5. Türchen | Weihnachtspost (Teil 2/2)

Sie bogen ab. Die Gebäude links und rechts schrumpften von Geschäften und Restaurants zu kleinen Wohnanlagen. Links waren die geraden Hausnummern und anscheinend hatten sie den Anfang der Straße erwischt, es ging nämlich von zwei an aufwärts. Seungmin zählte. Beinahe jedes Haus beherbergte mehrere Wohnungen und er machte sich Sorgen, dass das vierundzwanzigste auch eins sein könnte. Wie sollten sie dann rausfinden, bei wem sie klingeln mussten. Vor lauter Sorgen hatte er mit dem Zählen aufgehört, denn irgendwann spürte er eine Hand auf seiner Schulter.

Er wirbelte herum, zu Hyunjin, welcher nachdenklich auf das schmale Haus blickte.

„Da sind wir, 24."

Perplex rollte Seungmin seine Schulter nach hinten. „Das sehe ich."

„Schon klar", seufzte Hyunjin.

Auch Seungmin sah nun an der roten Fassade hinauf. Seine Angst hatte sich bewahrheitet; es war unverkennbar ein Mehrfamilienhaus. „Und wo klingeln wir jetzt?"

„Naja", zuckte Hyunjin die Achseln, „gucken wir doch mal bei den Nachnamen auf den Klingelschildern."

„Genau, weil Park ja so ein seltener Nachname ist."

„Hast du 'ne bessere Idee?"

„Nein", rollte Seungmin mit den Augen, „dann mach halt."

Hyunjin trat vor. Drei Stufen führten zu dem Schild voller Klingeln. Akribisch ging Hyunjin sie durch. „Hier sind zwei Parks", drehte er sich zu Seungmin um. „Einmal S. Park und einmal J. Park."

„Naja, der Typ hieß ja Seong-su, klingel' mal bei dem mit S."

Gesagt, getan. Das mechanische Surren ertönte, dicht gefolgt von der Gegensprechanlage.

„Wer ist da?", fragte eine Frauenstimme zwischen dem stetigen Knacken des Lautsprechers.

„Äh, wohnt bei ihnen zufällig ein Park Seong-su?"

Seungmin rammte ihm einen Ellenbogen in die Seite. „Man stellt sich erstmal vor", flüsterte er.

„Wer will das wissen?"

„Entschuldigen Sie bitte." Seungmin hatte sich an Hyunjin vorbeigedrängelt und stand nun unmittelbar vor der Tür. „Ich bin Kim Seungmin und mein Freund heißt Hwang Hyunjin. Uns wurde ein Brief zugestellt, der aber eigentlich an diese Adresse hier gesendet werden sollte, an einen Park Seong-su. Wir wollen sie nicht belästigen, aber wir dachten, er möchte den Brief vielleicht haben."

„Seong-su sagst du also", die Frau machte eine dramatische Pause. „Na dann kommt erstmal rein, ich mach euch auf."

Und schon erklang das Geräusch, das signalisierte, dass die Haustür nun aufgedrückt werden konnte.

„So macht man das", drehte Seungmin sich selbstgefällig zu Hyunjin um und ging voran.

Die Wohnung der Frau befand sich im zweiten Stock. Als die beiden dort ankamen, stand die Tür bereits offen und eine Frau wartete auf sie. Eine Frau, die, allem Anschein nach, im Jahr 1950 noch gar nicht geboren gewesen war. Sie lächelte und winkte den beiden Studenten zu.

„Kommt ruhig rein."

Sie folgten der Einladung ohne Umschweife und zogen schnell ihre Schuhe aus und ihre Masken wieder an. In der Wohnung roch es eigentlich nach nichts. Vielleicht etwas nach Zigaretten und als hätte jemand dort am Vormittag Plätzchen gebacken, aber ansonsten nach nichts.

„Gehen wir in die Küche, da können wir reden." Die Frau ging voran und verschwand hinter einer Tür, die links vom Flur abging.

Seungmin und Hyunjin folgten ihr. Die Küche war schlicht und aufgeräumt. Es gab einen Herd, mit zwei Herdplatten, einen kleinen Kühlschrank, eine Vitrine, einen quadratischen Esstisch und eine kleine Holzbank, auf der die beiden sich unaufgefordert niederließen.

Die Frau setzte sich gegenüber auf einen kleinen Küchenstuhl.

„Also, dann erzählt mal."

„Naja", ergriff Hyunjin das Wort, „also wir haben heute Morgen die Post reingeholt und da war ein Brief dabei, der nicht an uns adressiert war, sondern an dieses Haus hier, und zwar an einen Park Seong-su."

„Aha", nickte sie nachdenklich. „Und was steht in dem Brief drin?"

„Es ist ein Liebesbrief", wollte Hyunjin ansetzen, aber Seungmin fiel ihm ins Wort.

„Erstmal tut es uns unglaublich leid, dass wir diesen Brief gelesen gehaben. Es ist uns bewusst, dass uns das keinesfalls zusteht."

„Ach alles gut", winkte die Frau ab und griff nach dem Brief, den Hyunjin hervorgeholt hatte. „Darf ich?", Hyunjin nickte und händigte ihr das Papier aus. Prüfend ließ sie ihren Blick über die Zeilen gleiten und begann währenddessen zu sprechen. „Seong-su war mein Vater, aber ich wüsste nicht, wer ihm einen Brief schreiben sollte, besonders einen Liebesbrief." Zum Ende hin wurde sie immer leiser, während sie las, bis sie den Brief auf den Tisch legte und ihre Besucher ansah. „Er ist seit sieben Jahren tot."

„Oh", meinte Hyunjin betreten, „das tut uns leid."

Die Frau winkte ab. „Muss es nicht, ist ja schon was her. Der Brief ist aber trotzdem komisch."

„Naja, der Brief ist auch nicht wirklich aktuell." Nun schaltete auch Seungmin sich ein. Er streckte den Arm aus und deutete auf das Datum.

Nun sah auch die Frau, was er meinte. „Oh, na dann ist das natürlich etwas anderes. Wartet mal." Abrupt erhob sie sich von ihrem Platz und ließ Seungmin und Hyunjin zurück in der Küche.

Sie sagten wieder kein Wort. Das war ein äußerst ungewöhnlicher Tag für sie beide. Sonst waren sie nie so lange alleine miteinander. Natürlich, sie lebten zusammen, aber das zwang sie tatsächlich in den seltensten Fällen dazu, Schulter an Schulter auf einer Bank zu sitzen und sich anzuschweigen. Vielleicht war ihr Problem auch gar nicht, dass sie sich nicht aus dem weg gehen konnten, sondern dass sie genau das zu viel taten. Aber keiner von ihnen hatte Zeit, diesen Gedanken weiterzuspinnen, da ihre Gastgeberin in diesem Augenblick zurück in den Raum gestolpert kam, mit einem dicken, in Leder gebundenen, Buch auf dem Arm.

„Ich glaube, ich weiß, von wem der Brief ist." Sie ließ sich auf ihren Stuhl fallen, legte das Buch auf den Tisch und schlug eine Seite auf. „Yong-suk", begann sie zu erklären und deutete dabei auf ein schwarz-weiß-Bild, das eine junge Frau mit hochgesteckten Haaren und einen Mann im Anzug zeigte, „war die Freundin meines Vaters, in den 40ern. Er hat mir immer erzählt, dass sie ihre Beziehung geheim halten mussten, weil ihre Eltern zu hochnäsig waren, um ihn zu akzeptieren. Sie haben sich trotzdem getroffen, aber nur solange, bis ihre Eltern das herausgefunden haben. Dann haben sie sie angeblich nach England auf ein Internat geschickt. Das klingt, als hätte sie sich noch ein letztes Mal vor ihrer Abreise mit ihm treffen wollen."

Diesmal war es Seungmin, dessen Mund ein betretenes „Oh" verließ. „Wollen Sie den Brief vielleicht behalten."

„Nein, nein, der gehört mir nicht." Die Frau schien emsig zu überlegen. „Aber ich weiß, wer sich darüber freuen würde."

„Und wer?", wollte Hyunjin wissen.

„Vor einigen Monaten hat Yong-suk mich per Post kontaktiert. Anscheinend hat sie sich noch an die alte Adresse meines Vaters erinnert. Sie war am Boden zerstört, als sie von seinem Tod erfahren hat. Wahrscheinlich ist sie davon ausgegangen, dass mein Vater den Brief erhalten hat, sie aber nicht sehen wollte. Ich denke, es würde sie sehr glücklich machen, wenn sie von euch erfahren würde, dass der Brief bloß in der verloren gegangen ist."

Verdutzt sahen Seungmin und Hyunjin sich an.

„Sie wohnt jetzt, glaube ich, in einem Seniorenheim, nicht weit von hier, ich schreib euch schnell die Adresse auf." Sie griff sich Papier und Stift und begann, zu schreiben.

Seungmin und Hyunjin warfen sich derweil vielsagende Blicke zu, sprachen ihren Inhalt aber erst aus, als sie wieder auf der Straße standen.

„Das war komisch", bemerkte Seungmin, während er den Zettel mit der Adresse begutachtete und sich die Maske vom Gesicht zog.

Hyunjin nickte. „Schon irgendwie. Erstmal, wer lässt zwei Fremde bei sich in die Wohnung, die behaupten, einen Brief für deinen toten Vater zu haben?"

„Ja, und dann weiß sie auch direkt, von wem der Brief ist, sobald sie das Datum liest."

„Hm, und dazu hat sich die Absenderin dann auch noch ein paar Monate zuvor bei ihr gemeldet und wohnt in der Nähe."

„Und anscheinend wohnt die Tochter auch noch in der gleichen Wohnung, in der ihr Vater gewohnt hat, als er ein Jugendlicher war. So alt sieht das Haus noch gar nicht aus."

Sie waren schon wieder an der großen Straße, von der Jayang-ro abging, als sie mit ihren Vermutungen und Unterstellungen fertig waren. Sie drehten sich zu einander und sahen sich an.

„Was machen wir jetzt?", fragte Seungmin.

„Ich bin irgendwie trotzdem neugierig. Sollen wir nicht mal zu dem Altenheim hingehen?"

„Ja, irgendwie will ich es auch wissen", gab Seungmin zu. „Ich geb' mal die Adresse ein. Wenn es zu Fuß erreichbar ist, geht das ja schnell." Er holte sein Handy hervor und öffnete Google Maps.

Hyunjin beobachtete ihn. Wahrscheinlich war das das erste Mal gewesen, dass Seungmin ihm in irgendetwas offenkundig recht gab. Der Gedanke entlockte ihm aus irgendeinem Grund ein Schmunzeln. Auch Seungmin bemerkte das und wurde ein kleines bisschen rot im Gesicht, als Hyunjin nicht aufhörte, ihn so dämlich anzugrinsen.

„Was guckst du so?"

„Nichts, gar nichts", schüttelte Hyunjin den Kopf und drehte sich weg. „Wohin müssen wir?"

„Geradeaus bis zu der Kreuzung und dann wieder rechts. Da kommt dann wohl so ein Marktplatz, an dem das Altersheim steht."

„Okay." Damit liefen sie los.

Es war schon wieder still, aber irgendetwas bewegte Hyunjin dazu, nach ca. fünf Minuten ein Gespräch anzufangen. „Was glaubst du, wird die Frau sagen?"

„Keine Ahnung", zuckte Seungmin mit den Schultern. „Wahrscheinlich erzählt sie uns ein bisschen von ihrer Lebensgeschichte und den guten alten Zeiten, bedankt sich und dann werden wir rausgeschmissen."

Hyunjin musste bei der plumpen Ausdrucksweise etwas kichern. „Wieso sollten die uns rausschmeißen?"

„Naja", Seungmin war einen Blick auf seine Armbanduhr, „es ist schon viertel nach fünf, essen alte Leute da nicht normalerweise schon zu Abend."

Hyunjin war sichtlich amüsiert, als er seinen Kopf zu Seungmin drehte. „Du bist heute echt gemein zu alten Leuten."

Auch Seungmin konnte sich ein verschmitztes Grinsen nicht verkneifen. „Solange sie mich nicht hören, ist das okay."

„Ach", Hyunjin war den Kopf in den Nacken, „so ist das also."

Sie begannen sich zu unterhalten und tatsächlich bestand die Konversation nicht bloß aus banalen Beleidigungen. Nein, sie lachten, sie redeten und sie neckten sich. Von außen wirkten sie geradezu dynamisch, wie zwei gute Freunde, und vielleicht auch wie ein bisschen mehr.

Nach ca. zehn Minuten kamen sie vor der automatisch öffnenden Tür des Altenheimes an. Der Boden bestand aus weißem Marmor und an einer hohen Wand befand sich eine dunkelgraue Rezeption. Dahinter stand eine Frau, vielleicht Ende 50, deren Miene sich geringfügig verfinsterte, als sie die zwei Besucher erblickte.

Sie begann bereits zu sprechen, da waren Seungmin und Hyunjin noch gar nicht ganz zum Stehen gekommen.

„Kann ich ihnen helfen?"

„Äh, ja", stammelte Seungmin ein wenig eingeschüchtert. „Wir wollen jemanden besuchen, Lee Yong-suk."

„Aha, wollen sie das. Sind sie denn mit ihr verwandt?"

„Äh, nein, wir-"

„Oh!", ertönte es plötzlich aus einem Raum, der an die augenscheinliche Lobby angrenzte. „Seid ihr etwa Seungmin und Hyunjin?" Eine ältere Frau trat durch die verglaste Tür und kam auf sie zu.

„Frau Lee, kennen sie die beiden?"

„Aber ja, man hat mich gerade angerufen und gesagt, ihr würdet kommen. Folgt mir doch bitte in den Aufenthaltsraum, ich muss unbedingt mit euch reden."

„Äh, okay", murmelte Hyunjin verdutzt und folgte, gemeinsam mit Seungmin, der alten Dame, vorbei an einer noch viel verdutzteren Rezeptionistin.

„Das war ja eine Hexe", flüsterte er Seungmin zu.

„Kannst du laut sagen", kicherte dieser.

Der Aufenthaltsraum erinnerte an ein überdimensionales Wohnzimmer. Überall verstreut standen bordeauxrote Ohrensessel, um kleine Beistelltische mit runden Glasplatten. Lee Yong-suk ließ sich in einer der Sitzecken nieder und bedeutete ihren Besuchern, es ihr gleich zu tun.

„So, ihr habt also was von meinem Seong-su?"

„Naja", begann Hyunjin und kramte nach dem Brief, „eigentlich gehört es Ihnen, es ist jedenfalls nie bei Seong-su angekommen." Er überreichte ihr das Papier.

Die Frau nahm es dankend entgegen und las die Zeilen. Seungmin und Hyunjin tauschten unterdessen wieder Blicke aus. Wie würde die Frau reagieren? Wusste sie überhaupt noch von dem Brief? Aber all diese Fragen stellten sich als unbegründet heraus, als die Frau den Brief vor sich auf den Tisch legte und lächelte.

„Er hat mich also nicht vergessen." Sie sank etwas tiefer in den Sessel.

„Nein", schüttelte Seungmin den Kopf, „hat er nicht."

Obgleich sie die Echtheit der ganzen Angelegenheit wenige Minuten vorher noch angezweifelt hatten, konnte weder Hyunjin noch Seungmin das warme Gefühl leugnen, dass sich beim Lächeln der alten Dame in ihnen breit machte,

„Das ist schön." Sie blickte noch einmal auf die Zeilen und dann wieder zurück zu den beiden Studenten. „Vielen Dank, dass ihr euch die Mühe gemacht habt, mir diesen Brief zu bringen."

„Nicht der Rede wert", schüttelte Hyunjin den Kopf. „Aber es tut uns leid, dass Sie ihn nicht mehr treffen konnten."

„Ach, schon gut, manche Dinge sollen einfach nicht sein." Sie blickte aus der großen Fensterfront in den Garten der Pension. Dann richtete sie sich auf.

„Obwohl, da wäre noch eine Sache."

„Ja?"

„Geht ihr für mich zu dem Platz über den Lichtern? Ihr sollt dabei sein, wenn es wieder geschieht, statt ihm und mir, werdet ihr es sein."

Die beiden hatten keine Ahnung, wovon sie redete, aber sie brachten es auch nicht übers Herz, ihr diesen Wunsch abzuschlagen, also lehnte Seungmin sich vor. „Sicher, wo ist denn dieser Platz?"

„Es ist ein kleiner Hügel am Stadtrand. Ihr müsst einfach die S-Bahn nehmen, die an der Haltestelle neben dem Marktplatz hält. Von der Innenstadt weg. Ihr fahrt bis zur Endhaltestelle und lauft dann den Hügel hoch."

„Alles klar", nickte auch Hyunjin, „das machen wir."

„Oh vielen, vielen Dank, ihr wisst gar nicht, wie viel Freude ihr mir damit bereitet."

Seungmin und Hyunjin bereitete das Vorhaben etwas weniger Freude. Es war bereits acht Uhr gewesen, als sie keuchend und schnaufend an der weiß gestrichenen Bank angelangt waren. Der kleine Hügel hatte sich nämlich als nicht ganz so klein entpuppt und nun saßen sie seit fast zwei Stunden dort, blickten auf die, zugegebenermaßen sehr schönen, Lichter Seouls hinab und warteten darauf, dass es zehn Uhr wurde.

„Müssen wir wirklich weiter hier sitzen?" Hyunjin reib seine Hände aneinander.

„Ja, im Brief stand was von zehn Uhr, du Riesenbaby."

„Schon gut, es ist nur arschkalt."

Genervt warf Seungmin ihm einen Seitenblick zu. „Wie bist du denn auch angezogen? Du hast ja nicht mal Handschuhe."

„Konnte ich denn wissen, dass wir so gottverdammt lange brauchen würden."

„Meine Güte", schüttelte Seungmin den Kopf, „du bist echt zu nichts zu gebrauchen." Er begann langsam, sich Finger für Finger die Handschuhe auszuziehen.

„Was machst du da?"

„Wonach sieht's denn aus?" Er nahm die beiden Handschuhe in eine, nun nackte, Hand und warf sie Hyunjin in den Schoß. „Zieh die an", brummte er, ohne ihn anzusehen.

Hyunjin musste unwillkürlich lächeln. „Aw", pikste er Seungmin in die Seite, „machst du dir etwa Sorgen um mich?"

„Ne, ich hab' einfach nur keinen Bock, dass du mir hier weiter die Ohren vollheulst."

Hyunjin lachte amüsiert und klopfte Seungmin liebevoll auf die Schulter. „Du bist in Ordnung."

Seungmin zuckte unter der Berührung zusammen. „Klar bin ich das, warum sollte ich das nicht sein."

„Naja, du bist eben doch nicht so ein arroganter Esel, wie ich gedacht hatte."

„Du hast was gedacht?" Seungmin gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf, musste dabei aber selbst ein wenig lachen. „Und du bist kein selbstverliebter Lackaffe."

„Nein wie großzügig."

„So bin ich eben", zuckte Seungmin die Schultern. „Und weißt du was? Vielleicht", er drehte sich zu Hyunjin, „ganz vielleicht", legte eine Hand auf sein Knie, „mag ich dich sogar ein kleines Bisschen."

Hyunjin riss für einen Moment überrascht die Augen auf, begann dann aber zu lächeln. Und gerade, als er etwas erwidern wollte, erklang hinter ihnen lautes klatschen.

„Endlich!", rief jemand.

„Minho, du bist ein verdammtes Genie", eine andere Stimme.

„Weiß ich doch."

Plötzlich reihte sich vor der Bank, auf der die zwei saßen, eine Kette von Menschen auf. Ihre Freunde. Chan, Minho, Changbin, Jisung und Jeongin, nur Felix fehlte.

„Euer Plan?", fragte Hyunjin verdutzt.

„Jup, es ist kaum auszuhalten, euch zwei zuzusehen, da haben wir gedacht, wir helfen euch ein wenig auf die Sprünge", erklärte Minho die Situation.

„Mit was denn bitte auf die Sprünge helfen?"

„Ich bitte euch, ihr seid total verknallt, wie zwei Grundschüler, die nicht wissen, wie man sowas zeigt und sich dann die ganze Zeit ärgern."

„Sind wir nicht!", rief Seungmin empört.

„Rede dir das nur ein", mischte sich jetzt Jisung mit in die Diskussion. „Fakt ist: es hat funktioniert."

„Also habt ihr den Brief geschrieben?"

„Jup, wir haben die Freundin von meinem Bruder und Minhos Oma gefragt, ob sie mitmachen und dann ging das eigentlich von ganz alleine."

„Okay", murmelte Seungmin, der das ganze erstmal verdauen musste. „Und was soll hier jetzt um 10 Uhr passieren? Oder war das auch gelogen?"

„Nein, das war tatsächlich nicht gelogen. Felix, wenn ich bitten darf", Chan deutete über die Bank hinweg auf eine Stelle hinter Hyunjin und Seungmin, an der Felix stand und einen langen Stab hielt, an dessen Ende etwas hing, das nun genau über Hyunjins und Seungmins Köpfen baumelte.

Fragend sahen sie hinauf zu dem Gegenstand, und schockiert wieder hinunter, einander direkt in die Augen.

Es war ein Mistelzweig.


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