22. Türchen | Time flies by, but I could never stop loving you
Fandom: BTS
Autor/in: lorjelma
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„Nun wollen wir auch dem letzten Weihnachtsmuffel die Weihnachtszeit näher bringen, hier ist: ‚Last Christmas' von Wham! Lehnt euch zurück und genießt die ruhige Zeit mit euren Lieben."
Noch bevor das Lied überhaupt begann, knallte Jimins Finger schon auf den Ausschaltknopf des Autoradios. Plötzlich war es ganz still in seinem Auto, wo vorher noch der neueste Song von Jungkook spielte. Nur der kleine Taeseok war zu hören, wie er ruhig mit seiner Iron Man Figur spielte und hin und wieder ein Zischen von sich gab, um Fluggeräusche nachzuahmen.
Jimin seufzte nur, zog seine Mundwinkel nach unten und fuhr die Schnellstraße weiter in Richtung Norden. Gerade einmal zwei Stunden war er erst unterwegs, dabei hatte er ungefähr die Hälfte seines Weges bereits geschafft und dennoch zog sich der Weg unendlich lang.
In Seoul würden seine Freunde auf ihn warten. Namjoon, Seokjin, Yoongi, Hoseok und seine Frau, sowie seine niedlichen Zwillinge und selbst Jungkook, der inzwischen immer bekannter wurde, konnte sich irgendwie einen Tag freischaufeln um zumindest Weihnachten mit seinen Freunden, oder wie er sagte: „seiner Wahlfamilie" verbringen zu können.
Taehyung hatte keine Zeit mehr für sie. Nachdem er und Jimin ihren großen Streit hatten, war er wie vom Erdboden verschluckt. Er hatte noch Kontakt zu all den anderen, aber nicht zu Jimin.
Jimin ließ sich oft durch den Kopf gehen, was bei ihnen falsch gelaufen war.
Wo sind sie falsch abgebogen?
Wo tauchte der Keil zwischen ihnen auf und vor allem, durch welche Worte wurde er immer tiefer geschlagen? War es Jimins Furcht?
„Appa! Langweilig.", rief Taeseok von hinten, als würde er ahnen, dass Jimin sich nur wieder seinen Kopf zerbrach und auf andere Gedanken kommen sollte.
„Wir sind bald da, Liebling, freust du dich schon?" Jimin lächelte und sah durch den Rückspiegel zu seinem Sohn.
Taeseok nickte nur grinsend und ließ seinen Iron Man auf den Sitz neben sich fallen. Die Beine schwingend schaute er aus dem Fenster und beobachtete das Geschehen um sie herum.
Damit der Kleine sich nicht all zu sehr langweilte, begann Jimin schließlich ein einfaches Spiel mit dem dreijährigen zu spielen und so verging die Zeit doch recht schnell.
In Seoul musste die kleine Familie Gott sei Dank nicht mit viel Stau kämpfen, sodass sie doch schnell in der abgesperrten Zone ankamen, in welcher sich Jungkooks Haus befand. An der Schranke händigte der junge Vater seinen Pass dem Beamten aus und wurde schließlich nach einem Anruf bei seinem jüngeren Freund durchgelassen.
Noch bevor Jimin den Motor in der Einfahrt abstellen konnte flog auch schon die hintere Tür seines Autos auf und Jungkooks aufgeregter Schrei war zu hören.
„Ah! Mein Lieblingsneffe ist endlich daha!", rief er und sprang dabei schon fast auf und ab, während er den Kleinen aus seinem Sitz befreite und auf den Arm nahm.
Während Taeseok glücklich seinen Patenonkel begrüßte und umarmte, setzte Jimin nur sein „glückliches" Grinsen auf und verließ endlich ebenfalls sein Auto.
„Lass das bloß nicht Hoseok hören, sonst bist du einen Kopf kürzer, das weißt du."
Jungkook verdrehte nur die Augen und umarmte Jimin schließlich flüchtig, so gut dies nun mal funktionierte, mit einem Kind auf dem Arm.
„Willkommen zurück Hyung, wir alle haben dich sehr vermisst, die letzten paar Monate."
Jimin lächelte nur und nickte. Was sollte er auch schon sagen? Die Freunde hatten steht's Probleme, Treffen zu organisieren, jeder hatte immer irgendwas zu tun. Jimin seufzte nachdenklich und spazierte schließlich zu seinem Kofferraum um seinen Koffer hervor zu holen. Plötzlich mit Tatendrang erfüllt, drehte er sich zu Jungkook und Taeseok.
„Können wir rein gehen? Ich kann es kaum erwarten, die anderen endlich wieder zu sehen. Sind alle wohlauf?"
Jungkook, der gerade mehr mit der kleinen Iron Man Figur beschäftigt war, als Jimin zuzuhören nickte nur. Letzterer packte schließlich den grauen Griff seines Koffers und machte sich auf zur Tür. Er deutete seinem Sohn an, ihm zu folgen. Kurz bevor Jimin jedoch die Tür aufschieben konnte, hörte er einen lauten Aufschrei nah hinter ihm und schon schmiss Jungkook sich zwischen ihn und die Tür. Mit seinen Armen jeden möglichen Weg blockierend, starrte er mit weit aufgerissenen auf Jimin hinab.
„Hyung! Eh- bevor du rein gehst, solltest du wissen..."
Jimin sah fragend zu ihm auf.
„Was?"
„Also, e-es ist nicht meine Schuld und i-ich hatte damit überhaupt nichts zu tun, aber Seok-Seokjin hatte die Idee u-und wir dachten-" Jimin verdrehte nur die Augen.
„Jungkook, was ist denn? Hör auf um den heißen Brei herumzureden und sag jetzt was da drin passiert ist, was so schlimm ist, dass du wieder in dein nervöses Stottern verfällst."
Jungkook schloss nur die Augen und holte einmal tief Luft.
„Hyung hat Tae eingeladen und er ist auch – naja, da."
Als Jungkook seine Augen wieder öffnete, starrte Jimin ihn nur an. Ohne irgendeine Reaktion starrte er einfach nur genau in die Augen seines jüngeren Freundes.
Taeseok, welchem nun doch allmählich langweilig wurde, zupfte an Jimins Hose.
„APPA... ich will spielen."
Jimin nickte nur, und drückte kurzer Hand Jungkook seinen Koffer in die Hand.
„Okay, JK, du trägst den Koffer und ich Taeseok. Ich will jetzt die anderen sehen!"
„Hyung, bist du- uh okay- warte auf mich!"
Jimin hatte schnell seinen Sohn gepackt und war schon durch die Tür verschwunden, bevor Jungkook überhaupt reagieren konnte. Mit energischen Schritten wanderte der junge Vater durch den grauen Flur zur Treppe, welche in den Wohnbereich des großen Hauses, wohl eher Villa, führte. Der Jüngere folgte ihm geschwind.
Jungkooks Sicherheitschef kam ihnen schon entgegen gesprintet, bevor sie sich überhaupt bemerkbar machen konnten.
„Ah, Jimin, schön sie wieder zu sehen. Jungkook, soll ich das Auto in die Tiefgarage bringen?"
Jungkook nickte mit einem leichten Lächeln.
„Ja, bitte, Hyungshik Hyung, sind die anderen alle oben?" Es folgt ein Nicken.
„Ja, ein Zwilling hat sich den Kopf gestoßen und eine kleine Wunde an der Wange, jetzt kann man die beiden auseinander halten. Es gab ein paar kleine Tränen, aber mit ein wenig Eis aus der Tiefkühltruhe war alles vergessen."
„Oh, EIS?", rief schließlich ein helles Stimmchen aus Jimins Richtung, welcher nur lachte. Die anderen beiden drehten sich erschrocken zu ihm.
„Ah, ich glaube da hat wohl jemand Hunger, nicht wahr?", grinsend stupste Jimin die Nase seines Sohnes an und nickte schließlich nach oben, „ich glaube jetzt sollte ich mich beeilen, um dem baldigen Drama zu entgehen. Danke Hyungshik für deine Hilfe mit dem Auto!"
Hyungshik nahm dies als sein Zeichen, sich an die Arbeit zu machen und nickte. Mit flinken Schritten bewegte er sich in Richtung Tür.
Jungkook dagegen, hatte sich an Jimin vorbei gedrängelt und rannte schon die vielen Stufen, samt Koffer nach oben, als wäre dies der leichteste Aufstieg überhaupt.
Seufzend folgte Jimin ihm schließlich und brachte Taeseok sogar dazu, die letzten Stufen selbst herauf zu springen.
Der Wohnbereich des Hauses sah gleich viel gemütlicher aus. Ein riesiger Tannenbaum stand prachtvoll geschmückt in der Ecke des Wohnzimmers. Die Wände waren inzwischen in einem warmen Orange gestrichen, auf dem riesigen braunen Sofa lagen Konsolencontroller, Decken und Kissen wild verteilt und es duftete verdammt stark nach frischem Kakao. Jimin konnte direkt die Koffer der Familie Jung ausmachen, wie sie aufgereiht an der Treppe zur oberen Etage standen und grinste, als er die identischen rosanen Täschchen der Mini Jungs sah.
Jungkook schob Jimins Koffer direkt daneben und deutete ihm schließlich an, ihm in die Küche zu folgen.
Während Taeseok mit der Aussicht auf Eis, seinem Onkel direkt hinterher tapste, sah Jimin sich um.
Zu lang ist es wohl her, dass er in dem riesigen Haus war. Jungkook war selten hier, doch dennoch sah es immer bewohnt aus. Nicht perfekt, aber auch nicht unordentlich. Nicht dreckig aber auch nicht glänzend weiß und nach Hygienemitteln riechend. Einfach perfekt.
Weit entfernt hörte Jimin Stimmen. Wahrscheinlich waren die anderen alle in der oberen Etage, hatten sich schon ihre Zimmer ausgesucht und erkundeten nun das Haus weiter.
Bevor Jimin seinem Sohn folgen konnte, kam dieser auch schon wieder aus Richtung der Küche angerannt, diesmal mit einem Stieleis in seiner kleinen Hand.
„Appa! Appa! Onkel Kookie hat mir ein Eis gegeben!"
Voller Stolz hielt er das Eis noch in der Folie verpackt nach oben, seinem Vater entgegen.
„Auspacken!"
Jimin nahm ihm das Eis aus der Hand und öffnete schließlich die Folie.
„Taeseok! Schau nur wer da drauf ist?"
„IRON MAN!", rief der Junge aufgeregt und schnappte sich sein Eis. Auf die Warnung seines Vaters, nur ja nichts dreckig zu machen, hörte er schon gar nicht mehr, viel zu fokussiert auf sein Eis.
Während Jimin lächelnd sein ein und alles beobachtete, gesellte Jungkook sich wieder zu ihm.
„Willst du nach oben gehen? Die anderen haben mich schon den gesamten Tag nach dir gefragt."
Jimin sah nach oben, an die Decke, als würde sie ihm eine Antwort geben wollen.
„Bist du dir sicher? Selbst mit... du weißt schon? Wir haben uns jetzt knapp drei Jahre lang nicht gesehen."
„Was ich denke, sollte gerade wohl egal sein. Komm schon! Ich bin mir sicher, du kannst es selbst kaum erwarten. Bitte Hyung!"
Jimin wusste genau, was Jungkook tat. Die Augen weit aufgerissen, aufgeregt auf und ab wippend stand der Jüngere vor ihm, wie ein kleines Kind, welches bald seine Geschenke öffnen wollte.
Kaum zu glauben, dass genau dieser junge Mann täglich tausende Herzen brach, wenn er nur zwinkerte.
Doch auch Jimin war gegen Jungkook nicht immun und so fanden sich die drei nur wenig später in der riesigen oberen Etage der Villa wieder. Die Mitte der Etage wurde von den zwei riesigen Wendeltreppen markiert und nun erstreckten sich knapp 7 Türen und eine Glasfront vor ihnen.
Hier war das pure Leben ausgebrochen. Hoseoks Töchter waren lautstark aus einem der Zimmer zu hören, wie sie voller Ernst über ihre zwei Barbies sprachen. Hin und wieder konnte man zustimmende laute hören, die wohl von niemand anderem stammen konnten als Namjoon.
Hoseoks beinahe panisches Lachen jedoch war aus dem Zimmer direkt gegenüber zu hören, wo Seokjin wohl gerade eine Anekdote über das durchaus turbulente Leben des Vaters erzählte. Durch die Glasfront sah man Yoongi mit einem Buch und einer Decke auf dem Balkon sitzen. Eine Hand blätterte, die andere graulte Bam, Jungkooks Hund, zwischen den Ohren.
Jimin kam nicht umhin zu lächeln. Wer hätte einmal gedacht, dass Yoongi, resting bitch face Yoongi, der keinen an sich heran ließ, genau dort sitzen und nun mit einem verliebten Lächeln zu ihnen schauen würde.
Das Buch klappte er nun zu und begab sich schließlich zu ihnen.
Die Beiden begrüßten, umarmten sich. Taeseok streichelte vorsichtig, aber doch ehrfürchtig Bam über den Kopf, während Jungkook ihn bei sich hielt. Jimin fühlte sich wohlig warm und willkommen.
Eine Tür wurde aufgezogen und plötzlich ertönte ein aufgeregter Schrei.
„Taeseok!" rief eine der beiden Zwillinge plötzlich und zog ihre Schwester aus dem Zimmer heraus zu der kleinen Gruppe. Taeseok war alles andere als begeistert, die beiden Mädchen zu sehen und versteckte sich sofort hinter den Beinen seines Vaters.
Wie nicht anders zu erwarten, folgte Namjoon den Mädchen, zwei Barbies in seiner Hand. Er grinste als er Jimin sah.
„Na? Du hast es auch mal geschafft, anzukommen. Hattest du wieder verschlafen?"
Jimin dagegen schüttelte nur grinsend den Kopf, die Wangen ein wenig rot gefärbt. Vielleicht hatte Namjoon ihn ertappt. Vielleicht.
„Natürlich nicht. Hyung! Schön dich zu sehen."
Während die Zwillinge schon begannen, Taeseok aus seinem Versteck hervorzulocken, umarmten sich die beiden Älteren und neckten sich, wie eh und je.
Yoongi warf einen besorgten Blick zu Jungkook, murmelte unhörbar etwas und nickte in Richtung der sich nun öffnenden Tür. Jungkook legte nur seine Arme um seinen Freund und lächelte.
„Ich bin guter Dinge."
Jimin war überwältigt, von all seinen Hyungs wurde er umarmt und herzlichst begrüßt. Auch Taeseok gab fleißig jedem die Hand, auch wenn er sich kaum an irgendjemanden hier erinnern konnte.
Schließlich war das Duo am Ende der Gruppe angekommen, wo Taehyung stand, die Hände tief in seine Hosentaschen vergraben, in Richtung Teppich blickend.
„Taehyung...", murmelte Jimin über den Lärm der anderen Gespräche hinweg.
Ein Wort, was vielleicht leicht untergehen könnte, von Taehyung jedoch immer gehört werden würde, solang es nur aus Jimins Mund kam.
Sie nickten einander zu, tauschten keine weiteren Worte aus, als Taeseok sich plötzlich an Jimins Beinen vorbei drängelte. Die Hände nach oben zu dem für ihn fremden Mann gestreckt blieb er stehen.
„Hallo, ich bin Taeseok! Das ist mein Appa!", stellte er sich fröhlich vor und deutete schließlich auf Jimin. Dieser lächelte stolz und strich seinem Sohn durch das dichte, schwarze Haar.
„Sehr gut Taeseok, ich bin stolz auf dich." Ein Lächeln wurde ihm als Antwort entgegengeworfen.
Taehyung räusperte sich und zerstörte somit den Vater – Sohn Moment.
„Taeseok also? Es freut mich dich kennenzulernen."
Taehyung kniete vor dem kleinen Jungen schüttelte ehrfürchtig seine Hände, welcher nur schüchtern lächelte.
Noch bevor Taehyung ein weiteres Wort verlieren konnte, war der Junge, von seinem Selbstbewusstsein verlassen worden und hinter Jimins Beine gerast. Die beiden Erwachsenen sahen sich nun nur an, vergaßen dabei, dass all ihre Freunde direkt neben ihnen standen und verglichen beide, das Bild vor ihnen, mit dem in ihren Köpfen.
Jimin war noch zwei Zentimeter gewachsen, hatte nun kurze, schwarze Haare und trug ein einfachen weißen Pullover und nicht mehr die schwarzen engen Klamotten, die dazu da waren, andere zu beeindrucken. Die bunten Haare von damals schwebten in Taehyungs Kopf umher.
Doch nicht nur Jimin hatte sich verändert. Wenn nur möglich, sind Taehyungs Schultern noch breiter, seine Haare noch länger und welliger geworden. Sein typischer Pullunder war gegen ein schlichtes weißes Hemd ausgetauscht worden, dessen Knöpfe nicht nur wenig Kraft aufbringen mussten, das ganze überhaupt beisammen zu halten.
Jimins Erinnerungen kamen in einem Schnellzug angerast, doch er ließ sie lieber vorbeifahren.
Taehyung lächelte nur.
„Du siehst gut aus, Jimin. Du hast dich kaum verändert."
Eine Lüge.
„Du auch, du bist genau der Alte."
Eine weitere Lüge.
Plötzlich lag eine gewaltige Anspannung in der Luft, die anderen um sie herum starrten Taehyung und Jimin an, kalkulierten die Situation, bis Ahri schließlich nach Luft schnappte.
„Appa! Eomma! Jetzt wo ENDLICH alle da sind, können wir endlich eine Teeparty veranstalten!"
Kinder und ihre nicht vorhandene Filterfunktion...
Hoseok und Sora, seine Frau, verdrehten nur die Augen, luden schließlich aber alle zur Teeparty mit ein.
So verging der Nachmittag, der Abend und schließlich waren die Kinder in ihren Betten angekommen, alle in einem Zimmer untergebracht und friedlich schlafend. Leise zog Jimin die Tür hinter sich zu und grinste Jungkook an.
„Na? Willst du ihnen auch noch eine Gute Nacht wünschen, oder was liegt dir auf dem Herzen?"
Jungkook schüttelte nur den Kopf.
„Ich wollte nur- ähm- zuschauen. Ja genau. Egal. Hobi hat die Weinflasche aufgemacht, ich denke wir sollten sie ihm wegnehmen bevor er wieder von der Tanzschule anfängt."
„Okay, dann werde ich nicht darauf eingehen, dass du dieses Zimmer garantiert nicht nur für die drei da drinnen vollständig herrichten lassen hast."
Jungkook wurde beinahe sofort rot und schüttelte den Kopf.
„Lass das und komm jetzt."
Gemeinsam liefen die Beiden nach unten und gesellten sich zu den anderen in die gemütliche Runde.
Den gesamten Abend lang spielten sie Spiele, erzählten Geschichten die bestimmt schon zehn Mal erzählt wurden und lachten.
Nach und nach verabschiedeten sich alle und schließlich, als auch Yoongi sein Gähnen nicht mehr unterdrücken konnte, winkte er einmal Jimin zu und schlich schließlich den langen Flur in der unteren Etage zu Jungkooks Zimmer.
Als Jimin hörte, wie die Tür ins Schloss fiel, stand auch er auf. Flink sammelte er die Schüsseln mit all den Chips und Gummibärchen ein und brachte sie in die Küche.
Der Geschirrspüler war so gut wie voll, sodass Jimin ihn guten Gewissens einschalten konnte.
Als er die Küche verlassen wollte, erschrak er jedoch, als plötzlich Taehyung, ein wenig verschlafen drein blickend vor ihm stand.
„Tae.."
„Jiminie... ich hab dich so vermisst.", murmelte Taehyung und zog Jimin auch schon in seiner Arme.
Jimins erster Instinkt war es, den jungen Mann von sich zu schieben. Doch egal wie fremd sie sich waren, seine Umarmungen waren immer noch genauso wohltuend wie die erste.
Jimin festigte seinen Griff um Taehyungs Hüfte und atmete seinen typischen Duft ein.
Es war als würde er nach Hause kommen, als würde er endlich ankommen.
Doch es sollte nicht lang so bleiben. Jimins Verstand schaltete sich viel zu schnell wieder ein und er schob Taehyung bedacht von sich.
„Tae... es ist nicht mehr wie früher."
„Ich- Jimin, ich weiß, aber ich habe dich vermisst. Ich möchte mit dir reden."
Jimins Herz schmerzte. Er hat Taehyung auch vermisst. So sehr.
„Du hast getrunken Tae, du weißt nicht wovon du redest."
„Ich habe nicht mehr getrunken als du, wenn nicht sogar noch viel weniger. Ich will wirklich nur mit dir reden, Jimin. Ich habe dich so vermisst, so viel falsch gemacht."
„Tae... wir beide haben Fehler gemacht, hör auf die Schuld auf dich zu nehmen."
Taehyung studierte einen Moment lang Jimins Gesicht. Seinen Ausdruck, das leicht zurückhaltende Lächeln, die alarmierten Augen... die perfekte kleine Nase, die einen nervösen Atemzug nahm.
Seine Augen wanderten umher, zum Lichtschalter. Er schnipste dagegen und es war dunkel. Vorsichtig nahm er Jimins Hand in seine und wartete. Würde Jimin seine Meinung ändern?
Das düstere Licht des Flurs schien in die Küche und erhellte den Raum soweit, dass Taehyung sehen könnte, wie Jimin ein wenig breiter lächelte.
„Komm mit mir."
Taehyung hatte Jimin mit sich nach oben gezogen. Wo vor vielen Stunden noch Yoongi saß, hatten sie es sich bequem gemacht und sahen auf die nie schlafende Hauptstadt Südkoreas herab. Jimin hatte eine flauschige Decke um seinen Schultern, während Taehyung im Schneidersitz neben ihm saß und eins von Yoongis Kissen umarmte.
„Du hast also... einen Sohn?"
„Uhm-hmm. Taeseok. Ich habe ihn vor zwei Jahren adoptiert. Seine Eltern waren erst 14 und 15 Jahre alt, sie waren noch nicht bereit für diesen Schritt."
„Aber du warst es?"
Jimin wusste genau worauf Taehyung anspielte, also nickte er nur und Taehyung fuhr fort.
„Wir haben... uns vor drei Jahren getrennt, du meintest du warst nicht bereit, für all die Dinge die wir geplant hatten. Nun sehe ich dich wieder und du bist all diese Schritte allein gegangen. Wieso?"
Jimin zögerte. Natürlich zögerte er. Er durchlebte das, was Taehyung und er gemeinsam geplant hatten.
„Wir haben uns gestritten, weißt du noch? Wir haben wahrscheinlich die gesamte Straße mithören lassen. Nun damals waren wir gerade auf dem Rückweg von einem Vorgespräch zur Adoption, erinnerst du dich?"
Taehyung nickte, seine Lippen zusammengepresst, als müsste er krampfhaft verhindern, nun nicht das Falsche zu sagen. Jimin erzählte weiter.
„Die Dame war begeistert von uns, das einzige Problem war wohl, dass wir beide Männer waren? Jedenfalls gab es dieses junge Paar. Die Eltern von Taeseok. Sie hatten spezifisch nach einem schwulen Paar gefragt. Ich hatte damals meine Nummer hinterlassen und nur wenig Zeit nachdem du und ich getrennte Wege gegangen sind, ging plötzlich alles ganz schnell. Alles verlief außerhalb irgendeiner Vorschrift, ich habe an diesem Abend vielleicht zehn Gesetze oder mehr gebrochen, aber am nächsten Morgen hatte ich Taeseok samt einem Ratgeber und einer riesigen Tasche bei mir. Es war purer Zufall. Nach einem zweiten Elternteil hat damals niemand gefragt."
Taehyung konnte nur nicken. Etwas anderes fiel ihm nicht ein und so blieben beide für eine Weile ruhig, bis es Jimin zu viel wurde.
„Ich hab das ganze damals sabotiert."
„Was?"
„Ich wollte nicht, dass du irgendwann eines morgens aufwachst, und bemerkst, dass du mich nicht mehr liebst und verschwindest. Ich wollte dich heiraten und ich wollte auch ein Kind zusammen mit dir großziehen, aber dein Leben war das komplette Gegenteil von meinem. Du warst ein aufstrebender Tanzlehrer und wurdest immer bekannter und ich war nur dein Anhängsel, dein Freund der still neben dir stand und lächelte. Ich bin Grundschullehrer, und kein Tänzer, ich passe in diese Gesellschaft nicht hinein, in der du dich so wohl zu fühlen schientest. Ich wollte alles beenden, bevor du es beenden konntest. Also habe ich so getan, als wäre ich gegen deinen Herzenswunsch."
Langsam drehte sich Jimin zu Taehyung und strich ihm die kleinen Tränen, die seine Wangen herabströmten weg, dann nahm er die großen Hände in seine.
„Ich... habe dich nicht aufgehört zu lieben, ich hoffe das weißt du. Jungkook musste mir jedes Detail aus deinem Leben verraten. Die letzten drei Jahre habe ich dich so sehr vermisst, das glaubst du gar nicht."
„Jimin, wieso hast du dich dann nie, nie, nie bei mir gemeldet? Wieso hast du nie mit mir geredet?"
Inzwischen liefen auch Jimin die Tränen über die Wangen.
„Ich habe... ich hatte Angst. Ich zerstöre lieber alles, was sich gut anfühlt. Ich weiß, das sagt jeder, aber ich hatte wirklich Angst."
Taehyung nickte nur leicht, drehte seine Handflächen nach oben und umschloss vorsichtig Jimins Hände.
„Ich habe dich auch vermisst. Ich... habe jeden Kuss vermisst, den ich dir nicht geben konnte. Intimität deren Empfänger nicht du sein konntest. Jimin... Weihnachten... Weihnachten ist das Fest der Liebe und Jimin, ich will dir noch immer meine Liebe schenken." Mit einem Lächeln auf den Lippen schloss Jimin die Augen.
Ihre Liebe war noch vorhanden, Taehyung glaubte noch an sie. Taehyung hasste Jimin nicht.
Weiter entfernt konnte man das Schleifen der Balkonschiebetür hören und dann ein leises tapsen. Noch bevor Jimin etwas sagen konnte, stand sein Sohn vor ihm und streckte die Arme aus.
„Appa ich hatte einen Albtraum.", murmelte er und kletterte vorsichtig auf Jimins Beine, wo er sofort von der mollig warmen Decke und Jimin umarmt wurde.
„Mein kleiner Liebling, willst du uns davon erzählen?", fragte Jimin seinen Sohn und gab ihm einen kleinen Kuss auf die Stirn. Während Taeseok nickte und begann von Drachen und Spinnen zu erzählen, beobachtete Taehyung die beiden mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. Schließlich, als Taehyung begann, Opfer der Kälte zu werden und Jimin dies bemerkte, öffnete dieser seine Arme erneut und schloss Taehyung mit in seiner Umarmung ein.
Taehyungs Körper war sanft an Jimins Rücken gepresst, die Arme um dessen Hüfte und Taeseok gelegt, welcher munter weiter von Iron Man und Captain America sprach und nicht müde zu werden schien. Jimin strich ihm sanft durch die Haare um ihn wenigstens ein wenig beruhigen zu können. Er spürte wie Taehyung seinen Kopf auf Jimins Schulter legte. „Ich fühl mich wie am ersten Tag, Jimin.", murmelte er leise und spitzte dann vorsichtig die Lippen um seine Wange zu küssen.
„Ich mich auch Tae."
Jimin, Taehyung und Taeseok waren kurz nachdem letzterer endlich dicht an Jimin und Taehyung gekuschelt eingeschlafen war, ins Bett gegangen. Sie waren zwar noch bis vier Uhr wach geblieben und hatten sich über die vergangenen Jahre ausgetauscht, bis Jimin schließlich wohlbehalten in Taehyungs Armen eingeschlafen war.
Am nächsten Morgen wurden sie von einem laut fluchenden Jungkook geweckt, welcher energisch die Tür des Gästezimmers aufriss.
„Jimin-oh", er riss die Augen auf, „Taehyung ist hier. Okay, dann... Frühstück!", schob er schüchtern hinterher und schloss schnell wieder die Tür.
Jimin regte sich nicht und genoss nur die Wärme.
Kaum waren Jungkooks Schritte jedoch verstummt, regte sich die Person mit einem leisen stöhnen.
„Uhh Jiminie, ich habe dich so vermisst!", flüsterte Taehyung und festigte seinen Griff um Jimin nur noch mehr. Jimin lächelte nur und strich über Taes Arme.
Langsam drehte er sich in seiner Umarmung um und grinste den Jüngeren an.
„Ich glaube diesen Kampf gewinne ich."
„Ich glaube nicht."
„Ich glaube doch."
„Ich glaube nicht."
Jimin lachte.
„Ich glaube doch."
Plötzlich lagen Taehyungs Hände an Jimins Wangen.
„Und ich glaube, ich möchte dich jetzt küssen."
„Ich glaube, da sage ich nicht ‚Nein'."
Kein Augenblinzeln später hatten sie beide die kleine Lücke zwischen ihnen überbrückt.
Das Paar fand sich nur wenig später in Jungkooks Esszimmer wieder, wo sie von allen beinahe sofort beobachtet wurden.
„Habt ihr es dann auch mal geschafft?", grinste Namjoon
„Jungkook du schuldest mir 20,000 Won", warf Yoongi seinem Freund entgegen, welcher nur das Gesicht verzog.
„Yoongihiii"
„Hallo? Seid doch mal ruhig. Jimin, Tae? Ich freue mich sehr für euch und hoffe, dass jetzt alles gut geht."
„Danke Jin."
Jungkook lachte nur: „Bist du jetzt mehr in Weihnachtsstimmung, Hyung?"
Jimin nickte lächelnd und legte einen Arm um Taehyung. „Definitiv."
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