🎁4. Back in time🎁
1888
Joah und David hatten durch ihre Zeitmaschine bereits einiges erlebt. Zur Abwechslung wollten sie nun Mal etwas Ruhigeres und entschieden sich für für einen Ball im viktorianischen Zeitalter.
Joah: braune, hochgekämmte Haare, blaue Auge, 1.80m
David: weiß-gefärbte, kurzrasierte Haare, braune Augen, 1.85m
Das hilft euch vielleicht ein bisschen mehr, wenn ich immer eine kurze Zusammenfassung der Protagonisten schreibe, oder? :)
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Joah kannte das kurze Gefühl der Schwerelosigkeit bereits, ebenso wie der starke Ruck, als er plötzlich wieder Boden unter seinen Füßen vorfand. Trotzdem konnte er es nicht verhindern, unbeholfen das Gleichgewicht zu verlieren und gegen den Größeren zu stolpern.
David fing ihn natürlich direkt auf, "geht's?", fragte er nochmal nach, als Joah sich wieder aufrappelte und über seinen Anzug strich. Sie hatten sich vorher extra bereits umgezogen. Joah in einem schwarzen Anzug mit einem dunkelroten Jackett und David in einem weißen Hemd mit dunkler Weste.
"Alles bestens", gab Joah zurück und drehte an dem Armband, das um sein Handgelenk geschlungen war, welches das Zeitreisen erst ermöglichte, "ist das Wahrnehmungsfeld aktiv?", fragte er dann an seinen Freund gerichtet und blickte sich in dem großen, prunkvollen Empfangsraum, in dem sie gelandet waren. "Jap", kam es kurzgebunden zurück, "sie werden denken, wir wären genau wie sie, aber denk an unsere Regeln."
"Ich weiß, ich bin nicht zum ersten Mal dabei", schnaubte Joah, "nirgendwo in die Geschichte einmischen, nicht auffallen und niemanden schaden."
David grinste zufrieden und richtete noch einmal seinen Hemdsärmel, "perfekt, wir dürfen aber nicht allzu lange bleiben. In drei Stunden werden die Armbänder automatisch aktiviert."
"Du tust so, als hätte ich keine Ahnung", motzte Joah, "dabei haben wir beide an den Armbändern gearbeitet, Blödmann."
David lachte leise daraufhin und lief mit dem Kleineren zusammen durch die große Doppeltür.
Zum Vorschein kam ein riesiger Ballsaal, der in güldenes Licht gehüllt war. Ruhige und sanfte Musik umhüllte sie sofort. Unzählige Männer in teuren Anzügen und Frauen in bunten Kleidern tanzten, lachten und unterhielten sich miteinander. Den Jungs blieben beide der Atem stehen.
"Das ist so cool", hauchte Joah und grinste breit, "ich kann's kaum glauben!" David brummte zustimmend und zog dann an Joah's Ärmel, als ein älterer Mann auf sie zulief, "das muss der Gastgeber sein."
"Willkommen!", begrüßte der Mann die beiden sofort und hielt David die Hand hin, "verzeiht mir, ich habe sie eben erst bemerkt."
"Ach, nicht der Rede wert", erwiderte David, schüttelte seine Hand, "wir sind eben erst eingetroffen. Vielen Dank für ihre Einladung übrigens. Mein Name ist David Blake, das ist mein Geschäftspartner Joah Williams. Wir sind von der Blake Company."
"Ah natürlich. Blake Company. Mein Name ist Jeffrey Montgomery, aber das sollte ihnen a bereits bekannt sein", lächelte der Gastgeber und schüttelte auch Joah's Hand, "ein sehr ungewöhnlicher Vorname, Mr. Williams. Woher stammt er?"
"Oh äh", stolperte Joah überrascht, "aus der Bibel, Mr. Montgomery", erklärte er unsicher dann und wippte mit den Füßen.
"Nun denn, meine Herrschaft", sprach Mr. Montgomery schließlich, "ich hoffe doch, dass ihnen meine Veranstaltung gefallen wird."
"Da sind wir uns sehr sicher", meinte David charmant, Mr. Montgomery erwiderte das Lächeln und verließ die Beiden dann wieder.
"Blake Company, so so", kommentierte Joah beleidigt. David seufzte, doch schmunzelte, "mir ist auf die Schnelle nichts besseres eingefallen. Nächstes Mal darfst du dir einen Namen aussuchen, Mr. Williams."
"Na das hoffe ich doch."
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Die ersten beiden Stunden verliefen noch sehr unspektakulär. Joah fand sich schnell zurecht, quatschte mit so ziemlich jeden und plünderte das Buffet. David war zum Glück immer leicht anhand seiner Größe zu erkennen, Joah behielt ihm immer mal im Auge, doch versuchte sich nicht zu sehr auf ihn zu konzentrieren. Das tat er ohnehin schon genug.
Das klappte soweit auch ganz gut, er redete gerade mit zwei Männern über ihre Uhrenfirma aus London, als er David aus dem Augenwinkel bemerkte. Dieser tanzte gerade grinsend mit einer Frau im roten Kleid, das bei den Bewegungen immer auf und ab hüpfte.
Joah's Kiefer spannte sich ab, seine Augen wie festgefahren an dem Pärchen. "Mr. Williams?", fragte einer der beiden Männer, "geht es ihnen gut? Sie wirken sehr angespannt."
"Was?", fragte Joah daraufhin, der seinen Blick nun endlich wieder seinen Gesprächspartnern widmete, "oh, natürlich. Mir geht es gut, danke", winkte er dann schnell ab und grinste, obwohl er innerlich kurz vorm Ausbrechen stand.
Joah behielt die ruhige Fassade bei. David und er waren nur Freunde, somit hatte er auch kein Recht, David in irgendeiner Weise den Spaß zu verderben. Doch innerlich hoffen, dass die Frau über ihre Füße stolperte und sich das Genick brach, gönnte Joah sich trotzdem.
Ein wenig gereizter als zuvor wimmelte Joah die beiden netten Männer und schlängelte sich zum Buffet durch, um seine Frust im Essen zu versenken. Doch auch das half nicht wirklich. Mit vollem Mund drehte er sich um und musterte die Menschenmasse. Besonders natürlich David, der inzwischen den Partner gewechselt hatte und nun mit einer Frau im blauen Kleid tanzte.
Seit sie sich vor zwei Jahren an der Uni kennengelernt hatten, waren sie unzertrennlich gewesen, doch mehr als ein peinlicher, angetrunkener Kuss bei einer Studentenparty war nie passiert. Leider.
Joah betrachtete David's Seitenprofil für einen Moment. Die Frau presste sich näher an den Großen heran, weshalb Joah die Geduld verlor und schneller reagierte, als er sich zugetraut hatte. Mit dem Ziel vor Augen quetschte er sich an den Personen vorbei und zu David hin.
"Entschuldigung", brachte er das Pärchen auseinander, das überrascht auseinander fuhr, "aber ich müsste mir mal für einen Augenblick meinen Partner ausleihen", verkündete er und griff nach David's Oberarm. Die Frau blickte eher weniger begeistert, David hingegen wendete sich sofort an ihn und musterte ihn besorgt.
"Alles gut?", fragte David, während er von dem Kleineren mit geschliffen wurde. Joah nickte bloß, lief aus der Reichweite der anderen Frau, ehe er David losließ und sich zu ihm umdrehte. "Mir geht's perfekt. Hab dich nur schon länger nicht gesehen", fügte er noch hinzu und schlang die Arme um David's Nacken.
David erwiderte etwas unbeholfen die Geste und legte seine Hände an Joah's Hüfte, "ich bin mir nicht sicher, ob das zu dieser Zeit überhaupt erlaubt ist", gab David zu Bedenken, doch Joah könnte das in dem Moment nicht weniger egal sein. "Ist doch nur tanzen", beschwichtigte er den Größeren, als sie sich sanft im Takt der Musik bewegten.
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Je mehr Zeit verging, desto enger tanzten die Beiden miteinander. Joah lehnte sich fast schon an David ran, verlor sich immer mehr im Rhythmus und in David's angenehmen Geruch.
"Schlaf mir aber jetzt nicht ein", kommentierte David mit einem belustigten Unterton, nachdem sie eine ganze Weile kein Wort mehr gewechselt hatten. "Idiot", prustete Joah, "lass mich doch nur mal den Moment genießen."
"Ist ja gut, ist ja gut", murmelte David. Ein lautes Seufzen entkam ihm, ehe Joah ein Gewicht auf seinem Kopf spürte. Der Braunhaarige unterdrückte sich ein Grinsen, seine Wangen glühten auf, weshalb er sich mehr in David's Weste vergrub. Joah wünschte sich, dass dieser Moment einfach nie enden würde und noch viel mehr wünschte er sich, David seins nennen zu können.
Aus dem Augenwinkel bemerkte der Kleinere die Frau in Blau, mit der er vorhin getanzt hatte. Joah wartete eigentlich nur noch auf den Tag, an dem ihm jemand zuvor kommen und David's Herz gewinnen würde. Auf sowas wie vorhin hätte er eigentlich vorbereitet sein müssen. Doch trotzdem graute es ihm davor, David je wieder so mit jemand anderem zu sehen.
"Joah, wir haben wirklich nicht mehr viel Zeit", kündigte David ab, der gerade sein Armband musterte. Wie vom Blitz getroffen löste der Kleinere sich von ihm, "nein, warte!", sprach er und griff nach David's Händen, "ich muss dir unbedingt etwas sagen."
"Willst du nicht kurz warten, bis wir wieder in unserer Zeit sind?", fragte David, "wir müssen uns unbedingt einen leeren Ort suchen, ansonsten bemerkt man noch, wie wir urplötzlich teleportiert werden."
"Nein, es muss jetzt sein!", beharrte Joah stur, "wenn ich mich jetzt nicht traue, dann vielleicht nie." David blickte ihn verwirrt an, "wovon redest du?"
"Ich...", stotterte Joah mit pochendem Herz, "ich wollte es dir schon so lange sagen, aber hatte zu viel Angst. Ich hab versucht, dir Zeichen zu geben, aber du Hohlkopf bemerkst sie einfach nie!"
David blinzelte mehrmals, "Joah, was meinst du?"
"Ich liebe dich gottverdammt nochmal, David!", schrie Joah gerade zu mir hochrotem Kopf, "und ich war eifersüchtig und hätte diesen blöden Kühen, mit denen du getanzt hast, am liebsten den Kopf umgedreht, aber du Idiot bist anscheinend blind!"
Joah bemerkte schlagartig, wie laut er doch eigentlich war. Panisch drehte er sich umher, doch anscheinend schien niemand Interesse an ihnen zu zeigen, weshalb er erleichtert ausatmete.
"Ich dich auch."
"Was?", fragte Joah perplex nach. "Ich liebe dich auch", wiederholte David nur noch einmal ruhig, ihre Hände immer noch ineinander verworren. "Das...", Joah unterbrach sich kurz selbst, "Wirklich?"
"Na klar", sprach David schmunzelnd, "schon recht lange eigentlich."
"Aber du hast nie- also... Ich bin so sauer auf dich", brummte Joah und haute ihn gegen den Oberarm. "Au! Warum?!", fragte David verwirrt und rieb sich die Stelle. "Du bist nie auf meine Zeichen eingegangen! Ich dachte die ganze Zeit, dass du kein Interesse hast und jetzt sagst du, dass du es schon recht lange eigentlich hast! Ugh, ich bin sauer, weil wir dieses Gespräch schon viel früher hätten haben können."
David lachte und zog den Kleineren an sich heran, der bloß weiter schmollte, "besser spät als nie, oder? Bekomme ich trotzdem einen Kuss oder willst du lieber weiter beleidigte Leberwurst spielen?"
Joah schnaubte, doch biss sich trotzdem auf die innere Wange und stellte sich auf die Zehnspitzen, "dann würden alle um uns herum aber einen ganz schönen Schock bekommen", hauchte er gegen David's Lippen. Der Größere zuckte gleichgültig mit den Schultern, "sollen sie doch gucken."
Ihre Lippen landeten aufeinander, gerade, als die Armbänder einsetzten. Das Gefühl der Schwerelosigkeit geriet diesmal komplett in den Hintergrund für Joah, denn nur David's warme und raue Lippen schieben in dem Moment für ihn zu zählen.
Sie bemerkten garnicht, wie sie wieder in David's Studentenzimmer landeten, ihre Lippen fest aufeinander gedrückt und in einem tiefen Kuss verbunden. Keine Zeitreise der Welt könnte diesen Kuss überbieten, selbst nicht die Duzenden, die noch folgen werden.
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