7. Türchen | Weihnachtliche Schwesternliebe

Fandom: Harry Potter

Autor/in: jennydelphi

•❅──────✧❅✦❅✧──────❅•


„Lily? Albus? James? Es... es geht um unser Baby", Harry schluckte.

„Um Ashley?", Lily lächelte selig. „Oh, ich freue mich schon so auf sie! Eine kleine Schwester! Sie wird bestimmt das süßeste Engelchen der Welt sein!"

Ginny strich ihrer Tochter übers Haar. Tränen funkelten in ihren Augen. „Sie... sie wird gehörlos sein", murmelte sie tonlos und sofort erstarrten Lily, Albus und James' Gesichter.



„Gin?", langsam kam Harry zu Ginny ins Wohnzimmer geschlurft.

Ginny wischte sich noch einmal alle Feuchte aus ihren Augen und drehte sich müde und verzweifelt lächelnd zu Harry um. „Ja?"

„Ich... ich... Ach. Glaubst du James, Lily und Al werden über den Schock hinwegkommen? Sie waren alle so geschockt..."

Ginny legte wortlos einen Arm um Harry. „Es... es ist nicht einfach...", begann sie stockend. „Ich... ich hoffe es."

„Ja. Das hoffe ich auch."

„Das werden sie bestimmt, Harry! Weißt du... Mum hat immer gesagt: Kommt Zeit, kommt Rat."

Traurig grinste Harry. „Klingt zu 100% nach Molly. Ja, aber es stimmt halt auch. Ich... ich weiß nicht, aber ich glaube unsere kleine Lily wird es am schwersten akzeptieren, aber ich bin mir wirklich sicher, wir werden es schaffen. Und... so Gebärdensprache zu sprechen kann doch vielleicht auch lustig werden!"

„Genau!", stimmte Ginny zu.

Arm in Arm saßen die beiden da, schauten ihren Gedanken nachhängend aus dem Fenster und fragten sich, ob all die Sachen, die sie so selbstverständlich aufgestellt hatten, auch wirklich wahr werden würden.



1 Jahr später

Nachdenklich starrte Lily auf ihre kleine Schwester in ihren Armen. Sie war so klein, zart und zerbrechlich. Irgendwie war sie... hübsch... mit ihren runden Wangen, den zum Umfallen blauen Augen und dem schwarzen Haar. Die kleine Ash.

Lily seufzte. Der Gedanke daran, dass Ash sie nie in ihrem Leben hören würden, war immer noch erschreckend und echt echt blöd. Wieso konnte sie nicht einfach eine normale kleine Babyschwester haben? Sie hatte sich doch so sehr auf sie gefreut, aufs Puppenspielen, Liedersingen,... auf einfach alles! Jetzt würde sie nicht lange etwas von Ash haben. Schon übernächste Woche würden andere Leute sie auf so ein Hospital oder so in der Muggelwelt bringen, wo Ash irgendwie Gebärdensprache und so ein Zeug lernen würde. Und wenn sie dann nach drei Jahren wieder zurückkommen würde, würde Lily gerade auf Hogwarts eingeschult sein und könnte ihre Schwester dann nur in den Ferien besuchen. Ne ganz große Klasse! Das Leben war manchmal viel zu ungerecht! Wieso konnte Ash nicht einfach ihre ganz normale kleine Schwester sein?

„Ach Ash!", wisperte Lily frustriert. Heimliche Wuttränen entkamen ihren Augen. „Ich finde dich ja süß und so, aber wieso kannst du denn nicht einfach hören? Wie jeder andere Mensch auf der Welt! Wieso denn ausgerechnet du!? Warum ist das nur so doof!?"



4 Jahre später

Fröhlich und beflügelt schaute Lily aus dem Fenster des Hogwarts Expresses. Draußen tobte ein wilder Schneesturm sich aus, aber hier drinnen war es warm und feierlich ausgelassen. Gleich würden sie und ihre Freunde am King's Cross ankommen und sie würde ihre Eltern endlich wiedersehen und sie würden zusammen Weihnachten feiern! Ui, wie sie sich schon freute! Klar war es in Hogwarts auch mega, aber na ja, in ihrem ersten Zuhause war es auch echt gemütlich und... da waren halt auch ihre Eltern.

Langsam und schnaufend blieb die Lok am Bahnhof stehen und Lily konnte ihren winkenden Dad, Onkel Ron und Tante Hermine (komisch, Mum war noch nicht da) schon in der Menschenmasse ausmachen. Gleich wurde sie noch ein Stückchen aufgeregter.

„Oooooh, freust du dich auch schon so sehr?", schwärmte ihr bester Freund und Cousin Hugo lachend. „Dad hat versprochen, dass wir dieses Jahr einen riesigen Weihnachtsbaum haben, der echte Plätzchen spuckt!"

„Echt? Typisch Ron! Glaub ich nicht! Aber ja, ich freu mich auch schon!", strahlte Lily.

Im nächsten Moment öffneten sich die Zugtüren und eine Flut von fröhlichen Kindern lief heraus.

„DAD!" Übermutig rann Lily zu ihrem Dad, der sie spontan in die Arme nahm und hoch in die Luft warf. Kichernd drückte sie ihm einen Kuss auf seine raue Wange.

„Na, Lill? Frohe Weihnachten erst einmal!", flüsterte Dad ihr ins Ohr. Liebevoll strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und setzte sie wieder ab. „Wir haben sogar eine kleine Weihnachtsüberraschung mit..."

„Was denn?", fragte Lily neugierig. „Wo ist eigentlich Mum?"

Genau in dem Moment wurden ihre beiden Fragen beantwortet. Zwischen all den Familien quetschte sich ihre Mutter lächelnd durch und hinter ihr... Ashley.

Lilys Lächeln fror ein. Ash. Sie wollte am Liebsten laut fluchen und schreien. Wieso musste Ash denn ausgerechnet jetzt an Weihnachten zu Besuch kommen!? Jeder andere Tag, okay, an jeder anderer Zeit würde Lily sich „freuen" und so tun, als ob Ash die beste und süßeste kleine Schwester der Welt war. Sie würde sich sogar mit ihr ein Zimmer teilen wollen und ihr ihren alten Teddy schenken. Aber jetzt war Weihnachten! Weihnachten sollte doch mal ein Tag sein, an dem sie wirklich Spaß zusammen mit Mum, Dad, James und Al hatte und nicht einer, an dem alles sich um Ash drehte und alle auf sie achten mussten. Es war immer so: wenn Ash da war, hatten Mum und Dad keine Sekunde Zeit und zu Hause mussten immer alle Gebärdensprache sprechen, damit sich die ach so arme Ash nicht ausgeschlossen fühlte. Arrrgh! Es war doch Weihnachten.

Enttäuscht, geschockt und ein wenig wütend und traurig starrte Lily ihre kleine Schwester an.

Erst jetzt bemerkte sie, wie Ashs Aussehen sich verändert hatte. Sie war echt gewachsen. Ihre Haare, tintenschwarz, glatt und schon viel länger als beim letzten Mal, waren von einer türkisen Schleife zusammengebunden, das kleine rosa Kleidchen, das früher mal ihr, Lily, gehört hatte, passte ihr wie angegossen und das meiste des Babyspecks war verschwunden... Ash war in all der Zeit ein richtiges kleines Mädchen geworden. Sie war ja auch schon... 3. Drei Jahre alt. Oha.

Im Gegensatz zu Lily fing Ash an zu lächeln, als sie ihre große Schwester erblickte. Sie erkannte sie und lächelte! Ein Stich durchfuhr Lily. Oh. Ash konnte sich wirklich an sie erinnern... wow. H... hatte Ash sie etwa wirklich... lieb? So richtig schön schwestern-mäßig? Konnte das sein?

Zögerlich und unsicher zog Lily einen Mundwinkel hoch. Ashs Augen begannen zu strahlen, heller als die Sterne an Vollmondnächten. Ja. Unglaublich, ihre kleine Schwester erinnerte sich an sie! Obwohl sie sie erst vor einem Jahr oder so das letzte Mal gesehen hatte! Ganz langsam schlich ein warmes Gefühl sich in Lily ein. Ach Ash! Sie hatte gar nicht gewusst, wie süß dieses kleine Mädchen da mit dem alten Lieblingskleid von ihr sein konnte... Der zweite Mundwinkel zuckte nach oben.

Plötzlich stieß Ash ein übermütiges Glucksen aus und rannte los, auf Lily zu! Fassungslos und wie automatisch öffnete Lily ihre Arme und ließ ihre kleine Schwester hineinfallen. Lachend drückte sie sie an sich. Es fühlte sich so unglaublich gut an... als wären sie verbunden, trotz all der Jahre So-tun-als-ob und obwohl Ash nicht sprechen konnte. Es fühlte sich an, als wäre das richtig, genau so.

Einfach nur glücklich, gemischt mit ein wenig Verblüfftheit hielt Lily Ash, strich ihr über das hübsche schwarze Haar und ihren warmen Körper. Das Glücksgefühl in ihr kochte fast über. Das hier war Ashley Nymphadora Potter, ihre kleine Schwester. Ihre kleine Schwester! Schwester! Lily wusste wirklich gar nicht mehr, was sie an Ash so gestört hatte, Ash war doch einfach nur wundervoll! Wie jeder andere Mensch auf der Welt. Was machte es schon aus, ob man hören konnte oder nicht!? Es waren doch die inneren Werte, die zählten! Und es gab doch sowieso diese ganz bestimmte Dinge, die nicht gesagt werden können, egal wie viele Worte man benutzt. Diese Dinge waren die wichtigsten und sie kamen ganz und gar ohne Sprache aus.

Auf einmal fühlte sich Lily glücklicher und zufriedener als sie es je gewesen ist. Endlich hatte sie es eingesehen. Ash war doch einfach ihre Schwester, die nicht besser sein könnte! Das war schon immer so gewesen, war so und würde immer so bleiben. Wow. Sie könnte platzen vor Zuneigung, Freude und Besinnlichkeit! Wie viel sie einfach innerhalb dieser paar Sekunden gelernt hatte! Das war doch unglaublich! In dieser ultrakurzen Zeit... Aber das war die Magie von Weihnachten, das war ein wahres Weihnachtswunder, gemischt mit Schwesternliebe.

Wie schön es doch war, dass Ash genau jetzt da war! Weihnachten war ein Fest der Liebe, der Familie und der Erkenntnis. Und genau dieses Fest hatte ihr ihre wahre kleine Schwester gezeigt... sie fühlte sich einfach nur himmlisch.

Liebevoll löste sie sich aus Ashs Umarmung, gebärdete „Frohe Weihnachten!" und gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn.


Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top