihn nur an. Er weiß nicht, was er darauf antworten soll.

Louis weiß nicht, wie ihm geschieht. Ihm ist eiskalt und die ganze Palette an Gefühlen, die er besitzt, rast durch seinen Körper. „Du... nein. Du hättest etwas gesagt, wenn es so wäre." – „Wann denn? Als du mir gesagt hast, ich sollte doch bitte meine Sachen aus deiner Wohnung abholen? Oder als du verkündet hast, dass du ans andere Ende der Welt ziehen wirst? Ansonsten haben wir nicht mehr miteinander gesprochen. Von heute auf morgen, war ich vollkommen irrelevant in deinem Leben."

„Ich muss darüber nachdenken." Louis weiß nicht, wie ihm geschieht. Das ist ein schlechter Traum. Wenn es der Wahrheit entsprechen würde, hätte er den Fehler seines Lebens gemacht. Er hätte nie nach New York gehen dürfen. Scheiße, er hätte mit Harry zusammen leben können. Wohlmöglich wären sie inzwischen verheiratet. Louis setzt sich in sein Auto. Harry steht an der Autotür. „Ich verspreche dir, dass es die Wahrheit. Das ist es, was ich Niall gesagt habe und ich hatte keine Ahnung, was du damals gehört und wie du es verstanden hast." – „Ich melde mich", antwortet Louis nur knapp und startet den Motor. 

Harry tritt von dem Wagen weg. Louis fährt weg. Harry hingegen sitzt noch eine Stunde hinter dem Steuer seines eigenen Wagens, bis er sich in der Lage führt, selbst nach Hause zu fahren und seine Pflanzen endlich umzutopfen. Louis meldet sich nicht mehr an diesem Tag. Harry wünscht es sich so sehr, aber er respektiert, wenn Louis Zeit braucht. Die braucht er auch und er weiß, dass es auch besser für ihn ist, über all das nachdenken zu können. 

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Wird Louis sich melden?  Oder war ihm das alles zu viel und er verzieht sich? 

Love, L

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