Kapitel 2
Salziger Wind wehte Adora um die Nase und die Kühle ließ sie leicht erzittern. Sie war noch nie so weit am Hafen gewesen und wurde mit jedem Schritt, den das edle Tier, auf dem sie ritt, tat, nervöser.
Vor ihr bauten sich bereits prächtige Schiffe auf, während sich der Weg durch die Häuser wand.
Die Menschen waren alle geschäftig, grüßten aber trotzdem sehr häufig, wenn sie Prinz Aaron sahen.
Je näher sie dem Pier kamen, desto lauter wurden die Möwen.
Es war ein ganz seltsames Gefühl. Nicht unangenehm, aber es ließ Adoras Körper vor Aufregung kribbeln. Sie war noch nie auf dem Wasser. Zumindest glaubt sie das. Der Anblick der Schiffe löste keine wirklichen Gefühle in ihr aus.
Sie war lediglich neugierig darauf, wie es sein würde, in den Fluten des Meeres zu schwimmen.
Dieses Mal saß sie nicht mit Aaron zusammen auf einem Pferd, sondern hatte ihr eigenes.
Mit diesem trabte sie ein Stück hinter dem Prinzen, wie es angemessen war.
Rayan hatte sie begleitet und ritt neben Aaron. Er hatte gesagt, er wollte sie noch verabschieden, denn das Schiff würde heute Abend ablegen. Es war kein Handelsschiff, wie Adora anfangs erwartet hatte. Das Schiff war speziell für diese Reise ausgestattet und würde auch nur deshalb ablegen.
Adora wurde nervös.
Wie würde es auf einem Schiff sein? Würde es ihr gefallen oder nicht?
Adora spürte, dass sie leicht zitterte, als sie langsamer wurden.
Rayan und Aaron stiegen als erstes ab und übergaben die Tiere. Adora brauchte einen Moment und rutschte dann ungalanter vom Pferd, als sie es sonst getan hätte.
Das lag aber auch daran, dass ihr Körper noch immer nicht richtig gesund war.
Ihre Beine zitterten, was Adora darauf schob, dass sie das Reiten nicht mehr gewohnt war.
Sofort war Aaron an ihrer Seite. Nur wenig später trat Rayan auf ihre andere Seite. Beide legten ihr gleichzeitig sanft einen Arm um.
Adora wurde rot im Gesicht. „Es geht schon", stammelte sie überfordert.
Aaron lachte, ließ sie aber nicht los. Dafür Rayan, der sich scheinbar peinlich berührt räusperte.
„Bist du nervös?", fragte Aaron an ihr Ohr.
Sein heißer Atem ließ Adora schaudern, bevor sie vorsichtig lächelte. „Ja. Sehr", gestand sie.
Aaron streichelte ihren Rücken. „Es wird alles gut", versprach er sanft, während Rayan sie musterte.
„Du musst gut essen, damit du schnell wieder zu Kräften kommst. Wenn dir auf dem Schiff schlecht wird, sag jemanden Bescheid", wies Rayan an, der besorgt klang.
Adora nickte vorsichtig. „Ist es denn normal, dass einem schlecht wird?", fragte sie vorsichtig.
„Leider, ja", seufzte Aaron, der sich durch die Haare fuhr. „Wie sieht es mit deinen Beinen aus?"
Adora zuckte die Schultern. „Sie schmerzen ab und an noch, aber ich kann wieder recht gut laufen", versicherte sie, wurde aber immer noch von Aaron gehalten. Er führte sie zudem sanft in Richtung Schiff.
Als sie diesem näher kam, staunte Adora nicht schlecht. Es war ein wirklich schönes, großes Schiff, das sanft im Wasser trieb.
Die Segel waren wunderschön weiß und flatterten im seichten Wind.
Aaron führte Adora vorsichtig zu dem Steg, der sie nach oben bringen würde.
Als Adora auf diese Bretter trat, musste sie schlucken. Es fühlte sich seltsam an, doch sie riss sich zusammen, bis sie oben waren. Dort spürte sie das Schwanken kaum.
Hier herrschte hektisches Treiben. Männer huschten umher, trugen Dinge und machten das Schiff für die Fahrt bereit.
Adora wäre stehengeblieben, wenn Aaron sie nicht weitergeschoben hätte.
Er führte sie eine Treppe nach unten unter Deck. Hier waren ihre Zimmer. Adora erinnerte sich daran, dass man diese Kajüten nannte. Zudem war der Kapitän des Schiffes auch hier irgendwo in der Nähe. Zumindest, wenn er schlief.
Die Kajüte war nicht sonderlich groß, hatte aber zwei gemütliche Betten.
Adora gefiel es, da auch ein kleines, rundes Fenster vorhanden war. Dazu ein Schreibtisch. Wahrscheinlich würde Aaron hier arbeiten. Ob er ihr auch weiterhin beibringen würde, was für eine Botschafterin wichtig war? Sie konnte es kaum erwarten, sich nützlich zu fühlen.
Schließlich ging sie mit Aaron und Rayan wieder hinauf auf das Deck.
Dort erwartete sie in älterer Mann mit kurzem, gut gestütztem Bart und langen, braunen Haaren.
Rayan sprach kurz mit ihm und Adora bekam mit, dass er wohl der Kapitän des Schiffes war.
Die Unterhaltung wirkte fast freundschaftlich, doch Aaron zog sie mit sich zum Rand des Schiffes, damit sie hinaus aufs Meer sehen konnte.
Adora ließ ihren Blick über das blaue Wasser gleiten, das durch die Sonne in hellem Glanz strahlte. „Denkt Ihr, wir sehen Delphine?", fragte sie, denn bisher hatte sie von diesen Tieren lediglich gelesen.
„Das könnte durchaus sein", meinte er und lehnte sich neben sie an die Rehling. „Vielleicht sehen wir auch Meerjungfrauen", scherzte er.
Adora blickte ihn mit funkelnden Augen an. „Die gibt es wirklich?", fragte sie atemlos.
Aaron lachte. „In der Nähe der Magierlande sicherlich. Allerdings sind sie wohl sehr scheu."
Adora hatte in der Bibliothek über diese scheuen Wesen gelesen. Wunderschöne Frauen mit Fischschwänzen, die man in früheren Zeiten gejagt hatte. Ihre Schuppen waren angeblich magisch.
„Erzählt Ihr unserem jungen Gast Geschichten?", fragte eine tiefe Stimme, die Adora aufschrecken ließ. Als sie aufsah, bemerkte sie den Kapitän. Seine dunklen Augen blickte sie freundlich an und seine Lippen zierte ein Lächeln, das für Lachfältchen in seinem Gesicht sorgten. Zudem hatte er eine sonnengegerbte Haut, die voller Fältchen war.
„Kapitän", meinte Aaron nüchtern, der Adora den Arm umlegte. Es war eine sehr besitzergreifende Geste.
„Wie unhöflich. Mein Name ist Ramon Perez", stellte er sich vor, wobei er sich sogar leicht verneigte.
Adora riss ein wenig die Augen auf und knickste leicht. „Ich heiße Adora", sagte sie überfordert.
Der Kapitän lachte, was rau und sehr laut war. Es überforderte Adora, die jedoch noch immer von Aaron gehalten wurde.
„Mach dir nichts draus, er ist einfach so", winkte der Prinz ab. Adora hatte das Gefühl, sie verstand nicht, was hier los war.
Rayan kam auf sie zugeschlendert. „Ich verlasse euch jetzt. Passt gut auf euch auf", bat er und küsste Adora zum Abschied auf die Stirn.
Das wurde von Ramon skeptisch beäugt.
Adora ignorierte es, denn sie mochte es sehr, wenn Rayan ihr die Stirn küsste. Genau so gern, wie sie es hatte, wenn Aaron ihr beruhigend den Rücken streichelte.
„Ich passe gut auf", versprach Aaron ernst.
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