Kapitel 4


Adoras Herz schlug heftig in ihrer Brust, als sie sich von dem Mast löste und auf die Rehling zurannte. Sie nutzte dabei ihre Magie, um auf dem Wasser nicht auszurutschen, doch es funktionierte nicht so gut, wie sie erhofft hatte. Sie schwankte trotzdem und rutschte das letzte Stück mehr als sie lief.

Ihr Blick glitt in die Schwärze, zu der sich das Meer verwandelt hatte. „Aaron", schrie sie, doch der Sturm, die Wellen und der Regen verschluckten ihren Schrei.

Was sollte sie tun? Sie sah ihn nicht einmal!

Panik durchströmte Adoras Adern und bevor sie darüber nachdachte, sprang sie über Bord, um kurz darauf auf dem Wasser zu landen. Sie stand auf diesem, doch die Wellen machten es ihr nicht leicht. Eine erwischte sie und schubst sie umher, doch davon ließ sie sich nicht einschüchtern. Sie blieb auf dem Wasser stehen und schützte sich selbst vor den Wellen, indem sie diese mit Wind zerteilte. Nur dank Aaron war sie mittlerweile so gut.

Gleichzeitig wusste sie aber auch, dass sie hier nicht lange bleiben konnte. Sie musste Aaron also sehr schnell finden. Doch wie? Alles war schwarz.

Sie brauchte Licht. Aber wie?

Adora versuchte, sich daran zu erinnern, was Aaron immer gesagt hatte. Sie sollte kreativ sein, wenn sie ihre Zauber wirkte. Sie musste sich vorstellen, was sie wollte.

Adora schloss die Augen und dachte an Lichter, die überall auftauchten und die Umgebung erhellten.

Als sie ihre Augen wieder öffnete, bemerkte sie, dass sich tatsächlich kleinere Kugeln aus Licht auf dem Meer befanden.

Eine Welle krachte gegen sie und riss sie von den Füßen, zog sie aber nicht in die Tiefe des Meeres.

Adora spuckte Wasser, während sie versuchte, sich auf die Lichter zu konzentrieren. Diese waren im Moment so klein wie Glühwürmchen. Das half ihr nicht.

Sie brauchte mehr Licht. „Aaron?", schrie sie, während sie sich umsah.

Zwischen den Wellen erkannte sie etwas, das immer wieder unterging, sich aber nach oben kämpfte.

Sofort rannte sie darauf zu, wurde aber kurz vorher erneut von einer Welle erwischt und zur Seite geschleudert.

Adora streckte ihre Hand aus, in der Hoffnung, sie könnte ihm irgendwie helfen.

Vom Schiff wurde ein Rettungsreifen geworden, der tatsächlich in Aarons Richtung ging. Erst in dem Moment bemerkte Adora, dass dieser leuchtete.

Schnell rappelte sie sich hoch und lief erneut auf den Prinzen zu. Diesem gelang es, sich am Reifen festzuhalten, doch der starke Wellengang und der Wind sorgten dafür, dass er trotzdem heftig hin und her geschüttelt wurde.

Adora kämpfte sich immer weiter vor, bis sie Aaron erreichte.

„Verflucht, was tust du hier?", fragte er tadelnd, aber auch erleichtert.

„Euer Leben retten", sagte sie harsch, weil sie einfach zu erschöpft zum Diskutieren war.

Adora griff nach ihm und zog ihn irgendwie aus dem Wasser. Sie wusste gar nicht, wie stark sie eigentlich war.

Schließlich hielt sich Aaron an ihr fest und seine Füße standen auf dem Wasser. Auch er schien Halt zu finden.

„Jetzt müssen wir nur noch zurück zum Schiff", keuchte Aaron, der Wasser spukte und heftig hustete.

Adora hingegen achtete auf die Umgebung und hob ihren Arm schützend, als eine weitere Welle auf sie niederkrachte.

Eine Art Schild bildete sich um sie herum und schützte sie. Allerdings ging Adora die Kraft aus. Das hier würde sie nicht mehr lange mitmachen.

Gemeinsam schleppten sie sich in Richtung Schiff, was nicht gerade ungefährlich war. Dieses schaukelte heftig und würde sie wahrscheinlich umhauen, wenn sie zu nah kamen.

„Festhalten", murmelte Adora an Aaron gewandt.

Dieser klammerte sich schon die ganze Zeit an ihr fest, tat es jetzt aber noch mehr.

Als sie der Meinung war, sie kamen dem Schiff nicht näher, sprang sie ab und hoffte, dass es reichen würde, um auf dem Schiff zu landen.

Ihre Magie tat ihr Übriges und ließ sie förmlich durch den Regen und Sturm schweben, bis sie wieder auf dem Schiff standen. Dort knickten ihre Beine weg und sie landete mit Aaron zusammen auf dem Holz des Decks.

Vor Adoras Augen wurde alles schwarz und ihr Körper fühlte sich an, als würde sämtliche Kraft ihn verlassen.

Als Adora ihre Augen wieder aufschlug, brauchte sie einen Moment, um zu realisieren, dass sie in einem Bett lag. Sie starrte an eine Holzwand, die ihr nicht bekannt vorkam, weshalb sie sich etwas drehte. Erst, als sie das kleine, runde Fenster bemerkte, wurde ihr klar, dass sie in ihrer Kajüte auf dem Schiff lag.

Das Schwanken hatte aufgehört und draußen war es hell.

Adora drehte sich noch ein wenig mehr und entdeckte Aaron. Er saß auf einem Stuhl in ihrer Nähe und war eingeschlafen. Ein bekannter Anblick, der sie lächeln ließ.

Leise ächzend setzte sie sich auf, womit sie Aaron weckte. Dieser schreckte auf, bevor er sie hellwach und alarmiert ansah. Es dauerte einen Moment, bevor er zu bemerken schien, dass sie wach war. Er entspannte sich etwas und schenkte ihr ein Lächeln. „Du hast mir das Leben gerettet", sagte er zärtlich, erhob sich und nahm Adora vorsichtig in den Arm. „Das war wirklich leichtsinnig von dir."

Adora erwiderte die Umarmung, legte ihre Gesicht an seinen Hals und atmete seinen Duft ein. Es fühlte sich so gut an, wieder an ihm zu lehnen und zu wissen, dass er noch lebte. „Ich hatte solche Angst", flüsterte sie mit erstickter Stimme. Die Vorstellung, Aaron in den Fluten zu verlieren, hatte ihr die Kraft gegeben und ihr Angst gemacht.

„Ich erst. Als mir klar wurde, dass du mir hinterher gesprungen bist, obwohl du nicht einmal schwimmen kannst, hast du mir einen halben Herzinfarkt verpasst", sagte er mit erstickter Stimme und zog sie fester an sich.

Adora schniefte, weil ihr die Tränen kamen. „Ich wusste nicht, was ich sonst hätte tun sollen", gestand sie mit rauer Stimme, während sie nach Luft rang und sich förmlich an ihm festkrallte.

Aaron streichelte sanft ihren Rücken, bevor er sie ein Stück von sich löste, damit er sie ansehen konnte.

Sanft strich er mit seinem Daumen ihre Tränen weg. „Es ist gut ausgegangen, aber bitte sei vorsichtiger. Niemand kann sagen, wie stark deine Kräfte deinen Körper strapazieren. Du hast fast fünf Tage geschlafen", sagte Aaron, wobei seine Stimme zitterte. Auch in seinen Augen standen Tränen.

„Dann wärt Ihr viellei-." Weiter kam Adora nicht, denn Aaron drückte ihr seine Lippen auf den Mund.

Sofort verstummte Adora, da diese Blitze durch ihren Körper jagten. Sie erzitterte, während ein angenehmes Kribbeln in ihrem Bauch zusammenlief. Was war das? Warum fühlte es sich so gut an?

Adora schloss ihre Augen, vergaß, was vorgefallen war und gab sich nur diesem Gefühl hin, das Aarons Lippen auf ihren auslöste.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top