𝟶𝟻.𝟷𝟸.𝟸𝟶𝟸𝟸 𝐼𝐼 𝑀𝑎𝑛𝑐ℎ𝑚𝑎𝑙 𝑏𝑟𝑎𝑢𝑐ℎ𝑡 𝐹𝑟𝑒𝑢𝑛𝑑𝑠𝑐ℎ𝑎𝑓𝑡 𝑧𝑤𝑒𝑖 𝑣𝑒𝑟𝑠𝑢𝑐ℎ𝑒
Mai_Kawasumi
Fandom: Haikyu!!
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[17.12.2021]
Ich lag gemütlich auf dem Sofa und las in einem Buch, als die Tür aufging und Akaashi von der Arbeit nach Hause kam. Ich wollte ihn freudig begrüßen, doch er war am Telefonieren.
„Ja, ich weiß, dass wir Sonntag zusammen losziehen wollten."
Er seufzte, warf mir einen entschuldigenden Blick zu. „Bokuto, ich kann es doch auch nicht ändern. Ich muss arbeiten. Es tut mir leid."
Ich verstand Bokutos Antwort nicht, aber als ich sah, wie Akaashi sich verzweifelt die Brille hochschob und mit den Fingern in den Nasenrücken kniff, wusste ich, dass es keine verständnisvolle war.
„Können wir nicht noch am Dienstag durch die Stadt ziehen und auf den Weihnachtsmarkt?" fragte Akaashi leise.
Ich setzte mich auf und legte mein Buch an die Seite.
„Ich weiß, dass wir das jedes Jahr zusammen am 4. Advent machen, aber ich schaffe es Sonntag nicht."
Akaashi seufzte und sah traurig aus. Ich konnte verstehen, dass Bokuto nicht glücklich über die Absage seines besten Freundes war, häuften sie sich in der letzten Zeit immer mehr und die beiden unternahmen kaum etwas zusammen. Und diese Mal erwischte es ausgerechnet ihre 4. Advent Tradition. Am verkaufsoffenen Sonntag zusammen durch die Stadt zu schlendern und Weihnachtsgeschenke zu kaufen.
Ich sah meinen Freund auch immer seltener und das, obwohl wir mittlerweile zusammenwohnten.
„Ich mach's," hörte ich mich da sagen. „Ich besorg am Sonntag mit Bokuto die Weihnachtsgeschenke."
Ich biss mir auf die Unterlippe und verfluchte mich dafür, dass meine Zunge mal wieder schneller war als mein Gehirn.
Akaashi sah überrascht auf und hielt seine Hand über den Hörer. „Bist du dir sicher?" fragte er zweifelnd.
Ich nickte zögernd. „Ja."
Wie schlimm konnte es schon werden?
[19.12.2021]
Am Sonntagmorgen weckte Akaashi mich, ehe er zur Arbeit musste. Ich zog die Bettdecke etwas höher und kniff die Augen zusammen, während der Schwarzhaarige sich zu mir hinunter beugte und mir sanft über den Kopf strich.
„Wie spät ist es?" fragte ich verschlafen.
„Erst kurz vor Sieben. Du kannst noch etwas schlafen," antwortete Akaashi und ich konnte sein sanftes Lächeln heraushören. Ich öffnete meine Augen leicht und sah zu ihm auf. „Wann kommt Bokuto?"
„Gegen Elf."
„O-o-okay," stotterte ich, während mich ein Gähnen übermannte. Akaashi beugte sich zu mir hinab und hauchte einen Kuss auf meine Stirn. „Warte heute Abend nicht auf mich, vermutlich wird es spät."
Ich seufzte leise. „Ich werde trotzdem warten."
Ein sanftes Lächeln legte sich auf Akaashis Lippen. „Ich weiß."
Erneut berührten seine Lippen meine Stirn. Er strich eine Haarsträhne hinter mein Ohr und hauchte leise. „Ich liebe dich."
Automatisch zogen sich meine Mundwinkel nach oben. „Ich liebe dich auch."
Dann verließ Akaashi unser Schlafzimmer und ich ließ mich zurück in den Schlaf gleiten.
Gegen Neun Uhr quälte ich mich aus dem Bett, ging duschen und bereitete mich mit viel Kaffee auf den bevorstehenden Tag vor. Es war nicht so, dass ich Bokuto nicht gernhatte, im Gegenteil, ich mochte seine Fröhlichkeit sehr, doch er gab mir oft das Gefühl, dass er mich nicht leiden konnte. Mittlerweile nicht mehr so sehr wie zu Schulzeiten, aber seine aufrichtige Herzlichkeit blieb für mich weiterhin verborgen. Ich hatte keine Ahnung, warum es so war, aber irgendwann hatte ich es einfach akzeptiert und aufgegeben, dass Bokuto und ich richtige Freunde wurden.
Vielleicht war das Adventshopping eine Chance, dass wir uns doch noch ein wenig annäherten.
Kurz vor Bokutos Eintreffen vibrierte mein Handy und auf dem Display erschien Akaashis Name, er hatte mir eine Nachricht geschickt.
Keiji ♡ (10.56Uhr)
Danke, dass du den Tag heute mit Bokuto verbringst.
Das bedeutet mir viel
Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen und als es klingelte, öffnete ich Bokuto strahlend die Tür.
„Hey, hey, hey Zwerg!" rief er laut, schloss mich kurz in seine Arme.
Ich sah ihn mit gerümpfter Nase an. „Du sollst mich nicht Zwerg nennen, das weißt du genau!"
Die Eule grinste unbeirrt weiter, hob einen Arm und wuschelte mir durch die Haare. „Aber du bist sooo klein, du könntest glatt noch als Mittelschülerin durchgehen."
„Ich spreche 5 Sprachen und arbeite erfolgreich als Übersetzerin," grummelte ich leise, drehte mich um und machte mich auf die Suche nach meiner Handtasche, während ich meine Haare mit den Händen glättete. Ich steckte Portemonnaie und Handy hinein, schlüpfte in Schuhe und Jacke und schnappte mir meinen Haustürschlüssel. „Bereit?" fragte ich Bokuto auffordernd. Er grinste und nickte. Ich trat aus der Tür, schloss ab und steckte den Schlüssel zu den anderen Sachen in meine Tasche, ehe ich mir Handschuhe überzog.
„Also, was steht auf dem Programm?" Ich sah Bokuto fragend an.
„Ähm..." er sah mich zögernd an. Dann hellte sich sein Blick auf und er fing an in seinen Jackentaschen zu suchen, bis er schließlich einen Zettel hervorzog und ihn mir reichte.
„Was ist das?" fragte ich irritiert, während ich das Stück Papier auffaltete.
„Der Wunschzettel meiner Freunde und Familie," antwortete Bokuto und beobachtete mich dabei, wie ich mir die Liste durchlas.
Als ich damit fertig war, schluckte ich laut und zwang mich ruhig zu bleiben. „Aber hier stehen ja gar keine richtigen Wünsche drauf..." begann ich ungläubig. „Was Schönes für Neechan ist doch keine Geschenkidee."
Der Grauhaarige legte seinen Kopf schief und sah mich mit seinen Eulenaugen an. „Aber es erinnert mich daran, dass ich etwas für sie besorgen muss. Agaashi hat meistens tolle Ideen."
„Ich..." setzte ich an und sah in seine unschuldigen, goldenen Augen. „...verstehe..." beendete ich lahm den Satz, ließ die Schultern hängen und verfluchte Akaashi innerlich dafür, dass er mich nicht besser auf den Tag vorbereitet hatte.
Nach mehreren Stunden, die wir eigentlich nur ziellos durchs Einkaufszentrum gelaufen waren, war die Bilanz ernüchternd: Es fehlten immer noch drei Geschenke, ich hatte selbst noch gar nichts von meiner Liste besorgt und Bokuto war nun zum vierten Mal an diesem Tag einfach verschwunden, ohne ein Wort zu sagen.
Ich ließ mich seufzend auf eine freie Bank fallen, stützte die Ellenbogen auf den Knien ab und vergrub mein Gesicht kurz in den Händen.
„Anstrengender Tag, was?" sagte eine sanfte Männerstimme und ich spürte, wie sich jemand neben mir auf die Bank fallen ließ. Ich hob meinen Kopf und betrachtete einen Moment den blonden jungen Mann, der mich aus seinen grünen Augen anlächelte.
„Ich... Entschuldigung... aber kennen wir uns?" fragte ich unsicher, verwirrt darüber, dass der Blonde sich einfach neben mich gesetzt hatte.
Er schüttelte den Kopf. „Nein, aber ich habe dich von da drüber gesehen," er zeigte auf eine Stelle vor einem der Geschäfte. „Und du sahst traurig aus. So eine hübsche junge Frau sollte doch nicht traurig sein, so kurz vor Weihnachten."
Misstrauisch zog ich eine Augenbraue hoch. „Funktioniert diese Masche?" fragte ich skeptisch.
Mein Sitznachbar zuckte lächelnd mit den Schultern. „Kommt drauf an..."
„Worauf?"
„Bekomm ich deine Nummer?"
Ich lachte, schüttelte dabei den Kopf, dann griff ich nach meinen Sachen und stand auf. „Nein, aber danke fürs aufmuntern."
Ehe der Blonde noch etwas erwidern konnte, hatte ich mich schon in Bewegung gesetzt.
„HEY HEY HEY!" ertönte es da von weitem. Ich machte mich lang und hielt nach dem Grauhaarigen Ausschau. Er kam aus einer Ecke des Einkaufszentrums auf mich zugelaufen, eine kleine, weiße Papiertüte in der Hand und strahlte mich an.
„Bokuto!" rief ich streng, als wir voreinander stehen blieben. „Wo warst du? Du kannst mich doch nicht immer einfach stehen lassen."
Augenblicklich ließ der Grauhaarige die Schultern hängen und sah mich traurig an. „Aber ich hab eben diesen Stand gesehen und da musste ich sofort hin..." rechtfertigte er sich kleinlaut. Ich blickte ihn weiter ernst an, doch dann seufzte ich, legte den Kopf schief und sah ihn fragend an. „Was für einen Stand denn?"
Auf seine Lippen legte sich ein sanftes Lächeln und seine goldenen Augen erhellten sich. „Hier!" Er hielt mir die kleine Papiertüre entgegen.
Ich zögerte kurz, ehe ich die Tüte entgegennahm und einen Blick hineinwarf. Überrascht zuckten meine Augenbrauen nach oben und mir entfuhr ein leises „Oh."
Lächelnd schloss ich die Augen, erlaubte mir tief durch die Nase einzuatmen und sog den köstlichen Duft des Gebäcks ein.
„Zimtsterne," sagte ich leise, hob den Kopf und schenkte dem Grauhaarigen ein aufrichtiges Lächeln. Bokuto strahlte über beide Ohren.
„JAA!" rief er laut. „Die gab es bei euch früher immer, weil es deine Lieblingskekse zu Weihnachten sind."
Meine Mutter war Musiklehrerin gewesen und eine von Bokutos älteren Schwestern war früher regelmäßig zum Klavierunterricht bei uns zu Hause ein und aus gegangen. Der Grauhaarige war oft dabei gewesen, wenn seine Großmutter kam, um ihre Enkelin abzuholen. Manchmal kam sie auch schon etwas eher, um der Musik noch etwas zu lauschen. Der Eulenkopf hatte die Gelegenheit oft genutzt, um bei uns durchs Haus zu schleichen und sich etwas Essbares zu suchen. Mehr als einmal sind wir uns dabei in der Küche begegnet, wo ich lernte, oder meine Hausaufgaben machte, während meine Mutter unterrichtete. In der Weihnachtszeit stand auf unserem Küchentisch immer ein kleines Schälchen mit Zimtsternen, welche Bokuto jedes Mal bis auf den letzten Krümel genüsslich aufaß.
Erneut hob ich überrascht die Augenbrauen. „D-Das hast du dir gemerkt?" fragte ich stotternd.
Bokuto nickte eifrig, legte eine Hand unter meine, welche die Tüte hielt und schob sie meinem Gesicht etwas entgegen. „Na los! Probier einen!"
Mit zittrigen Fingern griff ich in die Tüte, nahm einen Zimtstern heraus und biss eine Ecke davon ab. Sofort breitete sich der köstliche Geschmack in meinem Mund aus und ein Dutzend Erinnerungen durchflutete mich.
Meine Mutter, wie sie vor Weihnachten immer fröhlich in der Küche stand und die Kekse zubereitete. Meine Mutter, wie sie mich gespielt verärgert wegschickte, wenn ich mich heimlich in die Küche stahl, um Kekse zu stibitzen. Meine Mutter, wie sich mich hinterher lachend die Teigschüssel auskratzen ließ. Meine Mutter, wie sie kleine Zimtsterne in Tüten verpackte und an die gesamte Nachbarschaft und all ihre Schüler verteilte. Meine Mutter, wie sie mich anlächelte, mir an die Nase stupste und „mein kleiner Zimtstern" zu mir sagte.
Eine Träne löste sich aus meinen Augenwinkeln, als ich schließlich den Bissen hinunterschluckte und die Lider wieder hob, aber meine Lippen hielten das Lächeln fest.
Bokuto legte den Kopf schief, ließ seine Schultern hängen und sah mich traurig an. „Schmecken sie nicht?"
„Doch, sie sind superlecker. Ich habe nur..." ich senkte den Blick zu Boden, meine Augenwinkel füllten sich schon wieder mit Tränen.
Unerwartet schlossen sich zwei starke Arme um mich und der Grauhaarige drückte mich fest an seine Brust.
„Tut mir leid," sagte er leise. „Ich dachte nur, so könnte ich dir für heute Danke sagen..."
Ich erlaubte mir, mich kurz an Bokuto festzuhalten und meinen Kopf an seiner Schulter zu verstecken, ehe ich ihn wieder von mir drückte und mir die Tränen mit meinem Ärmel aus dem Gesicht wischte. „Du musst dich nicht entschuldigen, das ist eine total nette Idee gewesen. Es ist nur..."
„Du vermisst sie," fiel der Grauhaarige mir leise ins Wort.
Ich nickte traurig. „Ja... sehr."
„Daran habe ich nicht gedacht..." sagte der Eulenkopf traurig.
„Weißt du, Bokuto," begann ich leise und wischte mir mit einem Finger unter den Augen lang, um eventuell verlaufene Schminke zu entfernen. „Vielleicht solltest du die restlichen Weihnachtseinkäufe lieber am Dienstag mit Keiji erledigen. Mir ist jetzt mehr nach einem Punsch und dabei essen wir diese köstlichen Kekse, okay?"
Der Grauhaarige blickte sichtlich irritiert, doch ehe er etwas sagen konnte, hatte ich mich schon umgedreht und verschwand Richtung Ausgang.
Bokuto holte mich schnell ein und ging stumm neben mir her, warf mir immer wieder besorgte Blicke zu.
Als wir endlich aus dem Einkaufszentrum an die kühle Dezemberluft traten, hakte ich mich lächelnd bei dem Grauhaarigen unter. „Es ist alles in Ordnung. Die Zimtsterne haben nur ein paar Erinnerungen hervorgeholt. Aber schöne."
Bokutos Anspannung löste sich ein wenig und ich konnte spüren, wie seine Schultern sich lockerten, während wir gemütlich zum Weihnachtsmarkt schlenderten.
Dort angekommen fanden wir an einem der Stände einen freien Stehtisch. Bokuto stellte die Einkaufstüten darunter und sah mich an. „Ich hol den Punsch, du wartest hier."
„Okay..." sagte ich zögernd und sah Bokuto hinterher, wie er sich einen Weg an die Theke bahnte.
Während ich wartete, ließ ich meinen Blick gedankenverloren durch die Gegend schweifen. Es war viel los, einige Leute waren allein unterwegs und eilten durch die Stadt während andere in fröhlichen Gruppen umherschlenderten und die Weihnachtsatmosphäre genossen. Gedankenverloren griff ich in die kleine Tüte und steckte mir einen der Zimtsterne in den Mund. Sofort breitete sich der köstliche Geschmack von Weihnachten wieder auf meiner Zunge aus, doch statt Tränen zaubert er mir diesmal nur ein Lächeln auf das Gesicht.
Der Grauhaarige stellte eine Tasse mit dem dampfenden Getränk vor mir ab und der süße Duft des Punsches bahnte sich den Weg direkt in meine Nase. Wir nippten eine Weile schweigend an unseren Tassen, Bokuto tippte dabei nervös mit seinen Fingern auf der Tischplatte herum, während sein Blick durch die Leute glitt und er den Eindruck machte sich nicht wohlzufühlen. Ich beobachtete ihn eine Weile dabei, dann seufzte ich. „Fühlst du dich so unbehaglich, hier mit mir am Tisch zu stehen?"
Augenblicklich hielten Bokutos Finger mit dem Trommeln inne und er sah mich überrascht an. „Was?"
„Du zappelst die ganze Zeit nervös herum und dein Blick gleitet hin und her, du machst den Eindruck, als würdest du gerne wegwollen."
„Ich...nein..." stotterte der Grauhaarige unsicher.
Ich seufzte und klammerte mich mit beiden Händen an der warmen Tasse fest. „Warum kannst du mich so wenig leiden, Bokuto?" fragte ich dann geradeheraus.
„Keiji und ich sind jetzt schon so lange zusammen, aber du und ich sind irgendwie nie... Freunde geworden. Ich... ich habe das Gefühl, du magst mich einfach nicht und ich weiß nicht warum."
Bokuto musterte mich stumm, leerte seine Tasse in einem Zug, ehe er sie zurück auf den Tisch stellte und den Blick auf seine Hände senkte.
„Ich bin eifersüchtig auf dich," sagte er leise, mit hängenden Schultern.
„Was?" fragte ich überrascht.
„Seitdem ihr zusammen seid, verbringt er so viel Zeit mit dir. Die hat er davor mit mir verbracht."
Meine Augenbrauen hoben sich kurz und ich sah Bokuto einen Moment verwundert an, dann lachte ich leise. „Er redet doch immer nur von dir."
„Was?"
„Also, jetzt nicht mehr ganz so viel wie früher. Aber ehrlich gesagt, dachte ich eine ganze Zeit, er würde auf dich stehen. Dass Keiji an Frauen interessiert ist, wurde mir erst klar, als er mich auf ein Date eingeladen hat. Und selbst da hat er immer nur von dir gesprochen. Wie gerne er mit dir zusammen Volleyball spielt, wie toll deine Angriffe sind und sowas. Du warst schon immer der wichtigste Mensch in seinem Leben."
Ein rosa Schimmer legte sich auf Bokutos Wangen und er kratze sich verlegen an der Nase. „Das...wusste ich nicht."
Ich lachte auf, dann nahm ich unsere beiden Tassen. „Ich hol uns mal neuen Punsch."
Aus dem zweiten Punsch wurde ein Dritter, Vierter und Fünfter. Es war, als hätte sich ein Knoten aufgelöst und Bokuto und ich erzählten uns viel, was vielleicht auch ein wenig am Alkohol lag.
„Weißt du, Bokuto," begann ich leise, während mein Zeigefinger über den Tassenrand fuhr. „Ohne Akaashi hätte ich den Tod meiner Mutter nicht überstanden. Er hat mir so viel Kraft geschenkt und war, wann immer es möglich war, für mich da."
Ich hielt kurz inne, hob den Blick und sah den Grauhaarigen mit einem traurigen Lächeln an. „Ich weiß, dass er dich in der Zeit sehr vernachlässigt hat. Das tut mir leid. Aber ehrlich gesagt war ich damals zu egoistisch, um ihn darauf hinzuweisen. Ich brauchte ihn zu sehr. Immer wenn er nicht bei mir war, hatte ich das Gefühl, ich würde ertrinken."
Bokuto hörte mir aufmerksam zu und sah mich dabei nachdenklich an. „Das wusste ich nicht," sagte er dann, als ich geendet hatte.
„Also, klar wusste ich, dass Akaashi dir geholfen hat mit der Trauer fertig zu werden, aber ich wusste nicht, dass es dir so schlecht ging. Ich glaube ich war damals etwas unfair dir und auch Akaashi gegenüber."
Ich schüttelte den Kopf und schenkte meinem Gegenüber ein aufrichtiges Lächeln. „Lass es uns ab jetzt einfach besser machen, ja?"
Bokuto nickte, dann senkte er den Blick und sah auf seine Hände hinab, die auf der Tischplatte ruhten. „Ich war früher immer gerne mit Obaasan bei euch, um Neechan abzuholen. Bei euch fühlte man sich immer willkommen, es war so herzlich alles."
Ich sah ihn skeptisch an. „Du meinst, du fandest es toll, dass es immer etwas zum Essen gab, das du klauen konntest."
Der Grauhaarige lachte laut auf, ehe er wieder ernst wurde. „Das Essen war immer lecker. Aber eigentlich ging es mehr um deine Gesellschaft. Du warst immer so nett zu mir, ich hatte das Gefühl, wir wären irgendwie Freunde. Dann hörte Neechan auf mit Klavierspielen und später in der Schule warst du nun mal eine Klasse unter mir und immer von so vielen Leuten umgeben..."
„Und ich dachte immer, du würdest dich einfach nicht daran erinnern, wie du immer bei mir zu Hause warst, immerhin war das ewig her," entgegnete ich mit einem sanften Lächeln.
Ich legte für einen Moment meine Hand auf Bokutos Unterarm und drückte ihn kurz. Der Eulenkopf räusperte sich, richtete sich auf und griff beherzt in die Zimtsterntüte.
Enttäuscht zog er die Hand wieder heraus. „Schon leer..."
„Wenn du willst, können wir welche backen, ich glaube ich habe alle Zutaten zu Hause."
Bokutos Gesicht hellte sich augenblicklich auf. „ECHT?"
Ich nickte lächelnd, da schnappte sich Bokuto auch schon die Weihnachtseinkäufe und lief los. Ich eilte ihm fröhlich hinterher.
In der Wohnung angekommen, fand ich noch eine Flasche Glühwein, den ich für Bokuto und mich erwärmte, ehe ich dem Grauhaarigen Schritt für Schritt erklärte, wie man den Keksteig zubereitete.
Ich sah Bokuto lächelnd dabei zu, wie er die Sterne ausstach und nippte an meiner Tasse. „Das ist das erste Mal, dass ich die Zimtsterne backe, seit... naja, ihrem Tod," sagte ich leise, doch bevor mich die Traurigkeit übermannte, fing ich laut über Bokutos Anblick an zu lachen. Er versuchte unbeholfen die Sterne von der Arbeitsfläche auf das Backblech zu befördern und einer nach dem anderen verlor dabei seine Form, sodass der Grauhaarige immer deprimierter dreinblickte und ich ihm schließlich zur Hilfe eilte.
„Was ist hier denn los?" fragte Akaashi überrascht, als er zwei Stunden später die Tür zur Küche öffnete.
„HEY HEY HEY!" rief Bokuto da fröhlich und patschte mir mit seinen mehlbestaubten Händen gleichzeitig gegen beide Wangen. Mit zwei weißen Handabdrücken drehte ich mich überrascht zu Akaashi.
„Agaaashiii," lallten Bokuto und ich ihm fröhlich entgegen.
Akaashi musterte uns, entdeckte dann die mittlerweile zwei leeren Glühweinflaschen und seufzte.
„Ihr seid sternhagelvoll," stellte er nüchtern fest.
„DUUU bissscht sternhagelvoll!" rief Bokuto und ich fing unbeholfen an zu kichern. Dann ertönte ein Piepen am Backofen und Bokuto und ich blickten einander an. „SSIIIIMTSERNE!" riefen wir laut.
Ich schnappte mir die Topflappen und wollte das Backblech aus dem Ofen holen, doch Akaashi stoppte mich. Er wies mich an, mich mit Bokuto an den Tisch zu setzen und einfach dort zu warten. Dann holte er das Blech aus dem Ofen und legte die Kekse zum Kaltwerden auf einen Rost.
„Zimtsterne?" fragte Akaashi irritiert. Bokuto strahlte ihn an. „JAA! Für alle die wir kennen!"
„Wie bei meiner Mutter früher!" fügte ich hinzu und lächelte. Der Schwarzhaarige stutzte bei meinen Worten. „Du hasst Zimtsterne."
„Faahaaalsch!" rief Bokuto laut. „Sieee liebt Simtsterne! Nicht wahr Sternchen?"
Ich nickte. „Ja, das waren..." doch weiter kam ich nicht, denn Bokuto sprang von seinem Stuhl auf und geriet augenblicklich ins Wanken. „OY...was passiert hier denn?" fragte er überrascht und hielt sich an der Tischkante fest. Ich kicherte laut. „Du bissst betrunk'n!"
Akaashi seufzte und bugsierte den Grauhaarigen zurück auf den Stuhl. „Ich ruf dir ein Taxi. Die Backstunde ist für heute vorbei."
Synchron ließen Bokuto und ich die Schultern hängen und sahen Akaashi schmollend an. „Nur no' ein Blesch!" bettelte ich, doch mein Freund blieb hart.
Nachdem Akaashi für Bokuto ein Taxi gerufen, mir beim Duschen geholfen und mich sicher ins Bett verfrachtet hatte, verschwand er noch einmal aus dem Schlafzimmer. Ein schlechtes Gewissen überkam mich, als mir durch die Geräusche klar wurde, dass Akaashi Bokutos und mein Chaos in der Küche beseitigte, aber ich war zu kaputt, um ihm noch zu helfen.
Als der Schwarzhaarige schließlich zu mir ins Bett kroch, war es schon verdammt spät und ich war bereits mehr als einmal eingenickt.
Ich kuschelte mich an ihn, Akaashi schlang seine Arme um mich und zog mich fest an sich. „Ihr scheint einen schönen Tag gehabt zu haben?" fragte er leise. Ich nickte an seiner Schulter. „Jaa..." nuschelte ich leise.
„Zimtsterne?" fragte Akaashi.
„Zimtsterne." Bestätigte ich.
„Wieso weiß Bokuto, dass das deine Lieblingskekse sind und ich nicht?"
„Weil Bokuto und ich uns schon ewig kennen," erwiderte ich und drückte mich etwas fester an Akaashi.
„Und weil wir irgendwie auch schon genau so lange Freunde sind. Das war uns nur nicht bewusst."
Ich spürte Akaashis Lippen auf meinem Kopf. „Ich hatte ehrlich die Hoffnung verloren, dass die beiden wichtigsten Menschen in meinem Leben, jemals ein Team werden würden.
„Ich auch..." flüsterte ich an seine Schulter und schlief mit einem Lächeln auf den Lippen ein.
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