13. Dezember

Hummels x Reyna

Mats
Langsam machte ich mir echt Sorgen um unseren „American Dream", wie ihn alle nannten. Er war in den letzten Wochen ein paar einzelne Tage nicht dagewesen und immer, wenn er wieder da war, sah er fertig aus. Zudem war mir etwas aufgefallen, was einem Hämatom ähnelte, als sein Shirt einmal hochgerutscht war. Wurde er etwa geschlagen? Wer würde so etwas tun? Da ich keine Ahnung hatte, was Gios Freunde außerhalb des Vereins betraf, beschloss ich mich an Erling, Jude, Jadon oder gegebenenfalls Jule zu wenden. Als ich Erling nach dem Training darauf ansprach, sah dieser mich verwirrt an, antwortete aber: „Naja...er hat nicht viele Freunde in Deutschland außerhalb des Vereins, aber er hat einen Freund. Daniel heißt er, glaub ich...oder Diego?", überlegte der Norweger, „Ist ja auch egal, jedenfalls hat er Gio verboten sich abends mit uns zu treffen, außer bei Mannschaftsabenden.", fuhr er dann fort. „Was?!", rief ich entsetzt aus. Hatte dieser Daniel, oder wie er auch immer hieß, meinen Kleinen etwa misshandelt? Moment, meinen Kleinen? Er gehörte nicht mir und das würde er wohl auch nie, denn selbst, wenn er schwul oder bi wäre, ich war immer noch 14 Jahre älter als er. Gio würde meine Gefühle nie erwidern und das war auch okay so. „Mats? Bist du noch da?", Erling schnippste vor meinem Gesicht herum und riss mich so aus meinen Gedanken. „Was? Ja, ich bin da!", erwiderte ich. Nach einigen Sekunden Stille eröffnete ich ihm dann meine Theorie. „Ich glaube, Gio wird geschlagen." Der Schock zeichnete sich deutlich auf dem Gesicht des blonden ab. „Was? Wie...Warum?", war alles was er hervorbrachte. „Er wirkt auf mich schon seit einiger zeit unsicher, ängstlich und still. Dann habe ich neulich beim Umziehen, als sein Trikot hochgerutscht ist, etwas wie einen blauen Fleck gesehen. Meinst du nicht, dass dieser Daniel etwas damit zu tun haben könnte?", erklärte ich. „Über wen redet ihr?", fragte Jule, der gerade vorbeigelaufen war. „Gios Freund, wie heißt er nochmal?", antwortete Erling. „Warum redet ihr denn über Dennis?", wollte der ehemalige Leverkusener dann wissen. „Wir sind der Meinung, dass er Gio schlägt.", kam mir der Skandinavier zuvor und übermittelte mir so, dass an meiner Theorie durchaus etwas dran sein konnte. „Das müsst ihr mir jetzt genauer erklären.", forderte Julian. Nachdem wir das erledigt hatten begab ich mich in die Kabine. Ich hatte erwartet, dass ich der letzte sein würde, doch ich hatte mich geirrt. Gio saß noch da und machte auf mich nicht den Eindruck, dass er vor hatte bald zu gehen. „Hey! Alles gut?", sprach ich ihn an. Er hob erschrocken den Kopf, nickte aber. „Warum bist du noch hier?", fragte ich ihn anschließend. „Erling ist ohne mich gefahren.", erklärte der junge Amerikaner. „Oh", meinte ich, „Wenn du willst, kann ich dich mitnehmen. Ich geh nur kurz duschen.", bot ich an. Der jüngere nickte. „Danke."

Zwanzig Minuten später saßen wir im Auto und ich gab gerade Gios Adresse ins Navi ein (natürlich wusste ich wo er wohnte, allerdings verfuhr ich mich gerne mal, weswegen ich immer sicherheitshalber das Navi einstellte), als dieser mich stoppte. „Ich fahr nicht nachhause. Ich fahr zu meinem Freund.", erklärte er mir. Dann beugte er sich vor und gab die Adresse ein. Ich nickte nur und fuhr los. Als wir vor dem Haus ankamen staunte ich nicht schlecht. Es lag in einer teuren Gegend und war riesig. Nicht, dass ich das nicht von meinen Kollegen nicht gewohnt war, und ich selbst wohnte ja auch nicht in der billigsten Gegend, aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass Gio sich so jemanden als Freund aussuchen würde. Kaum hatte ich angehalten, da sprang er auch schon aus dem Wagen als wäre der Teufel höchstpersönlich hinter ihm her, nuschelte ein kurzes „Danke" und klingelte. Keine Sekunde später wurde die Tür geöffnet und ein Typ zog den dunkelhaarigen am Kragen ins Haus. Ich sah ihn zwar nur für einige Sekunden, doch auf mich wirkte er auf den ersten Blick unsympathisch. Seine schwarzen Haare trieften nur so vor Gel und er trug zerrissene Jeans, einen knallgrünen oversized Hoodie und sah durch und durch nicht so aus, als könnte er mit Fußball etwas anfangen. Die Tür knallte zu. Ich fuhr mein Auto an den Straßenrand und stieg aus. Je näher ich dem Haus kam, desto lauter wurden die Schreie, die daraus drangen. Eine ältere Dame, die mich soeben passierte, bemerkte meinen Blick, der auf dem Haus ruhte. „Das geht nun schon seit einigen Wochen so.", bemerkte sie und ging weiter. Einige Wochen? Zielstrebig näherte ich mich der Haustür und klingelte. Die Schreie verstummten. Die Tür wurde geöffnet und dieser Dennis stand mir gegenüber. „Was wollen Sie?", fragte er unfreundlich. „Guten Tag, sind Sie Herr...", ich warf einen Blick aufs Klingelschild, „...Reuther?", fragte ich laut, damit Gio mich bestimmt hörte. „Was schreien Sie denn so?", erwiderte mein Gegenüber genervt. „Ich...ich...ähhh...", stammelte ich, aber Gio stand schon hinter Dennis. „Mats?" Dennis drehte sich zu Gio um. „Geh wieder ins Wohnzimmer! Ich bin gleich wieder da!", knurrte er. Ich sah der Nummer 32 die Angst regelrecht an. Er wollte gerade gehen, als ich ihn aufhielt. „Bleib hier, Gio!", sagte ich bestimmt. Er blieb stehen. „Nein, du geht's ins Wohnzimmer!", befahl Dennis geradezu. Als Gio sich nicht bewegte ging er auf ihn los. Doch da hatte er die Rechnung ohne mich gemacht. Ich zog ich weg von Gio. „Pack deine Sachen und geh zum Auto.", sagte ich. Der Amerikaner nickte und beeilte sich seine Sachen zu packen. Als er weg war ließ ich seinen Freund, beziehungsweise Ex-Freund, los. „Wenn du ihm noch einmal zu nah kommst, raufe ich die Polizei!", drohte ich und ging zum Auto. Dort stand Gio, immer noch etwas verängstigt und wartete auf mich. Als er mich sah, atmete er erleichtert aus.

Ich fuhr mit ihm zu mir, wo wir uns aufs Sofa setzten und Gio sich in meine Arme flüchtete. „Hey...es ist alles gut! Ich bin da!", flüsterte ich ihm ins Ohr. Jetzt wollte ich für ihn da sein, ihm halt geben. „Ich liebe dich.", schniefte der jüngere. „Ich liebe dich auch, mein Engel.", erwiderte ich. Gerade war es mir egal, dass das mit uns nie klappen würde. Gerade zählte nur der Moment.

„Woran denkst du?", riss Gio mich aus meinen Gedanken. Das Ganze war mittlerweile etwa einen Monat her. „Daran wie sehr ich dich liebe", antwortete ich ihm lächelnd und küsste ihn. „Ich liebe dich auch, Mats"

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