🎁1. Prom🎁

Oliver und Luca's Freundschaft reicht schon sehrt weit in ihrer Schulzeit zurück. Doch als der Abschlussball anstand, bemerkte Oliver plötzlich, dass er ihre Freundschaft durch etwas viel Schöneres ersetzen wollen würde. 

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Die Musik hing Oliver nach nur einer halben Stunde bereits aus den Ohren heraus. Von der Lautstärke mal abgesehen. Dazu noch die ganzen Menschen, die er nun schon seit Jahren an ihm vorbeigehen hat sehen. Irgendwie traurig, empfand Oliver, jeder von denen würde wohlmöglich nach diesem Abend nie wieder an ihm in den Korridoren vorbei und zum Klassenraum hetzen.

Ein Rempeln gegen seine Schulter schüttelte ihn aus seinen Tagträumen. Oliver fuhr sich durch seine blonden Haare und schnappte sich die zwei Plastikbecher mit Sekt und eilte zurück. An einem der außenstehenden Tische stand sie bereits in ihrem lavendelfarbenen Kleid und lächelte, sobald sie Oliver erblickte.

"Danke", sprach Isabelle, strich sich eine braune Strähne aus dem Gesicht und nahm einen der Becher. "Kein Ding", murmelte Oliver und sippte bereits einmal am Sekt, ehe er fragte: "hast du die anderen bereits gesehen?"

Isabelle atmete einmal tief aus und blickte sich um, die Tanzfläche war bereits gut besucht, "Ich glaube, Marc und Amy waren vorhin auf der Tanzfläche."

"Und Luca?"

Isabelle wackelte mit den Augenbrauen und überlegte dann kurz, "soweit habe ich ihn noch nicht gesehen. Ich bin mir nicht mal sicher, ob er überhaupt kommen wird", gab sie dann ehrlich zurück und fummelte an ihren großen, runden Ohrringen herum. "Wirklich? Wieso?", erwiderte Oliver und blickte sich suchend um, doch konnte Luca über die Menschenenge hinweg nicht sehen.

"Ich hab nicht mitbekommen, dass er ein Date zum Ball hatte und sind wir mal ehrlich, niemand traut sich ohne ein Date auf einen Abschlussball. Es ist eben eine Feier für kitschige Pärchen", Isabelle zuckte mit den Schultern und lehnte sich mehr an dem Tisch ab. "Wir sind hier, als Freunde", antwortete Oliver daraufhin.

"Ja und bei der traurigen Mime, die du ziehst, bereue ich es im Nachhinein", murrte Isabelle und schnipste ihm gegen die Nase, als Oliver abwesend in den Plastikbecher starrte, "ernsthaft Oliver, ich hab dich ja echt gerne, aber warum sind wir beide hier?", wollte die Braunhaarige verständnislos wissen. "Warum denn nicht?", verteidigte Oliver sich.

"Weil wir beide wissen, dass du lieber mit jemand anderem hier gewesen wärst."

Oliver brummte ertappt und wippte mit den Füßen auf und ab, "das stimmt nicht", nuschelte er nicht sehr überzeugt. "Stimmt sehr wohl", widersprach Isabelle ihm sofort, "und ich verstehe nicht, wieso du ihn nicht einfach gefragt hast."

Seufzend schüttelte der Blonde den Kopf, "er ist ein Junge."

Isabelle räusperte sich, "also ich sehe jetzt schon aus dem Augenwinkel zwei schwule Pärchen und ein lesbisches. Da hinten ist sogar Vivien, die sich letztes Jahr als Transgender geoutet hat. Die Ausrede zählt 2020 leider nicht mehr, Schätzchen."

Oliver seufzte laut, "ist doch egal jetzt", blockte er ab und fuhr sich durch seine Haare, "es spielt keine Rolle mehr. Es ist vorbei. Nach der Highschool wird sich alles verändern."

"Ist es nicht", versuchte Isabelle die positive Stimmung oben zu halten, "ihr seid die dicksten Freunde, die ich kenne. Ihr teilt alles. Das Bett, die Kleidung, das selbe Glas. Ich bezweifle, dass euch irgendwas trennen könnte."

"Freunde", kam es leise von Oliver zurück, "ich wüsste da etwas viel Besseres, aber ich hab es vermasselt und zu lange gewartet."

Isabelle öffnete bereits wieder ihren Mund, als ihr Blick von Oliver's Augen über seine Schulter hinweg, ehe sie zu Grinsen begann, "sei dir da mal nicht so sicher."

Verwirrt drehte Oliver sich rum, seine Augen wanderten zum Eingang der Sporthalle, als ein dunkelhaariger Junge im schwarzen Anzug seinen Blick abfing. In Windeseile schnellte sein Kopf wieder zurück, nervös zupfte er an seinem Anzugsärmel. "Luca ist doch gekommen!", freute Isabelle sich, ihre weißen Zähne kamen zum Vorschein.

"Wag es dich nicht", grollte Oliver und konnte ihren Mund nicht schnell genug zuhalten, sodass Isabelle den Jungen lautstark zu sich rief und her winkte, "was tust du denn?!", zischte Oliver panisch, als Luca sie entdeckte und auf die Beiden zu lief. "Ich rette dir den Abend", kam es grinsend zurück.

"Und was ist dann mit dir?", fragte Oliver weiter, Isabelle zuckte mit den Schultern. "Ich kenne hier genug Leute, um mir die Zeit zu vertreiben. Außerdem wartet noch eine neue Folge meiner Lieblingsserie auf mich zuhause."

"Willst du dir kein Date schnappen?", wollte Oliver verwirrt wissen, Isabelle schüttelte den Kopf. "Ich brauche und will eigentlich keinen Freund momentan. Hab genug zu tun", das Mädchen zuckte mit den Schultern und zwinkerte Oliver zu, als sie nochmal einen Blick auf Lucas warf, "viel Glück, du schaffst das schon."

"Isa, warte-", wollte Oliver sie noch aufhalten, als sie sich bereits vom Tisch abgestoßen hatte, "bleib einfach ruhig und frag ihn, ob er tanzen möchte. Wir sehen uns später bestimmt noch, okay?"

"Aber-", Oliver konnte nur noch Isabelle verzweifelt hinterher sehen, als ein 'Hey' ihn überrascht zum Umdrehen brachte. "Oh, hi, hey!", begrüßte Oliver nervös grinsend den Kleineren und lehnte sich gespielt lässig mit dem Rücken an der Tischplatte ab.

Oliver musterte Luca's Auftreten. Die dunkelbraunen, hochgekämmten Haare mitsamt der einen, verwirrten Strähne, die ihm von der Stirn hing. Dazu noch das schwarze Jackett mit dem schneeweißen Hemd drunter.

Oliver's Augen schnellten wieder nach oben, Luca sah ihn erwartungsvoll an, weshalb der Blonde ins Stocken kam. "Ich- äh... hast du was gesagt?", fragte er peinlich berührt. Luca schnaubte belustigt, ein Schmunzeln bildete sich auf seinen Lippen. "Ich hab gefragt, wo Isabelle hin ist", gab Luca dann preis.

"Ach so- äh sie wollte... noch mit anderen reden oder so."

"Obwohl ihr zusammen hier seid?"

"Wir sind nur so als Freunde hier."

"Ach so. Cool."

Jap. Cool."

Peinliche Stille trat ein. Oliver's Herz schien sich nicht beruhigen zu wollen, "ist cool, dass du da bist", brachte der Blonde heraus. Luca stellte sich neben ihn an den Tisch heran, "ich wollte erst nicht kommen."

"Wieso?"

Luca zuckte mit den Schultern, "ich wusste nicht, ob es sich lohnen würde."

"Also mich hat der Alkohol überzeugt."

Luca lachte laut bei dem Kommentar, "das wundert mich nicht", gab er amüsiert von sich. Oliver grinste verschmilzt und kratzte sich am Nacken, "wieso bist du dann doch hergekommen?"

"Meine Schwester meinte, ich soll mein Bestes geben", antwortete Luca, Oliver runzelte die Stirn. "Dein Bestes bei was geben?", wollte er wissen, doch bekam daraufhin keine Reaktion mehr von dem Kleineren.

Oliver erinnerte sich an Isabelle's Worte und fasste sich ein Herz, "willst du tanzen gehen?", fragte er unsicher. Luca's Kopf drehte sich direkt zu ihm um, dann wieder zurück zur halbvollen Tanzfläche, "klar", kam es dann entspannt zurück, Oliver unterdrückte sich ein siegvolles Grinsen.

"Kannst du überhaupt tanzen?", fragte Luca dann, Oliver stockte.

"Nein. Du?"

"Nope."

"Dann blamieren wir uns immerhin beide", blieb Oliver optimistisch und lotste sie beide zur Tanzfläche. "Tun wir das sowieso nicht immer?", kam es leise zurück. Oliver stoppte und drehte sich zu Luca.

Unbehaglich standen sie sich zwischen den tanzenden Pärchen gegenüber , ehe Luca den nächsten Schritt machte und seine Hände an Oliver's Hüfte platzierte. "Ich bin doch der Größere, also muss ich doch eigentlich führen", kam es daraufhin von Oliver beleidigt zurück, während er aber auch bereits aufgab und seine Hand auf Luca's Schulter absetzte. Luca schnaubte, "versuch's doch, wenn du dich traust."

Ein wenig unbeholfen schwangen sie im gleichen Takt zum Rhythmus hin und her, sämtliches Blut staute sich in Oliver's Kopf. Er biss sich nervös auf die Unterlippe und scheute den Augenkontakt. "Ist was?", fragte Luca schließlich in einer ruhigen und leisen Tonlage, da sie sich bereits nah genug waren. "Mh? Was? Nein, alles gut. Was sollte sein?", kam es daraufhin nervös zurück, Luca zog eine Augenbraue nach oben.

"Du bist so hippelig", sprach Luca ernst, "wie viel Alkohol hattest du bereits?"

"Ich bin nicht betrunken oder so!", verteidigte Oliver sich lachend, der Kopf landete kurz im Nacken. "Noch nicht", kam neckend zurück, "ich werde dir nicht den Rücken streicheln, wenn du wieder kotzen musst."
"Wir wissen beide, dass du das machen würdest", säuselte Oliver, seine Nasenspitze strich spielerisch über Luca's.

Sie tanzten weiter im Kreis, die langsame, ruhige Musik als Untermalung, die restlichen Pärchen ausgeblendet. Oliver seufzte wehmütig bei dem Gedanken, dass alles bald enden würde. Abwesend streifte sein Blick über die Gruppen an Menschen, die sich am Rande befanden, darunter befand sich auch Isabelle, die die tanzenden Jungs bemerkte und Oliver zwei Daumen nach oben signalisierte.

"Sollen wir aufhören?", holte Luca's raue Stimme ihn zurück. "Wieso?", schmollte Oliver, der sich entspannt im Rhythmus bewegte. "Du wirkst so desinteressiert", murmelte Luca, den Blick auf Oliver's Schulter gerichtet. "Bin ich nicht", kam es ehrlich zurück, "ich bin niemals nicht an dir interessiert."

Luca lächelte kurz, der Moment verstrich, Oliver versuchte, seine Gedanken abzuschalten und einfach die Mischung aus Adrenalin und dem warmen Bauchkribbeln zu genießen. Gerade, als sich seine Augen langsam schlossen, grätschte Luca erneut dazwischen.

"Meinst du das wirklich ernst?"

Oliver kräuselte die Stirn, "was meinst du?"

"Dass du niemals nicht an mir interessiert bist."

"Natürlich meine ich das ernst. Ich liebe dich."

Die Worte überkamen ihn plötzlich und schlugen ein wie eine Bombe. Oliver's Herz blieb stehen, er stockte und riss die Augen auf, Luca ging es exakt genauso. Fassungslos schlug Oliver sich die Hand vor den Mund und ließ von dem Kleineren ab, "das- tut mir- also... sorry. ich-", Oliver's Fluchtinstinkt setzte ein, er wollte direkt schon auf der Stelle umdrehen und wegrennen, doch Luca hielt ihn am Handgelenk auf.

"Geht mir auch so", kam es von Luca. Oliver dachte, er hört wohl nicht recht. Verwirrt blinzelte er mehrmals und versank in Luca's braunen Augen. "Was?", murmelte Oliver abwesend, ihm wurde heiß und kalt abwechselnd. Gefühle wie auf einer Achterbahn.

"Ich liebe dich auch", blieb Luca ruhig und zog ihn wieder näher zu sich heran, "aber ich dachte, du stehst auf Isabelle. Deshalb wollte ich nicht zum Abschlussball."

"Ich steh seit zwei Jahren auf dich!", erwiderte Oliver lauter, "aber ich dachte, dass du kein Interesse hast!"

Luca blickte ihn ungläubig an, "ich lauf dir seit Jahren hinterher, hatte nie eine Beziehung oder Dates, hab mich immer nur um dich geschert, wie kommst du auf diese dumme Vorstellung?"

Oliver brummte verlegen, "ich weiß nicht... War einfach mein Gefühl."

Luca schmunzelte, seine Hände legten sich an Oliver's Wangen. In einer Bewegung zog er den Größeren zu sich nach unten und drückte ihre Lippen sanft auf einander. Ein kleiner Moment verging, ehe Oliver den Kuss erwiderte und sanfte Bewegungen ausführte. Luca grinste in den Kuss, schlang seine Arme um Oliver's Nacken und stieg voll und ganz mit ein.

Leise Schmatzer erfüllten den kleinen Raum zwischen ihnen, selbst die laute Musik konnte diese Geräuschkulisse nicht überbieten. Doch trotzdem blieb der Kuss genau so. Langsam, gefühlvoll, verliebt.

Beide grinsten über beide Ohren, als sie sich von einander lösten. "Was sagt dir dein Gefühl jetzt?", hauchte Luca ihm neckend zu, ihre Lippen immer noch nah bei einander. Oliver atmete tief aus und biss sich kurz auf die Unterlippe, "mein Gefühl sagt mir, dass wir uns lieber in eine ruhigere Ecke verziehen sollten."

Luca lachte, seine Zunge schnalzte leise, "na das war ja mal ein schneller Umschwung. Nicht, dass ich protestiere..."

Oliver lief rot an und versteckte sein Gesicht in Luca's Schulter, während sie weiterhin zur Musik tanzten , "ich hasse dich."

Luca grinste breite, seine Hand strich Oliver's Rücken auf und ab, "tust du nicht."

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