-11. Dezember-
Hey!
Heute kommt schon das letzte Kapitel... Schade eigentlich... Ich mochte die fünf. Nun ja, dann kommen eben die nächsten Charaktere. ;-;
Viel Spaß!:D
Jäger der Seelen
⇥Gemeinsam widmeten wir uns den letzten Jägern. Das Feuer hatte zuletzt an Kraft verloren und brennende Jäger rannten mit Mistgabeln, Schwertern und ähnlichen Waffen auf uns zu. Beschützerisch platzierten wir uns vor unseren Freunden. Ihnen durfte nicht passieren. Der erste der Jäger hatte uns fast erreicht, als Felix Augäpfel plötzlich nach hinten rollten. Blutunterlaufene, tiefschwarze Augen blickten uns aus seinem Gesicht entgegen. Wie eingefroren konnten Sam und ich uns nicht bewegen. Einer der Jäger hatte Besitz von Felix ergriffen, der zu geschwächt war, um ihnen zu widerstehen. Rasend vor Wut explodierte ich. In Kombination mit der alten Magie war das keine gute Mischung, denn um mich herum blieb nichts stehen, das nicht bei drei auf den Bäumen war. Die alte Macht, die in mir innewohnte, die die Felix mir übertragen hatte, sowie unbändige Wut vermischten sich zu einer quasi unkontrollierbaren Macht an. Rasende Windböen rissen an meinen Haaren, unsagbare Hitze umgab mich und in mir löste sich etwas. Die Jäger, die in unserer Nähe waren und uns fast schon erreicht hatten verglühten angesichts der Hitze, die von mir ausging. Der tobende Wind riss sie meilenweit von uns fort bis sie weit entfernt zu Staub zerfielen. Ich fühlte mich gut. Stark und unbesiegbar. Aus dem Augenwinkel nahm ich eine huschende, kleine Bewegung wahr. Sofort befahl ich dieser ungezügelten Macht sich um meine Freunde zu positionieren. Ihnen durfte einfach nichts passieren. Die Bewegung erstarrte. Die Person hatte wohl nicht damit gerechnet, dass ich sie entdeckt hatte. Wie ein Wirbelsturm fegte die Macht um die Person herum. Sie war zu einem gold-gelb-orangenen Funkensprühenden Schein geworden, der schier in den Augen schmerzte, so hell war er. Währenddessen kümmerte sich Sam, um die Jäger hinter mir, die die Gunst der Stunde nutzen und mich von hinten niederrücks überwältigen wollten. Man konnte nun die Jäger an einer Hand abzählen. Einen nach dem anderen erfasste ich mit dem Schimmer und ließ die Seelen ins Nichts übergehen. Nach schier unendlich langer Zeit, hatten wir auch den letzten Jäger der Seelen vernichtet. Felix indessen war jedoch immer noch von einer dunklen Seele besessen.
Das war allerdings nicht das Schlimmste. Die Seele schien sich von Felix und dessen innewohnender Magie zu ernähren und daran zu wachsen. Dadurch wurde sie immer schwärzer und bösartiger, bis sie kaum noch zu sehen war. Jetzt war Eile geboten. Die einzige Möglichkeit, die mir einfiel, könnte Felix das Leben kosten, aber dann wären alle Jäger-Seelen ausgelöscht. Kurz wog ich die Vor- und Nachteile ab. Dann entschloss ich mich es auszuprobieren. Wiederkommen könnte er immer noch. Doch wie schaffte es die Seele sich so an Felix festzuklammern?
Zärtlich bettete ich seinen Kopf auf meinen Schoß. Die anderen bildeten einen Kreis um uns herum, um Felix genauestens im Blick zu haben. Sie hingen ähnlich wie ich an ihm. Mit geballter Konzentration sammelte ich die alte Magie, die mir gegeben worden war. Sie hatte andere Fähigkeiten wie die von Felix und war eben dazu da, ihn vor solchem Über zu bewahren. Also musste sie es auch schaffen ihn wieder zu befreien. Sie musste es einfach. Ansonsten könnte ich es nicht mit mir vereinbaren, dass ich meine Aufgabe nicht ordnungsgemäß ausführen konnte.
Als ob er ein rohes Ei wäre, legte ich meine eine Hand auf sein Herz, die andere auf seinen Kopf. Dann ließ ich langsam die alte Magie aus meinem Herzen und meiner Seele über meinen Arm und meine Hand in seinen Körper wandern. Dort gab ich mein bestes sie zu seinem Herz und seiner Seele zu leiten, sodass die Finsternis sich daraus entfernen musste. Ich konnte richtig nachvollziehen wie die Magie in mir schwand, während sie in Felix zu wachsen begann. So lange bis der dunkle Berg, den ich in Felix erspüren konnte, das Schrumpfen begann. Es hatte also funktioniert! Jäh übermannte mich das Gefühl der Schwerelosigkeit und ich konnte förmlich betrachten wie sich meine Seele von meinem Körper löste. Hoch über diesem stieg ich in die Luft, wie der Rauch einer ausgepusteten Kerze davonzog. Die Welt sah von hier oben friedlich aus. Idyllisch und harmonisch. Auch meine Freunde konnte ich von hier wunderbar betrachten. Wie ein Bienenschwarm wuselten sie aufgeregt umeinander her, bis ich sah worum sie rannten. Mein Körper war zur Seite gefallen und meine Augen machten denen von Felix Konkurrenz so viel Blut hatte sich unter ihnen gesammelt. Da wurde mir bewusst, ich lebte, aber mein Körper schien nicht mehr zu mir zu gehören. Ich war gestaltlos. Gefangen im Zustand der Körperlosigkeit. Wie ein Geist.
Ich versuchte die alte Magie in mir zu ertasten. Jetzt da ich sie gefunden hatte, kam sie mir vor wie eine tonnenschwere Last. Eine Last, die mich nach unten in Richtung Erdboden zog, aber nicht auf meinen Körper zu. Meine Möglichkeiten waren erschöpft, wenn ich nicht einen Weg fände in meinen Körper zurückzukehren. Dann wäre nicht nur ich verloren, sondern auch Felix. Immer weiter sank ich dem Erdboden entgegen und mir war immer noch keine Lösung eingefallen. Ruhig brachte ich meine Gedanken zum Stillstand, konzentrierte mich darauf meinen Körper mithilfe der alten Magie zu ertasten und schlussendlich dorthin zu steuern. Erleichtert atmete meine Seele auf, als sie in meinen Körper zurückkehrte. Auch wenn es nur für ein paar Minuten war, hatte sie ihn vermisst, als ob es Jahre gewesen wären. Unsagbar müde öffnete ich meine Augen und war froh wieder in meinem Körper zu sein. Das fühlte sich deutlich besser und gewohnter an. Mein Blick fiel auf Felix, der leichenblass ins Nichts starrte. Immerhin waren seine Augen nicht mehr schwarz verfärbt. Beunruhigt ließ ich meine Augen nicht von ihm ab. Kein Anzeichen war zu erkennen, ob er noch lebte oder ob er bereits gestorben war. Zärtlich nahm ich seine Hand in meine. Zu Tode erschrocken schreckte ich auf. Sie war eiskalt. Und das lag nicht an den Temperaturen, die ihn umgaben. Das Feuer war zu einem kleinen lagerfeuerähnlichen geschrumpft und hatte sich schon vor einiger Zeit neben uns niedergelassen. Noch einmal versuchte ich ihm Magie zu übertragen, in der Hoffnung es würde die Symptome des Todes vertreiben. Eine einsame Träne rollte meine Wange hinab. Wie in Zeitlupe sah ich sie auf seine Stirn tropfen. Es machte mich fertig ihn so zu sehen.
Liebevoll wische ich die Träne weg, als mir etwas ins Auge sticht. „Hat sich da eben -?" Jisung sprach genau meinen Gedanken aus. Kurz blickte ich ihn an, wand meinen Blick aber sofort wieder Felix zu. Und wirklich. Die Fingerspitzen seiner linken Hand hatten sich bewegt. Nun regten sich auch seine Wimpern. Schweratmend fuhr er hoch und krallte sich in den Boden. Hektisch drehte er seinen Kopf nach links und nach rechts, um zu überprüfen ob wir alle wohlauf waren. Physisch waren wir alle unversehrt, psychisch hatte uns dieser Kampf einiges abverlangt. Langsam ließ er sich zurücksinken. „Euch geht es gut...", seufzte er erleichtert. Hemmungslos weinte ich still los. Eine Träne nach der anderen verließ meine Augen, doch ich gab keinen Laut von mir. Trotz dessen, dass es ihm alles andere als gut ging, sorgte er sich zuerst um seine Freunde, bevor er sich um sich selbst kümmerte. Stumm hievte ich ihn hoch, wo er von Jeongin und Sam in Empfang genommen und gestützt wurde. Ich stützte Jisung, indem ich seinen Arm um meine Schultern schlang. Ächzend machten wir uns auf den Heimweg. Ständig liefen wir an Tierleichen vorbei. Alles Tiere, die heldenhaft für uns in unserem Kampf gestorben waren. Allerdings wusste ich ebenfalls, dass wir es ohne sie als unsere Amre niemals geschafft hätten. Dementsprechend empfand ich unendliche Dankbarkeit, aber auch Trauer für sie.
Fix und alle kamen wir in unserem Heimatdörfchen an, wo sich unsere Wege trennten. Felix, Jeongin und ich gingen zu meinem Buchladen, während Sam und Jisung ihren Weg zu Sams Heim fortsetzten. Wir hatten auf dem Heimweg beschlossen, dass wir uns zuerst ausruhen würden, bevor wir die Vernichtung Revue passieren ließen und eine ordentliche Beerdigung für die Tiere organisierten.
Gesagt – getan. Innerhalb der anschließenden zwei Tage konnten wir uns nicht aufraffen irgendetwas zu tun. Sam und Jisung waren derweil zu uns umgezogen, sodass wir Zeit gemeinsam verbringen konnten. Zudem fiel es uns leichter so die Geschehnisse zu verarbeiten. Man hatte einfach jeden im Blick. Länger wollten wir aber auch nicht warten, so beschlossen wir, mithilfe der alten Magie den Wald in Brand zu setzen. So konnten die letzten Spuren der Vernichtung der Jäger beseitigt werden, das Schlachtfeld in Ordnung gebracht und die Tierleichen verbrannt werden. Diese Asche wurde per Wind über die gesamte Fläche des Waldes verteilt, sodass sie als Dünger dienen und Nutzen bringen konnten. Vermutlich wäre das auch im Sinne der Tiere gewesen. Lichterloh brannten die Bäume silbern auf, als wir nur einen Funken entzündet hatten. Das Feuer hatte unsere Gedanken erraten und setzte diese in Tat um. Dankbar verbeugte ich mich leicht vor diesem, als Zeichen meiner Anerkennung. Verwundert blickte ich der alten Magie nach. Unsere Beerdigung ging ohne Probleme vonstatten. Keiner störte, kein Jäger unterbrach uns. Es schien so als hätten wir alle Seelen der Jäger der Seelen vernichtet bekommen. Trotzdem blieb die Stimmung in unserer Gruppe in den nächsten Tagen gedämpft. Zu viel war geschehen als dass wir jetzt froh und munter durch die Welt laufen könnten.
„Endlich Weihnachten!", jubelte Jeongin am Heiligabendmorgen. Der Jüngste unserer Gruppe hatte sich kaum noch unter Kontrolle, so sehr freute er sich. Bis Heiligabend, also die letzten drei Tage, hatten wir uns Zeit zum Trauern genehmigt, aber nicht länger. Man musste im Leben weiterziehen und konnte nicht nur in der Vergangenheit leben, daher entschlossen wir uns in diesem Sinne. Sich dankbar an die Opfer des Kampfes zu erinnern war wichtiger als ewig zu trauern.
Den Vormittag verbrachten wir draußen im Freien. Glücklich schlenderten wir durch die Gegend, um unser Dorf herum, bis wir nachmittags in die Kirche gingen. Das hatte sich bei Felix und mir zu seinen vergangenen Lebzeiten schon zu Beginn eingebürgert, sodass wir es jedes Jahr wie ein Ritual wieder taten. Gen Abend bereiteten wir gemeinsam das Abendessen vor. Auch das war ein Überbleibsel aus alten Zeiten, die wir alle gemeinsam verbracht hatten. Danach stand die Bescherung auf dem Plan. Jedes Jahr hatten wir einander mit Kleinigkeiten beschenkt. Man brauchte nicht viel, um Menschen glücklich zu machen. Und die Freude, das Leuchten in den Augen, wenn sie trotzdem etwas Kleines bekamen, war viel mehr wert, wie jedes materielle Geschenk. Dafür lohnte es sich zu kämpfen. Um die Freude zu bewahren. So wie wir es getan hatten. Dass die Menschen weiterhin solche Emotionen empfinden konnten, sowie Felix und ich zusammenbleiben konnten. Uns nicht wieder trennen mussten. Da waren wir minimal egoistisch. Im Sinne der positiven Emotionen der Welt. Für deren Bewahrung.
Leicht wandte ich meinen Kopf nach links. Dort saß mein Freund und wendete den Brief, den ich ihm geschrieben hatte, von links nach rechts, so als ob er sich nicht sicher sei, ob er diesen wirklich öffnen wollte. Mut machend nickte ich ihm zu. Lang war der Brief nicht geworden, dafür konnte er mich einfach zu gut lesen. Dennoch wollte ich ihm auch schriftlich mitteilen, dass ich ihn liebte und über alles dankbar war, dass er mich nun nicht mehr verlassen würde. Er öffnete ihn doch. Ein Strahlen zog sich über sein Gesicht. „Jetzt?", wollte er wissen. Ohne ein Wort zu sagen, bedeutete ich ihm, dass ich dem zustimmte. Jetzt war ein guter Zeitpunkt.
Gemächlich bewegten wir uns in den Flur, wo wir unsere Stiefel und Mäntel anzogen. Auch diesmal konnten wir uns auf dem Weg nicht zügeln und rannten diesen entlang. Der Ort zog uns ebenso magisch an wie die Kinder aus unserem Dorf, wenn sie die weihnachtliche Beleuchtung betrachten wollten. An unserem Baum angekommen, nahm er mich an der Hand und trat in die Blase der Heimeligkeit ein.
In den letzten Tagen waren wir alle nicht hier gewesen, doch was ich sah machte mich sprachlos. Der Stamm war übersäht von kleinen und größeren Zetteln. Kinder, die fragten wo wir seien und ob es uns gut ginge, hatten ihre Zettel am Stamm hinterlassen, ebenso wie Kinder und Erwachsene, die ihre Wunschzettel an ebenjenem zurückgelassen hatten. Der Baum hatte also nichts von seiner Anziehungskraft verloren. Ein Zettel stach mir besonders ins Auge. In klar geformten Buchstaben stand nur ein Satz, ein tiefer Seelenwunsch. „Ich wünsche mir, meine alten Freunde aus den wahrlich schlimmen Zeiten gesund und munter wiederzusehen und zu treffen." „Diese Schrift kenne ich...", murmelte Felix leise. Ich nickte. „Es ist Changbins..." Wieder einmal verstanden wir uns ohne Worte, denn wir hatten beide nun ein neues Ziel, das wir verfolgen konnten. Wir würden unsere alten Freunde wiedersehen und besuchen kommen. In der Hoffnung, dass sie noch alle lebten. Umgeben von silber-roten Funken versiegelten unsere aufeinanderliegenden Lippen das stumme Versprechen. Wir würden sie finden...
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