-16. Dezember-

Hey ho!
Schon geht es weiter mit 'Kapitel 3'... Wie schnell die Zeit doch vergeht... Viel Spaß! ;-)


Restrictive Border


Vier Stunden später kamen wir in Panmunjeom an und der Leutnant machte sich auf die Socken, um Informationen für uns und auch unsere Aufgaben einzuholen. Solange sollte ich im Wagen warten. Jedoch konnte ich nicht stillsitzen und stieg schließlich aus, um um den Wagen zu laufen. „Habe ich nicht gesagt, du sollst im Wagen warten?!", donnerte die Stimme des Leutnanten über den Parkplatz. „Doch schon. Ich kann nur nicht untätig sitzen bleiben. Dafür bin ich viel zu aufgeregt.", murmelte ich beschämt und hibbelig zugleich und konnte dem Leutnanten nicht in die Augen schauen. „Ich weiß. Ich kenn dich doch. Dann freu dich, dass du in guten zwei Stunden wieder etwas zu tun hast.", schmunzelte dieser und hielt mir diesmal eine schwarze, relativ dünne, Akte hin. Die restlichen verteilte er an meine Kumpanen. „Hier steht alles drin was du wissen musst. Komm, aber bevor du die ‚Büroarbeit' machst, zeig ich dir erst mal unsere neue Kaserne." Und schon lief er los zu einem mir unbekannten Teil des weiträumigen Geländes. „Der Unterschied zu unserem Teil der Grenze ist hier, dass alles nochmal deutlich strenger gehandhabt ist und alle Soldaten in zwei großen Gebäudekomplexen untergebracht sind. Nicht wie bei uns in verschiedenen kleinen Kasernen mit maximal fünf Leuten. Wir alle sind in Komplex eins im Stockwerk 17 untergebracht. Dort haben wir alle Zimmer ausgelegt für 2 bis 6 Personen. Das Zimmer, das wir uns teilen werden hat die Nummer 21. Unsere Kennnummer, solltest du nach dieser gefragt werden, lautet 11721. Komplexnummer, Stockwerksanzahl, Zimmernummer. Ziemlich logisch also. Es gibt auch hier keinen Aufzug. Wir müssen selbst kochen, müssen allerdings nur sagen was wir brauchen und es wird besorgt werden. Auch hier gibt es Limits und bestimmte Dinge werden auch hier nicht geliefert werden. Die bestellten Dinge müssen wir uns im Erdgeschoss abholen, hochtragen und daraus dann was basteln. Jeden Morgen um Punkt 0600 müssen sich die Tagsoldaten im Versammlungsraum in Komplex zwei versammeln und dort bekommen wir dann Informationen über zum Beispiel die Nacht oder etwas über die Verhandlungen gesagt, sollten diese uns betreffen. Die Nachtsoldaten haben dasselbe Treffen abends. Danach geht es an unseren jeweiligen Arbeitsplatz sprich bei dir eines der Verhandlungsgebäude und bei mir der Observationsturm.", betete der Leutnant herunter und ich fragte ihn lachend, ob ich mir die Akte überhaupt noch durchlesen müsste. Daraufhin teilte er mir mit, dass es ganz gut sein würde, da ich so noch meinen Standort und Anweisungen für meinen Tag bekommen würde. Außerdem könne ich ihm dann sagen, ob er etwas vergessen hätte. Und so saß ich kurze Zeit später in unserem Zimmer am Tisch und las mir die Akte durch. „Eins muss ich Ihnen lassen. Sie haben ein wirklich gutes Gedächtnis. Sie haben nur eine Sache vergessen: Wir müssen uns heute Nachmittag um 1600 in besagtem Versammlungsraum blicken lassen, um die wichtigsten Informationen für morgen zu bekommen.", verbesserte ich ihn und fügte grinsend hinzu: „Und Sie konnten mir meinen Arbeitsplatz nicht zu hundert Prozent genau sagen."

Punkt 1600 saßen der Leutnant und ich in dem großen Raum, als der General majestätisch den Raum betrat. Automatisch wurden alle Soldaten leise und nahmen Haltung an. „Guten Tag meine Herren! Ich habe einige Informationen für euch bevor es morgen losgeht. Falls bei euch etwas schiefläuft, meldet ihr euch bei mir. Genug gequatscht, kommen wir zum Wichtigen.", donnerte dessen Stimme durch den Saal und jeder hörte ihm gebannt zu. Die Autorität und seine Stellung waren alleine an seinem Tonfall zu erahnen und in Anbetracht seiner Erscheinung nicht zu übersehen. Ich war einer der wenigen, der sich umguckte und versuchte herauszufinden wer mit uns hier war und dem General nicht meine volle Aufmerksamkeit schenkte. Ich konnte sehr viele junge Männer ausmachen, aber keine einzige Frau. Außerdem ein paar wenige ältere Männer, die wohl Leutnanten zu sein schienen und ich sah etwas, na ja, eher jemanden, was mich irgendwie erfreute, aber auch ein unwohles Gefühl in mir auslöste. ER war auch hier! Ob wir uns wohl wieder gegenüberstehen würden?

In der Zeit in der ich mich umguckte und in Gedanken versunken war, hatte der General weitergeredet und schien langsam zum Ende seiner Informationsrede zu kommen. „... solange könnt ihr euch auf dem Gelände umgucken. Die südkoreanischen Soldaten bleiben auf ihrer Seite, die nordkoreanischen auf ihrer. Verstanden?!", wies der General uns an und wir riefen zurück: „Sehr wohl, General!" Anerkennend und zufrieden nickte dieser und verließ den Raum. Daraufhin machte sich der Großteil unserer Kollegen auf den Weg bis auf IHN und uns. Er warf uns einen kurzen Blick zu, schenkte mir ein kleines, kaum sichtbares Lächeln und verschwand dann auch, den anderen hinterher. „Also gut. Was möchtest du heute noch machen? Ich persönlich würde mich gerne ein wenig hinlegen und schlafen bevor es morgen früh dann heißt aufstehen.", teilte mir mein Leutnant mit und ich erwiderte: „Ich würde mich ein wenig umsehen, um einen groben Überblick zu bekommen und vielleicht den ein oder anderen kennenzulernen." „Mach das. Aber sei rechtzeitig wieder zurück! Wie gesagt, morgen musst du früh raus! Und sollten alle Stricke reißen hast du ja auch noch ein paar wenige deiner alten Kumpanen.", predigte er und erinnerte mich ein wenig an meine Mutter.

Und so schaute ich mir (mal wieder) ein Militärgelände an und verschaffte mir einen groben Überblick. Außerdem schaute ich mir die beiden Gebäudekomplexe genauer an und traf einige andere Soldaten von anderen Bereichen und aus komplett anderen Städten und Ecken des Landes. Wir unterhielten uns ein Weilchen bevor wir uns alle in Richtung Zimmer aufmachten, um morgen halbwegs ausgeschlafen zu sein. An sich waren die meisten Jungs echt nett und ich hoffe mich noch mal mit ihnen unterhalten zu können.

„Byeongkwan... Hast du's dann bald? Du kommst zu spät!", nörgelte der Leutnant und erinnerte mich dabei, wieder einmal, an meine Mutter. „Jaja. Bin ja schon fertig.", antwortete ich und schon wurde ich am Arm mitgezogen. „Dein Ausweisungsabzeichen am Arm sitzt noch nicht perfekt und auch deine Mütze lässt zu wünschen übrig.", kritisierte er weiter und ich versuchte, so gut es eben im Laufen ging, die genannten Dinge zu richten. „Besser?" „Deutlich besser. Und jetzt stell dich richtig hin. Bis heute Mittag.", hetzte er und ließ mich im Versammlungsraum in Komplex 2 alleine zurück. Er schien seine Informationen für den heutigen Tag wohl schon erhalten zu haben. Zudem schien heute ein unsichtbarer Druck auf ihm zu lasten, den er irgendwie loswerden musste. Und da gerade niemand anderes in seiner Nähe war, ließ er es eben an mir aus. Da stellte sich mir zum ersten Mal die Frage weshalb ich denn mit unserem Leutnanten untergebracht war und nicht einer der anderen Soldaten von unserem Grenzteil. Ich hatte nichts dagegen, im Gegenteil, so hatte ich eine erfahrene Person an meiner Seite von der ich lernen konnte, aber ein wenig Beistand einer jüngeren Person hätte ich auch nicht schlecht gefunden.
Nach und nach trafen weitere Soldaten im Versammlungsraum ein und ich verzog mich eher an den Rand des Raumes. So ganz geheuer waren mir die meisten der Soldaten nämlich nicht. Sie schienen alle weit mehr als ich zu wissen und länger im Dienst zu sein. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es noch genau 30 Sekunden bis 0600 war und der General jederzeit eintreten konnte, um uns auf unseren ersten Arbeitstag einzustimmen. Der Raum füllte sich kontinuierlich und die Soldaten betraten den Raum immer schneller und in immer kürzeren Zeitabständen.

Unbewusst hielt ich nach ihm Ausschau und war fast ein wenig enttäuscht, als ich ihn um 5 Sekunden vor 0600 noch nicht in dem Versammlungsraum sah und begann mir Sorgen zu machen. Es war untypisch, dass ich vor ihm irgendwo aufkreuzte. Punkt 0600 betrat er jedoch, zu meiner großen Erleichterung, den Raum, dicht gefolgt vom General. Unauffällig rutschte er an der Wand zu einer Soldatengruppe, die aus drei mir unbekannten Soldaten bestand und mischte sich unter diese. Er schien sie zu kennen. Dies war nichts Verwunderliches, schließlich kannte auch ich hier einige Soldaten. Trotzdem traf es mich ein wenig. In diesem Moment unterbrach die Stimme des Generals meine Gedanken: „Guten Morgen!" Er machte eine kleine Pause und einige Soldaten murmelten ein träges ‚Guten Morgen' zurück. Dies schien dem General nicht auszureichen, denn er befahl: „Lauter!" Dieses Mal tönte ein lauteres, nicht weniger verschlafenes ‚Guten Morgen' und der General presste seinen Kiefer aufeinander. „Klar und deutlich. Alle. Haltung annehmen." Daraufhin ging eine unsichtbare Welle der Bewegung durch die Gruppe und wir stellten uns ordentlich hin und grüßten in ganzer Militärgestalt „Guten Morgen!". Dies gefiel dem General wohl, denn seine Gesichtsmuskeln entspannten sich und er fing an Befehle runter zu rattern wie ein Maschinengewehr. Ich schaltete recht schnell ab, da mich der Großteil der Befehle nicht betraf und betrachtete lieber den Mann, der mir eine Zeit lang gegenüberstand. Als dieser sich erhob, um seinen heutigen Arbeitsplatz einzunehmen beschloss ich doch etwas aufzupassen und spitzte meine Ohren. Schaden konnte es ja nie. Der Rest seiner Gruppe hatte sich nämlich nicht bewegt und dies kam mir dann doch etwas spanisch vor. Zuvor waren immer Gruppen an Soldaten aufgestanden und waren durch die Tür nach draußen verschwunden. Er jedoch stand alleine auf. Als Erster.

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