6. Türchen | Kleine Miss Slytherin

Fandom: Harry Potter

Autor/in: BlackGirl448

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Lachend fährt er sich durch sein etwas längeres, braunes Haar. Widerlicher Kerl. Ein weiteres Schluchzen entfährt der Person mir schräg gegenüber. Jessica sitzt komplett verheult da und wird von ihrer besten Freundin getröstet. „Er meinte das bestimmt nicht so", versucht Charlotte es weiter. „Was hat er denn überhaupt gesagt?" frage ich Chelsea flüsternd. „Er meinte wohl so was wie: Du bist es nicht wert, dass ich weiter mit dir gesehen werde", erwidert sie flüsternd und zuckt mit den Schultern. „Nur weil ich eine Slytherin bin?" schluchzt Jessica von der anderen Seite des Tisches, weil sie Chelsea's Erklärung wohl doch gehört hat. „Naja, eigentlich macht Black da keinen Unterschied. Es ist leichter zu zählen, mit welchem Mädchen er noch nichts hatte, als andersrum", antworte ich ihr genervt.

Jessica beginnt wieder heftiger zu schluchzen und ich ernte einen wütenden Blick von Charlotte. „Wie kannst du so etwas sagen?" fährt sie mich an und tätschelt Jessica's Schulter. Läppische zwei Jahre ist sie jünger als ich und trotzdem so naiv und leichtgläubig, wie eine Erstklässlerin. „Ist doch wahr! Sie hätte vorher wissen müssen, dass es so endet. Was hat sie denn erwartet? Dass er sich ernsthaft in sie verliebt?" frage ich im gleichen Ton wie Charlotte. „Warum denn nicht? Und sowieso, wenn du es ihr schon sagen musst, dann könntest du wenigstens einfühlsamer sein", faucht sie zurück und ich beiße die Zähne zusammen. „Ich bin nicht aufgrund meiner Empathie in Slytherin gelandet. Und so langsam sollte doch wohl klar sein, dass sich ein Sirius Black nicht verliebt", zische ich betont ruhig.

Ich bin jetzt im Abschlussjahr und sollte wenigstens versuchen mich vorbildlich und erwachsen zu benehmen. Trotzdem habe ich meine Hände unter dem Tisch zu Fäusten geballt. „Komm, wir gehen", versucht Charlotte ihre beste Freundin aus der Situation zu retten, denn die Schüler um uns gucken schon. „Ich glaube das ist gerade keine gute Idee", äußere ich mit zuckersüßer Stimme Bedenken. „Und warum nicht? Ich denke, das haben jetzt schon genug mitbekommen" Genervt steht Charlotte von der Bank auf. „Er ist gerade aufgestanden", erkläre ich mit Blick auf den Mittelgang, durch den gerade ein fröhlich pfeifender Sirius Black stolziert. Genug ist genug. Bevor irgendwer etwas erwidern kann, stehe ich auf und folge ihm mit schnellen Schritten aus der Halle.

Als wir weit genug von der großen Halle entfernt sind, schließe ich zu ihm auf. „Hör auf damit! Das haben die Mädchen nicht verdient", zische ich, als ich neben ihm angekommen bin. Black zeigt keine Reaktion. Genervt halte ich ihn am Arm zurück und zwinge ihn somit zum anhalten. Lächelnd dreht er sich zu mir. „Eifersüchtig?" fragt er immer noch grinsend. „Ganz bestimmt nicht!" sage ich vielleicht etwas zu forsch und lasse seinen Arm so schnell los, als hätte ich mich verbrannt. Ein Lachen entfährt ihm. Dann läuft er weiter. Genervt rolle ich mit den Augen. „Ich meine es ernst! Lass es!" rufe ich ihm nach, bleibe jedoch stehen. „Schlechtes Gewissen?" Er dreht sich schwungvoll zu mir um und lacht leise. „Vielleicht", gebe ich kleinlaut zu. Black tut auf erschrocken. „Habe ich es wirklich geschafft? Die kleine Miss Slytherin hat ein schlechtes Gewissen?" fragt er ungläubig, doch wird dann ernst: „Du weißt was du tun musst damit ich aufhöre" Genervt atme ich auf. "Na gut, ich geh mit dir aus. Aber dann hörst du endlich auf mit dem Quatsch", erwidere ich zerknirscht und das Gesicht des Gryffindors erhellt sich. „Ja, Deal?" Er ist die wenigen Schritte zu mir zurück gelaufen und hält mir auffordernd seine Hand hin. „Aber ich entscheide, wann", stelle ich klar. „Dann sag ich aber, wohin", stellt auch er eine Forderung. „Deal", verkünde ich, bevor ich es mir anders überlegen kann und schlage ein.

Als ich seine Hand wieder loslassen möchte, zieht er mich mit einem leichten Ruck näher. „Aber komm ja nicht auf die Idee, das Treffen erst in zehn Jahren zu machen. Bis dahin zählt unsere Vereinbarung nämlich nicht" Ehrlich gesagt, war ich auf die Idee gar nicht gekommen. „Na gut, dann sagen wir in den Winterferien?" frage ich leise und sein Lächeln wird, wenn überhaupt möglich, noch breiter. "Das erste Wochenende, Samstag?" stellt er eine Gegenfrage und ich sage zu. Dann lässt er meine Hand los und geht pfeifend davon. Genervt und angewidert von mir selbst, da ich eingeknickt bin, gehe ich in die Kerker.

„Ich glaub's nicht. Er hat es wirklich geschafft?" fragt Chelsea, als ich ihr am Abend im Schlafsaal alles berichtet habe. „So langsam wird es illegal. Wenn er so weiter macht, ist er gezwungen, etwas mit einer Erstklässlerin anzufangen, weil ihm die Mädchen ausgehen", versuche ich meine Beweggründe zu erklären. „Komm, gib es zu, du hast dir endlich eingestanden, dass du ihn doch magst und eigentlich eifersüchtig bist", grinst sie mich verschmitzt an. „Ganz bestimmt nicht. Bei dem ist doch vorprogrammiert, dass er fremdgeht. Der kann doch niemals zwei Wochen mit dem selben Mädchen zusammen sein", erkläre ich und verschränke, wie ein kleines Kind, die Arme vor der Brust.

„Ich glaub's nicht. Du hast dich wirklich verknallt", stellt Chelsea erstaunt fest. „So offensichtlich?" Zerknirscht lasse ich den Kopf sinken. Ich wollte es nicht, aber wenn einer vier Jahre am Stück immer mit dir flirtet und dabei auch noch verdammt gut aussieht, war es nur eine Frage der Zeit. Das erste Mal, als er mich auf ein Date eingeladen hatte, habe ich ihn noch eiskalt abblitzen lassen. Das hat dann wohl sein Ego gekränkt und anstatt sein Glück bei einer Anderen zu suchen, kam er auf diese dumme Idee, mit jedem Mädchen der Schule etwas anzufangen, bis ich mit ihm ausgehe. Er will mir beweisen, dass er gar nicht so schlimm ist, wie sein Familienname erahnen lässt. Aber jeden, den ich bis jetzt aus der Familie Black kennenlernen durfte, war eingebildet, arrogant oder einfach nur unhöflich.

„Hallo? Chelsea an Eve", ruft meine beste Freundin mich aus meinen Gedanken und wedelt dabei mit ihrer Hand vor meinem Gesicht herum. „Ähm, tut mir leid. Was hast du gesagt?" frage ich peinlich berührt und spüre, wie meine Wangen warm werden. „Naja, eigentlich habe ich nur gesagt, dass ich das gemerkt habe, weil ich dich kenne", erklärt sie schmunzelnd. Doch bevor ich etwas erwidern kann, öffnet sich die Tür und eines der anderen Mädchen kommt in den Schlafsaal.

***

Nervös zupfe ich nochmal an meinem Kleid. „Jetzt lass das! Du siehst toll aus", lacht Chelsea. „Echt?" Unsicher werfe ich noch einen Blick in den Spiegel. Es ist der erste Samstag der Ferien und ich warte darauf, dass Black mich abholt. Chelsea ist vorbei gekommen, um mir zu helfen, etwas passendes zum Anziehen zu finden. Definitiv ein Vorteil, wenn die beste Freundin nur zwei Straßen weiter wohnt. Eigentlich wurde ich gezwungen und mache das nicht ganz freiwillig, aber trotzdem bin ich nervös. Ich muss nur diesen Abend überleben und dann bin ich ihn los. Außerdem hört er auf, etwas mit anderen Mädchen anzufangen. Also haben alle was davon.

Als wir am Kings Cross angekommen sind, hatte er nur gesagt, dass er mich um fünf Uhr abholt und dass ich was schönes anziehen soll. Kurz habe ich mit dem Gedanken gespielt, einfach eine Jogginghose und einen Pullover anzuziehen, aber Chelsea hat es mir verboten. Außerdem ist es eine super Gelegenheit das dunkelblaue Kleid mal wieder anzuziehen, das ich mir vor zwei Jahren für eine Hochzeit gekauft habe. Zu meinem Glück passt es immer noch. Das Dekolleté wird von Spitzenstoff bedeckt, der sich bis zur Taille auch über den Stoff zieht. An der Taille liegt ein schmales, blaues Band und ab da fällt das Kleid locker bis kurz über die Knie. Da die Temperaturen, typisch für den Winter, sehr kalt sind, habe ich eine dünne Strumpfhose drunter gezogen, schließlich weiß ich immer noch nicht ,was wir machen. Chelsea hat mir ein dezentes Make up aufgetragen und meine braunen Haare habe ich offen gelassen. An Schuhen habe ich mich für schwarze Stiefeletten entschieden, die zu meinem Mantel passen. Noch ein letztes Mal betrachte ich mich im Spiegel und lasse mich dann auf meinen Hocker sinken.

Kaum dass ich sitze, klingelt es an der Tür und ich springe nervös wieder auf, um sie zu öffnen. Chelsea hält mich jedoch zurück. „Warte", flüstert sie. Angespannt stehe ich in meinem Zimmer und lausche. „Lass das", mahnt meine beste Freundin und schlägt meine Hand, die das Kleid etwas verschieben möchte, weg. „Eve, Schatz. Hier ist jemand für dich", ruft meine Mutter aus dem Flur und mein Herz beginnt zu rasen. „Ich komme gleich", antworte ich und schnappe mir meine kleine Tasche und den Mantel von meinem Bett. Im Türrahmen drehe ich mich nochmal um. „Jetzt geh schon. Ich finde allein raus", lacht Chelsea und steht schon an meinem Fenster, um wieder an der Ranke hinauszuklettern. Meine Mutter weiß nicht, dass sie hier ist, weil sie eigentlich bei ihrer Oma sein müsste. Stattdessen hat sie krank gespielt, um mir helfen zu können. Ich atme nochmal tief durch und gehe dann in den Flur.

Black steht lässig an den Türrahmen gelehnt und unterhält sich mit meiner Mutter, welche etwas perplex drein schaut. Er hat eine dunkelblaue Jeans mit weißem Hemd kombiniert. Seine braune Lederjacke verleiht dem ganzen einen leicht verspielten Touch, den ich sehr mag. Es passt irgendwie zu ihm. Die Treppe knarzt leise, als ich hinuntergehe und so richtet sich die Aufmerksamkeit der beiden auf mich. Meine Mutter lächelt mich liebevoll an und Black wirkt fasziniert, was mich verlegen zu Boden sehen lässt. Als ich am Fuß der Treppe ankomme, scheint er seine Sprache wiederzufinden und flüstert: „Du siehst bezaubernd aus." Meine Wangen werden warm und der Blick in den Spiegel neben unserer Garderobe, verrät mir, dass sich eine leichte Röte darauf abzeichnet. „Viel Spaß mein Schatz", verabschiedet sich meine Mutter von mir und zieht mich kurz in ihre Arme. Ich versuche, meinen neutralen Gesichtsausdruck wiederzufinden und mir die Nervosität nicht anmerken zu lassen, als ich mich an Black wende.

„Können wir?" fragt er mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen und hält mir den Arm hin. Ich rolle mit den Augen und gehe an ihm vorbei durch die Haustür. Nur dieser eine Abend und dann habe ich es geschafft. Ein kühler Wind empfängt mich und lässt mich leicht schaudern. Mit schnellen Bewegungen ziehe ich meinen Mantel über und sofort umgibt mich wieder eine angenehme Wärme. „Und jetzt?" frage ich, als Black neben mich tritt und versuche dabei so genervt wie nur möglich zu klingen. „Wir müssen das nicht machen, wenn du keine Lust hast." Seine Stimme ist ernst und ich meine, einen Anflug von Enttäuschung zu hören. „Wirklich nicht?" Die Frage hatte meine Lippen schneller verlassen, als dass ich nachdenken konnte. Es ist doch härter, als ich gedacht habe, mit ihm alleine zu sein. Am liebsten würde ich mich wieder in meinem Zimmer verkriechen. Warum hatte ich mich nur darauf eingelassen? „Das hat doch keinen Sinn, wenn du die ganze Zeit genervt bist", erwidert er und sieht dabei geknickt aus. Dieser Blick versetzt mir einen kleinen Stich in der Brust und es tut mir schrecklich Leid, so gemein zu ihm zu sein. Aber es ist besser so. Trotzdem breitet sich in mir das Bedürfnis aus, ihn in den Arm zu nehmen und zu sagen, dass alles gut wird. Es kostet mich viel Selbstbeherrschung, dem Drang zu widerstehen, aber das vor mir ist immer noch Sirius Black.

„Lässt du die Mädchen trotzdem in Ruhe?" Ich kann nicht verhindern, dass meine Stimme nur leise meine Lippen verlässt und gar nicht mehr genervt klingt. Er zuckt mit den Schultern, dreht sich weg und möchte gehen. „Was heißt das jetzt?" Mit schnellen Schritten folge ich ihm und hole ihn an unserer Grundstücksgrenze endlich ein. Ich ziehe ihn am Arm zurück und zwinge ihn, mich anzusehen. Mein Blick trifft auf seine Augen und mir stockt kurzzeitig der Atem. Diese wunderschönen, grauen Augen, in denen man sich einfach nur verlieren kann. Ich habe sie noch nie so nah gesehen und jetzt verstehe ich, warum ihm schon so viele Mädchen verfallen sind. Ob sie auch dieses scheinbar, ehrliche Interesse in ihnen gesehen haben? Diese Zuneigung? Diese Verletzlichkeit? Eine winkende Hand holt mich wieder aus meinen Gedanken in die Wirklichkeit. Ich muss einige Male blinzeln, um wieder zu mir zu kommen. „Entschuldige, was hast du gesagt?" Mit viel Mühe reiße ich meinen Blick von seinen Augen und senke ihn zu Boden. Meine Wangen werden wieder warm und nicht mal der kühle Wind kann etwas daran ändern.

„Auffälliger Starren ging wohl nicht", scherzt er und scheint sich seiner Sache nun wieder sicher zu sein. „So, und jetzt bitte ohne den genervten Ton. Gib mir 'ne Chance. Was hast du zu verlieren?" Er hält mir erneut den Arm hin. Bei seinem Lächeln wird mir ganz warm ums Herz und so schmeiße ich meine Vorsätze über Bord. Ich hake mich bei ihm unter und er führt mich zu einem Motorrad, dass am Straßenrand geparkt wurde. „Da steige ich nicht auf!" Entsetzt entziehe ich ihm meinen Arm wieder. „Vergiss es!" Eigentlich überrascht es mich nicht, ihn mit so einem Gefährt zu sehen. Trotzdem werde ich da garantiert nicht aufsteigen. „Komm schon Eve. Ich fahre auch vorsichtig", grinst er und hält mir einen Helm hin. Missmutig starre ich ihn an. „Dafür bin ich nicht angezogen", starte ich einen jämmerlichen Versuch, mich gegen das Motorrad zu wehren. "Ich kann dir eine Hose von mir geben, wenn dir das lieber ist" Er zieht aus irgendeiner Luke ein Stück Stoff hervor und schlägt die Jeans aus. „Ich steig trotzdem nicht auf. Da kann ich mich auch gleich von der nächsten Brücke stürzen", erwidere ich und verschränke trotzig die Arme vor der Brust. „Wir können zwei Stunden zu Fuß gehen oder du vertraust mir, nimmst den Helm und wir fliegen zehn Minuten", lacht der Gryffindor unbeeindruckt. Nervös beiße ich auf meine Unterlippe und suche noch eine Ausrede, als mir etwas anderes an seinen Worten auffällt. „Seit wann sind wir beim Vornamen?" Black lacht leise und beugt sich zu mir. „Das klingt vertrauter, meinst du nicht", grinst er schelmisch und setzt mir den Helm auf. Ich hebe das Kinn, sodass er den Verschluss besser schließen kann. Ich bin immer noch nicht ganz überzeugt, aber was bleibt mir anderes übrig. Er setzt sich den zweiten Helm auf und schwingt dann sein Bein über das Motorrad. „Wo fahren wir jetzt hin?" frage ich und schwinge mich unbeholfen hinter ihn. Die Hose habe ich nicht angenommen, aber ich war froh, noch eine kurze Sporthose unter dem Kleid angezogen zu haben. „Lass dich überraschen", trällert der Gryffindor als Antwort und startet den Motor. Als wir einen Ruck nach vorne machen und der Ständer sich einklappt, klammere ich mich um seinen Brustkorb. „Gut festhalten", lacht er und dann rollen wir langsam los. Automatisch schließe ich meine Augen und lehne mich noch enger an ihn.

Ich weiß nicht, wie ich die Fahrt überlebt habe, aber ich atme erleichtert aus, als wir auf den Parkplatz eines kleinen Restaurants rollen. Mit zittrigen Knien steige ich ab und versuche, mir den Helm vom Kopf zu nehmen. Meine Frisur und mein Make up werden jetzt vermutlich nicht mehr ganz so gut aussehen, wie noch bei mir zuhause, aber gerade bin ich einfach nur froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. „Warte, ich helfe dir", lacht er und sofort spüre ich seine Präsenz vor mir. Ich lasse meine Arme sinken und mir, wie ein kleines Kind, aus dem Helm helfen. „Und? Wie schlimm ist es?" frage ich und streiche mir einige Haarsträhnen hinters Ohr. „Was meinst du?" Verwirrt beobachtet er, wie ich meine Haare versuche mit den Fingern zu kämmen. „Oh, ganz schlimm, grausam, so kann ich mich nicht mit dir blicken lassen", lacht der Gryffindor, als er endlich versteht, was ich meine. „Hahaha, sehr witzig, Black", erwidere ich sarkastisch und lasse meine Hände sinken. Sein Lachen verschwindet und stattdessen sieht er mich auffordernd an. Ich brauche einen Moment um zu verstehen, was er meint. „Ähm, Sirius", verbessere ich unsicher und sofort ist sein Lächeln wieder da. „Geht doch" Es ist seltsam, ihn nur beim Vornamen zu nennen.

Fast sieben Jahre hab ich ihn immer nur Black genannt. Mal genervt ausgesprochen, mal angewidert, mal wütend, aber nie seinen Vornamen. Und vor allem nicht so vertraut. Sirius verstaut die Helme, während ich mich noch an die ganze Namenssache gewöhne, und lässt mich dann wieder bei sich unterhaken. Zusammen gehen wir in das kleine Restaurant und sofort kommt eine Bedienung auf uns zu. "Guten Abend, wie kann ich Ihnen helfen?" fragt die Blondine und hat ausschließlich Augen für Sirius. „Black plus eins, wir sind Gäste von Potter", erklärt Sirius sachlich und die junge Frau beginnt im Gästebuch zu blättern. Verwirrt sehe ich ihn an und er schenkt mir ein Lächeln. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, dass wir bei unserem Date nicht nur zu zweit sind, sondern sein bester Freund scheinbar auch. Hatte er vor direkt, ein Doppeldate zu machen? Wenn ich das richtig mitbekommen habe, dann ist Potter mit Evans zusammen. „James' Eltern haben ihr Ehegelübde erneuert und die Feier mit einer Weihnachtsfeier verbunden", erklärt Sirius leise und hilft mir aus meinem Mantel. Er hängt ihn zusammen mit seiner Lederjacke an die Garderobe. „Davon habe ich zu spät erfahren und ich wollte auf keinen Fall unser Date absagen, also müssen wir das verbinden"

Bevor ich etwas erwidern kann, scheint die Bedienung fündig zu werden und hebt wieder ihren Blick. „Würden Sie mir bitte folgen", lächelt sie und ich habe das Gefühl, dass sie wieder nur mit Sirius spricht und mich gar nicht wahrnimmt. Missmutig folge ich den beiden durch die Tische, zu einer Tür an der anderen Seite. Das Grinsen auf Sirius Lippen wird noch breiter. „Lächeln, das wird lustig und wenn es uns zu viel wird, können wir uns auch irgendwo hin zurückziehen", flüstert er verführerisch und legt mir einen Arm um die Schultern. Mein Blick wandert wie automatisch zur Bedienung, deren Lächeln an Intensität verliert, als sie seine Geste sieht. Provokant lege ich meinen Arm um Sirius Taille und lächle gehässig. Sie dreht sich wieder nach vorne, sodass ich ihre Reaktion leider nicht sehen kann. „Nicht eifersüchtig sein. Heute habe ich nur Augen für dich und weiche nicht von deiner Seite", schmunzelt meine Begleitung ganz nah an meinem Ohr und sein Atem jagt einen Schauer über meinen Rücken. Mein gehässiges Lächeln verschwindet und ich ziehe meinen Arm zurück, da mir plötzlich die Wirkung dieser Aktion auffällt. Ich versuche, mich aus seinem Arm zu ducken, was Sirius ein leises Lachen entlockt.

Wir gehen durch eine große Holztür und mich umschließt sofort leise Musik, die zum Tanzen einlädt. Sirius zieht mich auf die Mitte der Tanzfläche zu einem Pärchen, das gerade einen Kuss austauscht. Ich lasse meinen Blick durch den Raum wandern. An den Wänden hängen Girlanden aus Tannenzweigen, die mit Christbaumkugeln in rot und gold geschmückt wurden. Die Decke verzieren viele kleine Lichtpunkte, die den Saal in ein warmes Licht tauchen. Vereinzeln stehen einige Tische, an denen die Gäste sitzen, die nicht tanzen möchten. An einem Tisch entdecke ich Lupin und Pettigrew leicht gelangweilt vor sich hin starren. Potter hat Evans im Arm und dreht sich glücklich im Kreis. Ein unwohles Gefühl breitet sich in mir aus. Dieser Raum schreit im Großen und Ganzen förmlich nach Gryffindor. „Fleamont, Euphemia, das ist Eve. Eve, das sind Fleamont und Euphemia Potter, die Eltern von James", stellt Sirius uns über die Musik hinweg vor und die beiden lächeln mich freundlich an. „Schön Sie kennen zu lernen und alles Gute", murmle ich unsicher und lächle zaghaft. Keine Ahnung, was man zur Erneuerung des Ehegelübdes sagt. „Es ist schön dich kennenzulernen. Wir freuen uns, eine Frau an Sirius Seite zu sehen", erwidert die Frau glücklich und reicht mir die Hand. Wieder werden meine Wangen warm und ich senke peinlich berührt den Blick. Wenn die wüssten, wie viele Mädchen schon an Sirius Seite zu sehen waren.

Bevor ich etwas dazu sagen kann, zieht Sirius mich weiter zu einem langen Tisch, mit der Erklärung, dass wir uns was zu Trinken holen würden. Er scheint bemerkt zu haben, dass mir der scharfe Kommentar, zu seinen ganzen Frauengeschichten schon auf der Zunge gelegen hatte. „Ich muss zugeben, das habe ich nicht erwartet", gestehe ich leise und lasse meinen Blick nochmal über die Dekoration wandern. „Keine Sorge, wir bleiben bis zum Essen, tanzen vielleicht ein bisschen und dann können wir verschwinden", erklärt der Griffyndor leise und reicht mir ein Glas mit einer prickelnden Flüssigkeit.

Er sollte recht behalten. Wir müssen nicht lange warten, da werden wir zu Tisch gebeten und das Essen wird serviert. Erstaunlicherweise scheint es die anderen überhaupt nicht zu stören, dass ich neu bin und mein Haus scheint auch keine große Bedeutung zu tragen. Das habe ich, zumindest von den Jungs, nicht erwartet, schließlich haben sie Severus ständig schikaniert. Was vielleicht auch daran lag, dass er Lily, für James Empfinden, ein bisschen zu gern hatte. Wir unterhalten uns über die Schule, machen uns über die Lehrer lustig und ich höre so einigen Tratsch aus dem Hause Gryffindor. Es hat nicht die Atmosphäre eines Dates, aber das hier finde ich besser. Letztes Jahr, war ich mit einem Slytherin aus. Er hat sich wirklich Mühe gegeben und ist mit mir in ein teures Restaurant gegangen, aber das war langweilig. Das hier hat seinen ganz eigenen Charme und passt irgendwie zu Sirius. Nach dem Essen führt er mich auf die Tanzfläche und wir drehen uns langsam im Takt der Musik. Ich habe meinen Kopf an seine Brust gebettet und die Arme um seinen Hals gelegt. Ich erwische mich selbst sogar dabei, wie ich den Abend genieße.

„Und? Bereust du den Abend schon?" fragt Sirius leise und seine Brust vibriert während er spricht. „Es ist wirklich schön, aber trotzdem kann das zwischen uns beiden nicht funktionieren", gestehe ich leise und hebe meinen Kopf, um ihm in die Augen sehen zu können. „Warum nicht?" Seine Stimme ist nicht mehr als ein leises Flüstern, was mir einen angenehmen Schauer über den Rücken jagt. Seit der Motorradfahrt weigert sich mein Herzschlag wieder ruhiger zu werden und das Kribbeln in meiner Magengegend, scheint auch nicht mehr aufhören zu wollen. Trotzdem muss ich realistisch bleiben. In meinem Haus wäre ich mit einem Freund wie Sirius nicht mehr akzeptiert und es wäre auch zu viel Ablenkung. Im Gegensatz zu anderen, fliegt mir der Unterrichtsstoff nämlich nicht zu und ich muss ständig lernen. Außerdem hat Sirius es nie mit einem Mädchen für länger als zwei Wochen ausgehalten. Ich möchte nicht auch zu den Dummchen zählen, die auf ihn reingefallen sind. Doch für heute Abend möchte ich nicht weiter darüber nachdenken, also erwidere ich: „Nicht so wichtig." Mein Kopf legt sich wieder an seine Brust und wir drehen uns weiter zur Musik. Ich schließe die Augen und genieße einfach nur den Moment.

Ich weiß nicht, wie lange wir tanzen, doch irgendwann tun meine Füße so weh, dass ich eine Zwangspause einlegen muss. Als ich meine Augen öffne, brauchen sie einen Moment, um sich wieder an die Helligkeit zu gewöhnen. Vorsichtig löse ich mich von Sirius. „Ich brauche eine Pause", sage ich und entlocke ihm ein leises Lachen. Mein Blick wandert durch den Raum, um einen freien Sitzplatz zu finden. „Wie spät haben wir?" frage ich irritiert, als ich bemerke, dass die Angestellten, des Restaurants bereits die Stühle hochstellen und die Dekoration abnehmen. „Keine Ahnung, vier Uhr", überlegt Sirius und ich reiße erschrocken die Augen auf. „Haben wir so lange getanzt? Warum hast du nichts gesagt?" Nur die Gastgeber sind noch da und sitzen am Rand der Tanzfläche mit einem letzten Getränk in der Hand. „Du sahst so glücklich aus" Fast schon verlegen kratzt Sirius sich im Nacken. „Meine Mutter bringt mich um, weil ich so lange weg war", lache ich und schüttle den Kopf. „Na dann sollten wir sehen, dass wir dich nach Hause bekommen, meinst du nicht" Sirius hält mir die Hand hin und grinst. „Wäre besser" Schmunzelnd greife ich nach seiner Hand und er führt mich durch die Tür hinaus zur Anmeldung. Wir holen unsere Jacken ab und treten in die kühle Nachtluft.

Ein breites Grinsen zeichnet sich auf meinen Lippen ab, als ich die dicken, weißen Flocken durch die Luft tanzen sehe. Ich liebe Schnee. Ich lasse Sirius Hand los und laufe einige Schritte weiter unter dem kleinen Abdach hervor, mein Blick gen Himmel gerichtet. Glücklich drehe ich mich um die eigene Achse und versuche, die Schneeflocken mit der Zunge zu fangen. „Komm", fordere ich den Gryffindor auf und strecke ihm meine Hände entgegen. Belustigt schüttelt er den Kopf, kommt dann aber zu mir. „Bei Schnee wird wohl selbst die kleine Miss Slytherin wieder zum Kind, was?" fragt er belustigt und wischt mir eine Schneeflocke von der Nase. Auch wenn wir den ganzen Abend zusammen getanzt haben, kam es mir so vor, als wäre er mir das erste Mal so richtig nah. Meine Wangen werden, trotz der Kälte, warm und ich beiße mir unsicher auf die Unterlippe.

Wir stehen ganz nah beieinander und sehen uns in die Augen. Meine Atmung geht unregelmäßig und mein Herz beginnt noch schneller zu schlagen. Er kommt mir so langsam näher, dass ich es beinahe gar nicht bemerke. Dagegen wehren könnte ich mich eh nicht. Wie versteinert stehe ich da und sehe ihn mit großen Augen an. Sein Blick schnellt zu meinen Lippen und gleich darauf zurück in meine Augen. Ich lasse meine Unterlippe wieder frei und öffne den Mund ein kleines Stück. Dann stockt er. Ich spüre seinen Atem auf meiner Lippe, was mich fast um den Verstand bringt. Ich sollte das nicht tun. Es würde nicht funktionieren. Mein Kopf rückt ein Stück vor und dann treffen sich unsere Lippen. In meinem Magen scheinen tausend Feuerwerkskörper zu explodieren und mein Herzschlag setzt für den Bruchteil einer Sekunde aus. Meine Hände finden seine Haare und ziehen ihn noch näher zu mir. Seine Arme haben sich um meine Taille geschlungen, während seine Lippen sich vorsichtig an meinen bewegen.

Schwer atmend lösen wir uns wieder von einander und Sirius legt seine Stirn an meine. „Auch wenn du meinst, dass es nicht funktionieren kann, werde ich nicht aufgeben", haucht er und streicht mir eine Haarsträhne hinters Ohr. „Ich weiß", erwidere ich mit demselben breiten Grinsen, wie er es auf den Lippen trägt. Wir sehen uns eine ganze Weile so in die Augen, bis ich ihm nochmal einen kurzen Kuss auf die Lippen hauche. „Wir müssen wirklich los", sage ich und laufe zu seinem Motorrad. Meine Knie sind von den neuen Gefühlen, die plötzlich auf mich eingeprasselt sind immer noch ganz weich, aber ich versuche, mir nichts anmerken zu lassen. Sirius folgt mir und hilft mir, wieder den Helm aufzusetzen. Immer noch schwer atmend beobachte ich, wie er seinen Helm aufsetzt und sich auf sein Motorrad schwingt.

Bei diesem Flug habe ich nicht mehr so viel Angst, wie bei der Hinfahrt und genieße es sogar, wie der Wind um meine Beine rauscht. Ich fühle mich frei, so als könnte ich alles schaffen. Meinen Kopf habe ich an Sirius gelehnt und ich bin fast schon enttäuscht, als er vor meinem Haus auf der Straße landet. Er nimmt mir den Helm ab und verstaut ihn wieder an seinem Motorrad. Das Grinsen scheint mein Gesicht, erst mal nicht mehr verlassen zu wollen. „Bis dann", verabschiede ich mich und laufe durch den knirschenden Schnee zu unserer Haustür. Davor drehe ich mich nochmal um und sehe, dass Sirius sich auch den Helm vom Kopf gezogen hat. Mit großen Schritten kommt er auf mich zu, um mich nochmal an sich zu ziehen. Wir tauschen einen zarten Kuss aus und als er sich wieder von mir löst, flüstert er: „Frohe Weihnachten, Eve"


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