12. Türchen | Eine Cinderella Story im Malfoy Manor

Fandom: Harry Potter

Autor/in: watching_ya

•❅──────✧❅✦❅✧──────❅•


Ein eisiger Wind fegte über das imposante Grundstück der Familie Malfoy und dicke flauschige Schneeflocken wirbelten durch die Luft. Segelten lautlos zu Boden. Es war bereits dunkel, doch der liegende Schnee erhellte die Umgebung, sodass man problemlos alles sehen konnte. Alles wirkte still und verlassen. Plopp. Kaum hörbar wurde dieses Geräusch vom Wind durch die Umgebung getragen. So plötzlich, wie ein Pilz im Wald, tauchte eine Gestalt auf und setzte sich rasch in Bewegung, um diesem Wetter zu entfliehen. Ein schwarzer Umhang mit pelzigem Saum flatterte leicht um die langen, schlanken Beine, die in einer ebenfalls schwarzen Jeanshose steckten. Die große Kapuze, die tief in das Gesicht der Person gezogen war, hatte ebenfalls einen weichen Rand. Schneeflocken verfingen sich im Fell und blieben daran haften, wie eine feucht gewordene Bohne von Bertie Botts in sämtlichen Geschmacksrichtungen.

Ein Windstoß erfasste die krausen Haare, die nur teils von der Kapuze verborgen worden waren. Bevor die Kapuze ganz vom Kopf der grazilen Hexe rutschen und ihr Gesicht offenbaren konnte, hob sie eine behandschuhte Hand und zog sie zurück. Für einen kurzen Wimpernschlag erhaschte man einen Blick auf ein schmales Kinn und blutrote volle Lippen. Sie steuerte auf das gusseiserne Tor zu, dass das Grundstück von der Straße trennte.

Das Wappen der Familie Malfoy prangerte über dem Torbogen und stimmte den Reichtum an. Eine Versalie mit schwungvollen Serifen in Silber getaucht auf dunkelgrünem Hintergrund. Wenn man genauer hinschaute, konnte man zwei Drachen links und rechts des Schildes erkennen, die ihre scharfen Krallen in das Blech geschlagen hatten. Heute jedoch sahen die Drachen eher aus wie gezähmte Kätzchen mit ihren weißen Hauben aus Schnee.

Der Hexe war das egal. Sie beschleunigte ihre Schritte und trat durch das Tor, als ob es nur aus Rauch bestehen würde. Angestrengt kämpfte sie sich durch den knöcheltiefen Schnee, der noch auf dem Weg lag.

Beim imposanten Gebäude angekommen, stieß die Hexe die Tür auf und trat ins Innere. Eine angenehme Wärme kam ihr entgegen. Schnell schlug sie die Tür hinter sich zu. Der Knall hallte durch die Eingangshalle, in der man problemlos eine Runde Quidditch hätte spielen können, wider. Es ging nicht lange und schon kamen Schritte auf die junge Hexe zu. Teppiche, die normalerweise slytheringrün waren und dank dem Weihnachtsball in ein helles Blau gefärbt wurden, dämpften die Geräusche etwas. Das Spezielle an den Schritten war, dass jedes Mal, wenn ein Schuh auf dem Marmor aufkam, einen Augenblick später noch ein Klonk ertönte. Hartes Holz, das auf dem glatt geschliffenen Gestein aufkam.

„Talitha!", zischte eine unverkennbare Stimme durch den Raum. Lucius Malfoy. „Du bist spät. Die Gäste werden in weniger als einer halben Stunde eintreffen." Der großgewachsene Mann mit der silberblonden Haarpracht rümpfte leicht die Nase und musterte seine Nichte aus seinen grauen Augen. Talia, wie sie sich gerne selbst nannte, streifte ganz langsam den Mantel ab und warf ihn einem Hauselfen an den Kopf, der angetrippelt war, um den Umhang an sich zu nehmen. Dieser quiekte, taumelte eine Weile auf dem Platz, da er nichts mehr sehen konnte. Ein Fußtritt seitens seines Herren gab dem kleinen Kauz den Rest. Er fiel schlingernd und mit den Armen rudern auf seinen Allerwertesten. Die Hexe musterte das Wesen teilnahmslos mit ihren ungleichen Iriden. Eine Blaue und eine Braune.

„Nun. Ich wäre erst zu spät, wenn die Gäste bereits hier wären." Mit gehobenem Kinn und Lippen, die ein hämisches Grinsen andeuteten, feixte sie ihrem Onkel ins Gesicht.

„Pass bloß auf was du von dir gibst, Talitha!" Um seinen Worten noch mehr Bedeutung zu verleihen, legte er seine rechte Hand auf den silbernen Schlangenkopf seines Gehstocks und deutete damit an seinen Zauberstab zu ziehen. Es war seine Einschüchterungstaktik, die meistens funktionierte. Keiner war sonderlich scharf darauf von Lucius Malfoy verflucht zu werden.

Talia rollte mit den Augen und trat an ihm vorbei. Sie hatte andere Pläne als ihren Onkel bis zur Weißglut zu treiben, in dem sie ihn weiter provozierte.

„Es wird Konsequenzen geben, wenn du nicht pünktlich bereitstehst, junge Dame", mahnte Lucius sie noch, ehe er sich wieder den Hauselfen widmete, welche die letzten Dekorationen anbrachten.

Der Winterball im Malfoy Manor war jedes Jahr das Event der Reichen und Schönen. Es dauerte Tage, bis die Hauselfen alles so vorbereitet hatten, damit der Hausherr zufrieden war. Schließlich hatte er einen hoch angesehenen Namen, den er nicht verlieren wollte.

Kaum hatte Talitha Lestrange die letzte Stufe der Treppe genommen, schon kam ihre Tante Narcissa an und griff nach ihrem Handgelenk.

„Da bist du endlich", sagte sie und musterte das Mädchen, als ob sie in einen sauren Apfel gebissen hätte. „Bis ich diese Haare gebändigt habe..."

***

Talia blieb im Schatten der Säulen stehen, die in regelässigen abständen den erhöhten Laufgang säumten. Sie beobachtete, wie die Haustüre immer wieder aufging und neue Gäste mit schneebedeckten Umhängen und Mänteln das Manor betraten. Von hier oben aus hatte man die Eingangshalle gut im Blick. In der Mitte stand eine Nordmannstanne, die bis fast zur ornamentverzierten Decke reichte. Blaue Glaskugeln in sämtlichen Schattierungen funkelten am immergrünen Baum und reflektierten das Licht der Leuchter, die von der Decke hingen. Das silberne Lametta war für Talias Geschmack dann doch zu viel. Es sah aus, als hätte der Hausherr Lucius Malfoy persönlich seine Haare an die Tanne gehängt.

Die Hexe wartete auf einen ganz bestimmten Gast. Ob er auch dieses Jahr aufkreuzen würde, wusste sie nicht. Sie wusste nur, dass er jedes Mal um Punkt Mitternacht die Flucht ergriff und sie einfach stehen ließ. Dieses Jahr würde sie den Jungen mit den blauen Augen nicht gehen lassen. Dieses Mal musste er länger bleiben.

„Talitha", sagte die Stimme ihrer Tante streng und ließ das Mädchen zusammenzucken. Sie fuhr herum und schaute zu Narcissa, die ein schlichtes, aber elegantes schwarzes Kleid trug. Die kalte Hand ihrer Tante legte sich auf ihre nackte Schulter und holte sie zurück in die Realität.

„Wie ich sehe, bist du schon mit den Gedanken bei den Gentlemen, die dich heute zum Tanzen auffordern werden." Ein Lächeln zeichnete sich auf die rot geschminkten Lippen der Blondine.

„Nein, bestimmt nicht, Tantchen!" Sie warf ihrer Tante, die hinter ihr stand, einen bösen Blick zu. „Der Abend wird wie immer ätzend und langweilig. Ich kann mich nicht mal über das Büfett hermachen, denn dieses Korsett bringt mich noch um!" Narcissa hatte es bestimmt Spaß gemacht ihr das Ding so engzuschnüren, dass Talia kaum noch Luft bekam. Es betont deine Kurven und wenn du irgendwann von einem Mann zur Frau genommen werden willst, solltest du zeigen was du hast, hatte sie gesagt. Talia hatte bloß das Gesicht verzogen.

„Du siehst bezaubernd aus also geh und begrüße die Gäste. So wie es sich gehört", sagte Narcissa und ignorierte den Blick ihrer Nichte. Sie schob Talia Richtung Treppe.

Die junge Hexe schnaubte genervt und trottete lustlos die Stufen hinunter. Ihre Augen funkelten verärgert als ihre Tante mit der Zunge schnalzte was so viel bedeutete wie; stell dich nicht so an. Talia grummelte vor sich hin und setzte ein Lächeln auf, das so gefälscht war wie Gilderoy Lockharts Abenteuer.

Also ging sie Händeschütteln und bekam einige Küsschen auf die Wange, wobei sie bei Letzterem am liebsten gekotzt hätte. Sie mochte solche Gesten von ihr fremden Menschen nicht. Es war bereits nach acht Uhr und von ihrem Prinzen mit den strahlend blauen Augen war noch nichts zu sehen. Enttäuscht schlenderte sie Richtung Ballsaal, aus dem klassische Musik drang. Neben den lieblichen Melodien, die die Musiker spielten, war ein Summen von Hunderten Stimmen zu hören, die sich unterhielten.

Talia blieb im Türbogen stehen und verschaffte sich einen kurzen Überblick der Lage. Natürlich blieb ihr erscheinen nicht lange unbemerkt und Lucius Malfoy kam auf sie zu.

„Schön, dass sich Talitha Lestrange doch noch blicken lässt. Ich habe bereits einigen Zauberern versprochen, dass du mit ihnen tanzt. Und wenn du dich nicht angemessen benimmst... nun, du kannst es dir denken. Nicht wahr?", schnarrte er und schaute Talia von oben herab an. „Wenigstens konnte meine Frau noch was retten von deinem Erscheinungsbild."

Ihr Körper hatte sich augenblicklich angespannt, als ihr Onkel angefangen hatte zu sprechen. Lucius Malfoy hatte immer einen Hintergedanken, wenn er anfing, solche Versprechungen zu machen. Er war auf der suche nach einem Ehemann für seine Nichte.

„Es wird mir ein Vergnügen sein, Onkel", sagte sie zähneknirschend. Eine wirkliche Wahl hatte sie nicht. Der Einzige, der sie vor dem hier retten konnte, war nicht aufgekreuzt, obwohl ihr Herz an diesem blauäugigen Zauberer hing. Er hatte es ihr gestohlen.

„Wenigstens achtest du jetzt auf deine Wortwahl. Du willst doch deine Eltern nicht enttäuschen und als alte Jungfer sterben, also versprüh etwas von deinem Charme oder wie auch immer man das nennen mag."

Bevor Talia noch etwas sagen konnte führte er sie auf einen jungen Zauberer zu, der mit einem teuer wirkenden Festumhang bekleidet war. Seine Haare waren so schwarz wie die Nacht und seine Augen zwei dunkle Höhlen, in denen man verschluckt wurde, wenn man zu lange hineinsah. Ein Schauer ging Talia über den Rücken als dieser Zauberer ihre Hand nahm— es war keinesfalls ein Angenehmer, eher die Sorte, die einem vor Gefahr warnte. Ohne sich vorgestellt zu haben zog er das Mädchen mit sich. Vielleicht hatte Talia seinen Namen auch nicht mitbekommen, denn diese Augen strahlten was bösartiges Dunkles aus.

Auf der Tanzfläche legte er ihr eine Hand an die Hüfte und zog sie etwas näher an sich. Seine andere Hand hielt ihre fest, sodass sie ihm nicht entkommen konnte. Langsam fingen sie an, sich zur Musik zu bewegen. Ein einfacher Walzer.

„Du musst meine Hand nicht gleich zerquetschen mit deinen schwitzigen Fingern", zischte Talia ihm zu und schaute zu ihm hoch. Er war nicht viel größer als sie.

„Lucius hat wohl etwas übertrieben, als er meinen Eltern und mir von seiner wohlerzogenen Nichte erzählte." Seine Stimme war so kalt und schneidend wie ein Küchenmesser aus Stahl. Er hatte ein überhebliches Grinsen aufgesetzt. „Aber mit der richtigen Erziehung, eine bei der man dich nicht wie ein rohes Ei anfasst macht sogar aus dir eine gute Hausfrau."

„Wer hat gesagt das ich eine Hausfrau sein will?", zischte sie verärgert. Talia versuchte wenigstens beim Tanzen die Führung zu übernehmen, wenn sie sich sein Gerede schon anhören musste. Doch dieser Zauberer hatte nicht vor sich von einer Hexe führen zu lassen und gab die Richtung vor. Talia trat ihm deshalb ein paar Mal auf die Füße. Man konnte schon von Weitem sehen, dass diese beiden nicht kompatibel miteinander waren.

„Du solltest dich dafür entschuldigen. Für deine Rumtrampelei wie ein Elefant. Nicht sehr geschickt", kommentierte er weiter und ergötzte sich am wütenden Funkeln in Talias Augen.

„Du bist einfach ein fürchterlicher Tänzer!"

Der Zauberer lachte und drehte sie einmal um sich selbst um sie dann wieder fest an sich zu ziehen. „Feuer hast du, das muss man dir lassen. Es würde mir gefallen es zu ersticken!" Sein warmer Atem bescherte ihr eine Gänsehaut die sich rasend schnell auf ihrer Haut ausbreitete. Man konnte ihr ansehen, dass sie sich nicht sehr wohl fühlte, denn sie schaute sich immer wieder nach einer Ablösung um. Oder noch besser ihr Prinz von den letzten zwei Winterbällen.

Sie rannte. So schnell sie konnte. Jagte ihrer Beute hinterher, nur dass diese kein Tier war. Nein, es war ein junger Zauberer in schwarzem Anzug und silberblonden Haaren. Er war ihr schon einmal entkommen und das wollte sie nicht zulassen. Wenigsten einmal wollte sie wissen, wie er unterhalb seiner Maske aussah. Doch mit Kleid und High Heels war sie nicht so schnell wie in Jeans und Stiefeln. Er sah kurz über die Schultern, um zu sehen das seine Verfolgerin immer weiter zurückfiel. Sie dachte für einen Moment ein Lächeln auf den Lippen zu sehen. Und das ließ ihr Herz noch höherschlagen. Es drohte ihr aus der Brust zu springen.

„Warte doch!", krächzte sie. Ihr Hals war trocken und brannte mit jedem Atemzug. War sie laut genug gewesen? Hatte er sie gehört? Das Mädchen mit den seidigen Locken konnte ihn nicht schon wieder einfach gehen lassen. Er hatte ihr Herz gestohlen.

Ein schmerzhaftes Ziehen in ihrer Hand ließ sie aus ihren kurzen Tagträumereien aufwachen. Sie blinzelte und schaute dem jungen Zauberer ins Gesicht. Doch es waren nicht seine bezaubernden blauen Augen, die sie anstarrte, sondern die Schwarzen Löcher, die alles Glück verschlangen— ähnlich wie bei einem Dementor.

„Ach, hat die Lady doch noch zurück in die Realität gefunden?"

Talia machte sich nun endgültig von dem Typen los. „Entschuldigst du mich? Ich habe Hunger und werde mich nun lieber mit dem Buffet vergnügen." Sie ließ den Zauberer stehen und stolzierte davon. Das er sie möglicherweise gerade leise verfluchte war ihr egal. Was dachte sich ihr Onkel bloß dabei so einen Typen für sie auszusuchen. Die restlichen Kandidaten waren bestimmt alles auch so reiche Schnösel, die immer noch an alten Traditionen festhielten. Gut, sie tat das bis zu einem gewissen Grad auch, jedoch hörte es bei Frauen gehören in die Küche auf.

In der einen Hand hielt sie den Teller, der bereits ordentlich gefüllt war und mit der anderen schaufelte sie noch ein paar Kartoffeln obendrauf. Sie nahm sich eine Gabel und fing an zu essen. Es war eine wahre Geschmacksexplosion in ihrem Mund. Vielleicht schmeckte es auch nur so gut, weil sie komplett ausgehungert war.

„Das Essen muss wirklich gut sein, wenn du dabei so zufrieden wirkst, Talitha", meldete sich eine männliche Stimme von der Seite. Talia drehte den Kopf und ihr wären beinahe die Kartoffeln wieder aus dem Mund gefallen. Diese Augen kannte nur zu gut. Er war gekommen.

„Du... woher?", mampfte sie unbeholfen mit vollem Mund. Überraschung stand in ihrem Gesicht. Sie merkte das sie ihren Mund offenstehen gelassen hatte und schloss ihn, bevor doch noch was von den zerkauten Kartoffeln herausfiel.

„Du wirkst ziemlich überrascht", sagte der Junge mit den blonden Haaren. Sie sahen heute etwas zerzaust aus. „Ich bin letztes Jahr doch auch gekommen."

Talia schluckte erst mal herunter und versuchte sich zu fangen. Doch in seiner Nähe wurde sie immer furchtbar nervös und verunsichert. Sie nickte und starrte ihn weiterhin fassungslos an.

„Darf ich die Lady zu einem Tanz auffordern?", fragte er und nahm ihr den Teller mit dem Essen ab. Damit warf er sie komplett aus der Bahn. Der Zauberer mit den strahlend blauen Augen bot ihr seinen Arm an als er den Teller abgestellt hatte. Schweigend folgte Talia ihm auf die Tanzfläche zurück. Er legte sanft seine Hand auf ihre Hüfte und sie fingen an zu tanzen.

Als sie ihre Stimme wieder gefunden hatte, sagte sie: „Also bist du meinetwegen wieder gekommen."

„Natürlich. Du gehst mir nicht mehr aus dem Kopf seid ich dich das erste Mal getroffen habe."

„Aha", kommentierte Talia. Sie schaute zu ihm hoch. Jetzt wo sie das Gesicht zu den wunderschönen Augen sah, da er keine Maske auf hatte musste sie gestehen, dass er gut aussah. „Warum bist du die letzten zwei Jahre dann einfach abgehauen? Ich nehme mal an, du hast keine offizielle Einladung für die Party."

„Hmm, diese Behauptung kann ich weder bestätigen noch verneinen." Seine schmalen Lippen verzogen sich zu einem schelmischen Grinsen, dabei funkelten seine Augen.

Talia kniff ihm in die Seite und verengte ihre Augen zu schlitzen. „Wie hast du mich überhaupt erkannt?"

„Ist das nicht offensichtlich, Talitha? Du hast ein unverkennbares Merkmal— deine Augen. Nicht viele haben zwei verschiedenfarbige Augen, die nebenbei bemerkt auch noch wunderschön sind."

Talia spürte, wie ihr die Hitze in die blassen Wangen schoss. Irgendwie berührte dieses Kompliment ihr Herz. Er hatte es geschafft ihre harte Schale zu durchbrechen und den weichen Kern zu finden. Die Lestrange kannte noch nicht mal seinen Namen, doch irgendwie war er für sie nie wichtig gewesen. Wichtig war nur, dass Er da war und ihr den Abend versüßte.

Leichtfüßig führte er sie über die Tanzfläche. Es war, als ob sie schweben würden, völlig unbeschwert und frei. Talias Füße hatten sich automatisch an seinen Rhythmus angepasst. Sie verschmolzen zu einer Person. Ein Herz und eine Seele.

Der junge Zauberer drehte sie einmal um sich selbst und entlockte Talia ihr wertvollstes Gut, ein echtes Lächeln. Sie verschenkte es niemals einfach nur so.

„Du hast ein wunderschönes Lächeln", bemerkte er, als er sie zurück an sich zog. Erneut spürte Talia, wie ihr Gesicht anfing zu glühen und die Nähe seines Gesichts machte es nicht besser.

„Na komm, lass uns ein ruhigeres Plätzchen finden."

Wie in Trance folgte die Hexe ihm, als ob er sie verzaubert hatte. Ihre eigentliche Aufgabe von diesem Abend mit heiratsfähigen Zauberern zu tanzen hatte sie verdrängt. Für sie gab es nur noch diesen Jungen, der nach einem Sommergewitter und frischgebackenen Himbeertörtchen roch.

„Verrätst du mir heute deinen Namen?", fragte sie als sie ihre Stimme wieder gefunden hatte. Talia blieb im Korridor zur Eingangshalle stehen und musterte seine Hand, die ihre hielt. Es war ein elektrisierendes Gefühl so sanft und liebevoll von jemandem gehalten zu werden.

„Alec."

„Alec... und wie weiter?"

„Grindelwald."

Einen Augenblick huschte so was wie entsetzen durch ihren Blick, doch die Überraschung war größer und zeichnete sich deutlich in ihrem Gesicht ab.

„Läufst du deshalb immer weg? Weil du Angst hast jemand könnte dich erkennen?", platzte es aus ihr heraus. Doch kaum hatte Talia die Frage gestellt, kam ihr in den Sinn das die letzten beiden Male niemand sein Gesicht hätte sehen können. Also hatte es einen anderen Grund.

Anstatt auf ihre Fragen einzugehen, nahm er ihre andere Hand auch noch in seine und zog sie etwas näher.

„Willst du wirklich unsere Zweisamkeit damit verbringen, weitere Fragen zu stellen?" Alec beugte sich etwas nach vorne und schenkte ihr noch ein bezauberndes Lächeln.

Ihr Atem stockte, als er noch näher kam. Sie wusste nicht, wie sie reagieren sollte, zumindest ihr Kopf wusste es nicht. Doch ihr Herz flippte beinahe aus in ihrer Brust, durch das wurde ihre Atmung schneller. Langsam bewegten sich ihre Gesichter aufeinander zu.

Der Minutenzeiger bewegte sich auf die Zwölf zu und der Gong der alten Standuhr ihm Korridor kündete Mitternacht an. Talia zuckte bei dem lauten Geräusch etwas zusammen und blinzelte. Sie konnte sehen, wie die Unruhe in seinen blauen Augen ausbrach. Er machte sich von ihr los. Schnell wandte er sich ab und hastete auf die Eingangshalle zu.

Talia blieb verdattert stehen und konnte es kaum fassen, dass er sie genau jetzt in diesem Moment stehen ließ. Es ärgerte sie.

„Jetzt warte doch mal!" Er sollte nur noch etwas länger bleiben. Nur für einen Kuss. Das war alles was sie sich zutiefst ersehnte.

Talia raffte ihr Kleid hoch und eilte ihm so schnell sie konnte nach, aus dem Manor in die kalte verschneite Nacht. Ihre Jagd hatte jedoch ein Ende, bevor sie überhaupt begonnen hatte. Alec hatte das gusseiserne Tor schon fast erreicht und somit auch bald die Appariersperre. Wenn er erst mal weg war, würde sie ihn nicht wieder finden.

„Wenn du jetzt gehst, werde ich nächstes Jahr verlobt oder verheiratet sein und wir wissen beide das er nicht der Richtige sein wird." Tränen glitzerten in ihren zweifarbenen Augen. Sie war stehen geblieben. „Bitte, du darfst nicht gehen. Ich habe mich in dich verliebt, Alec."

Ihre Worte waren kaum ein Wispern im Wind, doch wurden sie gehört. 


Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top