24. Türchen

Der blutige Baron x Helena Ravenclaw
Harry Potter (J. K. Rowling)


Die gesamte Klasse starrte den Professor für Zauberkunst verständnislos an.
"Ich darf doch sehr wohl bitten, meine Damen und Herren.", entrüstete sich dieser. "Sie befinden sich in Ihrem letzten Jahr an der Hogwartsschule, der Stoff ist nun anspruchsvoller als in Ihrem ersten Jahr, wie Ihnen zweifellos aufgefallen sein wird. Zu Ihren Abschlussprüfungen ist es nun nicht mehr weit. Strengen Sie sich an, sonst können Sie gleich die Schule verlassen."
Die Schüler sahen ihn sprachlos an und in ihnen wuchs schon die Angst vor den bevorstehenden Prüfungen.
Auch Helena Ravenclaw, die Jahrgangsbeste war mit dieser Aufgabe überfordert. Verzweifelt versuchte sie, den Zauberstabschwung korrekt hinzubekommen. Doch erneut scheiterte sie, ebenso wie ihre Nebensitzer.
"Miss Ravenclaw.", hörte Helena die Stimme des Professors vor ihr und vorsichtig blickte sie zu ihm auf.
"Ja, Sir?"
Enttäuscht sah er auf ihr rostiges Saxophon, dass eigentlich schwebend in der Luft selbst spielen sollte.
"Was soll das? Lassen Sie etwa nach, so kurz vor Ihrem Abschluss?", wollte der Professor wissen. Ärgerlich blickte Helena ihn an. "Natürlich nicht, Professor Byrne.", sagte sie selbstbewusst. "Sehen Sie nicht, dass ich mein Bestes gebe? Immerhin habe ich ein Saxophon aus dem Metallstück gezaubert, was nur die wenigsten in diesem Kurs zu Stande gebracht haben, Sir."
Das schien den Professor allerdings nicht zu beeindrucken. "Vergleichen Sie sich nicht mit den anderen Schülern dieses Kurses, Miss Ravenclaw. Jeder Schüler ist individuell und Sie sind nicht andere Schüler."
Helena musste angestrengt ein Augenrollen unterdrücken. Dafür hätte sie Nachsitzen bekommen können. Glücklicherweise beachtete sie Professor Byrne nicht weiter und lief zu den anderen Schülern, die er nicht annähernd so runter machte, wie sie eben.
Helena biss wütend die Zähne aufeinander. Es war immer das gleiche, denn Byrne war leider nicht der einzige, der Heldentaten von ihr erwartete.
Jeder der Professoren an Hogwarts hatte die höchsten Erwartungen an sie, denn schließlich war sie Rowena Ravenclaws Tochter und da musste Helena logischerweise auch so schlau und weise sein wie ihre Mutter.
Helena hing das zum Hals raus. Immer wurde sie in den Schatten ihrer Mutter gestellt. Und da sagte Byrne, man sollte sich nicht vergleichen.
"Miss Ravenclaw.", sagte gerade dieser. Helena hob den Kopf und sah ihn abwartend an. Nun würde wieder das übliche kommen.
"Ja, Sir?"
Sie wollte sich das nicht anhören. Jede verdammte Stunde das gleiche Spiel. Bei jedem der Lehrer.
"Werden Sie mir bis zum Ende der Stunde ein sich selbst spielendes Saxophon präsentieren?"
Helena schluckte. "Ich versuche es, Sir."
Byrne schnaubte. "Nicht, Sie versuchen es. Mit so einer Einstellung kann das gar nicht klappen. Sie werden es tun, nicht wahr?"
"Ja, Sir.", murmelte Helena und senkte den Kopf, damit er ihren Zorn nicht bemerkte.

Am Ende der Stunde saß Helena immer noch verzweifelt vor ihrem mittlerweile glänzenden Saxophon. Allerdings schwebte es nicht und spielen tat es erst recht nicht.
Byrne lief an jedem seiner Schüler vorbei, beachtete die rostigen und verbeulten Blechgebilde allerdings nicht wirklich. Sein Ziel war Helena. Sie wusste es ganz genau.
Als er bei ihr angekommen war, blieb er stehen und betrachtete das glänzende Saxophon ausführlich. Unzufrieden grummelte er. "Wissen Sie, Miss Ravenclaw. Ich dachte immer bei einer Mutter wie Ihrer wäre das ein Kinderspiel für Sie."

Dieser Satz brachte das Fass zum Überlaufen und Helena platzte der Kragen. Es war, als würde sich ihr Verstand für einen kurzen Moment verabschieden, denn sie sprang auf, sodass ihr Stuhl quietschend nach hinten rutschte.
"Ich habe es satt.", fauchte sie und Wuttränen schossen ihr in die Augen. "Ich bin nicht meine Mutter! Wann kapiert ihr Professoren das denn endlich?"
Damit packte sie ihre Tasche und stürmte aus dem Klassenzimmer. Die Tränen liefen ihr in Sturzbächen über die Wangen und wahllos lief sie durch die Korridore von Hogwarts.
Ihr Kopf brummte und obwohl sie keine klaren Gedanken fassen konnte, nahm ein einziger Gedanke immer mehr Form an. Allerdings verdrängte sie diesen hastig.

"Hey, Helena! Warte!", keuchte jemand hinter ihr. Diese Stimme kannte sie und so blieb sie stehen.
Es war der junge Baron aus Slytherin, der schon länger um ihre Aufmerksamkeit bemüht war.
Auch er war in Zauberkunst bei ihr gewesen und war ihr vermutlich nachgerannt.
Eilig wischte sich Helena die Tränen von den Wangen.
"Falls Byrne denkt, ich würde wieder in seinen Unterricht kommen, hat er sich geschnitten!", zischte ich. Abwehrend hob der Baron seine Hände. "Nein, ich bin dir nicht wegen Byrne gefolgt.",versicherte er ihr ernst. "Ich wollte schauen, wie es dir geht."
"Vielen Dank, mir geht es gut.", meinte Helena und zwang sich ein Lächeln auf Gesicht.
Der Baron trat näher an sie heran. "Das kannst du nicht wirklich ernst meinen, Helena."
"Dich geht das gar nichts an, wie es mir geht.", gab Helena zurück und wollte sich umdrehen, doch er hielt sie fest.
"Ich mache mir Sorgen um dich.", flüsterte er und sah ihr tief in die Augen.
"Du.", meinte Helena abfällig. "Du, ein Slytherin, machst dir ganz sicher nicht Sorgen um mich, eine Ravenclaw. Noch dazu die Tochter von Rowena."
Der Baron verdrehte die Augen, ließ ihren Arm aber nicht los.
"Wer sagt denn, dass so etwas nicht geht? Helena, du weißt genau, was ich für dich empfinde und-"
Sie machte große Augen. "Das darfst du hier nicht so laut herausposaunen!", zischte sie und riss ihren Arm los. "Du weißt ganz genau, dass Mädchen und Jungen sich nicht so nahe kommen dürfen."
Der Baron knurrte verärgert.
"Diese ganzen Regeln. Ich bin froh, wenn ich aus Hogwarts draußen bin."
Helena seufzte. "Ich auch. Diesem ganzen Druck kann ich nicht länger Stand halten."
Und ohne, dass sie es geplant hatte, schüttete sie ihm ihr Herz aus. Sie sprach von ihrer Mutter, in deren Schatten sie für immer stehen würde, von den Erwartungen aller um sie herum und von ihrer Hilflosigkeit.
Es endete darin, dass ihr wieder die Tränen in die Augen stiegen und der Baron sie trotz der strengen Schulregeln in den Arm nahm und sie es zuließ.
Dieses Gespräch hatte Helena sehr gut getan und der Gedanke in ihrem Kopf lebte wieder auf. Und nun war sie fest entschlossen, diesen Plan, den einzigen Ausweg aus ihrer Lage, durchzuführen, auch wenn alles daran scheitern konnte:

Sie würde das Diadem ihrer Mutter stehlen.

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