2. Türchen

Albus P. W. B. Dumbledore x Gellert Grindelwald
(Harry Potter, J. K. Rowling)


Vorsichtig trat Albus an das Fenster seines Zimmers. Durch die hohen Hecken, die rings um das Haus der Dumbledores wuchsen, hatte er glücklicherweise einen guten Blickschutz.
Denn ein paar Häuser von ihnen entfernt wohnte Bathilda Bagshot, die berühmte Historikerin.
Doch sie wohnte nun nicht mehr allein: Ihr Neffe Gellert Grindelwald war zu ihr gezogen. Erst vor ein paar Tagen hatte Bathilda ihn Albus vorgestellt und nach anfänglichem Unwohlsein, hatten sie sich recht gut verstanden.
Albus hatte schnell gemerkt, wie intelligent Gellert war und hatte sich unheimlich gefreut, nun jemanden zu haben, der mit ihm auf einer Wellenlänge war. Jemanden, der ihn verstand und der seine Interessen teilte.
Lange Zeit war Albus einsam gewesen mit seinem Bruder Aberforth, mit dem er sich viel zu oft stritt, mit seiner Schwester Ariana, die ihre Mutter Kendra voll in Anspruch nahm und schließlich war da noch sein Vater Percival, der in Askaban saß und über den Albus nicht gerne nachdachte.

Seine Aufmerksamkeit wandte sich jedoch wieder dem nicht weit entfernten Haus auf der anderen Straßenseite zu. Seit Mrs Bagshot Gellert den Dumbledores vorgestellt hatte, konnte Albus nicht mehr aufhören über den blonden Zauberer nachzudenken. Mit der Aurede, ihm Godric's Hollow zeigen zu wollen, hatte er mit Gellert ein paar Stunden verbringen können und ihn ein wenig kennengelernt. Irgendetwas an seiner Aura zog Albus wie magisch an. Am liebsten wäre er einfach hinüber gegangen, aber leider hatte Albus diesmal keine Ausrede. Außerdem konnte er nun als Fanilienoberhaupt nicht tun und lassen, was er wollte.

Seufzend wandte er sich vom Fenster ab und bemerkte erst da, dass Aberforth in seinem Türrahmen gelehnt stand.
"Wie lange stehst du schon da?", wollte Albus wissen und setzte sich hinter seinen Schreibtisch.
Aberforth schnaubte. "Was hast du denn mit diesem Grindelwald?", ignorierte er die Frage seines Bruders.
Albus runzte die Stirn. "Wie kommst du jetzt auf Gellert?"
Spöttisch zog Aberforth eine Augenbrauen hoch. "Ich glaube nicht, dass du wegen der alten Hexe da rüber starrst."
Gleichgültig zuckte Albus mit den Schultern und suchte sein Buch in der Unordnung seines Schreibtisches.
"Ich finde ihn irgendwie merkwürdig.", fuhr Aberforth fort und stellte sich ans Fenster, um zu besagtem Haus hinüber zuschauen. "Er hat so etwas an sich, was einem eine Gänsehaut bereitet und man am liebsten will, dass er wieder dahin geht, wo er herkam."
Auch Albus hatte diese Gänsehaut gespürt jedoch nicht im negativen Sinne. Ihn zog es regelrecht zu Gellert hin.
"Wie du meinst.", antwortete er seinem Bruder und zog das gesuchte Buch unter einem Stapel Pergament hervor.
"Spürst du das denn etwa nicht?", wollte Aberforth wissen.
"Was soll denn schon groß an ihm sein?", spielte Albus den Unwissenden.
Aberforth verdrehte die Augen und schnaubte. "War ja mal wieder klar. Du stellst dich auf seine Seite, anstatt zu deiner Familie zu halten. Dabei kennst du ihn nichtmal wirklich."
"Meinst du wirklich, es ist es wert, über so etwas zu streiten?", fragte Albus genervt nach und blätterte lustlos in dem Buch.

"Ja, weil du nicht verstehst, was Familie bedeutet, Albus.", fauchte Ab. "Kaum kommt so ein dahergelaufener talentierter Zauberer daher und schon hast du deine Familie vergessen. Du solltest ein bisschen mehr Verantwortungsbewusstsein an den Tag legen!"
Ruckartig stand Albus auf. "Raus.", knurrte er.
"Al, du verstehst nicht, dieser Grindelwald war in Durmstrang. Du weißt, was diese Schule für einen Ruf hat.", rief Aberforth. "Anscheinend soll er sogar von der Schule geflogen sein. Ich meine, was muss man anstellen, damit man von Durmstrang fliegt?"
"Lass es gut sein, Aberforth.", versuchte Albus, sich zu beherrschen.
"Nein, Albus, weil du mal wieder die Wahrheit nicht sehen willst. Er muss jemanden umgebracht haben! Wegen was wird man sonst von so einer Schule geschmissen?", regte sich Ab auf.
"RAUS, SOFORT!", platzte Al. Eigentlich hatte er nicht so laut werden wollen. Aberforth schüttelte nur ungläubig den Kopf. "Und sowas wie dich nennen sie den klügsten jungen Zauberer der Zeit. Lächerlich."
Damit verließ er endgültig Albus' Zimmer, wo nun wieder Stille eingekehrt war.
Doch schon wurde die Stille von Schreien im Wohnzimmer gestört. Ariana hatte wieder einen ihrer Anfälle.
Entnervt schloss Albus die Augen und wünschte sich überall hin, nur nicht hier in dieses Haus mit dieser Familie.

*

Er hatte es tatsächlich getan. Albus hatte sich aus dem Haus geschlichen und stand nun vor der Tür zu Mrs Bagshot's Haus und klopfte.
Nach kurzem Warten öffnete die Historikerin. "Ah, guten Tag, Albus. Was für eine angenehme Überraschung."
"Guten Tag, Mrs Bagshot.", begrüßte Albus Sie freundlich. "Ähm... ist... ist Gellert da?"
Er fühlte sich wie ein kleiner Schuljunge, der den Nachbar fragt, ob er zum spielen rauskommt und dieses Gefühl mochte Albus überhaupt nicht.
Freudig grinste Bathilda. "Aber natürlich. Warte einen Moment, ich hole ihn."
Sie verschwand im Haus und kurze Zeit später kam der großgewachsene, hübsche blonde Zauberer zögerlich an die Tür.
"Was willst du?", fragte er kalt und sein Blick zeugte von Arroganz und Selbstbewusstsein. Dieser Blick veranlasste Al dazu, selbst nicht mehr so zurückhaltend zu sein. Wenn Gellert selbstbewusst sein könnte, könnte er das erst recht.
"Ich dachte, dass du vielleicht gerne mal mit jemandem in deinem Alter Zeit verbringen würdest.", sagte Albus und zog herausfordernd eine Augenbrauen hoch. "Ich helfe dir gerne, dich zu integrieren." Gellerts Blick blieb kalt. "Ich brauche keine Hilfe.", knurrte er.
Albus zog seine Augenbrauen zusammen und starrte in die dunklen Augen seines Gegenübers. "Es ist manchmal ganz hilfreich, Hilfe anzunehmen, um sich ein paar Freunde zu machen."
"Ich brauche auch niemanden, der mir Ratschläge gibt.", meinte Gellert gleichgültig. "Außerdem brauche ich keine Freunde."
Albus verschränkte die Arme vor der Brust. "Hast du also vor, einsam ohne jegliche Kontakte hier zu leben?"
Gellert fuhr sich elegant durch sein blondes Haar und sah dabei ausgesprochen gut aus. "Wenn ich Freunde wollen würde, dann hätte ich welche."
Albus schnaubte. "Das glaubst auch nur du."
Nun zog Gellert eine Augenbraue herausfordernd hoch. "Ach ja? Ich kann es dir beweisen."
Amüsiert blickte Albus ihn an. "Okay, beweise es. Ich wette, du findest im Verlauf von diesem Tag keinen einzigen Freund hier im Dorf."
Und das erste Mal, seit Albus ihn gesehen hatte, grinste Gellert mit glitzernden Augen. "Nichts leichter als das. Komm um 24 Uhr wieder her und ich zeige dir meinen Freund."

*

Albus konnte nicht still sitzen und tigerte unruhig in seinem Zimmer umher. Er hoffte inständig, dass Gellert keinen Freund gefunden hatte, nicht dass er es ihm nicht gönnen würde. Aber Albus konnte auf unerklärliche Weise den Gedanken nicht ertragen, dass jemand anderes Gellerts Freund werden sollte, als er selbst.
Als seine Uhr endlich 23.55 Uhr anzeigte, stieg er aus seinem Fenster und schlich sich hinüber. Unsicher, ob er nun klopfen oder warten sollte, trat Albus von einem Fuß auf den anderen.
Doch glücklicherweise öffnete Gellert die Tür einen Augenblick später und winkte ihn herein. "Wehe Du bist nicht leise!", zischte er. "Meine Tante kann sehr ungemütlich werden, wenn sie beim schlafen gestört wird."
Albus nickte bloß. Sie schlichen eine schmale Treppe hinauf und dann in ein Zimmer, das sich als Gellerts Schlafzimmer herausstellte.
Es war leer.
Triumphierend drehte sich Albus zu Gellert um. "Wo ist denn nun dein Freund?"
Doch auch Gellert grinste überlegen. "Hier ist er doch."
Albus runzelte die Stirn. "Ich sehe ihn nicht.", meinte er und wandte seinen Kopf. Gellert trat näher an ihn heran. So nah, dass Albus sich zwingen musste, stehen zu bleiben und nicht zurückzuweichen. Nur noch ein paar Zentimeter trennten sie. Albus merkte, dass er ein Stück größer war, als Gellert, was in ihm ein gutes Gefühl auslöste.
Doch dieses Gefühl verpufft mit den geflüstert Worten Grindelwalds:
"Ich sehe ihn. Er steht genau vor mir."

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