14. Türchen | goodnight n go (Teil 1/2)

Fandom: Seventeen

Autor/in: thousendsplendidsuns

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"One of these days
You'll miss your train, and come stay with me
(It's always say goodnight and go)
We'll have drinks and talk about things
And any excuse to stay awake with you
And you'd sleep here, and I'd sleep there
But then the heating may be down again
(At my convenience)
We'd be good, we'd be great together..."

goodnight n go by Ariana Grande


Als Seungcheol sieben Jahre alt war, hatte er einmal während den Sommerferien so einen schlimmen Albtraum, dass er zwei Wochen nicht zu sich kam. Seine Mutter, eine Alleinerziehende, junge Frau, die sowieso mit zwei Jobs kaum um die Runde kam und erst Abends nach Hause kam, war mit dieser Situation so überfordert, dass sie den kleinen Jungen eines Morgens mit seinem gepackten Spiderman Rucksack gemeinsam mit einer fremden Frau in einen Zug setzte und zu seiner Oma, nach Busan schickte, damit er sich ablenken konnte.

Natürlich hatte Seungcheol Angst, er saß mehrere Stunden neben einer alten Frau, die er nicht kannte, die ihn zu seiner Oma bringen sollte und seine Mutter hatte kein einziges Spielzeug eingepackt, dass er mochte; Die ganze Fahrt über sah er aus dem Fenster und zählte Tiere, wenn er welche sah, oder er spielte mit seinen Fingern, aber ihm war trotzdem total langweilig.

Er vermisste seine Mutter, am liebsten würde er aus dem Zug steigen und wieder nach Hause rennen, aber gleichzeitig wusste er auch, dass seine Mutter einfach nicht mehr konnte. Auch wenn sie versuchte, alles vor ihm zu verheimlichen, wusste der siebenjährige, wie schwierig es sein konnte, gerade mal mit 25 Jahren alleine ein Kind großzuziehen, während man noch zur Universität ging - also schwieg der Junge und machte alles, was seine Mutter von ihm wollte.

Der Sommer 2002 in Busan war mit Abstand eines der schönsten Sachen, die er erlebt hatte, denn ganz im Gegensatz zum hektischen Leben in Seoul mit seiner Mutter, konnte der kleine Junge bei seiner Oma tun und lassen, was er wollte, denn er war der einzige Enkel der Familie und wurde deshalb so sehr verwöhnt, dass der schlaksige Junge fast vier Kilo zunahm.

Seine Oma lebte in einer ruhigen Gasse in einem etwas stilleren Ort in Busan, es war fast wie ein kleines Dorf und auch die anderen Leute in der Straße waren so lieb und herzlich, dass er sich total willkommen fühlte. Es gab viele Kinder in der Straße, die alle sehr neugierig waren, als das Gerücht herum ging, dass er auch Seoul komme und ihn bereits an dem Abend, an dem er ankam, in ihre Freundesgruppe schlossen und mit ihm spielten.

Er war nicht einen Tag alleine, entweder war er bei den Tieren seiner Oma, bei der Nachbarin oder draußen mit den Kindern auf dem Fußballplatz am Ende der Straße, neben dem ein kleiner Kiosk war, wo die Kinder sich immer mit dem wenigen Geld, das sie bekamen, Eis oder Cola kauften und dann mit denen teilten, die kein Geld hatten - so funktioniere die Freundschaft unter ihnen. Die, das was hatten, teilten mit denen, die nichts hatten.

Aber besonders eine Person konnte er nicht vergessen: Dal Ha Joon.

Sie war die dritte Tochter der Nachbarin von gegenüber und das stillste Mädchen der Freundesgruppe. Sie fiel Seungcheol bereist dann auf, als er einen Tag nach seiner Ankunft mit seiner Oma vor der Haustür saß und mit den Nachbarn redete, die vorbei kamen, um endlich den Enkel von Mrs. Choi kennen zu lernen. Ha Joon kam gemeinsam mit ihrer Mutter und saß die ganze Zeit still mit einer kleinen Puppe in der Ecke und flechtete ihre Haare zu zwei Zöpfen, löste sie dann wieder und fing wieder von vorne an.

Vielleicht lag es daran, dass Seungcheol erst sieben Jahre alt war, aber in seinen Augen war sie das hübscheste Mädchen auf der ganzen Welt; Sie war ein ganz kleines Stückchen kleiner als er und hatte schwarze, lockige Haare, die sie immer in unordentliche, ungleiche Zöpfe zusammen knotete und immer, wenn jemand versuchte, ihre Haare zu ordnen, dann rannte sie kichernd weg. Die beiden teilten keine Interessen, er mochte Autos und Fußball und sie spielte viel lieber mit ihrer Puppe, aber das fand er nicht so schlimm.

Ihm reichte es auch, wenn sie einfach nur still da saß und ihm zusah, wenn er mit seinen Freunden Fußball spielte, denn immer, wenn er dann ein Tor machte, fühlte er sich, als würde er auf der Spitze eines Berges tanzen, weil er wusste, das Ha Joon zusieht.

Aber wie jedes andere Märchen auch, ging auch leider dieser Sommer zu Ende und der Junge musste seine sieben Sachen packen und wieder nach Seoul zurück - danach schickte seine Mutter ihn nie wieder nach Busan, denn sie war fertig mit der Universität und verbrachte den Sommer mit ihrem Sohn.

Aus irgendeinem Grund wollte sie nicht zu ihrer Mutter und erlaubte ihr auch nicht mehr, die beiden in Seoul zu besuchen; Damals wusste er nicht, wieso, aber als er zehn Jahre später Briefe von seiner Oma im Schrank seiner Mutter fand, lösten sich alle seine Fragen und er fand sein letztes Puzzlestück.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er keine Ahnung, wer sein Vater eigentlich war und er wollte es auch nicht wirklich wissen, aber als er die Briefe seiner Mutter an seine Oma fand und er erfuhr, was für ein Mann sein Vater war, konnte er verstehen, wieso seine Mutter nicht mehr nach Busan wollte. All die Versuche seiner Mutter, ihren Sohn fern von seinem gewalttätigen Vater zu erziehen gingen verloren, als seine Oma ihm den Standort der beiden gab und er besoffen die Wohnungstür heruntertrat.

Seine Mutter versuchte immer, Seungcheol ein gutes Leben zu ermöglichen und das ging nur, wenn sein Vater nicht in seinem Leben war, denn er war nicht mehr als ein alkoholabhängiger Psychopath, der sein ganzes Geld in Glücksspiele steckte und seine Wut an den Menschen um sich herum heraus ließ.

Er wusste nicht, ob er seiner Oma je verzeihen würde, dass sie sein und das Leben seiner Mutter so gefährdet hatte, denn er konnte sich vorstellen, dass sie keine bösen Absichten hatte. Vielleicht wollte sie auch einfach nur, dass die drei eine kleine Familie werden, aber das würde mit einem Mann wie mit seinem Vater niemals funktionieren.

Im Sommer 2012, eine Woche nach seinem 17. Geburtstag, beschloss er ebenfalls, seine Oma nicht mehr zu besuchen, bis er diese Wut in sich loswerden konnte. Er wollte nicht kindisch sein, aber es tat einfach weh, zuzusehen, wie seine Mutter bei dem ganzen Druck unter ging.

Sein Vorhaben ging ganze vier Jahre, bis 2016 der Anruf kam, dass seine Oma im Sterbebett lag.

Es war ein komischer Abend, als der Anruf kam - weder seine Mutter redete, noch kam ein Ton aus seinem Mund, stattdessen packten die beiden schweigend ihre Taschen und fuhren noch am selben Abend los, um seine Oma ein letztes Mal zu besuchen.

Seine Oma starb noch, bevor die beiden in Busan ankamen.

<3

Über die Jahre hatte Seungcheol sich angewöhnt, den Winter etwas mehr zu lieben als den Sommer, denn abgesehen von dem Sommer 2002, in dem er Ha Joon kennenlernte, passierte jedes Jahr etwas, was ihm alles versaute.

Doch im Winter, da war alles viel magischer und schöner. Es schneite meistens in Seoul, so viel, dass man damit mehrere Schneemänner bauen konnte, und vor allem die Zeit um Weihnachten herum war so magisch und beruhigend, dass er sich manchmal nach der Arbeit mit einem heißen Kakao in der Hand draußen auf eine Bank setzte und den ganzen Kindern zusah, die mit ihren Familien Abendspaziergänge machten.

Jetzt, wo er selber 23 Jahre alt war, fragte er sich, ob er auch jemals Kinder haben oder eine Familie gründen wollte. Er wusste ja nicht einmal, ob er überhaupt einmal Kinder wollte, vor allem nicht mit Blick auf die aktuelle Entwicklung in seinem Liebesleben. Der junge Student hatte seit langem mal wieder endlich Semesterferien und wollte eigentlich seine langjährige Freundin mit einem romantischen Trip nach Daegu überraschen, aber am Ende war er derjenige, der überrascht wurde.

Denn das Letzte, was er erwartete, als er mit seinem gepackten Rucksack wieder nach Hause zu der gemeinsam Wohnung der beiden fuhr und seinen besten Freund mit seiner Freundin in flagranti erwischte, war das Einzige, was ihm noch blieb, weit weg von Seoul zu fahren.

Und so, wie das Schicksal es wollte, führten alle seine Wege nach Busan.

Denn bevor sich der Student überhaupt von seinem Schock erholen konnte, fand er sich selber in einem Zug nach Busan. Was für andere eine ganz normale Fahrt war, war für ihn mit Abstand eines der anstrengenden Sachen, die er seit langem wieder erlebte. Die ganze Fahrt über musste er daran denken, wie er vor 16 Jahren auf dem Weg zu seiner Oma aus dem Fenster sah und Schäfchen zählte, bis er ganz müde wurde.

Jetzt hingegen hatte er sich seine schwarzen Kopfhörer in die Ohren gestopft und die Augen geschlossen, um sich etwas zu beruhigen. Schon seit Stunde zitterte seine Hand wie verrückt und er hatte dieses überfordernde Gefühl in seiner Brust, was ihm die Luft abschnürte.

Er hatte schon viele Beziehungen hinter sich, manche waren nur einen Monat lang, andere ein ganzes Jahr, aber er dachte wirklich, dass Ye Jun ganz anders ist. Sie war seine längste Beziehung, ganze drei Jahre hatten die beiden gemeinsam gemeistert, und dann geht alles, was die beiden so mühsam aufgebaut hatten kaputt, weil sie mit seinem besten Freund ins Bett steigt.

Vielleicht hätte er ihr sogar verziehen, wenn sie wenigstens versucht hätte, eine Ausrede zu finden, ganz egal was. Ihm hätte sogar ein "Es ist nicht so, wie es aussieht" gereicht, aber als keiner von beiden etwas sagte, wusste er, dass dies nicht das erste Mal war. "Du warst so oft weg, ich habe mich so alleine gefühlt", hatte sie gesagt, als Seungcheol die Schranktür aufgemacht und seine Sachen gepackt hatte.

Ich habe mich so alleine gefühlt. Als ob er sich nicht alleine fühlte? Ohne seine Mutter, ohne seine Freundin, so ganz alleine in einem Dorm, zwei Stunden von seinem Zuhause entfernt? Aber wenn er sich alleine fühlte, dann suchte er sich eine Beschäftigung; Er machte Musik, er schrieb Geschichten, er schrieb Lieder, er ging spazieren oder probierte neue Rezepte aus - aber kein einziges Mal hatte er es in Betracht gezogen, sich mit anderen Frauen zu treffen, ganz geschweige mit ihnen zu schlafen. Vielleicht war er aber auch der einzige, der die Beziehung so ernst genommen hatte.

Ich hasse dich, Seoul, dachte er sich, bevor seine Auge zufielen. Und ich liebe dich, Seoul.


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