19. Türchen

Christmas Ball [♕]

Nervös wische ich meine Hände an meinen Hosenbeinen ab. „Das wird schon.", ermutigt Mrs. Ambrent mich und lächelt. „Ich weiß nicht, ob ich mich da jemals dran gewöhnen werde.", antworte ich ehrlich und atme tief durch. „Seine Hoheit Prinz Harry ist ebenso nervös, aber das habe ich nicht offiziell gesagt.", steckt sie mir und ich schmunzle. „Ich weiß nicht, ob ich Ihnen das Glauben soll, Mrs. A.", erwidere ich. „Immerhin war er schon dutzende Male auf dem royalen Weihnachtsball." – „Es ist nicht Ihre erste offizielle Veranstaltung. Und nicht Ihr erster Weihnachtsball.", merkt sie an. Ich lache. „Ich war das letzte Mal als Journalist dort.", erinnere ich sie. Letztes Jahr steckten Harry und ich aufgrund eines Sturms in Portland fest und konnten somit nicht am Ball teilnehmen. Dieses Jahr besucht meine Familie mich hier in Portland. Sie kommen zwei Tage vor Weihnachten hier an.

Ich stehe vor dem großen Spiegel im Ankleideraum der Schneiderei des Palastes und sehe an mir herunter. Ich trage einen dunkelblauen Anzug mit goldenen Ornamenten und Verzierungen am Jackett. Sehr weihnachtlich. Mrs. Ambrent hat ihn für mich geschneidert und auch, wenn er wie angegossen sitzt, fühle ich mich nicht ganz wohl darin. Es ist, als würde ich mich verkleiden. „Sie sehen gut aus, Mr. Tomlinson.", sagt plötzlich jemand. Es ist Alexej. „Danke.", antworte ich und sehe wieder zum Spiegel. Ich stehe auf einem kleinen Treppchen, sodass Alexej nun die Beinlänge Messen und entsprechend abstecken kann.

„Sie sind für heute erlöst.", sagt er wenig später und ich kann mich wieder umziehen. Es ist nicht gerne gesehen, wenn jemand in gemütlichen Joggingklamotten durch den Palast läuft, aber ich bin nur zur Schneiderei gegangen, also habe ich mich heute Morgen für ein schlichtes Set von Adidas entschieden. Ich verabschiede mich und schlage den Weg in Richtung Harrys und meines Gemachs ein.

„Louis." Ich bleibe stehen und drehe mich um. „Äh... hi, was kann ich für Euch tun?", frage ich Harrys Mutter. Bisher hat sie mir nie angeboten, sie normal anzusprechen, weswegen ich es nach wie vor nicht tue. Harry meinte zwar, ich könnte das ruhig tun, aber ich trete hier regelmäßig genug in Fettnäpfchen. „Warst du bei Mrs. Ambrent? Ist der Anzug fertig?" Ich nicke. „Ja, fast. Es müssen nur noch die Hosenbeine gekürzt werden." – „Perfekt. Gefällt er dir?" – „Er ist schön. Sehr weihnachtlich.", antworte ich ehrlich. „Okay gut, dann hast du sicher Zeit, oder?" – „Äh... sicher.", antworte ich verwundert. „Komm mit.", bittet sie mich und geht vor.

Ich folge ihr bis in einen Saal. „Das sind Audrey und Gerome.", stellt sie vor. „Das ist Mr. Tomlinson, wie Sie sicher wissen. Es wird sein erster Winterball sein und ich gehe aktuell nicht davon aus, dass er die Tänze beherrscht, die er in wenigen Wochen können muss.", meint sie und sieht fragend zu mir. „Äh... nein.", antworte ich kopfschüttelnd. Das, was mir letztes Jahr beigebracht wurde, habe ich längst wieder vergessen. „In den nächsten zwei Wochen wirst du sie lernen. Audrey und Gerome sind Choreographen und Tänzer. Ich war so frei, die Termine bereits festzulegen. Du hast bis zum Winterball noch zehn Treffen mit ihnen, ich hoffe, dass das reicht." – „Wir bekommen das hin.", sagt Gerome charmant und optimistisch. Das ist ja fast jeden Tag! „Super, dann kann der Unterricht ja beginnen.", beschließt die Königin.

Ich sehe an mir herab. Na super. Sie verlässt den Saal und Audrey und Gerome kommen auf mich zu. „Wir haben die Tänze geschlechtsneutrag choreographiert. Prinz Harry wird ab nächster Woche ebenfalls hier sein, aber da er so gut wie alle Schritte schon kann, braucht er aktuell noch nicht hier zu sein.", erklärt Audrey mir und Gerome beginnt, mir die Grundschritte zu zeigen. Das kann ja was werden.

„Der andere Fuß, Louis.", stöhnt Harry auf, als ich ihm mal wieder auf die Zehen getreten bin. „Fuck, tut mir leid.", entschuldige ich mich erneut und Audrey versteckt ein Lachen. Ich verdrehe die Augen und die Musik endet. „Das wird nie etwas werden.", murmle ich, aber Gerome schüttelt den Kopf. „Es sind noch ein paar Tage, bis zum Winterball, das wird schon." Harry reicht mir eine Hand und zieht mich zu sich heran. Mein Herz flattert und ich vergesse zum vierten Mal, dass ich mit dem linken Fuß anfangen muss. Harry hat seinen eigenen Fuß jedoch diesmal vorsichtshalber direkt anders hingestellt.

Entschuldigend sehe ich ihn an, aber er drückt mir nur einen Kuss auf die Lippen. „Nochmal, Lou.", lächelt er. Wie kann er immer noch nicht genervt davon sein, wie dämlich ich mich anstelle? Die Choreografien konnte ich ohne Partner alle, nur jetzt, wenn ich mit Harry tanzen soll, gelingt es mir nicht mehr. „Sie müssen sich konzentrieren, Mr. Tomlinson.", unterbricht Audrey meinen Gedankengang. „Sorry.", murmle ich und Harry schmunzelt. „Was ist los, Louis?" – „Arschloch.", entgegne ich leise und er lacht. Ich liebe es, wenn er lacht. Ihm ist genauso bewusst wie mir, dass er der Grund dafür ist, dass ich die Tänze nicht mehr fehlerlos hinbekomme. Wie sollte ich auch? Wenn er mir derart nahe steht und mich noch dazu immer irgendwo berührt; sei es meine Schulter, meine Hand oder mein Rücken.

Zwei Tage, bevor der Winterball stattfindet, gelingt es mir noch. Ich zwinge mich selbst, nicht auf Harrys Lippen zu starren und meine Gedanken nicht abschweifen zu lassen. Ich fokussiere mich auf die Musik und die Schritte und dann klappt es. Wir tanzen. Es ist wahrscheinlich nicht so anmutig und elegant, wie es sein könnte, aber Audrey und Gerome sind zufrieden. Das soll mir reichen.

Die Nervosität kommt kurz bevor wir auf die Tanzfläche müssen. „Fuck, alle werden uns ansehen." – „Oh, echt?" – „Idiot.", antworte ich grinsend und Harry schiebt seine Finger zwischen meine. „Du wirst perfekt sein.", antwortet er lächelnd und zieht mich etwas enger zu sich heran. „Versuch einfach alle anderen zu ignorieren. Stell dir vor, es sind nur wir beide, die dort tanzen." – „Und du meinst, das ginge?", frage ich sarkastisch. „Tut es, versprochen. Nur du und ich.", wiederholt er und küsst mich liebevoll.

„Du siehst zauberhaft aus, Harry.", sagt seine Mutter kurz darauf und kommt zu uns. „Danke Mutter, du auch.", antwortet Harry und hat einen Arm um meine Taille gelegt. „Oh, was ein schöner Anzug, Louis. Mrs. Ambrent hat ganze Arbeit geleistet.", meint sie dann. „Allerdings.", antworte ich und sehe an mir herunter. „Und es steht ihm so gut.", fügt Harry hinzu. „Das zu sagen, überlasse ich dir, mein Sohn.", antwortet sie schmunzelnd. „Viel Spaß auf deinem ersten Winterball, Louis." – „Danke, Eure Hoheit.", erwidere ich und Harry verdreht die Augen. „Du musst sie nicht so nennen.", sagt er und verwundert sieht die Königin ihn an. „Merkst du es nicht? Wie er dich anspricht?" – „Lass gut sein, Haz.", sage ich leise und sehe auf die Uhr. Nur noch wenige Minuten, bis wir auf die Tanzfläche müssen. „Ab heute nennst du sie bitte Anne, okay?", beschließt Harry und unschlüssig sehe ich zu seiner Mutter. „Für mich ist das in Ordnung, Louis. Ich dachte, du weißt das, immerhin spreche ich dich ebenfalls mit deinem Vornamen an.", antwortet sie verwundert. „Uhm... okay."

„War doch gar nicht so schlimm." – „Doch.", murre ich und atme tief durch. Darüber kann ich mir nun keine weiteren Gedanken machen. Wir betreten das Parkett und die Musik des kleinen Orchesters startet. Harry sieht zu mir und nickt lächelnd. Dann tanzen wir. Es dauert nur wenige Schritte, bis genau das passiert, was Harry prophezeit hat. Ich vergesse tatsächlich all die Menschen um uns herum. Die Musik hüllt uns schützend ein und ich brauche ebenso wenig an die Schritte zu denken. Es passiert einfach. Harry lächelt glücklich, als er es bemerkt und ich kann nicht anders, als es ihm gleich zu tun.

Die Choreografie ist perfekt. Wir haben sie hier und da noch ein wenig geändert und nun passt sie zu uns. Dass ich hier mal mit ihm tanzen würde. Das Lied endet und Harry zieht ein klein wenig enger zu sich heran, bis er mich küsst. Ich seufze leise auf und schließe die Augen. Das ist kein Teil des Tanzes, aber ich wäre schön blöd, mich diesem liebevollen, sanften Kuss zu entziehen. „Ich liebe dich.", sagt Harry leise und ich grinse verliebt. „Ich dich auch.", antworte ich und nur wenige Sekunden später beginnt der zweite Tanz, bei dem die Tanzfläche sich so langsam zu füllen beginnt. Aber auch dieses Mal bemerke ich die anderen Menschen kaum. Wieso sollte ich hier auch irgendjemanden beachten, wenn ich das Privileg habe, mit Harry tanzen zu können? 

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