18. Türchen | Zieh dich aus, Weihnachtsmann! (Teil 1/2)
Fandom: Enhypen
Autor/in: -ouiunautrenom-
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Man sagt, nur Kinder glauben an den Weihnachtsmann.
Nach dieser Logik ist Nishimura Riki trotz seiner 16 Jahre wohl noch ein Kind, denn er ist felsenfest von der Existenz des Weihnachtsmannes überzeugt. Sowie auch von der Tatsache, dass der überall als bärtig und mit süßen Rosenbäckchen dargestellte korpulente weiße Mann eigentlich Koreaner ist, erfolgreiche 49 Jahre auf den Schultern trägt und sich selbst gerne als Hitman bezeichnet.
Und das wird Ni-ki, wie Riki seit seinem Debüt präferiert genannt wird, allen beweisen. Vor allem seinen Mitbewohnern, die ihm kein bisschen glauben. Und dafür hat er auch schon einen Plan.
Der jedoch daran zu scheitern droht, dass der Lieferdienst sein versprochenes Zeitfenster nicht einhält.
Verdammt seien die in Winterzeit drastisch ansteigenden Online-Bestellungen und im Zuge dessen überforderte Mitarbeiter. Wobei diese ja auch nichts für die Kaufwut können, die im Einklang mit Last Christmas pünktlich zum ersten Dezember in alle Heime der Welt weht.
Frustriert checkt Ni-ki ein letztes Mal seine Versandbestätigungsmail ab und schiebt sein Handy dann in die Tasche seine Jogginghose. Er richtet sich von seiner Matratze auf, um das Schlafzimmer zu verlassen, das er sich mit den anderen Membern teilt. Außer ihm ist nur Sunghoon da, er chillt auf dem Rücken liegend und zieht sich über sein Handy, das er sich über sein Gesicht hält, irgendwelche Youtube-Videos rein. Gerade noch war es ein Winter-Outfit-Lookbook, jetzt wechselt der Ältere zu einem Lied, das Ni-Ki nur allzu gut kennt. Er verharrt an der Türschwelle und wirft über seine Schulter einen Blick zurück.
Tatsächlich. Sunghoon schaut sich ihre Comeback-Stage von Tamed-Dashed an. Aber nicht das Gruppenvideo. Sondern Fancams.
Von sich selbst.
»Ist das nicht ein bisschen narzisstisch?«, fragt Ni-ki.
»Nö, wieso? Wie kann ich meine Performance bewerten und meine Schwächen analysieren, wenn nicht so?«
Ni-ki tritt einen Schritt näher und schaut sich das Display genauer an. »Ah ja. Und deswegen scrollst du durch die Kommentare und likest alle, die deine Schönheit loben?«
»Die ganzen Fankommentare sind natürlich ein positiver Nebeneffekt des Ganzen«, gibt Sunghoon zurück.
Kopfschüttelnd aber breit grinsend verlässt Ni-ki den Raum endgültig. Im Flur begegnet er Heeseung, der gerade seine nassen Haare abtupfend aus dem Bad kommt und tief einatmet. »Was riecht hier so gut?«, will er wissen.
»Ich«, sagt Ni-ki und wackelt mit den Augenbrauen.
Lachend legt Heeseung einen Arm über seine Schulter und schiebt ihn mit sich in Richtung Küche. »Sicher doch, Ni-ki-yah. Aber nur vielleicht meinte ich auch einfach den süßen Duft nach gebackenem Teig und geschmolzener Schokolade. Scheint so, als wäre Jays Backvorhaben erfolgreich gewesen.«
»Oder auch nicht«, ergänzt Ni-ki, als die beiden die Küche betreten. Auf dem Tisch und der Küchenzeile herrscht heilloses Chaos. Klebrig süße Cake-Pops reihen sich an einigen Ständern und tropfen die Platte darunter mit Schokolade und Zuckerguss voll, in der Ecke scheint eine Mehlbombe geplatzt zu sein, Schüsseln und weitere Utensilien stapeln sich im Waschbecken und direkt daneben steht Jay mit schmerzverzogenem Gesicht. Als würde der Anblick der Unordnung physische Qualen auslösen. Auf seinem schwarzen T-Shirt zeichnen sich die Mehlabdrücke seiner in die Hüften gestemmten Hände ab.
Vielleicht stress ihn aber auch einfach das Lied Last Christmas, welches Jake summend zum Besten gibt, während er mit einer Tüte bunter Streusel vor der Küchenzeile mit den Cake Pops hin und her tanzt und sie breit grinsend mit der eleganten Handgelenkbewegung von Salt Bae farbenfroh bestreut. Auf seinen blonden Haaren liegt ein Mehlschleier, aber das scheint ihm egal zu sein.
»Das sieht super lecker aus!«, ruft Heeseung erfreut. Ni-ki streckt gleich die Hand nach einem Cake Pop aus, sie wird ihm jedoch von Jake zurückgeschlagen.
»Nicht doch! Wenn überhaupt, darf Jay den ersten essen. Er hat sich nämlich geduldig mit mir herum geschlagen.«
Der Genannte sieht extrem gerührt aus, als Jake ihm mit seinem schönsten Welpenlächeln einen besonders lecker aussehenden Cake Pop überreicht. Seine gestressten Züge sind erweicht. »Ach, das ist doch nicht der Rede wert. Du hast ja nur eine Packung Mehl unbrauchbar gemacht und den Teig von 7 Cake Pops verbrannt«, sagt er sanft, kein wahrer Vorwurf ist aus diesen Worten zu hören.
»Ich will aber auch einen probieren!«, motzt Ni-ki.
»Sei geduldig, wir essen alle gleich gemeinsam«, lehnt Jake ab. »Lasst uns das bewusst genießen. Wobei... wenn du uns beim Aufräumen hilfst, kannst du sofort ein Stück bekommen.«
»Dafür habe ich leider keine Zeit. Ich bin super beschäftigt.« Ni-ki stibitzt sich einen Cake Pop und saust unter den entrüsteten Rufen von Jake und dem leisen Lachen von Jay und Heeseung ins Wohnzimmer. Dort peilt er direkt das Fenster an, den Cake Pop mit einem Happen verputzend. Es ist ein wunderschöner Wintertag, doch Ni-ki interessiert sich weder für die klare Luft, die förmlich zum Spazierengehen einlädt, noch für die bezaubernde Beleuchtung der Metropole, die jetzt, wo die Dämmerung einsetzt, prächtig funkelt. Er sehnt sich sehnsüchtig nach etwas anderem. Etwas, was nach Aussage seines Handys schon längst hätte da sein müssen.
Aus Rastlosigkeit beginnt Ni-ki im Raum hin und her zu tigern, die Schritte fest und schnell. Am Fenster schaut er aufmerksam auf die Straße hinunter, wendet sich mit einer Drehung, die vor Enttäuschung nur so trieft, ab, pam pam – grüßt den Boxsack mit einer paar Schlägen und schreitet an die gegenüberliegende Wand. Dann beginnt der ganze Spaß wieder von vorne.
»Ni-ki-yah«, unterbricht jemand seine fünfte Runde.
Es ist Sunoo, der bisher so reglos auf dem Sofa lag, dass der Jüngere ihn gar nicht wahrgenommen hat. Jetzt setzt er sich auf und nimmt erbost die Gürkchen von seinen Augen. »Also bitte«, bringt er gepresst hervor. Das Artikulieren fällt ihm schwer, denn die Maske auf seinem Gesicht ist schon weit getrocknet und Sunno möchte sie wohl nicht durch zu starke Mimikbewegungen zerstören. »Ich kann mich hier überhaupt nicht entspannen, wenn du die ganze Zeit so rumrennst. Was ist los?«, will er wissen.
Ni-ki verkneift sich einen aufkeimenden Lachanfall – mit der Maske und dem rosanem Plüsch-Haarreif, der ihm die Haare aus dem Gesicht hält, sieht Sunoo aber auch zu putzig aus – und setzt sich zu ihm auf Sofa. »Hyung, hast du dich schonmal gefragt, wer uns an Weihnachten immer unsere Geschenke in die Dorms bringt und auch welche in den Büros des Hybe Buildings versteckt?«, fragt er.
»Nein, habe ich nicht. Ich freue mich über die Geschenke und gut ist.« Sunoo legt sich wieder die Gürkchen auf die Augen und lehnt sich zurück, als sei das Thema damit für ihn abgehakt.
»Ich glaube, es ist Bang PD-nim. Aber er streitet das ab.«
»Okay.«
»Okay?« Ni-kis Arm schnellt vor.
»Yah, gib mir meine Gürkchen zurück!«
Der Jüngere denkt nicht mal dran und springt auf. »Erst, wenn du mir richtig zuhörst!«, fordert er, dabei Sunoos Sehnsuchtsobjekt hoch über seinen Kopf haltend. Er ist vielleicht der Jüngste der Gruppe, aber auch der Größte.
Seine Drohung erzielt jedoch nicht die gewünschte Wirkung, denn der Ältere steht mit erhobenem Kinn ebenfalls auf und sagt: »Ich werde nicht wild vor dir auf und ab hüpfen. Die betatschten Gürkchen kannst du auch behalten, ich hol mir neue.« Und damit stolziert er zu den anderen in die Küche.
Ni-ki will ihm folgen, aber genau da klingelt es und er springt stattdessen zur Tür. Er ist so gehypt, dass er erst in der letzten Sekunde daran denkt, den Besucher über den Türspion abzuchecken. Beim Anblick von Jungwons Grübchenlächeln verpufft seine Aufregung. Enttäuscht öffnet er die Tür. »Hi, Hyung.«
»Hi Ni-ki-yah. Was soll die Miene, ist was passiert?« Jungwon schlüpft von seinen Schuhen in kuschelige Pantoffeln und blickt ihn besorgt an. Ni-ki macht eine wegwerfende Handbewegung und antwortet mit einer Gegenfrage: »Es ist nichts. Wo warst du überhaupt?«
»Einkaufen«, kommt Jungwons Antwort einen Ticken zu schnell.
»Was denn?«
»Ähh... Taschenwärmer.«
»Warum hast du gezögert?«
»Habe ich das?«
»Ja.«
»Oh, haha, ist mir gar nicht aufgefallen. Wie auch immer, was riecht hier so himmlisch, da bekomme ich ja glatt Hunger.« Mit diesen Worten eilt der Leader in die Küche und lässt Ni-ki verdattert zurück. Genau da klingelt es erneut und als er diesmal über den Türspion einen Lieferanten erkennt, reißt Ni-ki die Tür vor Freude jauchzend auf. Innerhalb einer Sekunde klatscht er seine Unterschrift auf das Display des Gerätes, das der über seine Freude verwunderte Typ ihm entgegenhält, und verbeugt sich vor lauter Dank tiefer, als in diesem Rahmen nötig wäre.
Als er die Tür wieder schließt und sich überglücklich umdreht, quetschen sich die anderen Member in den Flur und beäugen neugierig das Paket, das Ni-ki sich strahlend wie ein Honigkuchenpferd an die Brust drückt.
Jungwon hebt eine Augenbraue. »Was hast du denn bestellt, das dich so glücklich macht?«
»Och, nur ein bisschen Zeugs für eine Mission«, drückt sich Ni-ki bewusst vage aus. Damit erreicht er sein Ziel, denn die anderen folgen ihm ins Wohnzimmer, um mehr zu erfahren. Ni-ki stellt die Box auf dem Boden ab und seine Freunde positionieren sich drum herum, während er das Klebeband oben aufreißt.
»Was denn für eine Mission?«, fragt Sunghoon und beugt sich tiefer über das nun offene Paket.
»Ich gehe morgen auf Jagd.«
»Auf Jagd? Mit einem Nachtsichtgerät? Und einem Fernglas? Und wofür brauchst du Traubenzucker?« Misstrauisch beäugt Jake den Inhalt der Box und greift sich Letzteres heraus.
»Das ist, damit ich konzentriert bleibe. Du kannst dir gerne was davon nehmen.«
»Mann, Ni-ki-yah! Jetzt lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen«, beschwert sich Jay.
»Genau!«, ruft Heeseung. »Was zur Hölle meinst du mit Jagd? Was ist dein Opfer? Müssen wir uns Sorgen machen?«
»Nicht was, sondern wer.«
»Okaaaay? Spätestens jetzt machen wir uns definitiv Sorgen«, sagt Heeseung mit gerunzelter Stirn.
»Ni-ki-yah.« Sunoo drängt sich zwischen den anderen nach vorn und fuchtelt ihm mit frischen Gürkchen vor der Nase herum. »Wenn du uns nicht sofort sagst, was du ausheckst, stopf ich dir die hier im Schlaf in deine Nasenlöcher. Sieh es als Strafe dafür, dass du heute meinen Wellness-Moment gestört hast und mir nachts mit deinem Boxtraining immer den Schlaf raubst.«
»Okay, okay, relaxt! Ich sag's euch ja schon!«, beschwichtigt Ni-ki mit erhobenen Händen, bevor er vielsagend von einem Member auf den anderen blickt. Er gönnt sich noch eine minimale Kunstpause und sagt dann endlich:
»Ich mache Jagd auf den Weihnachtsmann.«
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