🎁3. The Waiter🎁

Charlie wusste direkt beim Anblick seines Blind Dates, dass er sich nie wieder von seinen Eltern dazu überreden lassen würde. Doch immerhin war das Restaurant ganz schön, inklusive des gut-aussehenden Kellners.

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"Also dafür, dass das Restaurant gerade mal zwei Sterne besitzt, ist es ganz in Ordnung", gab Scott mäßig zufrieden von sich, als sie von der Bedienung zu ihrem Zweiertisch geführt wurden. Charlie konnte nur innerlich seufzen und sich auf einen der Stühle fallen lassen.

"Es ist eines meiner Lieblingsrestaurants", murmelte Charlie leise und stellte erleichtert fest, dass sie einen guten Tisch bekommen hatten, da dieser sich direkt am Fenster befand. "Na dann muss es ja gut sein, huh?", versuchte Scott charmant rüber zu kommen. Charlie lächelte nur kurz, war allerdings auch zu genervt, um sich irgendwie geschmeichelt zu fühlen.

Schon auf der Autofahrt hierher hatte Charlie bemerkt, dass Scott sich eher in etwas höheren Kreisen aufhielt. Das war vermutlich auch der Grund, warum seine Eltern ihn überhaupt erst zu diesem Date überredet hatten. Ihm fielen bereits aus dem Stehgreif Zehn Dinge ein, die er jetzt lieber machen würde, als sich hier von einem Snob vollquatschen zu lassen.

"Deine Eltern haben mir erzählt, dass du Architektur studierst", begann Scott mit einem anderen Thema, "klingt interessant. Sie meinten , du hättest einen der besten Notendurschnitte gehabt, wieso wolltest du dann nicht etwas besseres wie Medizin studieren?"

Charlie musste einmal tief einatmen. Dieser Scott war alles andere als ein Sympathiebolzen. "Ich möchte später Architekt werden. Ein Medizinstudium bringt mich da nicht weit", gab Charlie von sich und fuhr sich durch seine hellbraunen Haare.

"Ich bin mir sicher, du hättest einen guten Arzt abgegeben."

"Tja und hoffentlich werde ich ein umso besserer Architekt."

Scott grinste, "guter Konter. Ich mag diese neckenden Sprüche." Charlie kratzte sich unbehaglich am Nacken. Wenn sein Gegenüber doch nur wüsste, dass der Spruch deutlich mehr als nur neckend war.

"Schönen guten Abend", begrüßte sie eine dritte Stimme. Charlie blickte überrascht zur Seite und musste sogleich den Kopf leicht in den Nacken legen, als er den großen, muskulösen Jungen bemerkte, sie sie höflich ansah. "Mein Name ist Nathaniel, ich werde sie heute bedienen. Was kann ich für sie tun?", fragte Nathaniel, seine dunklen Augen blieben für einen Moment länger an Charlie kleben, der ihn anlächelte.

"Na endlich", kommentierte Scott bloß, "eine Flasche Rotwein und zwei Gläser bitte. Alkoholfrei natürlich, ich muss noch fahren", bestellte Scott und Charlie musste sich wirklich ein Seufzen unterdrücken, da sein Date offensichtlich für ihn mitbestellt hatte. Der Kellner schrieb es sich prompt auf und wandte sich dann an Charlie, "und was möchten sie?"

Charlie stockte überrascht, weshalb Scott die Gelegenheit direkt nutzte. "Wir haben bereits etwas bestellt", sprach er, doch Nathaniel blickte weiterhin stur zu Charlie. "Nein, sie haben bestellt, aber der junge Mann hier noch nicht. Kann ich ihnen auch noch etwas bringen?"

"Oh, ich-", stolperte Charlie kurz über seine Worte, sein Bauch kribbelte bei der vollkommenen Aufmerksamkeit des Kellners, "ein Wasser wäre toll. Danke, Nathaniel."

"Nennen sie mich Nathan", sprach der Schwarzhaarige sogleich und hielt ihm die Hand zur Begrüßung hin. "Charles", stellte nun sich auch Charlie vor und erwiderte die Geste, "aber Freunde nennen mich auch Charlie."

"Nun denn, Charlie", antwortete Nathan gekonnt und schrieb sich das Wasser auf, "ich bin gleich wieder zurück."

Der Dunkelhaarige verließ ihren Tisch, Charlie strich sich grinsend über seinen Handrücken und blickte bei einem lauten Räuspern wieder nach oben. Scott schien alles andere als glücklich zu sein, doch kommentierte die Situation nicht, wofür Charlie ihm dankbar war.

"Also, Charlie-"

"Charles."

"Wie bitte?"

"Ich heiße Charles."

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Je länger sie hier in diesem Restaurant saßen, desto mehr bemerkte Charlie, wie langweilig Scott einfach war. Sein Lebenslauf klang wie einer dieser Musterbögen für Bewerbungen und sein Sprachstil war schnöde und spießig. In seinen 23 Jahren hatte Charlie bereits ein paar Dates hinter sich, doch so trocken und langwierig war keines zuvor gewesen. Nie wieder Blind Dates, soviel stand fest.

Einzig und allein Nathaniel hielt seine Stimmung oben. Dafür senkte der besagte Kellner jedoch Scott's jedes Mal, wenn er an den Tisch kam.

"Kann ich ihnen denn sonst noch etwas bringen?", fragte Nathaniel interessiert, nachdem er den Beiden ihr Essen gebracht hatte. "Nein danke", sprach Scott zähneknirschend, "sie sind verhältnismäßig oft an unserem Tisch."

"Ich nehme meinen Job nun einmal sehr ernst", kommentierte Nathan grinsend, sein Blick glitt kurz zu Charlie, den er spielerisch anzwinkerte. Charlie musste sich ein Grinsen unterdrücken.

Nathan schien sich damit zufrieden zu geben und wollte sich wieder abwenden, als Charlie ihn diesmal aufhielt. "Du siehst noch recht jung aus. Arbeitest du immer hier?", interessierte er sich für den Größeren, der ihm erneut seine weißen Zähne präsentierte. "Ich bin 20 und studiere Musik. Das Geld dafür muss ich mir ja irgendwie verdienen", gab Nathan schulterzuckend preis.

Scott brummte leise, "müssen sie nicht noch andere Gäste bedienen, Nathaniel?"
Der Angesprochene ließ sich von dem Seitenhieb nicht beeindrucken, "und du Charlie?", erkundigte er sich nach dem Kleineren.

"Ich bin 23 und studiere Architektur an der Kingston", erzählte Charlie, fummelte bei dem musternden Blick von Nathan nervös an dem Saum seines Hemdes herum. "Wirklich, du gehst auch an die Kingston? Das heißt, du kommst hier aus der Nähe?", freute Nathan sich.

"Ja, ich bin aus London tatsächlich. Ich war schon ein paar Mal hier im Restaurant."

"Wie kann es sein, dass du mir nie zuvor aufgefallen bist?", gab Nathan charmant von sich, doch schließlich wurde er von seinen Kollegen zurückgerufen. Scott entspannte sich direkt und eine unangenehme Stille breitete sich aus, in der die beiden sich ihrem Essen zuwandten.

Zumindest für die nächsten Zwanzig Minuten, bis Scott's Handy zu klingeln begann. "Tut mir leid, das ist jemand von der Firma, da muss ich ran", entschuldigte er sich ehrlich. "Kein Problem", lächelte Charlie und atmete erstmals tief aus, sobald Scott den Tisch verlassen und nach draußen gegangen war.

Charlie prüfte kurz sein eigenes Smartphone und bemerkte mehrere Nachrichten von seinen Eltern, die nach dem Blind Date fragten, ebenso von zwei Freunden aus der Uni, ansonsten aber nichts wichtiges.

"Wo ist denn dein... Freund abgeblieben?"

Überrascht blickte Charlie auf und erkannte Nathan. "Oh, äh", antwortete er nervös, "er muss nur kurz telefonieren. Außerdem ist er nicht mein Freund."

"Warum bist du dann noch hier? Bei ihm?", fragte Nathan ehrlich, "jedes Mal, wenn ich zu eurem Tisch blicke, siehst du aus wie Zehn Tage Regenwetter." Charlie schnaubte grinsend, "wow, sehr nett, danke. Ich habe es nur leider meinen Eltern versprochen."

"Deine Eltern werden bestimmt verstehen, wenn du jemanden wie ihn in den  Wind schießt", versuchte der Dunkelhaarige ihn aufzubauen. Charlie sah allerdings eher weniger selbstbewusst aus, "bei meinen Eltern schien er wohl gut genug angekommen zu sein."

Charlie seufzte und rieb sich frustriert die Schläfen. "Nun", begann Nathan und musterte den Kleinen, "mir steht es natürlich nicht zu, mich einfach in dein Leben einzumischen, aber ich weiß mit Garantie, dass es Leute gibt, die die Zeit mit dir viel besser nutzen würden, als dieser Typ."

Der Braunhaarige musste Schmunzeln,  "etwa Leute wie dir?", fragte er gerissen. Nathan grinste schief und zwinkerte. "Zum Beispiel, ja", gab er dann offen zu und nahm sich die leeren Teller, "denk drüber nach", fügte er noch hinzu und verließ den Tisch genau dann, als Scott von seinem Telefonat wiederkam.

Und selbst als Scott wieder ein Gespräch begann, kreisten Charlie's Gedanken weiterhin um Nathan und seine Worte.

Es dauerte knapp weitere Zehn Minuten, in denen Scott über seine Lieblingsweine philosophierte, ehe Charlie den Schlussstrich zog.

"Hey, Scott", unterbrach Charlie ihn mitten im Satz und räusperte sich, "es tut mir wirklich leid, aber ich finde, wir sollten das hier beenden", sprach er ehrlich und rieb sich die Hände an seiner Hose. Scott stockte für einen Moment, "wie bitte? Wieso?"

Charlie leckte sich über die Unterlippe, "es ist einfach... ich fühle mich-"
"Liegt es an diesem aufsässigen Kellner?", unterbrach Scott ihn eindringlich, "ich werde definitiv mit dem Manager von diesem Etablissement-"
"Nein!", ging Charlie direkt dazwischen, der langsam die Geduld verlor, "seit wir hier sind redest du entweder über dich selbst oder kritisierst mich oder meine Lebensweise. Ich habe kein Interesse. Das Date ist beendet."

Scott schnaubte, "dass ich deinen Eltern überhaupt diesen Gefallen getan habe, unfassbar", gab er abfällig von sich und knallte ein paar Scheine auf den Tisch, "dein eingeschränktes Dasein hätte mir schon bei der Auswahl des Restaurants auffallen müssen."

"Bitte was?", knurrte Charlie wütend und lehnte sich nach vorne. "Du und dieser Streuner von Kellner würden wirklich perfekt zusammenpassen", waren Scott's letzte Worte, bevor er seine Jacke von der Stuhllehne zog und aufbrausend das Restaurant verließ.

Charlie's Stirn landete auf der weißen Tischdecke. "verdammt", hauchte er und wusste bereits, dass er sich was von seinen Eltern bei seinem nächsten Besuch anhören konnte. Der Braunhaarige war schon drauf und dran, nach der Rechnung zu fragen, als Nathan aus der Tür zur Küche kam, direkt zu seinem Tisch blickte und auf ihn zu lief.

"Was ist denn jetzt passiert?", wunderte Nathaniel sich. Charlie seufzte und hob seinen Kopf, "ich hab ihm eine Abfuhr verpasst. Er hat es eher weniger gut aufgefasst", erzählte Charlie, "ich werde jetzt einfach bezahlen und mir dann ein Taxi rufen oder so."

"Also, wenn du nichts dagegen hättest, könnte ich dich in einer halben Stunde mit nachhause nehmen, da hab ich Schluss. Ich bin mit dem Auto da", bot Nathan sogleich an. "Sicher?", fragte Charlie unsicher nach, "ich will dich nicht von deinem Feierabend abhalten."

Nathan winkte lässig ab, "ach was, ich tu das gerne. Nach so einem Abend verdienst du zumindest eine richtige Rückfahrt."

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Und tatsächlich verlief diese Autofahrt weitaus angenehmer und besser als die anfängliche mit Scott. Die Zeit verging in Charlie's Augen sogar so schnell, dass sie noch Mitten im Gespräch waren, als sie vor Charlie's Studentenwohnung ankam.

"Sind wir schon da?", fragte der Braunhaarige überrascht und musterte die Außenfassade des Hauses. "Ja", lachte Nathan daraufhin, "die Fahrt war wirklich schön. Hätte nicht gedacht, dass du so gesprächig bist."

Charlie kratzte sich verlegen am Nacken und löste sich vom Anschnallgurt, "danke, du hast mir den Abend wirklich verschönert, auch schon im Restaurant."

"Kein Problem, meinen Arbeitstag hast du auch wirklich bereichert, muss ich zugeben."

Ihre Augen trafen sich, Charlie zögerte einen Moment, ehe er Nathan' Gesicht ergriff und ihn zu einem Kuss zu sich zog. Nathan schien gefasster als gedacht zu sein, erwiderte den Kuss sofort und lehnte sich weiter zu dem Kleineren rüber.

Charlie musste sich krampfhaft ein Grinsen unterdrücken, als er Nathan's warme Lippen und das Kribbeln in seinem Bauch spürte. Leider viel zu schnell lösten sie sich wieder voneinander.

"Also...", murmelte Charlie, fuhr mit seinem Daumen über seine eigenen Lippen, "es ist schon recht spät und wenn du möchtest... könntest du bei mir... übernachten. Du weißt schon", bot Charlie ihm zögerlich an und bemerkte, wie Nathan's Mundwinkel weiter nach oben gingen.

"Mehr als alles andere."



Ein bisschen spät und ein bisschen zusammen gequetscht, aber ich hoffe, der OS hat euch trotzdem gefallen xD

Vik xx

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